Wie Visa den Krieg gegen das Bargeld führt

Das Bargeld soll weg, damit Banken daran verdienen: An der Spitze der Verschwörung gegen Bürger schmiert Visa sogar Regierungen: Beispiel Bulgarien.

© Justin Sullivan/Getty Images

Der Kreditkartenanbieter Visa beschränkt sich in seiner Güte nicht darauf, Restaurants großzügig dafür zu bezahlen, kein Bargeld anzunehmen, und auch nicht darauf, der polnischen Verwaltung Kartenlesegeräte zu spendieren, damit diese dem Bargeld an den Kragen geht. Nun hat sie auch noch der bulgarischen Regierung die Feder geführt für ein Gesetz, das die Bargeldobergrenze halbiert. Zielwert sind 500 Euro wie in Griechenland. Die Begründung ist perfide.

Agressive Geschäftspolitik
Visa bezahlt Restaurants dafür, Bargeldannahme zu verweigern
Noch darf man in Bulgarien Rechnungen bis 10.000 BGN (gut 5.000 Euro) bar bezahlen. Nun wurde ein Gesetz beschlossen, das die Grenze ab 1.1.2018 auf 5.000 BGN halbiert. Es ist die Rede davon, die Grenze bis 2020 auf rund 500 Euro zu senken – wie in Griechenland. Als Begründungsvorlage hat AT Kerney im Auftrag des Kreditkartenanbieters Visa eine „Studie“ geliefert, die die steile Behauptung aufstellt, für jede zehnprozentige Erhöhung der elektronischen Zahlungen würde die Schattenwirtschaft um 5% schrumpfen.

Visa schreibt dazu einem bulgarischen Bericht zufolge:

Eine der Prioritäten von Visa ist es, Banken und Regierungen dabei zu unterstützen, elektronische Zahlungen auszuweiten und die Grenze für Barzahlungen zu senken. Solche Maßnahmen befördern den Übergang von einer bargeldbasierten Wirtschaft zu einer modernen Wirtschaft, die auf elektronischem Bezahlen aufbaut.

Visa unterstützt das natürlich nicht, weil der Weltmarktführer bei Kreditkarten an jeder dieser Zahlungen seine zwei Prozent verdienen will, sondern weil es die Schattenwirtschaft zurückdrängt, sagt das Unternehmen, und weiter:

Visa unterstützt die gegenwärtigen Anstrengungen der bulgarischen Regierung, um so mehr, als sie durch die Praxis der benachbarten Staaten mit einem ähnlich großen Anteil der Schattenwirtschaft, wie Griechenland und Rumänien, bestätigt werden.

Und dann werden die autoritären Maßnahmen als vorbildhaft beschrieben, die die Troika aus Europäischer Zentralbank, IWF und EU-Kommission der griechischen Regierung aufoktroyiert hat. Die Bargeldobergrenze wurde auf 500 Euro gesenkt. Wer nicht genug von seinen täglichen Ausgaben (abseits Miete etc.) mit Karte zahlt und die Belege aufbewahrt, bekommt eine Steuerstrafe. Alle Geschäfte und die meisten Freiberufler werden genötigt, Verträge mit Unternehmen wie Visa abzuschließen und Kartenlesegeräte bereitzuhalten. Wer Bargeld zu Hause aufbewahrt, muss es beim Staat deklarieren und bekommt es konfisziert, wenn er nicht nachweisen kann, dass er es legal erworben hat.

Diese Maßnahmen, die man der Schuldenkolonie aufgezwungen hat, aber sich bisher auf keinen Fall trauen würde, den Bürgern in den Herkunftsländern der Troika-Barone aufzuzwingen, diese Maßnahmen sind jetzt das Vorbild für Bulgarien.

Aus Sicht von Visa kann ich das natürlich verstehen. Dass die bulgarische Regierung das mitmacht, setzt wohl voraus, dass die „Unterstützung“ von Visa ziemlich großzügig ausfällt.

Der Beitrag von Norbert Häring ist zuerst hier erschienen.

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Kommentare ( 7 )

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Oleron
7 Jahre her

Ja, ja, die Schwarzarbeit, Steuerhinterziehung, Terrorismus, alles muss wieder herhalten als Begründung für die Abschaffung des Bargeldes. Und wenn man es dann geschafft hat, die Menschen mit einem Klick ihrer Ersparnisse beraubt hat, um die Staatsschulden der gesamten Länder Europas streichen zu können, dann wird das Erwachen kommen. Und dann wird der Aufstand mittels Einsatzes der neuen Armee bestehend aus „den neu Dazugekommenen “ niedergeschlagen. Die Finanzwirtschaft braucht das elektronische Geld, um die Menschen auch weiterhin abziehen zu können, die Politik braucht es, um weiter für die Finanzwirtschaft „das beste für die Bürger“ zu tun, die Bürger brauchen es, um… Mehr

Tom
7 Jahre her

Das ist die ultimative Optimierung der neoliberalen (welch nettes Wort für eine menschenverachtende Wirtschaft) Wirtschaft. Konzerne werden, wenn überhaupt, nur noch im Promille-Bereich steuerlich zur Kasse gebeten (siehe Luxemburg und wo sie überall „versteuern“). Dann treibt man Inflation nach oben und schafft den Zins ab. Wer sein Geld auf der Bank lässt, verliert real Kaufkraft. Wird nun das Bargeld abgeschafft, werden die Menschen zum Konsum gezwungen (oder müssen in Kauf nehmen, dass die Inflation alles verbrennt). Man holt sich alles bis zum letzten Cent. Die Konzerne machen unterdessen genug Geld, alles in stabile Werte wie Land und Immobilien zu stecken.… Mehr

NahGha
7 Jahre her

Es genügte, aus dem letzten m ein D zu machen.

jackhot
7 Jahre her

Seit wann tut irgendeine Bank etwas, OHNE daran Geld zu verdienen; auch wenn nicht sofort?

SusiSorglos70
7 Jahre her

Und wieder überreissen dieses Thema und erkennen die Auswirkungen nur EINIGE WENIGE unserer (blinden, dumpfen, drögen) Gesellschaft und diese Wenigen verzweifeln hinsichtlich der Ohnmacht und des Wissens für die düstere Zukunft …….. Außer, es passiert am 24.09, ein Wunder ….. Ich möchte die Hoffnung nicht verlieren. Und ja, ich wähle AFD. Und nein, ich wähle sie nicht aus Protest.

NahGha
7 Jahre her
Antworten an  SusiSorglos70

Auch ich habe ganz vernünftige Gründe dafür. Und ich bekenne freimütig, dass ich das Wählen der AfD mittlerweile als Notwehr ansehe.

Grutte Pier
7 Jahre her
Antworten an  SusiSorglos70

man muss/braucht die Afd nicht aus „Protest“ – man kann es, wie ich, auch aus voller Überzeugung tun, weil einfach das Programm stimmt.