„Ungarn und Polen nehmen ihren traditionelle Werte wichtiger als Geld“

Ungarn und Polen wollen nur die Existenz von Männern und Frauen anerkennen. Damit geraten sie in Widerspruch zu den neuen, von der EU vorgeschlagenen LGBTIQ-Gesetzen. Ein Meinungsbeitrag von Frank Furedi.

imago Images/LePictorium

Die EU will Ungarn und Polen eine Lektion erteilen, indem sie den beiden Ländern den neulich vorgestellten Plan zur „Förderung der Gender-Gleichheit“ aufzwingt. Der Plan würde bedeuten, dass Regierungen, die weiterhin darauf bestehen, es existierten nur zwei Geschlechter, nämlich Mann und Frau, würden angeklagt, weil sie die „Werte“ der EU verletzten und müssten deshalb mit ernsthaften finanziellen Sanktionen rechnen. Damit gerät die EU in Konflikt mit Ländern, die diese neue Sexualmoral der EU ablehnen.

Die Europäische Kommission hat am 12. November ihr allererstes EU-Strategiepapier zum Schutz von Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transgendern, Nicht-Binären, Intersexuellen und Qeeren (LGBTIQ) in Europa vorgestellt. Diese Strategie bezweckt nicht einfach den Schutz vor Diskriminierung. Ihr Ziel ist es, ein Gesetz zu verabschieden, das „die Rechte von Regenbogenfamilien schützt, so, dass ihre Elternschaft und gleichgeschlechtliche Partnerschaft in der ganzen Union anerkannt wird“.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Durch die Gesetzgebung in dieser Sache kann die Kommission behaupten, dass jede Regierung, die es ablehnt, im Einklang mit diesem neu geschaffenen Gesetz zu handeln, die Rechtsstaatlichkeit verletze. Und jede Nation, die diese Rechtsstaatlichkeits-Definition der EU ablehnt, wird beschuldigt, die Werte der EU nicht zu teilen, und wird automatisch als antidemokratischer Pariastaat gebrandmarkt. Der Konflikt ist damit auch ein Hebel, um widerborstige Staaten zu disziplinieren. Die Sexual-Moral der EU wird damit zur politischen Waffe.

Mit der LGBTIQ-Strategie verfolgt die EU die grundsätzliche Zielsetzung, Ungarn und Polen vor die Wahl zu stellen, entweder nicht mehr aus der Reihe zu tanzen oder sehr schwerwiegend bestraft zu werden. Plötzlich hatte man es in Brüssel sehr eilig, mitten in einer katastrophalen Pandemie das LGBTIQ-Strategiepapier zu veröffentlichen. Die Motivation dahinter war, die Angelegenheit zu nutzen, um Polen und Ungarn dafür zu bestrafen, was die EU schon länger als aufsässiges Benehmen betrachtet.

Ein integraler Bestandteil des EU-Kreuzzuges gegen ungehorsame osteuropäische Nationen ist es, Verhaltensweisen zu kriminalisieren, die diese Gesellschaften als normal erachten. So ist zum Beispiel die ungarische Regierung kritisiert worden, weil sie die Kultur der Heteronormalität aufrechterhält. In den Brüsseler woke-Kreisen wird heute die Auffassung, heterosexuelle Beziehungen seien die Norm, als kulturelles Verbrechen angeprangert.

23 Seiten migrationspolitisches Eigenlob
Deutschland: Musterschüler in Sachen Migration
Sowohl die ungarische als auch die polnische Regierung hat erklärt, dass sie die Gleichheit zwischen Männern und Frauen bedingungslos unterstützt, jedoch die Forderung der EU nach „Gendergleichheit“ ablehnt. Warum tun sie das? Weil sie im Gegensatz zur subjektiven Genderideologie, die die binäre Unterscheidung zwischen Mann und Frau als transphob ablehnt, an der Auffassung festhalten, dass es nur zwei Geschlechter, nämlich Mann und Frau gibt. Im Gegensatz zu den westlichen Verfechtern der Trans-Kultur lehnen sie die Behauptung, das Geschlecht sei subjektiv, ab, und bestehen auf die biologische Bestimmtheit durch die XX und XY Chromosomen als Mann und Frau.
Es gehört zur LGBTIQ-Strategie der EU, die Liste der von der EU definierten „Verbrechen“, wie sie in Artikel 83 des Vertrages über die Arbeitsweise der Europäischen Union enthalten sind, durch Hassverbrechen und Hassrede zu erweitern, mit inbegriffen wären auch gegen LGBTIQ-Menschen gerichtete Verbrechen dieser Art. Es sind darüber hinaus Gesetzesinitiativen zum Schutz von Regenbogenfamilien geplant, so dass ihre Elternschaft und gleichgeschlechtliche Partnerschaften in der gesamten EU anerkannt werden müssen. Es besteht kaum Zweifel, dass Polen und Ungarn Widerstand gegen diese Gesetze leisten, und sie dann von der EU-Führung erneut beschuldigt werden, die Rechtsstaatlichkeit verletzt zu haben.

Ein Sprecher der ständigen Vertretung Ungarns bei der EU erklärte dazu: „Die Definition dessen, was man unter Gender versteht, gehört zu den ausschließlichen Kompetenzen der Mitgliedstaaten, und das muss respektiert werden“, und fügte hinzu: „Die Dokumente der EU sollten deshalb nur Hinweise enthalten, die für alle Mitgliedstaaten akzeptabel sind, auf einwandfreien rechtlichen Fundamenten und auf einvernehmlichen Definitionen beruhen.“

Die EU allerdings will gar kein Einvernehmen. Sie ist nicht bereit, abweichende Ansichten und Traditionen auf dem Gebiet des Sexual- und Familienlebens zu tolerieren. Sie besteht darauf, dass sie allein befugt sei, über diese intimen moralischen Fragen zu entscheiden.

Die EU hofft, dass sie, indem sie die Finanzierung von der Akzeptanz ihrer LGBTIQ-Strategie abhängig macht, Polen und Ungarn wird zwingen können, entsprechend dem für koloniale Untertanen vorgesehenen Drehbuch zu handeln. Die Kommentare der politischen Führungen der beiden Nationen in den letzten Tagen deuten an, dass die Stragie – zumindest zur Zeit – nicht funktionieren wird. Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orbán erklärte in diesem Zusammenhang, dass Werte wichtiger seien als Geld.

Was die EU wirklich befürchtet, ist, dass nicht nur Polen und Ungarn ihre LGBTIQ-Strategie ablehnen. Möglicherweise sehen auch Millionen von Menschen in ganz Europa in der LGBTIQ-Strategie den Willen, ihre Lebensweise zu unterminieren. Sie könnten sich in ihren tiefsten Herzen wünschen, auch ihre Regierungen hätten den Mut, gegen die moralisierenden Ambitionen Brüssels aufzustehen.


Frank Furedi ist emeritierter Professor der Soziologie an der Universität von Kent, Autor zahlreicher Bücher und politischer Kommentator der Gegenwart.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 95 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

95 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Milliarden von Galaxien
3 Jahre her

Der Witz ist nur, dass Frau von der Leyen niemand in ihr derzeitiges Amt gewählt hat. Aber das interessiert wohl nicht mehr.

G Koerner
3 Jahre her

Hat Europa eigentlich keine anderen Probleme, als sich um die Befindlichkeiten von 0,00002% der Menschheit zu sorgen und zu kümmern?

AndiScheuer
3 Jahre her
Antworten an  G Koerner

Hallo G,
ich sehe das genauso! Warum nicht einfach mal eben die Rechte von Minderheiten stärken und fertig!
Dann könnten sich die Länder Europas den echten Problemen zuwenden, anstatt Finanzierungspläne in Milliardenhöhe zu blockieren.

Konservativer2
3 Jahre her
Antworten an  AndiScheuer

Welche Rechte fehlen denn den Minderheiten?

Alexis de Tocqueville
3 Jahre her
Antworten an  Konservativer2

Freie Rede. Schutz vor der Antifa.

AndiScheuer
3 Jahre her

Sehr geehrter Herr Frank Furedi, in ihrem Meinungsbeitrag blenden sie meiner Meinung nach alles aus, was den Druck aus Brüssel rechtfertigt. Nicht nur das vom Veto Polens und Ungarns die gesamte Finanzplanung abhängt. Nein Sie blenden auch aus das in diesen Länder nicht nur traditionelle Werte „verteidigt werden“ sondern auch das Trans und Homophobe Meinungen toleriert werden und Rassistisches Gedankengut unter Orban gefördert wird. Sie blenden auch aus das insbesondere in Ungarn gerade eine Gleichschaltung der Medien stattfindet und beide Länder in den letzten Jahren massiv von EU Geldern (auch unsere/ meine Steuergelder) profitiert haben. Nicht zu vergessen die massiven… Mehr

Konservativer2
3 Jahre her
Antworten an  AndiScheuer

Es sehen jedoch viele so, dass diese Länder die letzte Bastion darstellen, die sich der LGBIQXYZ-Ideologie nicht beugt und an der nun seitens der EU ein Exempel statuiert werden soll. Nicht vergessen: lange Jahre lang war das alles kein Thema, alle haben gut damit gelebt; wieso neuerdings? Warum soll ich mir ständig über etwas Gedanken machen, das mich nicht interessiert? Wenn Sie jeden Tag mit den Befindlichkeiten mongolischer Elefantenpfleger oder ostsibirischer Mückenzüchter bombardiert werden, geht Ihnen das garantiert auch ziemlich schnell auf die Nerven. Druck erzeugt Gegendruck. Gleichschaltung der Medien? In Deutschland gilt: eine Nachrichtensendung und eine Satireshow anschauen reicht… Mehr

Last edited 3 Jahre her by Konservativer2
Heike
3 Jahre her

Gegen die Naturgesetze kommt keine Ideologie an. Mutter = Frau, Mann = Vater. Punkt!

Michael Theren
3 Jahre her

Die EU(dssr) ist schlicht ein Feind der europäischen Zivilisation und damit ein Feind Europas…Polen und Ungarn mögen durchhalten, Lichter in der Finsternis…wenn ich allerdings an Biden und Polen mit seiner USA Affinität denke….

Kurt Drummer
3 Jahre her

Mir wird es immer ein Rätsel bleiben, wie eine solche absolut minimalistische Minderheit von sich anders Fühlenden, einen solchen politischen Aufstand anzetteln konnten/durften. Man fühlt sich als heterosexuell veranlagter Mensch als Minderheit, wenn man nicht wenigstens ein bisschen Bi oder Schwul ist, oder an seiner genetischen Herkunft zweifelt.. Einfach nur abartig dieses Theater. Vor allem wenn man bedenkt, was dieser ganze Genderschwachsinn den Steuerzahler kostet.

AndiScheuer
3 Jahre her
Antworten an  Kurt Drummer

Hallo Kurt,
warum fühlst du dich als Minderheit? Haben Heterosexuelle Menschen weniger Rechte? Oder kommen dir in der öffentlichen Berichtserstattung zu wenig vor?
Wird dir nicht genug fürHeterosexuelle Menschen getan?
Was genau stört dich?

Konservativer2
3 Jahre her
Antworten an  AndiScheuer

Dass unsere Haltung verunglimpft wird, wie es ein Kommentator unten beschrieben hat. Dass der Besitz einer Minderheiteneigenschaft zu einer Nichtdiskriminierung und somit einer faktischen Bevorzugung zwingt, um nicht in den Verdacht der Diskriminierung zu geraten (–> Stellenanzeigen).

Auißerdem habe ich keinen Bock, mich um Minderheiten zu kümmern. Ich habe mit meinem Nachwuchs genug zu tun.

Maja Schneider
3 Jahre her

Orban hat doch völlig Recht mit der Feststellung, dass Werte wichtiger sind als Geld. Die EU arbeitet wirklich mit allen Mitteln, um Polen und Ungarn in die Knie zu zwingen, hoffentlich halten beide an ihrer Linie fest und andere Länder ziehen nach. So nimmt man Staaten ihre Souveränität und erpresst sie. Es wird Zeit, dass diesem Treiben der EU-Fürsten endlich Einhalt geboten wird!!

Kaltverformer
3 Jahre her

Die EU ist ein sozialistisches Gebilde und die Systemmedien versuchen zu verschleiern, dass es in Sieben-Meilen-Stiefeln Richtung neuem Sozialismus gehen soll.
Von den Deutschen erwarte ich mir keinen Widerstand, sind doch Merkel & Co die Betreiber.
Ich hoffe, dass Ungarn und Polen stand halten und dadurch Zeit gewonnen wird, dass andere Staaten aufwachen und diesem EU-Projekt absagen.
Die EWR war ein toller Gedanke, aber wie überall wo Sozialisten was zu sagen bekommen, geht´s dann bergab Richtung Zerstörung.

Bummi
3 Jahre her

Langfristig wird die EU zerfalen. Die Mitglidschaft ist nur von Vorteil wenn man Geld bekommt. Das geht nun aber zu Ende. Und glaubt irgendjemand in Ungarn und Polen wird man Geld an Brüssel als Nettozahler überweisen.An diesen überdimensionierten, teuren nutzlosen, Apparat von Hofschranzen.

drnikon
3 Jahre her

Hallo? In Deutschland gibt es sehr viele Bürger die traditionelle Werte ebenfalls pflegen und ernst nehmen. Sie bekommen jedoch kaum Aufmerksamkeit und wenn, dann eher verunglimpfend.