Kehrt die Magnetschwebebahn nach Deutschland zurück?

Der Transrapid wurde in Deutschland entwickelt und produziert. Doch nur China hatte Interesse daran und ließ ihn als schnelle Verbindung zwischen dem Flughafen von Schanghai und der Stadt bauen. Möglicherweise kehrt die Magnetschwebetechnik, die schon an China verloren schien, doch noch nach Deutschland zurück. Von Wolfgang Kempkens

picture alliance / CHROMORANGE | Markus Mainka
Shanghai Transrapid Maglev, Magnetschwebebahn im Bahnhof Longyang Road Station in China

Der Transrapid, die welterste Magnetschwebebahn, ist in Deutschland erfunden, entwickelt und produziert worden. Doch nur China hatte Interesse daran und ließ sie als schnelle Verbindung zwischen dem Flughafen von Schanghai und der Stadt bauen – wohl nicht ganz ohne Hintergedanken. Wie bei anderen Technologien aus Deutschland, die im Heimatland verschmäht wurden, etwa dem Hochtemperaturreaktor (HTR), machten sich chinesische Ingenieure daran, die Technologien nicht nur zu kopieren, sondern weiterzuentwickeln. Der HTR hat mittlerweile den kommerziellen Standard erreicht, die Magnetschwebebahn „made in PRC“ ist auf dem besten Weg dahin. Entscheidendste Verbesserung ist der Einsatz von energiesparenden supraleitenden Magneten.

So wie der Transrapid, der auf Stelzen durch die Luft schwebt, wird die chinesische Variante möglicherweise nie in Betrieb gehen. Die Magnetschwebebahn namens T-Flight, die der Rüstungskonzern China Aerospace Science and Industry Corporation in Peking entwickelt hat, wird durch eine Röhre mit niedrigem Luftdruck schweben, und das mit einer Geschwindigkeit von 1000 Kilometern pro Stunde oder noch mehr. Auf einer 2000 Meter langen Teststrecke schaffte die Bahn jetzt Tempo 623. Die Zielgeschwindigkeit soll der T-Flight in einer 60 Kilometer langen Röhre schaffen, die als nächstes gebaut wird.

Die Rohrpost für den Personen- und Frachtverkehr hat sich vor Jahren Tesla-Chef Elon Musk ausgedacht und Hyperloop genannt. Das energiesparende Konzept wird in mehreren Ländern weiterverfolgt, allerdings eher mit halbem Herzen auf Teststrecken, die maximal 1000 Meter lang sind.

China plant, neben dem weltweit mit Abstand längsten Hochgeschwindigkeitsnetz, das einst mit ICEs des deutschen Herstellers Siemens startete und mittlerweile weitgehend mit im eigenen Land produzierten Zügen bedient wird, ein Hyperloop-Netz aufzubauen, das die größten Städte des Landes verbindet. Der emissionsträchtige Luftverkehr soll so reduziert werden. Allerdings ist die Stromerzeugung trotz aller Kern-, Wasser-, Solar- und Windkraftwerke, die im Lande in Betrieb sind und noch gebaut werden, immer noch stark kohlelastig und damit klimaschädlich, was sich aber ändern soll. Der T-Flight jedenfalls wird die Hauptstadt Peking und die Wirtschaftsmetropole Schanghai in deutlich weniger als zwei Stunden miteinander verbinden. Die Entfernung beträgt gut 1200 Kilometer.

Möglicherweise kehrt die Magnetschwebetechnik, die schon an China verloren schien, doch noch nach Deutschland zurück. In Sengenthal in der Oberpfalz/Bayern arbeitet das Unternehmen Transport System Bögl (TSB) beharrlich an seiner eigenen Bahn. Anders als die chinesische Version ist das Produkt aus Bayern nicht für den Fern-, sondern den Regionalverkehr gedacht.

Ohne chinesische Hilfe geht es allerdings auch hier nicht. In Chengdu im Südwesten Chinas hat das TSB-Partnerunternehmen Sichuan Development Maglev Technology eine 3,5 Kilometer lange Teststrecke für den deutschen Zug gebaut. Dort schaffte er jetzt eine Geschwindigkeit von 181 Kilometern pro Stunde. Auf der heimischen Teststrecke, die nur 850 Meter lang ist, ließ sich dieses Tempo bei weitem nicht erreichen.

Vorbild ist die M-Bahn, die der nicht mehr existierende Elektrokonzern AEG einst entwickelt hat. Diese Magnetschwebebahn verband ab 1984 für einige Jahre den Berliner U-Bahnhof Gleisdreieck mit der Philharmonie, konnte mangels Interesse aber nirgendwo sonst realisiert werden und wurde schließlich aufgegeben. Dieses Schicksal könnte der TSB-Bahn erspart bleiben, denn Berlin und Nürnberg liebäugeln damit, sie im Regionalverkehr einzusetzen.

Die schwarz-rote Landesregierung der deutschen Hauptstadt will sie zwischen Flughafen und Hauptbahnhof realisieren. Für die 26 Kilometer lange Strecke braucht die Bahn heute 28 bis 35 Minuten. Die Magnetschwebebahn käme mit zehn Minuten hin. Zunächst soll ein fünf Kilometer langes Teilstück mit einer aufgeständerten Fahrbahn gebaut werden. Die Bauzeit soll nur drei Jahre betragen. Ein konkreter Plan liegt allerdings noch nicht vor.

Die Magnetschwebetechnik, 1934 vom deutschen Ingenieur Hermann Kemper patentiert, basiert auf elektromagnetischen Spulen im Fahrweg und im Fahrzeug. Anfangs war es konventionelle Technik wie im Transrapid, mittlerweile werden auch supraleitende Spulen verwendet. Da sich die Magnetfelder abstoßen, schwebt das Fahrzeug. Die Spulen im Fahrweg erzeugen ein sogenanntes Wanderfeld, das das Fahrzeug vorantreibt und wieder abbremst. Der Zug bezieht seinen Strom berührungslos aus weiteren Spulen im Randbereich des Fahrwegs. Das gelingt allerdings nur während der Fahrt. Bleibt der Zug stehen, springen die Bordbatterien ein.


Wolfgang Kempkens studierte an der Techni­schen Hochschule Aachen Elektrotechnik. Nach Stationen bei der „Aache­ner Volkszeitung“ und der „Wirtschaftswoche“ arbeitet er heute als freier Journalist. Seine Schwer­punkte sind Energie und Umwelt.

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Kommentare ( 40 )

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TschuessDeutschland
2 Monate her

Erstens war der Bund zum Zeitpunkt der Entwicklung des Transrapid noch Anteilseigner der Lufthansa – damit war der Transrapid von Anfang an eine Totgeburt. Nur Politiker können auf die Idee kommen, ein Verkehrsmittel das eine Alternative zum Flugzeug ist als Bimmelbahn zu betreiben – das wurde logischerweise gemacht und ist völlig überraschend gescheitert. Zweitens müßten sinnvolle Transrapid-Strecken über längere Distanzen gehen, und hier kommt in Deutschland das nächste Problem: Die Zuständigkeiten (Bund, Länder, Kreise, Gemeinden). Das bedeutet von vorneherein eine Laufzeit von Jahrzehnten ohne daß irgendwas passiert und die Zahl der Klagen und Bürger-Initiativen würde in die tausende gehen. Drittens… Mehr

Elmar
2 Monate her

Wenn die Bauzeit nur drei Jahre betragen soll, kann man in Deutschland und erst recht in Berlin davon ausgehen, dass es mindestens zehn Jahre werden.

dienbienphu
2 Monate her

Möglicherweise kehrt die Magnetschwebetechnik, die schon an China verloren schien, doch noch nach Deutschland zurück

Wegen des ganzen Hin und Her kommt Deutschland zu nichts. Dahinter steht eine gigantische Verschwendung von Ressourcen. Wir erleben es ja in der Energiepolitik. Gut funktionierende Kernkraftwerke und Kohlekraftwerke werden abgeschaltet und abgebaut. Inzwischen zeichnet sich ab, dass wir wieder neue Kohlekraftwerke brauchen werden.

Wilhelm Roepke
2 Monate her

Lustig. Wir schaffen es noch nicht einmal, Straßenbahnbrücken vor dem Einsturz für den Verkehr zu sperren, aber wollen Magnetschwebebahnen bauen. Genauso gut könnte das Fürstentum Liechtenstein nächstes Jahr im Alleingang die erste bemannte Marsmission planen, das wäre wesentlich realistischer.

P. Pauquet
2 Monate her

Soll, könnte! Mal abwarten und sehen.

Wird wie so Vieles außer ein paar medienwirksamen Prästigeopbjekten im Nichts verlaufen.

Auch China kocht nur mit Wasser. Musks Projekte dieser Art sind nach vielem Trara und Anläufen auch bis jetzt im Nichts verlaufen oder kochen auf kleiner Flamme.

Und Deutschland ist Meister im Versenken eigener Erfindungen und Innovationen. Schon lange. Zumindest nach WK2.

Marketing ist nicht sein Ding. Nur als Wortspielerei.

fatherted
2 Monate her

Bitte sich mal die neueste Ergüsse von Frau Hermann zur Gemüte führen….die Bahn darf nicht mehr schneller als 100 fahren…schon wegen des Luftwiderstandes (die Frau hat „Ahnung“)….und dann darf man auch nicht jeden Tag Bahn fahren…so geht das im Klima- und Windrad-Staat ja nun nicht…..sondern nur ein oder zweimal im Jahr…..wenn überhaupt….da lohnt weder ein Transrapid noch ein Triebwagen.

moorwald
2 Monate her

Das Unglück auf der Versuchsstrecke im Emsland war nicht auf einen Fehler des Systems. sondern auf menschliches Versagen zurückzuführen

Peterson82
2 Monate her

Ein Land das es nicht mal schafft die existierenden Brücken (und damit meine ich nicht die eingestürzte) sondern den Gesamtbestand am Leben zu halten und nichtmal das existierende Gleisnetz zu erhalten, sollte von irgendwelchen Magnetbahnen in Tunneln oder auf hohen Brückenpfeilern tunlichst die Finger lassen.

Autour
2 Monate her

Na viel physikalisches Wissen ist bei Herrn Kempkens nicht übrig geblieben…
Der Transrapid musste in Deutschland scheitern, da Deutschland damals über das bestausgebauteste Schienennetz der Welt verfügte und Geschwindigkeiten jenseits von 250 km/h in Deutschland KEINEN Sinn ergeben da die Strecken dafür viel zu Kurz sind.
Oder warum Glauben sie bauen die Chinesen den Transrapid zwischen ihren Grossen Städten? Schauen sie sich die Distanzen an… NUR da ergibt es Sinn!
Der Transrapid wird NICHT nach Deutschland zurückkommen! Zum einen da es keinen Sinn ergibt und zum anderen da dieses Land in 5 Jahren auf dem Entwicklungstand von Myanmar sein wird!

Flaneur
2 Monate her
Antworten an  Autour

dennoch finden täglich inlandsflüge statt.. scheinbar gibt es doch bedarf / den wunsch nach höherer reisegeschwindigkeit, auch innerhalb deutschlands.
wo ich ihnen allerdings recht gebe – eine magnetschwebebahn in einem land, das kurz vor der wiedereinführung des eselkarren ist, wirkt deplatziert.

alter weisser Mann
2 Monate her

Der Transrapid ist sinnlos in einem Land, wo wie beim ICE Politiker dann die ihnen genehmen Streckenführung und die Unterwegshaltepunkte erzwingen.