Das islamische Frauenbild diskriminiert nicht nur die Frauen, sondern auch aufgeklärte Männer. Es ist mit den Werten der Aufklärung nicht vereinbar. Deshalb braucht die islamische Welt eine Emanzipation – auch der Männer.
Die Männer in einer aufgeklärten Welt sind zum größten Teil mit einem positiven Frauenbild sozialisiert worden. Als die Schweizer Aktionskünstlerin Milo Moiré nackt vor dem Kölner Dom als Reaktion auf die Verbrechen der Silvesternacht demonstrierte, wäre ein aufgeklärter Mann niemals auf die Idee gekommen, sie deshalb abzuwerten. Im Gegenteil: Ist man(n) aufgeklärt, hat er vor dieser Frau Respekt, weil sie selbstbewusst, stark und emanzipiert ist. Zudem würde eine nackte Frau in der Öffentlichkeit niemals die selbe Reaktion auslösen wie beispielsweise eine Viagra-Pille.
Nacktheit nichts Schlimmes
Nacktheit ist für aufgeklärte Menschen etwas Natürliches. Bei uns ist es etwas völlig Normales, wenn eine Frau im Bikini oder oben-ohne an den Strand geht, mit Freundinnen alleine feiern geht, Minirock und Top trägt oder auch Alkohol trinkt. Kein aufgeklärter Mann würde auf die Idee kommen, die Frau würde dies deshalb tun, um an dem Abend wie Freiwild behandelt zu werden. Zudem ist es uns auch nicht wichtig, eine Jungfrau zu heiraten, weil das bedeutet, dass ein Stückchen Haut den Wert eines ganzen Menschen bestimmt. Dieses aufgeklärte Frauenbild sollte durch die aufgeklärten Männer unserer Gesellschaft bewahrt und garantiert werden. Denn nicht zuletzt ist die Freiheit der Frau ein Indikator für die Freiheit unserer Welt – und damit auch für unsere Aufklärung, die das höchste Gut unserer Gesellschaft ist.
Reduktion der Frau auf Sexualität im Islam
Das Frauenbild in der islamischen Welt ist jedoch ein komplett anderes. Es gibt dort keine Gleichberechtigung von Mann und Frau. So gibt es Polygamie nur für Männer. Auch wird der gesamte Körper der Frau übersexualisiert, weil er als eine Gefahr für den triebgesteuerten Mann gilt. Da die Frau dem Mann unterworfen ist, benötigt sie eine Verschleierung zum Schutz seiner Blicke. Für aufgeklärte Männer ist dies eine sehr diskriminierende Sichtweise, weil sie auch ihnen unterstellt, sie hätten ihre Triebe nicht im Griff – schlimmer noch: Jeder Mann wird damit quasi unter Generalverdacht gestellt, ein unbeherrschbares Triebwesen zu sein. Frauen in islamischen Gesellschaften beschreiben ihre Emanzipation deshalb durch eine Form der Unterwürfigkeit. Ihr Männerbild besteht daraus, allen Männern einen unkontrollierten Sex-Trieb zu unterstellen. Das wiederum passt nicht in unsere aufgeklärte Gesellschaft und hat weder etwas mit einem freiheitlichen Frauenbild noch mit Emanzipation zu tun.
Die Frau wird auf ihre Sexualität reduziert, damit dem Mann unterworfen und aus emanzipierter Sicht sogar entmenschlicht. Das Kopftuch und erst recht die Vollverschleierung haben deshalb mit Emanzipation, Aufklärung und Gleichberechtigung überhaupt nichts zu tun, wie muslimische Pseudo-Feministinnen wie Kübra Gümüsay in Talkshows ständig predigen. In islamischen Gesellschaften sind es gerade Feministinnen, die sich gegen das Kopftuch wehren, während in Deutschland Pseudo-Feministinnen wie Claudia Roth das Kopftuch hofieren. Eine Gesellschaft muss das Kopftuch tolerieren, sie darf es aber nicht als fortschrittlich oder sympathisches Symbol von Multi-Kulti verkaufen, wie das z.B. der Kinder-SPIEGEL in seiner Januar-Ausgabe macht, dessen Cover ein lächelndes Mädchen im Grundschulalter mit Kopftuch ziert.
„Frauen selbst Schuld“
Durch beispielsweise die Taten der Silvesternacht, aber auch durch diverse andere Sexualstraftaten zeigen die Anhänger dieser archaischen Machokultur ihren Hass auf uns, unsere Werte und auf aufgeklärte, selbstbewusste und unverschleierte Frauen. Sie sind in deren Augen minderwertig und haben es nicht anders verdient. Ähnlich ekelhaft äußerten sich auch der Imam der Al Tauhid-Moschee in Köln-Kalk oder die Facebook-Seite MuslimEcho. Es passt dazu, wie mit Frauen in islamistischen Ländern umgegangen wird: Nicht die Vergewaltiger werden bestraft, sondern die Frauen, die Opfer wurden.
Mit dieser Sichtweise wird das perverse „taharrush gamea“, was wir Silvester gesehen haben, legitimiert. Mit „Antanzen“ hat das überhaupt nichts zu tun – die Frauen sollen gedemütigt, entehrt und benutzt werden. Dieses Phänomen ist Merkmal einer zutiefst frauenverachtenden Haltung und seit einigen Jahren vor allem in nordafrikanischen Ländern zu beobachten. Einen gleichberechtigten Umgang mit Frauen sehen radikale Muslime nicht etwa als fortschrittlich, sondern als schwach und unehrenhaft an.
Menschen, die dieses Frauen- und Gesellschaftsbild von kleinauf internalisiert haben, sind in eine aufgeklärte Gesellschaft nicht oder nur äußerst schwer integrierbar. Da helfen Comics in Schwimmbädern genauso wenig wie das Grundgesetz auf Arabisch. Solche Menschen werden sich in bereits bestehende Parallelgesellschaften integrieren, aber nicht in die aufgeklärte Mehrheitsgesellschaft – erst recht, wenn konservative Islamverbände wie DITIB federführend von Seiten der Bundesregierung an der Integration beteiligt werden. DITIB untersteht direkt der Erdogan-Regierung und bewirbt in Büchern für den Islamunterricht das Kopftuch als ein Symbol der Reinheit und Moral, was doch im Umkehrschluss heißt, dass die, die es nicht tragen, unrein und unmoralisch sind.
Verdammung der Sexualität
Die gesamte Unterdrückung und Verdammung der weiblichen Sexualität in der islamischen Kultur ist auch ein Hauptgrund für die Genitalverstümmelung, die man in diesen Gesellschaften findet. Die Beschneidung wird heute noch zum größten Teil in vielen afrikanischen Ländern, aber auch heimlich in anderen Ländern der Welt durchgeführt. Es werden so genannte „Heilige“ heimlich eingeflogen, um die Mädchen, die in Europa oder andern Ländern, in denen Beschneidungen nicht üblich sind, zu beschneiden. Diese Verletzungen führen unter anderem zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Für einen aufgeklärten Mann zeichnet sich ein Geschlechtsakt aber gerade dadurch aus, dass die Frau auch Spaß und Lust empfindet und als gleichwertig angesehen wird.
Integration heißt Annahme der Aufklärung
Deshalb muss sich jeder emanzipieren, der in einer aufgeklärten Gesellschaft leben will – auch die Männer. Auch jeder Mann muss die Aufklärung und die damit verbundenen Sichtweisen annehmen. Soziologen haben es bis heute nicht geschafft, Integration einheitlich zu definieren. Dabei bedeutet Integration nichts anderes als die Annahme der Aufklärung. Dazu gehört, sich von partiarchalen Weltbildern zu lösen sowie Andersgläubige und unverschleierte Frauen zu respektieren. Aufgeklärte Männer, die diese freiheitlichen Grundwerte haben, sind nicht etwa schwache Männer, wie es z.B. radikale Muslime oder auch die ein oder anderen deutschen Machos sehen, sondern die wirklich starken und fortschrittlichen.
Wir leben die Emanzipation, welche die islamische Welt noch durchmachen muss, will sie konflikfrei mit uns zusammenleben. Muslimische Männer können noch so sehr denken, sie seien stark und ehrenhaft: Solange sie nicht fähig sind zur Selbstreflektion und dazu, tradierte Sichtweisen und letztlich auch den Islam modern zu leben, sind sie weder selbstbestimmt noch emanzipiert. Sie passen dann auch nicht in unsere Gesellschaft. Letztlich zeichnet die Freiheit der Frau eine aufgeklärte Gesellschaft aus. Aber es geht um noch viel mehr: Es geht um die Freiheit von uns allen, die zusammen mit der Aufklärung das höchste Gut unserer Gesellschaft ist.
Markus Hibbeler hat Politikwissenschaften studiert und arbeitet als Fotograf und Fotojournalist für verschiedene Medien (wie Springer, dpa und Getty Images).
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