An heilige Schriften muss man glauben

Wem sollte man glauben? Nancy Faesers Experten, die von kriminellen Taten, von Frauenverachtung und sexualisierter Gewalt nichts wissen wollen – oder dem Koran, der Heiligen Schrift, die alles dies (und noch viel mehr) mit klaren und unzweideutigen Worten anpreist und verlangt? Von Konrad Adam

IMAGO / Metodi Popow

Wie es sich für eine Expertin gehört, hat Nancy Faeser einen Expertenrat zusammengerufen, um die Gründe für die anhaltende, wenn nicht sogar wachsende Abneigung der Deutschen gegen den Islam zu ergründen. Diese Experten sind, wie nicht anders zu erwarten, zu einem bestürzenden Ergebnis gekommen. Immer noch – oder schon wieder, man weiß das niemals so genau – leiden die Muslime in Deutschland unter Ausgrenzung, Gewalt und Diskriminierung, kurz: unter „Hass und Hetze“. Die Deutschen bezweifeln, dass verschleierte Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen, und haben die Männer im Verdacht, gewalttätig und aggressiv zu sein.

Ich muss gestehen, dass ich von solchen Vermutungen nicht ganz frei war. Inzwischen ist das freilich anders geworden, ich bin mir meiner Sache ziemlich sicher, die Experten haben mich wachgerüttelt und überzeugt. Sie meinten ja, dass ich keine Meinungen verträte, erlaubte Meinungen schon gar nicht, vielmehr unter pauschalen Ängsten litte, Fehlinformationen aufgesessen sei und, wenn auch unbewusst, Vorurteilen unterläge. Nach einigem Hin und Her habe ich deshalb beschlossen, mir selbst ein Bild zu machen, was sonst? Da der Islam, ähnlich wie Judentum und Christentum, eine Schriftreligion ist, deren Glaubensartikel in einem heiligen Buch fest verankert sind, war das auch gar nicht so schwer.

Ich griff also zum Koran und las: „Die Männer sind den Frauen überlegen auf Grund der Eigenschaften, die Allah ihnen verliehen hat … Rechtschaffene Frauen sind gehorsam; die Widerspenstigen aber, vor denen ihr Angst habt – warnt sie, verbannt sie aus dem Schlafgemach und schlagt sie“ (4. Sure).

Enttäuscht von dieser groben Auskunft, blätterte ich weiter. Und las: „Die Juden sagen: Esra ist Allahs Sohn. Die Christen sagen: Der Messias ist Allahs Sohn. Sie führen ähnliche Reden wie die Ungläubigen – Allah, schlag sie tot!“ (9. Sure).

Noch einmal gröber. Was ist denn dran an der Behauptung von der gemeinsamen Wurzel der drei abrahamitischen Religionen?, fragte ich mich, las weiter und fand: „Wenn ihr die Ungläubigen trefft, dann herunter mit ihren Köpfen! Richtet unter ihnen ein Gemetzel an, und dann werft sie in Fesseln!“ Jetzt machte ich eine Pause, denn ich stand vor einem peinlichen Dilemma:

Wem sollte ich glauben? Frau Faesers Expertenrat, die von Mord und Totschlag, von Frauenverachtung und sexualisierter Gewalt nichts wissen wollen – oder dem Koran, der Heiligen Schrift, die alles dies (und noch viel mehr) mit klaren und unzweideutigen Worten anpreist und verlangt? Nach einigem Schwanken erinnerte ich mich an die wechselvolle Geschichte der Christenheit, die ja auch ihre brutalen, inzwischen freilich abgeschlossenen Phasen durchlaufen hat, und wollte mich, wenn auch mit schlechtem Gewissen, für die Experten entscheiden, als mir einfiel, dass eben das unmöglich ist. Der Islam kennt keine Revision, der Koran erlaubt sie nicht. Es war ja Allah selbst, der das heilige Buch vom Himmel auf die Erde herabgesandt hatte (42. Sure). Jedes Wort gilt, jeder Buchstabe ist heilig, jedes Gebot ein Befehl.

Eingeklemmt zwischen dem hässlichen Wortlaut des Koran und den blumigen Verlautbarungen aus dem Expertenteam, habe ich mich am Ende dann doch für den Koran entschieden. Und sehe mich durch das Wort und die Tat eines strenggläubigen Muslims bestätigt. „So Gott will“, schrieb dieser Mann, ein Flüchtling aus Afghanistan, der fünf Menschen mit Axt und Messer attackiert und dabei schwer verletzte hatte, „So Gott will, werden die heiligen Krieger euch in euren Häusern abschlachten. So Gott will, werdet ihr in jeder Straße, in jedem Dorf, in jeder Stadt und auf jedem Flughafen angegriffen. So Gott will, werde ich euch mit diesem Messer abschlachten und eure Schädel mit dieser Axt brechen.“

So, laut dpa, einer der vielen jungen Männer, die, von Nancy Faeser herzlich dazu eingeladen werden, weiterhin nach Deutschland kommen. Ganz normal, wie sie das nennt.

Richtigstellung:

In einer früheren Version dieses Gastbeitrages hieß es: Ferda Ataman habe den Expertenrat zusammengerufen, um die Gründe für die anhaltende, wenn nicht sogar wachsende Abneigung der Deutschen gegen den Islam zu ergründen. Das ist nicht richtig. Die Bundesbeauftragte für Antidiskriminierung, Frau Ferda Ataman, fühlt sich vielmehr durch diese Behauptung, den Expertenrat  „Muslimfeindlichkeit“  zusammengerufen zu haben, in ihren Persönlichkeitrechten verletzt. Tatsächlich ist dieses Gremium dem Bundesinnenministerium zugeordnet und berichtet an dieses. Wir bedauern den Irrtum des Gastautoren und stellen ihn hiermit richtig. Der Unabhängige Expertenkreis Muslimfeindlichkeit (UEM) wurde vom damaligen Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat, Horst Seehofer, berufen und ressortiert unter der Verantwortung der Bundesinnenministerin Nancy Faeser. Wir bitten diese fehlerhafte Zuordnung zu entschuldigen.

Die Redaktion

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