Es wird Zeit, aus dem Schubladendenken auszubrechen und Puzzlesteine einer möglichen Anschlagsplanung frühzeitig zusammenzusetzen. Erst wenn die Terrorgefahr allgegenwärtig ist, kann eine einzelne Nachlässigkeit einen Anschlag ermöglichen. Dem gilt es vorzubeugen. Von Munawar Khan
Ein Truck rast am frühen Neujahrstag mit hoher Geschwindigkeit im Vergnügungsviertel von New Orleans in die friedlich feiernde Menschenmenge. Zwei Wochen nach der Amokfahrt auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Terror scheint allgegenwärtig zu sein, und schnell wird wieder nach Verantwortlichen für eine Sicherheitslücke gesucht. Doch um dem Terror zu begegnen, muss jeder selbst aufmerksamer werden.
Vierzehn Menschen werden um drei Uhr morgens bei diesem US-Anschlag mit einem Elektro-Pickup-Truck aus dem Leben gerissen, mindestens 35 verletzt, der 42-jährige Täter Shamsud-Din Jabbar von der Polizei im anschließenden Schusswechsel getötet. Er trug Tarnkleidung und führte eine IS-Flagge mit sich. Auf seinem Facebook-Account finden sich fünf letzte Videos, die auf der sechsstündigen Fahrt von seinem Wohnort in Houston nach New Orleans entstanden sind.
In einem dieser Videos erklärt der gebürtige US-Bürger, dass er eigentlich seine Familie zu einer Feier versammeln wollte, um sie umzubringen. Diese Planung habe er aber verworfen, weil dann in den Nachrichten keine Trennung zwischen Gläubigen (Muslimen) und Ungläubigen deutlich würde. In einem anderen Video erklärt er, dass er ISIS bereits im Sommer beigetreten sei. Sein Tatmotiv: Terror für seinen Gottesstaat. Doch warum fiel der Täter zuvor nicht auf?
Anschlagsplanungen gehören schon zum Alltag
Seit den letzten größeren islamistischen Anschlägen aus den Jahren 2016 und 2017 sind einige Jahre ins Land gegangen. Die Öffentlichkeit hat sich mit anderen Themen beschäftigt, zuletzt mit den turbulenten Präsidentschaftswahlen. Der IS-Terror schien fern, doch allein 2024 wurden durch die US-Sicherheitsbehörden mindestens sieben Anschläge frühzeitig vereitelt, drei davon im Oktober. Oftmals poppen zuvor Posts mit radikalisiertem Inhalt in den sozialen Medien auf oder es gibt Hinweise auf eine Anschlagsplanung. Aber auch hierbei gelten Raster: Ein Armee-Veteran wie Shamsud-Din, der als Immobilienmakler arbeitet, entspricht schon fast einem Alibi.
Seine beiden Elternteile, Abd Alrahim Jabbar und Herma Regina Everett, arbeiteten an öffentlichen Schulen und waren als Demokraten-Wähler registriert. Shamsud-Din wuchs zunächst muslimisch auf, erst nach der Trennung seiner Eltern während seiner Schulzeit schloss er sich einer lokalen christlichen Gemeinde an. Er beendete ein Bachelor-Studium in Betriebswirtschaftslehre und trat in die US-Armee ein. Dort diente er fünf Jahre aktiv und bis 2020 fünf Jahre in der Reserve als IT-Spezialist. In seiner Verwendung wurde er auch in Afghanistan eingesetzt. Dort dürfte er mit dem radikalen Gedankengut des IS in Berührung gekommen sein.
Seine erste Ehe, aus der zwei Töchter hervorgingen, scheiterte während seiner aktiven Dienstzeit. Seine zweite Ehe scheiterte während seiner Zeit als Reservist. Die Unterhaltsforderungen, auch für seinen Sohn aus zweiter Ehe, summierten sich. Es gab zunehmend Rückstände. Nach zwei Jahren im Zivilleben, das er als Immobilienmakler bestritt, war er mit 27.000 Dollar bei seinen Hausraten im Rückstand und seine Kreditkarten hatten ein Minus von 16.000 Dollar. Die letzten zwei Jahre lebte er in einem heruntergekommenen Trailerpark. Seinem Vermieter erklärte er zuletzt, er ziehe nach New Orleans um. Dafür mietete er einen Pickup-Truck. Doch die Fahrt endete in einem Massaker.
Wir können nicht in der Angst leben
Unmittelbar nach dem Anschlag rief der Gouverneur von Lousiana, Jeff Landry, den Notstand aus. Auf diese Weise konnte sofort ein Großaufgebot von 1.000 Sicherheitskräften und Helfern am Tatort und in den Ermittlungen aktiv werden. Jedem Hinweis wurde seitens des FBI nachgegangen. Zugleich wurde der Tatort intensiv untersucht und zwei vom Täter angebrachte improvisierte Sprengkörper (IED) vernichtet.
Kaum 24 Stunden später gab es eine gemeinsame Pressekonferenz aller Beteiligten, auf der Landry erklärte: „Ein derartiger Anschlag kann in jeder Stadt stattfinden und das ist das Tragische dabei. Es ist wichtig für die Menschen zu verstehen, dass wenn wir unsere Mitbürger vor dem Bösen bewahren wollen, wir es vernichten müssen.“ Er zitierte dabei die Aussage eines jungen Mannes, der den Anschlag überlebt hat und sagte, man könne nicht in Angst leben, das würde einen nur paralysieren.
Bereits am Morgen gaben die Ermittlungsbehörden die Bourbon Street frei, sie wurde gesäubert. Als erstes konnten die Ladenbesitzer wieder zu ihren Geschäften. Der Normalbetrieb startete, auch wenn überall auf Halbmast geflaggt ist. Anfang Februar wird in New Orleans der Super Bowl ausgetragen. Football-Spiele, die Zehntausende anziehen werden. Der März bringt die Mardi-Gras-Umzüge. Die Stadt lebt vom Tourismus. Die Vermeidung von Anschlägen ist zum Teil des Alltags geworden.
Bedrohliche Warnsignale ernst nehmen
Die fünf Ankündigungsvideos auf Facebook verbreitete Shamsud-Din zu kurz vor der Tat, als dass sie sich hätte verhindern lassen. Die als Sicherheitssperre vor der Bourbon Street angebrachten Poller waren im Austausch, lediglich ein quer geparkter Polizeiwagen sollte die belebte Straße absichern. Eine Nachlässigkeit, die sich der Täter zu eigen machte. Das bedeutet aber auch, dass er den Tatort zuvor ausgekundschaftet haben muss.
Ein früherer Freund berichtete, dass er bereits 2017 bemerkt haben will, dass sich der Täter extrem passioniert seiner Religion zugewendet hatte. In den Jahren danach scheiterte seine zweite Ehe, es gab kleinere Strafdelikte, die zu Geldstrafen führten. Er kappte zunehmend seine sozialen Kontakte. Seine letzten Nachbarn im Trailerpark kannten ihn nur vom flüchtigen Grüßen. Wovon er in den letzten zwei Jahren lebte, ist noch nicht geklärt. Seine Lizenz als Makler war bereits 2023 abgelaufen. Den Vermieter zahlte er bar.
Die Polizei fand drei Telefone und zwei Laptops von Shamsud-Din, die in der ersten Auswertung keine Hinweise auf die Beteiligung eines Netzwerks lieferten. Doch der erklärte Islamist nutzte eine mindestens halbjährige Vorbereitungsphase für seinen Anschlag. In diese Zeit fiel auch eine Bewerbung bei der US-Navy im August 2024. Da er nicht zum Boot Camp erschien, wurde er aus dem Programm wieder gelöscht.
Es gibt keine 100-prozentige Sicherheit mehr
Wie auch bei dem Anschlag in Magdeburg wird deutlich, dass zu sehr in Klischees gedacht wird. Ein Army-Veteran, der in den USA groß wurde, als Demokrat gelistet war und bei der Heilsarmee und anderen karitativen Projekten beteiligt war, kann nicht ein ideologisch verblendeter Islamist sein. Also werden Warnsignale ausgeblendet. Ein in Deutschland tätiger Arzt aus Saudi-Arabien, der über Jahre in sechs Bundesländern negativ auffiel und gegen den Strafanzeigen gestellt wurden, kann aber als Islam-Kritiker nicht zum Amokfahrer werden.
Es wird Zeit, aus diesem Schubladendenken auszubrechen und die Puzzlesteine einer möglichen Anschlagsplanung frühzeitig zusammenzusetzen. Dazu kann jeder beitragen, dem etwas im Alltag auffällt. Erst wenn die Terrorgefahr allgegenwärtig ist, kann eine einzelne Nachlässigkeit die Ausführung eines Anschlags ermöglichen. Dem gilt es vorzubeugen. Auf die Frage, ob die Sicherheit nun wieder garantiert ist, sagte der Gouverneur auf der Pressekonferenz, dass jedes Mal wenn ein bad guy etwas Derartiges ausführt, klar wird, dass es keine hundertprozentige Sicherheit mehr gibt. Damit werden wir umgehen müssen.
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Die wissen doch ganz genau, was für ein kriminelles Völkchen zu einem nicht unbeachtlichen Teil sich unter die Einwanderungskarawane mischt um sich bei uns zu bereichern, was man verstehen kann in Bezug auf ihren heimischen Lebenstandard, wo sogar noch hinter bösen Absichten bei uns noch fettere Beute winkt und das alles zusammen verbuchen sie unter der Rubrik Kollateralschäden, denn nicht vergessen, den Migrationspakt haben sie im vollen Bewußtsein ihrer geistigen Kräfte unterzeichnet, wohlwissend was da kommen kann. Jetzt wo es immer mehr zum Problem für sie wird, predigen sie genau das Gegenteil und das alles in frecher Weise ohne Entschuldigung… Mehr
„Dazu kann jeder beitragen, dem etwas im Alltag auffällt.“ Das entspricht dann dem Alltag einer beliebigen totalitären Gesellschaft. Besonders ausgeprägt war dies in Sowjetrußland; da würde jeder Brücke, jeder Staudamm, jede staatliche Einrichtung von bewaffneten Milizionären bewacht. Der Bürger wurde permanent ermahnt, jede Auffälligkeit den Behörden zu melden. Nun sehen wir im Westen das Heil im Totalitarismus. Das ist obskur aber nicht unlogisch. Was die Jakobiner „lostraten“ manifestiert sich nun in der „bürgerlichen“ Gesellschaft, weil diese das Versprechen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit nie erfüllen wollte, es ging immer nur um Machterringung und -erhaltung die sowohl monetär als auch ideologisch begründet… Mehr
„Es wird Zeit, aus dem Schubladendenken auszubrechen und Puzzlesteine einer möglichen Anschlagsplanung frühzeitig zusammenzusetzen“ Leider ja. Aber was bedeutet es für uns? Misstrauen. Jede humorvolle aber mislungene Übertreibung kann zu Anzeige führen. Wir werden eine humorfreie Gesellschaft… Weil die Gefahr, misverstanden zu werden, steigen wird, werden wir unseren Freundeskreis beschränken. Weniger Kontakte bedeuten weniger Informationsaustausch – wir werden leichter manipulierbar sein. Es bedeutet auch weniger Entwicklungsmöglichkeiten aus der Kommunikation mit den anderen… Soll das im freiwilligen Hausarrest enden??? Ich will, dass meine Kinder genauso frei aufwachsen wie vor 20 Jahren. Das ist nicht viel verlangt. Kinder von Asylanten sollen auch… Mehr
Selbst wenn mir etwas auffallen sollte und ich versuchen würde, es zu melden, würde ich die Wahrscheinlichkeit, dass ich wegen antimuslimischem Rassismus angeklagt würde, höher bewerten als die Wahrscheinlichkeit, dass dem Verdacht nachgegangen wird, erst recht innerhalb einer angemessenen Bearbeitungszeit.
Behaupten Sie einfach, sie dachten, die Person sei inzwischen eingedeutscht… dann ist es ja ein „Deutscher“.
Die wirklich einzige Möglichkeit diesen fanatischen und religiös verwurzelten Terror zu begenen, ist das Verbot der Ausübung besagter Religion innerhalb eines westlich geprägten Landes. Ja, es wäre radikal, aber warum müssen durch die naive Toleranz immer die Unschuldigsten den Preis dafür bezahlen. Wann wird diese Rechnung zu hoch?
Es gibt schon Gemeinsamkeiten vieler Täter, nämlich eine „religiöse“ Radikalisierung bei Menschen, die aus der entsprechenden Kultur stammen. Vielleicht sind diese wegen zwischenzeitlich „areligiösen“ Lebensstils besonders leicht anhand von Schuldgefühlen zu radikalisieren?
In hocharbeitsteiligen Gesellschaften gibt es sehr viele verschiedene Fachleute, so auch in der Forensik/Kriminalistik. Genau diese Fachleute beschäftigen sich mit Terrortaten; und das ist gut so.
Von diesem Täter weiss man nun, dass er islamisch/koranisch erzogen wurde, persönlich wie beruflich scheiterte [und nicht mehr aufstand] und eine sehr öffentlichkeitswirksame Inszenierung seines Todes [murder–suicide/homicide-suicide/suicide by cop] wählte.
Das ist ein mutmaßlicher Hinweis, der mutmaßlich auf eine Verbindung zu mutmaßlichem islamistischen Gedankengut hindeuten könnte, aber es dürfen keine voreiligen Schlüsse gezogen werden, es sind noch umfangreiche Ermittlungen notwendig, würde die „Tagesschau“ dazu sagen.
Woher kam der Vater des Attentäters – und wie hat er es geschafft, in die USA zu kommen? Oder war die Mutter Muslimin?
Zusätzlich zu bedenken:
inzwischen bezirzt man übers www dafür anfällige Menschen, die nicht unbedingt aus diesem Kulturkreis kommen müssen – die dann in ähnliche Attentate involviert werden.
Der Islam scheint mir das Mittel zu sein, Massen zu mobilisieren ohne auf kostspielige Propaganda angewiesen zu sein. Insofern dient der Begriff „Islamismus“ nur der Verschleierung, man will Verwirrung stiften.
Das Problem ist, dass die Prioritäten in der Exekutive verrutscht sind. Wir haben eine Politikerkaste, die keine Resilienz vorweisen kann und aufgrund mangelhafter Bildung allergisch auf Kritik, auch Anfeindungen und Verleumdungen reagieren. Daher missbrauchen die die staatlichen Ermittlungsstellen für ihre eigenen Eitelkeiten und vernachlässigen die eigentliche Verantwortung.
So individualisiert scheint mir das gezeigte Verhalten dann doch nicht – denn sie sind dabei, eine ganze Bevölkerung durch ihre Anzeigen in Angst zu treiben, weiter frei von der Leber weg zu sagen, was sie denken. Und da scheint Kalkül dahinter zu stecken – egal, ob sie eine DDR 2 initiieren oder ob der Islam hier raumgreifend Überhand gewinnt. Bei beiden Formen ist Unterwerfung angesagt – was heißt, dass es Freiheit und Entwicklung wie Kreativität beschnitten werden. Die einen stecken welche sichtbar unter Stofffetzen – die anderen ummanteln einen immer dichter, ohne dass es für alle wahrnehmbar wird – oder?… Mehr