C’est la Vie: Im 1. Wahlgang kann Marine Le Pen vom Front National den Sieg davon tragen. Aber die erste Präsidentin der Republik Frankreich wird sie damit noch lange nicht. Drei Gründe sprechen gegen die Juristin und prominenteste französische Politikerin.
Marine Le Pen vom Front National kann die erste Runde der Präsidentschaftswahl für sich entscheiden wie Emmanuel Macron auch. Umfragen sehen Le Pen derzeit bei ungefähr 25 Prozent, der parteilose ehemaligen Wirtschaftsminister Macron in derselben Umfrage (Institut Harris Interactive) bei 26 Prozent, er gilt als Heilsbringer der Franzosen.
Der verheiratete Macron sieht sich seit ein paar Wochen dem Gerücht der Homosexualität und des Doppellebens ausgesetzt. Russische Medien streuten das Gerücht, Macron hätte mit dem Generaldirektor von Radio France, Mathieu Gallet, ein Verhältnis. Und außerdem stünde hinter Macron die Gay-Lobby, die sich für die „Ehe für alle“ stark mache.
Macron wackelt also, und deshalb hat François Bayrou, der Chef der Zentrumspartei Demokratische Bewegung und selbst Präsidentschaftskandidat ohne Chancen, Macron seine Unterstützung zugesagt. Der eingesessenen Politelite geht es darum, Marine Le Pen spätestens im zweiten Wahlgang abzufangen. Denn das lehren die jüngste französische Geschichte und die aktuellen Umfragen: Seit fünfzehn Jahren geht es mit dem Front National steil nach oben. In der Präsidentschaftswahl 2002 gelang Jean-Marie Le Pen das zweitbeste Ergebnis des ersten Wahlgangs (16,86 Prozent). 2007 kam er im ersten Wahlgang mit mehr als 3,8 Millionen Stimmen immerhin noch auf 10,44 Prozent, obgleich Frankreich ihm einen Denkzettel verpassen wollte. 2012 erreichte seine Tochter Marine Le Pen in der ersten Runde 17,9 Prozent. Und nun, nach den Attentaten von Paris und einer zunehmend angespannten innenpolitischen Lage, wird ihr ein klarer Sieg in der ersten Runde prognostiziert.
Das hat auch damit zu tun, dass der Front National in vielen Kommunen und regionalen Strukturen seit Jahren politische Verantwortung trägt und Ergebnisse vorweisen kann, die sich durchaus sehen lassen können. Die Entwicklung im südfranzösischen Orange, das sich von einer desolaten Stadt zu einem wieder
florierenden Zentrum für Tourismus und Wirtschaft entwickelt hat, ist nur ein Beispiel unter vielen. Sicherlich ist das nun ein historischer Moment für Frankreich, denn noch nie stand der Front National so kurz vor einem Präsidentschaftserfolg.
Wie mutig sind die Wähler?
Dennoch ist ein solcher Sieg unwahrscheinlich. Dafür gibt es drei Gründe: Erstens wird Le Pen im zweiten Wahlgang nicht auf einen deutlich „linksorientierten“ Kandidaten wie den Sozialisten Mélenchon stoßen. Eine solche Alternative wäre eine wichtige Voraussetzung für einen Sieg. Zweitens ist zwar auch die „Front républicain“ (also die Allianz der „linken“ und „liberalen“ Parteien) siech und marode, aber der Front National hat es bisher noch nie geschafft (vielleicht auch nie wirklich gewollt), Allianzen zu schmieden.
Marine Le Pens „Weder links noch rechts“-Strategie schließt einen solchen Weg aus. Sie versucht, alle Nein-Sager und Wahlabstinenzler unter ihrem Banner zu sammeln. Und das dürfte nicht reichen, um sie zur ersten Präsidentin Frankreichs zu machen.
Mitterand kam 1981 nur mithilfe der Kommunisten an die Macht, die dann im Kabinett auch wichtige Ministerposten zugesprochen bekamen, unter anderem das Kulturressort, mit der Folge, dass in französischen Gymnasien Russisch als erste Fremdsprache unterrichtet wurde. Eine solche Diplomatie war der „Rechten“ noch nie zu eigen. Der dritte Grund mag sein, dass die Medien Marine Le Pen als „Tochter des Teufels“ stigmatisieren und den Wählern der Mut fehlt, gegen ein solches verfestigtes mediales Schreckbild anzuwählen.
Außerdem stellt sich Marine Le Pen mit ihrem Anti-Globalisierungskurs entschieden gegen den durchgängig anzutreffenden Wirtschaftsliberalismus auch der französischen „Linken“, der selbst bei konservativen Wählern das Bild materieller Sicherheit und wirtschaftlichen Fortschritts zu verbürgen scheint.
Alexander Pschera ist Publizist.
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Ob Macron im zweiten „Ernstfall-Wahlgang“
tatsächlich vom „ganzen Rest“ gewählt wird,
sämtliche „vote utiles“ auf seine Seite ziehen kann
darf ebenfalls hinterfragt werden. Ganz schwer ist es durch den Filter hiesiger Nachrichten/Berichterstattung abzuschätzen wie frustriert der „einfache franz. Wähler“ ist. Ob er sich – analog USA – nicht vielleicht doch ein wenig mehr der franz. „Gloire“ wünscht die mit Le Pen immerhin auch assoziiert wird. –
– Mehr Kaffeesatzleserei als sonstwas!!! –
Das Problem von Macron: seine potenziellen Wähler sind ausserordentlich volatil; man weiss bis heute nicht, wie viele er an seine Seite ziehen kann. Die Linke ist so gut wie tot, spielt allenfalls als Protestpartei eine Rolle. Fillon ist bekanntlich geschwächt und seht mit Rücken zur Wand – er macht aber weiter, als wäre nichts geschehen. Die Gegner Le Pens setzen jetzt auf den „vote utile“: alle restlichen Wähler, ob links oder bürgerlich rechts, rotten sich zusammen, um die Stichwahl zugunsten Le Pens zu verhindern; das geschah bereits 2002, als die Franzosen im 2. Wahlgang den schon von beginnender Senilität gezeichneten… Mehr
Ohne einen Sieg von Marine Le Pen ist eine Aenderung nicht in Sicht. Und Europa braucht eine radikale Veraenderung.
Was immer man denkt ueber die politische Landschaft, besonderes in Deutschland, vieles muss vereaendert werden. Status quo fuehrt zu nichts.
Wenn Madame LePen an die Macht kommt, dann war’s das mit dem Titanic-Dollar(€uro) und das wäre wahrlich für den ganzen europäischen Kontinent ein Segen. Allein für diese simple Tat würde sie als eine der ganz großen französischen Präsidenten in die Geschichte eingehen.
Wie war das nochmal mit den „Prognosen“ in den USA im vergangenen Herbst?
Da die deutschen MSM´ler in Frankreich nicht wählen dürfen, können wir uns auf eine spannende Abstimmung freuen.
Ich halte herzlich wenig von Macron, er ist nichts als ein Hochstapler und Träumer.
Er gibt sich jung, unverbraucht und unabhängig, dennoch war er zwei Jahre Wirtschaftsminister für Hollande und drei Jahre Mitglied in der Sozialistischen Partei.
Andererseits verspricht er eine liberalere Wirtschaftspolitik, was er als Minister offenbar verschlafen hatte, während er gemäss der NZZ (Link siehe unten) nicht bemerkt hatte, dass 380’000 Euro ohne vorherige Ausschreibung an eine Werbeagentur verplempert wurden. Soviel zum Thema er sei nicht korrumpiert.
https://www.nzz.ch/international/europa/praesidentschaftswahlen-frankreich-franzoesische-justiz-ermittelt-auch-gegen-macron-ld.151278
Und als Liberaler kann er sich auch wohl kaum schimpfen, wenn immer mehr Sozialisten, nun auch Manuel Valls ihn unterstützen.
Ich würde eher sagen, die Deutschen Mainstream Medien sehen in Macron eher den Heilsbringer…den Heilsbringer der ihre EU und Euro Eliten Welt zusammenhalten soll Der Macron der Eliten spielt den Franzosen doch genauso wie Holland, Fillion ein Theaterstück vor…bei Macron gibt es nichts handfestes….nichts was eine bessere Zukunft verspricht…Macron will weiter den Weg der EU-Euro Eliten gehen…will damit den Franzosen Sozialreformen abverlangen…hofft gleichzeitig darauf, dass die Deutschen Konzerne in Frankreich investieren, weil die französischen Firmen nicht mehr wettbewerbsfähig unter diesen Deutsch dominierenden Euro sind…übrigends genauso wie 90% der EU Länder unter dem EURO Diktat der Deutschen Wirtschaft-Politik zu leiden haben.… Mehr
Wenn Macron Präsident werden sollte, dann ist das Frankreich, welches ich schon
1960 bereisen durfte, verloren.
Denn anders als in Deutschland haben die Franzosen „Aufstandserfahrung“.
Das Establishment spürt, dass sich ein Religionskrieg in Europa anbahnt,
weswegen jede Kritik am Islam und der Merkel/Schulz-Politik im Keim erstickt wird.
Wenn es Le Pen nicht schaffen sollte, dann können die EU-Migrationspläne nur
noch von den Visegrad-Staaten blockiert werden.
„Der dritte Grund mag sein, dass die Medien Marine Le Pen als „Tochter des Teufels“ stigmatisieren“.
Nach meinem Eindruck gilt das allerdings noch stärker für die nicht-französischen Medien, wo Le Pen eigentlich nur als Karikatur vorkommt. In französischen Medien ist sie in Debatten und Interviews sehr präsent und wird durchaus auch differenziert nach ihren Vorstellungen befragt – was in D für die AfD nicht gilt.
Marine, Jean in the dark. Le Pen kann Geschichte schreiben!