Kehrwoche beim ZDF

Meinungen und Meldungen liegen nah beieinander. Da kann man sich schon mal vertun. Aber peinlich ist es. Dann muss die Putzkolonne mal durchfegen. Der Wind weht durch die Fluren, so verwischen sich die Spuren. Aber etwas bleibt immer hängen.

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Jetzt ist auch das ZDF aufgewacht und nimmt den Kampf gegen die „Fake News“ auf. Allerdings nicht die eigenen. Denn mit den „Fake News“ verhält es sich wie mit dem Mundgeruch: Stinken tun immer nur die anderen.

Hier die Geschichte:

Die Redaktion von Berlin direkt kündigt am 16. Dezember auf ihrer Twitter-Seite einen Beitrag an: „Fake News gefährden die Demokratie, sagt @MGrosseBroemer – mehr dazu am Sonntag bei #berlindirekt“. Dazu stellt die Redaktion als Teaser einen 40 Sekunden langen O-Ton mit Grosse-Brömer ein, in dem der Erste Parlamentarsiche Geschäftsführer der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag sagt, im Netz seien viele Leute unterwegs, „die destabilisieren wollen, die falsche Meinungen verbreiten, die manipulieren wollen“, und dagegen müsse die Politik etwas unternehmen.

Am Sonntag, 18. Dezember, läuft bei Berlin direkt tatsächlich ein Beitrag über die Verbreitung von Fake News und die damit verbundenen Gefahren, wobei auch Michael Grosse-Brömer zu Wort kommt. Und wenn ich mich nicht total verhört habe, sagt er dabei auch den Satz mit den vielen Leuten, „die destabilisieren wollen, die falsche Meinungen verbreiten, die manipulieren wollen“.

Der im Internet kommentierende Bürger als Staatsfeind?
Destabilisierende falsche Meinung - bitte was?!
Worauf sich ein Shit-Storm über der Redaktion und speziell Michael Grosse-Brömer entlädt. Eine Zuschauerin spottet: „Also ich fand das gut. Kommt selten vor, das ein Politiker so ehrlich ist.“ Ein Zuschauer meint: „Das war eine lehrbuchmäßige, Freud’sche Fehlleistung – mit tiefer Überzeugung vorgetragen.“

Michael Grosse-Brömer meldet sich am 19.12. noch einmal zu Wort und erklärt, wie er es gemeint hat: „Auf die Idee, das das ‚falsche Meldungen‘ heißen sollte, sind Sie nicht gekommen, oder?“ Er schon, aber offenbar erst nach der Sendung.

Ob er nun „falsche Meldungen“ gemeint, aber „falsche Meinungen“ gesagt hat, oder ob das Es aus ihm gesprochen und ungewollt das artkuliert hat, was er wirklich sagen wollte, wenn Sie nun in die Mediathek des ZDF gehen und die Sendung Berlin direkt anklicken, werden Sie zwar den Beitrag über Die Dimension von Fake News finden, darin aber nicht mehr das Statement von Michael Grosse-Brömer über „falsche Meinungen“. Es ist weg, ex und hopp. Und auf der Twitter-Seite fehlen alle Einträge vom 19. Dezember, es geht vom 18.12. direkt auf den 20.12. Der Shit-Storm ist weg, übrigens auch der Eintrag von MGB, dass er zwar Meinungen gesagt, aber Meldungen gemeint hat. Man hat ordentlich aufgeräumt. Nur der Teaser vom 16.12. wurde übersehen. Keine Panik, Jungs, wir haben alle Screen-Shots.

Hier noch einmal das komplette Statement von MGB, für alle Zeiten festgehalten und seziert von Dushan Wegner.

Wir stehen in der Tat vor neuen Herausforderungen. Wir müssen zur Kenntnis nehmen, unterstützt durch Erkenntnisse, von Journalisten, Wissenschaftlern, auch Nachrichtendiensten, im Netz sind `ne Menge Leute unterwegs, die destabilisieren wollen, die falsche Meinung verbreiten, die manipulieren wollen, und da muss Politik mit umgehen, insbesondere vor Wahlkämpfen. Denn eins ist ja klar: Wenn man sich nicht mehr auf die Informationen verlassen kann, die ja Grundlage für eine Wahlentscheidung ist, sondern wenn die manipuliert werden, dann ist da letztlich auch die Demokratie gefährdet. Und da müssen wir gegenhalten, als Politik, und da müssen wir erstmal sensibilisieren für dieses Problem, und wir müssen neue Strategien entwickeln, mit anderen zusammen, um dem zu begegnen.

Der Beitrag erschien auch auf achgut.com.

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