Nannyfeminismus, FIFA, Lookismus, schön und Adenauer

Angeblich würden sich Frauen beim Betrachten „sexistischer Werbung“ unterdrückt fühlen. Doch wer so denkt, handelt selbst sexistisch. Nimmt Frauen nur noch als arme, unterdrückte Wesen wahr, die eines speziellen Schutzes bedürfen.

FRANCK FIFE/AFP/Getty Images

Die Fußball-Weltmeisterschaft ist vorbei. Der neue Weltmeister heißt Frankreich! Für Schlagzeilen ganz anderer Art sorgte der Vielfalts-Beauftragte der FIFA, Federico Addiechi, er fordert, bei der Fernsehausstrahlung von Fußballspielen weniger schöne Frauen zu zeigen. Hatte er damit gemeint, weniger Frauen zu zeigen, die schön sind oder mehr Frauen zu zeigen, die weniger schön sind? Wie dem auch sei: Augenscheinlich erfüllt schon das Betrachten schöner Frauen den Straftatbestand des Sexismus. Schön, dass auch der Weltfußballverband dem Patriarchat das Handwerk legen will.

Ähnliche Vorstöße gibt es auch in Deutschland. Die Landesregierungen von Berlin und Bremen fordern ein Verbot sexistischer Werbung – also von Plakaten, auf denen leichtbekleidete Frauen Produkte anpreisen.

Freiheitsvernichtung
Angriff auf die Schönheit
Im linksfeministischen Lager nimmt die These vom „Lookismus“ langsam an Fahrt auf. Diese wendet sich gegen Diskriminierung aufgrund des Aussehens. Menschen in hübsch und hässlich zu unterteilen, stehe auf einer Stufe mit der Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechts, ihrer Rasse oder ihrer Religion. Dabei geht es nicht darum, Personen aufgrund ihres Aussehens eher als Sexualpartner in Betracht zu ziehen, oder sie bei der Jobvergabe zu bevorzugen (Studien belegen eine solche Diskriminierung!) – allein einen Menschen überhaupt als hübsch oder weniger hübsch zu empfinden, ist falsch. Denn tatsächlich – so jedenfalls die These vom Lookismus – gibt es keine hübschen und hässlichen, sondern nur unterschiedlich aussehende. Willkürlich habe man definiert, was als schön gilt oder nicht. Theoretisch hätten die damals festgelegten Schönheitsideale auch gänzlich anders ausfallen können.

Schuld ist wie immer der Kapitalismus

Schuld ist – wie immer in marxistischen Deutungsmustern – der Kapitalismus. Dieser profitiere gleich doppelt: Zum einen kann ein ganzer Industriezweig kräftig Geld verdienen. Es gibt Diätpillen, Fettabsaugungen, Silikonimplantante, Anti-Falten-Crems, Make-Up usw. Zum anderen seien Menschen sehr durch den Druck, immer schön zu sein, abgelenkt und könnten sich nicht mehr auf das eigentliche Problem, nämlich die Überwindung des Kapitalismus konzentrieren. Beweise? Fehlanzeige! Wer nur auf die Logik des cui bono (wem nützt es?) schielt, der kann auch glauben, dass Eisverkäufer den Sommer erfunden haben.

Metaethics 21
Schönheit ist die neue Revolution
Das linke Lager hat aus der Utopie, dass alle Menschen gleich sein sollen, geschlussfolgert, dass sie auch tatsächlich gleich sind. Bekanntermaßen gilt die Feststellung, dass Intelligenz im wesentlichen durch Gene bestimmt ist, als „rechts“, „rassistisch“ oder „sozialdarwinistisch“. Daran ändert nichts, dass dieser Befund durch mehr und mehr Studien untermauert wird. Erst kürzlich stieg die Zahl der entdeckten Intelligenzgene auf über 1.000. Und niemand, der je eine Hauptschule von innen gesehen hat, kann ernsthaft behaupten, dass alle Kinder gleich intelligent sind und nur unterschiedlicher Förderung bedürfen, um die gleichen Leistungen zu erzielen.

Diesem Dogma gemäß sind auch alle Menschen gleich hübsch – egal wie offensichtlich diese Behauptung dem gesunden Menschenverstand widerspricht. Wer ins Tierreich blickt, wo beispielsweise der Pfau mit seinem Federkleid die Weibchen beeindruckt, kann auf den Verdacht kommen, dass auch beim Menschen die Schönheitsideale biologisch verankert sind. Und so ist es dann auch.

Aufschlussreiches zur Schönheit

Untersuchungen aus der Psychologe zeigen: Schönheit liegt eben nicht im Auge des Betrachters. Es gibt einen breiten Konsens im Schönheitsempfinden. Dass sich 10 Männer nicht darüber einig werden, ob nun Beyoncé oder Rihanna die schönere Frau ist, widerspricht diesem Befund keineswegs. Stellt man den beiden Pop-Diven Cindy aus Marzahn zur Seite, wird das Urteil, wer die am wenigsten schöne Frau ist, einstimmig fallen. Das Schönheitsempfinden ist also bei allen Menschen im wesentlichen gleich, lediglich in Detailfragen gibt es Unstimmigkeiten.

Bilderstürmer
Gute Reise in die Vergangenheit!
Die Ursache für einen solchen Attraktivitätskonsens ist damit allerdings noch nicht geklärt. Schließlich könnte auch dieses gemeinsame Schönheitsempfinden anerzogen sein. Allerdings herrscht dieser Konsens über alle Kontinente hinweg. Auch bei bislang unkontaktierten Naturvölkern – und diese können kaum mit der westlichen Kultur in Berührung gekommen sein. Auch Indios aus dem Amazonas-Gebiet, die nie zuvor Europäer, Afrikaner oder Asiaten gesehen haben, empfinden Europäer, Afrikaner und Asiaten, die auch von ihres gleichen als attraktiv bewertet werden, als schön. Selbst Neugeborene reagieren anders anders auf hübsche als auf hässliche Menschen – eine kulturelle Prägung kann hier ausgeschlossen werden.

Durchschnittlichkeit ist der Schlüssel zu hübsch

Was aber macht ein hübsches Gesicht aus? Die Antwort lautet: Durchschnittlichkeit. Diese Antwort mag verwirren. Ein durchschnittliches Gesicht ist doch schließlich durchschnittlich und nicht hübsch. Tatsächlich ist ein durchschnittliches Gesicht aber kein Gesicht von durchschnittlicher Attraktivität, sondern ein Gesicht, dessen Proportionen genau dem Durchschnitt ersprechen. Lässt man aus den Fotos vieler verschiedener Frauen ein Mischprodukt errechnen, sieht das Ergebnis tatsächlich attraktiv aus.

Der säkulare Islam
"Bevor die Scharia alles vermasselte"
Entdeckt wurde dieser Effekt von Francis Galton, einem Cousin Charles Darwins und einer der Mitbegründer der modernen Biologie und Statistik. Er wollte die Natur des Verbrechens ergründen und projizierte zu diesem Zwecke mehrere Bilder von Kriminellen gleichzeitig an die Wand. So müssten – seiner Meinung nach – die Gesichtszüge eines Verbrechers erkennbar werden. Erstaunlicherweise waren seine Durchschnittsgesichter aber erstaunlich attraktiv. Übrigens: Selbst wenn man nur hässliche Gesichter verschmelzen würde, wäre das Endprodukt gutaussehend.

Reine, glatte Haut wird universell als schön empfunden. Und auch das Durchschnittsgesicht älterer Frauen wäre attraktiv – weil die Falten eben nicht bei jeder Frau an der gleichen Stelle sitzen und sich bei großer Stichprobenzahl gegenseitig ausgleichen. Als attraktiv wird auch die Symmetrie eines Gesichts empfunden. Laut einer Studie, bei denen Frauen an T-Shirts schnüffeln mussten, riecht sogar der Schweiß symmetrischer Männer besser. Außerdem gelten bei Männern ausgeprägte Kiefernknochen, bei Frauen ausgeprägte Wangenknochen als hübsch.

Fat Acceptance

Jüngst hat der Feminismus zu „Fat Acceptance“ aufgerufen. Fortan sollen Frauen nicht nur toleriert und respektiert, sondern als sexy angesehen werden. Wer dessen ungeachtet auf schlanke Frauen steht, hängt nach wie vor dem Patriarchat an. Dieser Vorschlag ist nicht nur weltfremd, sondern geradezu gesundheitschädlich. Diäten werden von Feministinnen beschimpft, weil sie angeblich eine psychische Belastung für Frauen darstellen. Dass Übergewicht ohne jeden Zweifel zur Krankheiten führt, wird brüsk zurückgewiesen. Die Mediziner hinter den Studien handelten ja doch nur im Auftrag des Patriarchats.

Angeblich würden sich Frauen beim Betrachten „sexistischer Werbung“ unterdrückt fühlen. Doch wer so denkt, handelt selbst sexistisch. Nimmt Frauen nur noch als arme, unterdrückte Wesen wahr, die eines speziellen Schutzes bedürfen. Selbstbewusste Frauen, die mit ihren Problemen alleine zurechtkommen, sind dem Nannyfeminismus unbekannt. Übrigens dachte man im Adenauer-Deutschland kaum anders. Damals hieß es, man müsse Frauen vor den Härten des Arbeitslebens schützen.

Sexismusdebatte
Gemälde "Hylas und die Nymphen" wird abgehängt
Außerdem sei sexistische Werbung neben Pornographie und Hollywoodfilmen die führende Ursache für Vergewaltigungen. Wenn der Actionheld den US-Präsidenten rettet und am Ende die hübsche Frau bekommt, verstärkt dies Männer in der Ansicht, Zugriff auf jede Frau zu haben. Führt Harry Potter dann dazu, dass man glaubt magische Kräfte zu besitzen? Wer einen solchen Zusammenhang ernsthaft annimmt, glaubt auch, dass Killerspiele zu Amokläufen führen – nur zielt dieses Argument in aller Schlichtheit wenigstens noch auf Kinder ab und nicht auf Erwachsene.

Helmut Kohl sprach von der „Gnade der späten Geburt“ und meinte damit, dass jüngere Generationen das Glück hatten, nicht die nationalsozialistische Diktatur miterlebt zu haben. Mittlerweile scheint es für Linke geradezu den „Fluch der späten Geburt“ geben. Wer heute jung ist, ist zu spät geboren, um an der Seite Martin Luther Kings oder Alice Schwarzers mitmarschiert zu sein. Tatsächlich gehören Rassismus in Sexismus in der westlichen Welt mitterweile weitgehend der Vergangenheit an. Wer heute noch Held sein will, um die Welt vor dem Bösen zu retten, muss sich seine Opfergruppen schon selbst konstruieren.

Lukas Mihr

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Kommentare ( 53 )

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53 Comments
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Waehler 21
6 Jahre her

Fat Acceptance , Face Acceptance ….. Toll ! in Frankreich hätte man für solche Formulierungen eins auf die Dattel bekommen. Wenn ich in der Uni bin – könnte ich das noch akzeptieren , ABER DER NORMALE DEUTSCH SPRACHGEBRAUCH , ist durchaus in der Lage, dieses Sachverhalte zu beschreiben. Hätte dann auch einen ganz anderen Klang – hinsichtlich der Bedeutung . Außerdem finde ich – allgemein betrachtet, also nichts gegen den Autor , dass jeder der mit irgendwelchen Fremdworten, Ausdrücken aus der „Forschung“ um sich wirft, nur den Eindruck zu erwecken will, dass sie etwas von der Materie verstehen würden. Hauptsächlich… Mehr

BK
6 Jahre her

Ein Thema fürs Sommerloch. Wie steigert man seinen Produktionsabsatz durch Werbung mit hässlichen Wxxbxxn? Dabei gibts schon sehr viel schlechte Werbung, bei deren Betrachten mir übel wird, und ich mich frage, warum zum Teufel in Deutschland mit Nxgxxn Werbung gemacht wird? Mich schreckt das ab. Vielleicht könnte man Werbung generell so machen, dass da immer nur mit dem Warzen-Mann geworben werden darf, der von A-Z alles bewirbt.

giesemann
6 Jahre her

Ergo: Liebe macht sehend, nicht blind, lieber Wolfgang M. So ist es, deshalb hat die Evolution eben nicht (nur) die Durchschnittsfrauen und -männer kreiert – ist das nicht tröstlich? Die Messung, die Frau Wernli zitiert, ist trotzdem richtig und sagt etwas aus – und sei es nur über den „ersten Blick“, wie Sie sagen. Der glückliche Hylas, hat gleich jede Menge Nymphchen um sich, die alle sehr durchschnittlich, damit attraktiv aussehen, muss sich keine Gedanken machen, muss nicht kämpfen … . (Es gibt Leute, denen dieser Umstand gar nicht passt, die wollen lieber, dass der kämpft, in den Dschihäd zieht… Mehr

Wolfgang Schuckmann
6 Jahre her

Um es ganz kurz zu machen: Gefallen macht schön.

armin wacker
6 Jahre her

Es gab mal eine Zeit, Da müssten Frauen wirklich fuer sich kämpfen, um zum Beispiel das Wahlrecht zu bekommen. Heute haben Sie alle Chancen, können Sie aber nicht nutzen, weil es halt auch nur zehn Prozent hoch intelligente unter Ihnen gibt. Stattdessen erwarten Sie, dass sich alles nur um sie dreht. Seien wir aber doch mal ehrlich, Die Spielerfrauen unserer Topstars sind selten hässlich. Ja und letztlich werden sich halt nur die Frauen vermehren, Die einen echten Mann begeistern können. Da fallen von 69 Geschlechtern schon mal 67 raus. Was bleibt sind Mann und Frau, wie seid Urzeiten.

Gerro Medicus
6 Jahre her

Der ideale Steuer- und Arbeitssklave soll blind, taub, asexuell, Single und blöd sein. Auf dieses Ideal arbeitet unsere Regierung hin.

Wolfgang M
6 Jahre her

TE: „Schönheit liegt eben nicht im Auge des Betrachters.“ Wenn der Durchschnitt eine Frau schön findet, muss das nicht jeder einzelne. Für den ersten Eindruck mag ein allgemeines Schönheitsideal vielleicht noch gelten. Gewachsene Sympathien können über kleine optische Fehler hinwegsehen lassen. Männer können ihre geliebten Frauen, die nicht dem BMI-Vorgaben entsprechen, schön finden. Eine schöne Frau kann sofort viel von ihrer Schönheit des ersten Eindrucks verlieren, wenn sie ihren Mund aufmacht (Stimme, Sprache).

giesemann
6 Jahre her

Wenn ein „Actionheld“ was rettet – hoffentlich meint niemand den Trump – vielleicht sogar gleich die ganze Welt, so muss man, vor allem aber frau sich schon fragen: Warum tust du das? Wenn ein Mann jeden Tag auf Maloche geht, die Frau, je traditioneller, desto mehr, aber nix tut für das Fam.-einkommen, dann muss frau sich fragen: Warum tust du das? Wenn die jungen Damen massenhaft die Unis bevölkern mit dem Studienfach „Germanistik“, so muss frau sich fragen: Was willst du werden damit? Germanin? Wir singen mit Claire Waldoff: Mein Jott, wat sin‘ de Männer dumm.

Gerro Medicus
6 Jahre her
Antworten an  giesemann
giesemann
6 Jahre her
Antworten an  Gerro Medicus

Ironie ist halt nicht Jedermann’s Sache, gelle?

AngelinaClooney
6 Jahre her

Auf die WM-Bilder aus Katar darf man gespannt sein…. nix mit Kußhändchen und lachenden, gutaussehenden Frauen.
PS: In vielen europäischen Museen wird der Schönheit der Frau gehuldigt. Es gibt noch viel zu tun!

Gerro Medicus
6 Jahre her
Antworten an  AngelinaClooney

Sie meinen doch sicherlich das blindwütige Zerstören jeglicher darstellender Kunst durch die Taliban, den IS und sonstige muslimische Überzeugungstäter?

giesemann
6 Jahre her
Antworten an  Gerro Medicus

Dass Bilderstürmerei keine muslimische Erfindung ist wissen Sie schon?

giesemann
6 Jahre her
Antworten an  Gerro Medicus

P.S:: Man kann dem Moslem ja vieles anhängen, bestimmt aber nicht, dass er jemals was erfunden hat. Die „arabischen“ Ziffern und das Zehnersystem sind aus Indien.

horrex
6 Jahre her

Sie haben völlig recht: Am Ende gewinnt die Biologie. Ich ergänze: Rer. nat, Realitäten. Allerdings: Bis der Kommunismus als Staatsdoktrin verschwand (in der ehemaligen UDSSR) dauerte es 70 Jahre. – Ein Menschenleben! – Zwei Generationen! – – Und hier??? – Hier feiert gewisse „Staatsdoktrin“ gar FRÖHLICHE URSTÄND. Unter dem „Mantel“ einer CDU (CSU). Und mit tiefgrün/tiefroter „Unterwäsche“. Längst im „(Unter-)Bewusstsein“ selbst bravster CSU-Wähler F E S T verankert. Und DAS in einem Land dessen Menschen es noch nie (immer noch) so gut geht wie NIE zuvor. Allerdings existiert D I E S E S Bewusstsein – dank entsprechend tendenziöser „Armut-Statistiken… Mehr