Der Pedelec-Hersteller und -Händler Vanmoof ist pleite. Das Management scheint sich verschätzt zu haben. Derweil steigen die Unfälle mit E-Bikes in Deutschland rasant. Immer wieder sterben auf den Straßen Menschen. Gehört der Trend zum elektrisierten Fahrrad bald der Vergangenheit an? Von Samuel Faber
Mit schlappen 3.498 Euro sind Sie dabei und bekommen das neuste Modell von VanMoof, das S5. Hierbei handelt es sich nicht etwa über ein überteuertes Smartphone oder Tablet. Nein, VanMoof produziert und verkauft E-Bikes. Besser gesagt verkaufte. Denn seit vergangener Woche ist klar: Der einstige Shooting Star aus den Niederlanden ist pleite und muss die Insolvenz antreten.
Am Mittwoch, den 19. Juli, kam es vor einem Laden von VanMoof in Amsterdam zu tumultartigen Szenen. Viele hatten ihr Fahrrad entweder zur Reparatur gebracht oder sie wollten ihr vor Monaten bestelltes und teilweise bezahltes Rad abholen. Eine Kundin gab sich besonders wütend: “Ich bin hier, um mein Fahrrad abzuholen, aber sie lassen mich nicht rein. Das ist eine Schande!”
Im Lockdown investierte VanMoof kräftig
Doch wie konnte es zu dieser Pleite kommen? Im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen profitieren Unternehmen wie VanMoof von der Corona-Pandemie. Im Zuge der Lockdowns und Schließungen von Fitnessstudios wichen viele auf das Fahrrad aus. Das bietet sich hierbei für ältere Menschen, aber auch für Personen, die in bergigen Regionen leben, besonders an. Auch die Tatsache, dass aufgrund der Angst vor dem Virus viele Menschen den öffentlichen Nahverkehr scheuten, halfen Firmen wie VanMoof. Schon früh in den ersten Lockdowns investierte das niederländischen Unternehmen kräftig.
Lieferengpässe und technische Probleme
Das Problem lag jedoch woanders: Die Nachfrage gestaltete sich nicht so hoch, wie die Erwartungen der Konzernspitze waren. Einerseits kämpfte VanMoof mit technischen Problemen, andererseits wurde die Produktion immer wieder von massiven Lieferengpässen und langen Lieferzeiten gestört. Bereits im Jahr 2021 musste die Firma einen Verlust von 80 Millionen Euro verbuchen, ähnlich wie im Jahr 2022.
Zwar genießen E-Bikes einen guten Ruf; im Volksmund gelten sie als besonders umweltfreundlich, obwohl die Ökobilanz auch an der Tatsache hängt, woher der Strom tatsächlich kommt, der den elektrischen Drahtesel antreibt. Abgesehen davon und von der Herstellung und dem Recycling der Batterie wurden die Vehikel in den letzten Jahren zu einer echten Gefahr im Straßenverkehr.
Unfälle mit Personenschäden steigen rasant an
So sind die Unfälle mit den sogenannten Pedelecs seit dem Jahr 2014 stark gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt berichtet, registrierte die Polizei in Deutschland vor acht Jahren 2.245 Unfälle mit E-Bikes, im Jahr 2021 lag die Zahl mit mehr als 17.000 fast siebenmal so hoch. Gezählt wurden nur Unfälle mit Personenschaden. Die Zahlen für das Jahr 2022 liegen noch nicht vor.
Grund für den rasanten Anstieg sei insbesondere das nach wie vor höhere Alter der Verunglückten, sagte Bernhard Veldhues, Leiter der Gruppe Wirtschaftsstruktur und Verkehr beim Statistischen Bundesamt gegenüber der Zeit. Denn bei Stürzen nimmt mit zunehmendem Alter die Wahrscheinlichkeit schwerer Verletzungen zu. Da heißt die Diagnose schnell: Schenkelhalsbruch, oder schlimmeres. Auch die Tatsache, dass im Alter Seh- und Hörkraft sowie Reaktionsgeschwindigkeit abnimmt, trägt zu dem starken Anstieg bei.
131 Menschen kamen 2021 ums Leben
Aber auch bei jüngeren E-Bike Fahrer sind vor Unfällen mit leichten und schweren Verletzungen nicht gefeit: Waren im Jahr 2014 noch knapp mehr als die Hälfte der verunglückten Pedelec Fahrer mindestens 65 Jahre alt, lag ihr Anteil im Jahr 2021 nur noch bei einem Drittel. Im Jahr 2014 war jeder neunte Mensch, der mit einem Pedelec verunglückte, unter 45 Jahren alt, 2021 bereits jeder vierte.
Inwieweit der Trend der teuren E-Bikes aufgrund der Pleite von VanMoof ein Ende hat, bleibt abzuwarten. Sicher ist aber schon heute: Pedelecs können eine Gefahr für den Straßenverkehr darstellen. Neben älteren Menschen, die aufgrund schwindender kognitiven Fähigkeiten zu Fehlern neigen, überschätzen gerade junge Menschen die Gefahr des elektrisierten Fahrrades. Oftmals endet die Fahrt tödlich.
Im Jahr 2021 kamen 131 Menschen auf einem E-Bike ums Leben, darunter 34 Alleinunfälle. Dies sind Unfälle, bei denen nur der verursachende Verkehrsteilnehmer beteiligt ist und keine Fremdeinwirkung vorliegt. E-Biker, die in Unfälle mit Personenschaden verwickelt waren, fuhren oft auf dem Gehweg, was sie gar nicht durften, oder auf einer Einbahnstraße in die falsche Richtung. Weitere Gründe war Alkohol- und Drogeneinfluss sowie zu schnelles Fahren.
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Dass Elektrofahrräder, im Gegensatz zum Elektroauto, einen großen Mehrwert für den Nutzer haben, sieht man daran, dass es keinerlei Subventionen braucht, um für deren Verbreitung zu sorgen. Ganz im Gegenteil: Die Hersteller können teils Mondpreise verlangen, und man reißt ihnen die Elektrofahrräder auch so aus der Händen.
Bei VanMoof sind es diverse Faktoren, die zur Pleite geführt haben, u.a. die proprietäre Technik und das überholte Antriebskonzept. Elektrofahrräder mit Vorderradmotor anzubieten, das haben sich selbst die Discounter nur bis vor einigen Jahren in preisgünstigen Rädern getraut.
Vorab: Unabhängig von Van Moof stehe ich dem „E-Bike-Boom“ sowieso sehr skeptisch gegenüber, aus mehreren (hier auch von anderen Foristen bereits erwähnten) Gründen: Zum einen meint plötzlich jeder, der vorher mit „Fahrrad fahren“ wenig bis nicht anfangen konnte, jetzt ein toller Radfahrer zu sein, obwohl jegliche Kenntnisse und Fähigkeiten dazu (Motorik, Reaktionsvermögen) nur wenig bis gar nicht vorhanden sind; und ältere Menschen schließe ich hier ausdrücklich MIT ein, denn wer sich auf einem normalen, ohne Motor angetriebenen Fahrrad schon nicht sicher fühlte, der ist m.E. auf einem 25 km/h schnellen E-Bike völlig deplatziert! Und alle, die jetzt sagen, „Ja, aber… Mehr
Und nicht zu vergessen: der Elektroschrott brennt gerne mal plötzlich und unerwartet.
Einen wichtigen Grund für den Anstieg der Unfälle mit E-Bikes unterschlagen Sie einfach: In 2014 gab es 2,1 Mio in 2022 bereits 9,8 Mio E-bikes (Quelle Statista). Ein Anstieg um satte 366%. Aber das hat sicherlich nichts mit den gestiegenen Unfallzahlen zu tun? Zum Thema Vanmoof: Schlechte Anbieter scheiden aus dem Markt aus. Und das ist auch gut so. Offensichtlich war das Angebot für die Masse der Kunden nicht gut genug. Schließlich gibt es genügend stationäre Händler vor Ort, die alle Unmengen von E-bikes anbieten. Und das „geschlossene System“ welches Vanmoof offerierte, darüber konnte sich jeder Kunde vorab informieren und… Mehr
Scheint hier viele Radfahr-und Pedelec-Begeisterte zu geben …
Ich gehöre nicht dazu.
Mag ja für manche „Situatioen“ ganz praktisch sein.
Was ich mich frage ist:
1.) Warum ist das so idiotisch-ideologisch aufgeladen?
2.) Wird sich der Hype wieder legen wenn der Weltrettungswahn sich gelegt hat? (… Der Wohlstand/Arbeitsplatz „futsch“ ist?)
3.) Wir ALLE uns nur noch leisten können nur noch per Rad unterwegs zu sein? –
„ Oftmals endet die Fahrt tödlich.“ oftmals bei 131 Menschen in 2021? Das ist schon eine übertriebene Wortwahl. Regelmäßig werden die tödlichen Unfälle mit e-Bikes thematisiert, meist dramatisiert. Flankiert wie immer halt mit Narrativen von Fürsorge, besonders für die Älteren. Und niemals OHNE die Forderungen nach kostspieligen Fahrtauglichkeitstests, kostspieligen Zulassungen des e-Bikes mit regelmäßigen TÜV natürlich und eine spezielle Versicherung darf auch nicht fehlen.
Van Moof hatte lange Zeit Erfolg ohne E-Motor mit schicken und funktionalen Design-Fahrrädern mit bodenständiger Technik. Bei der Elektrifizierung hat sich irgendein Fachinformatiker dann mal so richtig ausgetobt. Statt bodenständiger, erprobter Technik wollte man was ganz tolles machen. Automatische Diebstahlsicherung, die sich selbsttätig ver- oder entriegelt und ähnliche Features erfordern die Vernetzung des Fahrrades mit den Firmenservern. Jetzt ist es fraglich, ob man die Dinger überhaupt noch fahren kann, wenn die Server und die Firma nicht mehr sind. Künstlerpech. Daher sind die van Moof-Probleme stark Firmenspezifisch. Daß die Wachstumsraten der E-Bikes nicht in den Himmel wachsen, dürfte mit der „Hitzesommer“… Mehr
Ich war in Jugendzeiten heilfroh, als ich endlich das Fahrrad zur Seite stellen konnte und umsteigen auf eine Mofa (mit 15, damals noch ohne Führerscheinzwang). Wir wohnten in einem kleinen Dorf in Niedersachsen und ohne fahrbaren Untersatz war man so gut wie von allem abgeschnitten (öffentlicher Nahverkehr absolut unzureichend und teuer), auch die Schule befand sich in einer 10km entfernten Kleinstadt. Mit der Mofa entging ich u.a. auch dem Schulbus, der ausnahmslos heillos überfüllt war und aus einer „normalen Fahrtzeit von 15 Minuten schnell mal 1,5 Stunden werden ließ (alle Dörfer wurden abgeklappert). Meine Eltern mußten arbeiten und hatten weder… Mehr
Will man wirklich das Fahrrad als Massenverkehrsmittel einführen (was ich aufgrund der geringe(re)n Reichweite und Witterungsabhängigkeit für eine Schapsidee und eher eine Feigenblattlösung denn echte Verkehrspolitik halte) wird man um eine Verkehrsregelung analog dem Auto mit Kennzeichen- Versicherungspflicht, Geschwindigkeitsbegrenzungen und deren Kontrolle kaum herumkommen. Aktuell hat Radfahren ja einen Hauch von Wildwest-Charme. Erlaubt ist grundsätzlich alles, solange man am Leben bleibt 😉 Mit 20 km/h freihändig auf dem Fußweg über die Rote Ampel mit Schallschutz-Kopfhörer, damit man das Schimpfen der umgefahrenen Omas nicht hört und nebenher noch ne Handynachricht schreiben ist ja eher der Regelfall. Mit dieser „unsynchronisierten“ Fahrweise steigen… Mehr
Nicht zu vergessen die elenden „Zigarren“. Aerodynamisch verkleidete Liegeräder. Selten mal mit „Fähnchen“, fast nie mit Warnfarbe und Blinklicht, „natürlich“ auf der Straße, nicht Radweg wohin die Dinger meiner Meinung nach gehören, fast unsichtbar, schwer zu überholen und für das Auto Nr. 2 hinter ihnen praktisch unsichtbar … „warum fährt der Der da vorne nur so langsam“ … und damit Quelle brenzliger Situationen wenn man versucht zu überholen. Umd wenns dann kracht … ist der mit „Haltung“ höchst aufgeladene „Pilot“ SELBSTVERSTÄNDLICH „im Recht“ … was man so hört zumindest. Ich werde nie begreifen, dass diese Dinger vom Bundesamt für Verkehrssicherheit… Mehr
Als Radfahrerin durch Frankfurt sage ich Ihnen: nein, auch auf die Radwege gehören die nicht! Genau wie Lastenräder, Räder mit Anhängern und der ganze E-Schrott in Form von Rollern und „Bikes“. Dafür sind die Radwege zu eng und zudem für Raserei nicht ausgelegt.
Dieser ganze „Bike“-Blödsinn, ob nun elektrisch oder nicht, zeigt beispielhaft die Infantisierung unserer Gesellschaft. Die Umerziehung einer ehemals leistungsorientierten Industriegesellschaft zu einer kindischen Trödel- und Freizeitrepublik klappt doch wie am Schnürchen. Da sitzen dann tatsächlich „erwachsene“ Menschen auf dem Fahrrad, setzen sich einen albernen Helm auf und vertrödeln ihren Tag, weil sie ganz offenbar nicht genug Arbeit, aber jede Menge Zeit haben um ihre überschüssigen Energieen auf dem Fahrrad abzubauen, um mit ihrem „Minderleistergefährt“ die Straßen für jene zu verstopfen, die Tätigkeiten nachgehen, die den Laden hier am laufen halten.
Sehr zutreffend!
AUCH DAS ist eines dr vielen Zeichen ubiquitärer Infantilisierung!!!
In Ihre Vorstellungswelt passt wohl nicht, dass Menschen auch einfach gerne Fahrrad fahren? Egal ob manuell oder elektrisch. Es ist gut für die Gesundheit und vermeidet im Idealfall noch die ein oder andere Autofahrt, vornehmlich in der Stadt. Außerdem helfen E-bikes vielen Menschen, die ein normales Fahrrad nicht mehr schaffen würden. Selbst ich als passionierter Freizeit-Fahrradfahrer bin mittlerweile auf ein E-bike umgestiegen. Meine Fahrzeiten haben sich seitdem um 50% erhöht. Da ich jetzt auch bei windigem Wetter oder bei größeren Steigungen fahre. Das habe ich sonst eher vermieden. PS: seitdem ich regelmäßig Rad fahre, haben sich meine Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich… Mehr
Dann gehören Sie genau zu der Gruppe die sich von meinem Kommentar angesprochen fühlen soll. Um meine Rückenschmerzen im Lendenwirbelbereich kann ich mich nicht kümmern, weil ich keine Zeit zum Gesundheitsradeln habe, denn ich muss mit meiner Arbeit die Abgaben zur Subventionierung von E-Mobilität und unsinnigen Fahrradwegen aufbringen. Egal ob ich dies nach der „Vorstellungswelt“ von freizeit- und gesundheitsbeseelten Fahrradfahrern gern tue oder nicht.