Wer triggert wen? Über Narzissmus und Hysterie

Narzissmus und Hysterie – so problematisch sie im gesellschaftlichen Theater des Westens auch gesehen werden, gegen Langeweile gibt es kaum ein besseres Rezept. Eine Betrachtung von Burkhard Voß

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Schon die ersten Zeilen sind in der feministisch neu konstruierten Wirklichkeit womöglich eine Zumutung. Sollte der Artikel u. a. über als Feministinnen verkleidete einseitige Aktivistinnen handeln? Keine Sorge, so schlimm wird es nicht kommen. Oder doch? Aber im Gegensatz zu kritischen Tönen über den Feminismus ist die Wahrscheinlichkeit mit Narzissmus und toxischer Männlichkeit einen Journalistenpreis zu bekommen deutlich höher. Narzissmus und Hysterie – so problematisch sie im gesellschaftlichen Theater des Westens auch gesehen werden, gegen Langeweile gibt es kaum ein besseres Rezept.

Zunächst einmal: Wer ist Narzisst? Hat vielleicht sogar eine narzisstische Persönlichkeitsstörung? Natürlich Donald Trump. Wladimir Putin und Björn Höcke? Könnte möglich sein. Sahra Wagenknecht? Eine weibliche Narzisstin? Warum nicht. Im küchenpsychologischen Medientheater kann man sich so gut wie alle Persönlichkeiten, die einem irgendwie nicht in den Kram passen, insbesondere wenn sie rot-grünen Konstrukten widersprechen, als Persönlichkeitsauffällige zurechtdenken. Ob das dann mit der Realität übereinstimmt – schwer zu sagen.

Seit Jahrtausenden gibt es narzisstische Persönlichkeiten, die sich seit der griechischen Mythologie von der Figur des Narziss ableiten, der sich in sein Spiegelbild im Wasser verliebte. Was kennzeichnet einen Narzissten? „Ich bin Alkoholiker. Ich bin süchtig. Ich bin schwul. Ich bin ein Genie.“ – so die Selbstbeschreibung des großen US-amerikanischen Schriftstellers Truman Capote (1924 – 1984). Nur der letzte Satz ist für die narzisstische Persönlichkeit kennzeichnend. Sie ist von ihrer überragenden Bedeutung überzeugt, duldet keine Kritik an sich, ist einmalig, will ständig bewundert werden. Falls Benotungen stattfinden würden, hätte sie im Fach Empathie die Note 6- und bei der Ausnutzung von interpersonellen Kontakten die Note 1+ mit *.

Die narzisstischen Persönlichkeiten sind auffallend häufig mit dem männlichen Geschlecht assoziiert. Also mit dem heutzutage generell vorbelasteten Profil männlich, weiß, heterosexuell. Geht doch.

Und wie sieht’s mit der Hysterie aus? Sie wird auffallend häufig mit dem weiblichen Geschlecht assoziiert. Die Hysterikerin ist der festen Überzeugung, im Extrazug des Lebens zu sitzen. Alles Neue wird begeistert aufgegriffen, Neu sein ist per se schon ein Wert an sich, zumindest nützlich und positiv. Der Begriff „Hysterische Neuerungssucht“ kommt nicht von ungefähr. Traditionen und konservative Werte sind für die theatralische und dramatische Inszenierung des Selbst nur noch hinderlich.

Wechselt man von der individual- in die medial getriggerte massenpsychologische Dimension, so kann durchaus der Eindruck entstehen, dass unsere Gesellschaft zwischen Narzissmus und Hysterie hin und her oszilliert.

Narzissmus bei Männern und Hysterie bei Frauen – sowohl nach historischen als auch nach aktuellen Forschungsergebnissen scheint da durchaus was dran zu sein. Natürlich gibt es auch hysterische Männer und narzisstische Frauen, jedoch jeweils seltener.

Worüber wird am Häufigsten publiziert? Über narzisstische Männer bis hin zur toxischen Männlichkeit. Der Mann als Betriebsunfall der Evolution. Das an der toxischen Männlichkeit durchaus Zweifel berechtigt sind, hat die Chefredakteurin des Philosophiemagazins Dr. Svenja Flaßpöhler im Spiegel-Interview der Ausgabe 38/2024 formuliert: „Der populäre Begriff Toxische Männlichkeit geht mir jedenfalls nicht so leicht über die Lippen. Das liegt sicherlich daran, dass die Männer meiner Kindheit mir ein wichtiger Halt waren. Das Toxische kam eher von der weiblichen Seite.“ Aktuell sind hysterische Frauen in den Medien kaum noch ein Thema.

Vergleicht man die Publikationen zu den Themen Narzissmus und Hysterie in den Ländern Deutschland, Österreich und Schweiz von 2022 bis 2023 so wurde über Narzissmus in sämtlichen Zeitschriften, Fachzeitschriften einschließlich populärwissenschaftlicher Literatur bis hin zum Boulevard über das Thema Narzissmus 491-mal publiziert und über Hysterie 68-mal. Die Publikationen über Narzissmus übertreffen die über Hysterie um über das Siebenfache. Wobei der Narzissmus weit überwiegend männlich, Hysterie weit überwiegend weiblich konnotiert ist. Eigenartigerweise treten in der psychiatrischen bzw. psychologischen Forschung narzisstische und hysterische Persönlichkeiten bzw. Persönlichkeitsstörung in nahezu gleicher Häufigkeit auf. Die Medien spiegeln jedoch etwas ganz anderes wider. Wie kann das sein?

Laut Noam Chomsky, dem meistzitierten Intellektuellen der Welt, haben die Massenmedien im eigentlichen Sinn im Wesentlichen die Funktion, die Leute von Wichtigem fernzuhalten. Zitat: „Die Hauptinformationsquellen zum Wesen der Medien muss man so analysieren, wie ein Naturwissenschaftler vielleicht ein komplexes Molekül untersucht: Man betrachtet die Struktur und stellt dann auf dieser Grundlage eine These dazu auf, wie wohl das entsprechende Medienprodukt aussehen wird. Dann untersucht man das Medienerzeugnis, also einen Artikel oder eine Sendung, und schaut, wie gut es zur These passt.“

Und die Mehrzahl der bisher (2022 – 2023) publizierten Artikel über männlichen Narzissmus passen hervorragend zur These bzw. zum Narrativ des feministisch durchfluteten Zeitgeistes von toxischer Männlichkeit. Eins zu Null für die erfolgreichste Opfergruppe der Welt: Frauen.

Was macht der nicht-narzisstische Mann, wenn er alles richtig machen möchte? Wenn er grün ist beklatscht er Annalena Baerbock, auch wenn sie noch so dusseliges Zeug redet („Putin muss sich um 360° drehen“, Beispiele dieser Art könnte man ad infinito fortführen). Oder er jammert sich in Männergruppen aus, begibt sich in Psychotherapie, um an sich zu arbeiten. Wer meint, an sich arbeiten zu müssen, muss es verdammt nötig haben, dies nur am Rande bemerkt.

Emotionen ausagieren könnte als hysterisch gedeutet werden. Feminismus und Hysterie – gibt es da Verbindungen?

Auch wenn es grüne Männer gibt, die man auch als öko-grüne Soja-Sörens vorzugsweise als Messdiener auf einem evangelischen Kirchentag auftreten lassen sollte um das Gebet der feministischen Außenpolitik aufzusagen, so sind es doch weit überwiegend Frauen, für die feministische Außenpolitik eine Art neue Religion geworden ist.

Im Extrazug des Lebens sitzt die Feministin sowieso. Oder wie ist es sonst zu erklären, dass Frauenquoten im Management nachdrücklich gefordert werden, bei der öffentlichen Müllabfuhr, im Straßenbau oder auch im Abwassermanagement keine relevante Rolle spielen.

Den Brückenschlag schafft der Feminismus auch in der gendergerechten Sprachregelung. Für den gesunden Menschenverstand ist klar, dass mit dem generischen Maskulinum selbstverständlich auch Frauen gemeint sind. Doch die sonst auf große Sprachsensibilität gebürstete Feministin 3.0 begeistert sich an Worten mit Unterstrichen und sonstigem orthographischen Gedöns.

Tradition? Dann doch lieber Transgender. Und so haben zahlreiche Feministinnen sich das rotgrün gestrickte Kleid des Genderaktivismus angezogen und wissen nun genau, was die eigentlich wichtigen Themen sind. Z. B. das Eindringen von biologischen Männenrn in sämtliche Lebensbereiche von Mädchen und Frauen (Stichwort Selbstbestimmungsgesetz). Das Schicksal von Frauen in Gaza. Ohne auf das Schicksal von Frauen am 7. Oktober 2023 in Israel zu blicken. Oder auch das Schicksal von Transpersonen in Ruanda. Oder die Diskriminierung von Feministinnen in Aserbaidschan. Oder die mangelnde Akzeptanz von Feministinnen der Vereinigten Arabischen Emiraten.

Spätestens jetzt heißt es: Vorhang auf für das Theater des Feminismus. Und in diesem Theater umarmen sich oftmals leidenschaftlich Hysterie und Feminismus.
Fast könnte man dann meinen, der Feminismus tanzt eine Pirouette um sich selbst und befindet sich im Stadium der kognitiven Blindheit.


Dr. Burkhard Voß, Autor von „Deutschland in der Psychofalle“, Lichtschlag Verlag 2022

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Kommentare ( 2 )

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2 Comments
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Montesquieu
11 Tage her

Das Männer- Frauendingens ist ein neuropsychologisch zu erklärendes.
Neuropsychologie ist aber nazi, deswegen schreibe ich lieber nichts dazu.
Aber: es gehören immer zwei dazu.

H. Priess
12 Tage her

Herrlich!! Und ganz ohne Kommentare! Ich versuche es mal, der Feminismus hat sich selbst erledigt mit der Gleichstellung, der Vielfalt und der Anbiederung an die LBTQXYZ+/*/** und übrig bleib nur noch die Hysterie um die toxische Männlichkeit. Da jede Geschlechtlichkeit eben nur ein soziales Konstrukt ist und jeder sich als jedes identifizieren kann ist der Begriff Frau nur noch ein Überbegriff für Nichtmänner, Transen usw. eingeschlossen. Wer sich mal amüsieren will sollte auf youtube ZDF Historie die Suffragetten anschauen. Oder beim Blog von Hadmut Danisch nach lesen. Was den Narzismus angeht halte ich den für eine psychische Erkrankung die der… Mehr