Die Fett-weg-Spritze wird zum Kassen-Killer

Schon heute ächzen die Ärzte und ihr Praxispersonal unter einer überbordenden Bürokratie. Es ist abenteuerlich, ihnen auch noch die Aufgabe aufzubürden, den absehbar massenhaften Missbrauch der Fett-weg-Spritze auf Kassenkosten zu kontrollieren oder gar einzudämmen. Von Lothar Krimmel

IMAGO / Pond5 Images

Seit dem „Spatenstich von Alzey“ am 8. April 2024 ist die politische Klasse in Deutschland elektrisiert von der neuen Fett-weg-Spritze Mounjaro, die der US-amerikanische Pharmagigant Eli Lilly auch dort ab 2027 produzieren will. Begeistert plappert man den diesem Mittel von Experten zugesprochenen Status eines „Game-Changers“ in der Adipositas-Therapie nach.

Weltweite Adipositas-Epidemie

Worum geht es? Von Adipositas (Fettsucht) wird gesprochen, wenn der Body-Mass-Index (BMI: Körpergewicht durch Körpergröße zum Quadrat) eines Menschen über 30 kg/m2 liegt. Adipositas wird international als Krankheit angesehen, die mit erheblichen Krankheitsfolgen wie Diabetes, Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebserkrankungen und Erkrankungen des Bewegungsapparats assoziiert ist. Eine therapiebedürftige Adipositas wird angenommen ab einem BMI von 30 oder ab einem BMI von 27, wenn zusätzlich gewichtsbedingte Begleiterkrankungen vorliegen.

Mit derzeit geschätzt 900 Millionen Betroffenen hat sich die Adipositas zu einer weltweiten Epidemie entwickelt, auch wenn das Ausmaß von nur 2 Prozent in Vietnam bis zu 42 Prozent in den USA international sehr schwankt. Deutschland liegt mit rund 20 Prozent im Mittelfeld. Ursächlich für die Adipositas-Epidemie sind vor allem Bewegungsmangel und Änderungen der Ernährungsgewohnheiten hin zum Konsum hochkalorischer Nahrungsmittel.

Beeindruckende Gewichtsreduktion durch Inkretin-Analoga

Seit Jahrzehnten hatte sich die Pharmaindustrie vergeblich bemüht, den potenziellen Billionenmarkt effizienter Arzneimittel zur Gewichtsreduktion zu erschließen. Immer wieder schienen Erfolge greifbar, die sich jedoch bald wieder in Luft auflösten. Erst in den letzten beiden Jahren erfolgte dann der Durchbruch, als zwei neuartige, für die Therapie des Typ-2-Diabetes zugelassene Substanzen auch in der Gewichtsreduktion von adipösen Nicht-Diabetikern beeindruckende Erfolge zeigten.

Den Anfang machte der dänische Pharmakonzern Novo Nordisk mit der Substanz Semaglutid, die seit 2018 für die Therapie des Typ-2-Diabetes unter dem Handelsnamen Ozempic zugelassen ist und seit 2022 in einer höheren Dosierung unter dem Namen Wegovy auch für die Adipositas-Behandlung. Es folgte der US-amerikanische Pharmagigant Eli Lilly mit der Substanz Tirzepatid, die unter dem Handelsnamen Mounjaro seit 2022 für die Diabetes-Therapie und seit Ende 2023 auch für die Adipositas-Behandlung zugelassen ist.

Semaglutid und Tirzepatid ahmen beide die Wirkung von GLP-1 (Glucagon-like Peptide 1) nach und werden daher als GLP-1-Agonisten bezeichnet. Tirzepatid wirkt zusätzlich auch am Rezeptor des GIP (Glucose dependent Insulinotropic Peptide). GLP-1 und GIP sind gastrointestinale Hormone, sogenannte Inkretine, die den Blutzuckerspiegel regulieren. Da Semaglutid und Tirzepatid deren Wirkung nachahmen, werden sie auch als Inkretin-Analoga bezeichnet. Ihre gewichtssenkende Wirkung wird auf die Erzeugung anhaltenden Sättigungsgefühls durch verzögerte Magenentleerung sowie auf zusätzliche zentralnervöse Steuerung des Essverhaltens zurückgeführt.

Beide Substanzen haben in den Zulassungsstudien beeindruckende Erfolge in der Gewichtsreduktion bei adipösen Probanden gezeigt, so dass sich in den sozialen Medien rasch die Bezeichnung „Fett-weg-Spritze“ verbreitet hat. Bei Tirzepatid (Mounjaro) waren es im Durchschnitt mehr als 20 Prozent Gewichtsverlust, was mit den Ergebnissen der bariatrischen Chirurgie vergleichbar ist, also der operativen Verkleinerung des Magens. Allerdings, auch das haben die Studien klar belegt, steigt das Körpergewicht wieder, sobald die Injektionstherapie beendet wird. Das bedeutet für die Patienten die Notwendigkeit einer lebenslangen Therapie und für die Pharmakonzerne die Aussicht auf immerwährende Rendite.

Häufige Nebenwirkungen beider Mittel sind Bauchschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Entzündungen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) und Adenome der Schilddrüse wurden ebenfalls berichtet. Ob auch Pankreas- und Schilddrüsenkarzinome zu den möglichen Nebenwirkungen gehören, kann erst in den jetzt einsetzenden Anwendungsbeobachtungen ermittelt werden.

Zu bedenken ist auch, dass die Erfolge bei der Gewichtsabnahme keineswegs bedeuten, dass die Adipositas trotz lebenslanger wöchentlicher subkutaner Selbst-Injektion sozusagen „geheilt“ wird. Natürlich ist eine anhaltende 20-prozentige Gewichtsreduktion ein großer Erfolg. Aber ein Adipositas-Patient mit einem BMI von 40 bleibt auch nach 20-prozentiger Gewichtsreduktion mit einem neuen BMI von 32 weiter gefährdet.

Zwei Pharma-Giganten teilen sich den Billionen-Markt

Die beiden Semaglutid-Präparate haben den dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk zum wertvollsten europäischen Unternehmen mit einem Börsenwert von derzeit rund 500 Milliarden Euro aufsteigen lassen. Noch extremer sind die Zahlen beim US-amerikanischen Konkurrenten Eli Lilly, dessen Tirazepid-Präparat Mounjaro den weltgrößten Pharmagiganten hat entstehen lassen mit einem Börsenwert von über 650 Milliarden Euro, was mehr als dem Doppelten der addierten Börsenwerte von Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz entspricht.

Dennoch überschlagen sich einfältige Ampelpolitiker mit Dankesadressen an den Pharmagiganten, dass er die die Investition von 2,3 Milliarden Euro in Alzey ohne staatliche Subventionen aufbringt. Schon wird erkennbar, dass sie sich damit ohne jede Not in eine Bringschuld begeben im Sinne eines Entgegenkommens bei der Freigabe der Fett-weg-Spritze auf Kassenkosten. Dann hätte sich Eli Lilly mit einer vergleichsweise geringen Anfangsinvestition einen kontinuierlich sprudelnden Multi-Milliardenmarkt erschlossen.

Eine bessere Investition ist kaum denkbar. Und das weltweit bekannte „silly German money“ hätte einen weiteren Abnehmer gefunden. In freudiger Vorahnung sagte David Ricks, der CEO von Eli Lilly, anlässlich des Alzeyer Spatenstichs, der Pharmakonzern schätze das Interesse der hiesigen Politik, „Menschen einen schnellen Zugang zu neuen Therapieoptionen zu ermöglichen“.

Fett-weg-Spritzen kosten die Krankenkassen 45 Milliarden Euro

In Deutschland leben rund 12 Millionen erwachsene und knapp 1 Million jugendliche Kassenversicherte (ab 12 Jahren) mit Adipositas. Hinzu kommen weitere rund 3 Millionen Versicherte mit einem BMI zwischen 27 und 30, die mindestens eine gewichtsbedingte Begleiterkrankung haben. Aufgrund der erfolgten Zulassung zur Adipositas-Behandlung kann ab sofort auch diesen 16 Millionen Kassenversicherten Wegovy oder Mounjaro verordnet werden, zumindest auf Privatrezept.

Sollten sich diejenigen Politiker durchsetzen, die eine Verordnungsfähigkeit auf Kassenrezept fordern, so würde dies bei jährlichen Therapiekosten von 3.000 bis 4.000 Euro die gesetzlichen Krankenkassen nach Berechnungen des AOK-Bundesverbands zusätzlich mit mehr als 45 Milliarden Euro belasten.

Über 45 Milliarden Euro für die Fett-weg-Spritze. Nur zur Einordnung: Das wäre fast eine Verdoppelung der bisherigen Arzneimittelausgaben. Und es ist etwa so viel, wie das gesamte Honorar aller rund 190.000 Kassenärzte und Psychotherapeuten, samt ihrer 350.000 Praxismitarbeiterinnen. Die Ausgaben der Krankenkassen würden um mehr als 15 Prozent steigen und der durchschnittliche Beitragssatz würde um rund 2,5 Prozentpunkte von 14,6 Prozent auf über 17 Prozent hochschießen.

Bei einem Jahreseinkommen von zum Beispiel 60.000 Euro müssten also ein Versicherter und sein Arbeitgeber jährlich rund 1.500 Euro zusätzlich hinblättern. Nur um adipösen Versicherten eine Fett-weg-Spritze zu finanzieren, die mit Proteinriegeln und Diätpulver konkurriert. Dies würde zwar einerseits die Aktionäre von Novo Nordisk und Eli Lilly restlos begeistern, aber es wäre andererseits das definitive Ende einer solidarischen Krankenversicherung, wie sie über Generationen hinweg aufgebaut worden ist.

Fett-weg-Spritze ist klassisches Lifestyle-Medikament

Am 21. März hat der dafür gesetzlich zuständige Gemeinsame Bundesausschuss die Kostenübernahme für Wegovy abgelehnt, da es angesichts seines gewichtsregulierenden Einsatzes als Lifestyle-Medikament gewertet wurde, dessen Kosten die gesetzlichen Krankenkassen nicht übernehmen dürfen. Für Mounjaro, das erst Ende 2023 für die Adipositas-Therapie zugelassen wurde, dürfte dies demnächst in gleicher Weise beschlossen werden. Daher kann eine Verordnung beider Inkretin-Analoga nur auf Privatrezept erfolgen.

Dieser Beschluss ist – unabhängig von den eindeutigen gesetzlichen Bestimmungen – auch in der Sache begründet. Zu nennen sind hier erstens die extreme Abhängigkeit der Adipositas von beeinflussbaren Faktoren wie Ernährungsgewohnheiten und Bewegungsmangel sowie zweitens die erhebliche Überschneidung des Therapieziels mit medial induzierten Schönheitsidealen und Körperbildstörungen.

Wenn es überhaupt noch eines Beweises für die These bedurft hätte, dass es sich bei der Abnehmspritze um das Lifestyle-Medikament par excellence handelt, so wurde dieser durch den exzentrischen Tech-Milliardär Elon Musk und den Reality-Star Kim Kardashian geliefert. Obwohl beide erkennbar die Adipositas-Kriterien der Arzneimittelzulassung nicht erfüllt hatten, gaben sie bereitwillig Auskunft, dass die Fett-weg-Spritze Wegovy bei ihnen überflüssige Pfunde purzeln ließ.

Dieser „Off-Label-Use“ der neuartigen Diätmittel ist in den USA bereits zu einem Massenphänomen geworden. Nach einer Studie des Datendiensts Trilliant Health werden in New York die meisten Verordnungen in der wohlhabenden Upper East Side registriert, obwohl die Upper East Side deutlich weniger Diabetes-Patienten oder Übergewichtige hat als manche Viertel in Brooklyn oder Queens, in denen viel weniger dieser Mittel verordnet werden.

Auch die massiven Umsatzeinbußen bei den Herstellern von Proteinriegeln und Diätshakes sind ein Hinweis darauf, dass die Fett-weg-Spritze mit diesen Lifestyle-Produkten in direkter Konkurrenz steht.
Eine der unangenehmen Folgen dieses missbräuchlichen Lifestyle-Einsatzes der Inkretin-Analoga ist, dass diese Substanzen angesichts der derzeit noch beschränkten Produktionskapazitäten für Diabetiker nicht mehr in ausreichender Menge zur Verfügung stehen.

Druck auf Dicke wird steigen

Bereits jetzt stehen adipöse Mitbürger angesichts des von der Werbung und den sozialen Medien verbreiteten Leitbildes eines jungen und schlanken Körpers unter erheblichem gesellschaftlichem Druck. Verzweifelt versuchen Ärzte und Psychotherapeuten, dem damit einhergehenden depressiven Potential durch Anstrengungen zur Stärkung des Selbstbildes dicker Menschen entgegenzuwirken. Doch der gesellschaftliche Druck dürfte größer werden, wenn die Abnehmspritze allen Adipösen von den Krankenkassen bezahlt würde. Dann hieße es überall: „Warum bist du noch dick? Die Kasse zahlt doch das Abnehmen!“

Joggst du noch oder spritzt du schon?

Genau so, wie seit 150 Jahren alle sozialistischen Experimente daran scheitern, dass es den dafür notwendigen „sozialistischen Menschen“ schlichtweg nicht gibt, genau so wird auch die Idee, den Adipösen mit der Abnehmspritze zu gesünderen Ernährungsgewohnheiten und mehr Bewegung zu erziehen, ins Leere laufen. Es wird vielmehr das exakte Gegenteil eintreten: „Abnehmen im Fernsehsessel“ heißt schon jetzt die Hoffnung der Netflix-Junkies. Während eines Serienmarathons passen mit Spritze eben weniger Chips als früher in den Magen. Aber für irgendetwas müssen mehr als 3.000 Euro Jahrestherapiekosten ja auch gut sein.

„Joggst du noch oder spritzt du schon?“ ist daher schon jetzt die Devise in den sozialen Medien. Bereits in den Zulassungsstudien wurde klar erkennbar, dass das Ausgangsgewicht nach Absetzen der Abnehmspritze bald wieder erreicht wurde – trotz angeblicher Beibehaltung von Lebensstiländerungen. Aussagen selbsternannter Experten, die Gewichtsabnahme würde den Adipösen überhaupt erst die Lust am Joggen bringen, hören sich realitätsfremder an als das Programm der Kommunistischen Partei Nordkoreas. Die Menschen sind eben, wie sie sind: Warum sich quälen, wenn es mit der Abnehmspritze auf Kassenkosten auch „auf die humane Tour“ funktioniert?

Winston Churchill wird die Aussage zugeschrieben, das stärkste Argument gegen die Staatsform der Demokratie sei ein fünfminütiges Gespräch mit einem normalen Wähler. Vielleicht sollten diejenigen, die derzeit allen Ernstes über die Freigabe der Abnehmspritze auf Kassenkosten sinnieren, einmal solche Gespräche mit potenziellen Konsumenten dieser Spritzen führen.

Die GEDA-Studie („Gesundheit in Deutschland aktuell“) hat gezeigt, dass eine Mehrheit der Adipösen dem unteren Bildungsdrittel angehört. Ohne diesen Menschen zu nahe zu treten, darf man feststellen, dass sie differenzierten Programmen zur Umstellung von Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten schon in der Vergangenheit nur sehr eingeschränkt zugeneigt waren. Es steht zu erwarten, dass sich solche Einstellungen mit der kostenlosen Verfügbarkeit von Abnehmspritzen eher verfestigen würden.

Ärzte dürfen nicht durch Abnehm-Bürokratie erwürgt werden

Bereits jetzt steigt der Druck auf Ärzte, übergewichtigen Patienten einen Diabetes anzudichten, damit sie in Genuss einer kostenlosen Fett-weg-Spritze kommen. Bei einer gesetzlichen Freigabe der Adipositas-Behandlung auf Kassenkosten würde dieser Druck auf die nächste Stufe verlagert. Dann würden auch unzählige Gesunde im BMI-Bereich unter 30 mit aller Macht versuchen, ihre Bikini-Figur auf Kassenkosten zu erhalten. In den sozialen Medien kursieren bereits klare Ansagen von gesunden jungen Menschen im BMI-Bereich um 28, dass sie sich auf 30 „hochfressen“ würden, um dann die Gewichtsabnahme auf Kassenkosten „so richtig durchziehen“ zu können.

Der Einwand explodierender Kassenbeiträge wird von der Pharma-Lobby und den ihr hörigen Politikern mit dem Argument weggewischt, die Politik würde nur die grundsätzliche Freigabe der Abnehmspritze beschließen und die Überwachung der komplexen Begleit-Regularien müssten eben die Ärzte übernehmen. Doch wer die Problematik der richtigen Indikation und der Überwachung der begleitenden Änderungen des Lebensstils auf die Ärzte abwälzen will, zerstört sehenden Auges unsere Gesundheitsversorgung.

Schon heute ächzen die Ärzte und ihr Praxispersonal unter einer überbordenden Bürokratie. Es ist abenteuerlich, ihnen auch noch die Aufgabe aufzubürden, den absehbar massenhaften Missbrauch der Fett-weg-Spritze auf Kassenkosten zu kontrollieren oder gar einzudämmen.

Erst Zwangsspritze, jetzt Fett-weg-Spritze: FDP-Mann auf Abwegen

Aus der Corona-Katastrophe scheinen viele Politiker nichts gelernt zu haben. Mit der Freigabe der Abnehmspritze für alle adipösen Kassenversicherten wollen manche schon wieder ein medizinisches Thema an sich reißen. Besonders exponiert hat sich dabei erneut der Arzt und FDP-Politiker Andrew Ullmann. Derselbe Andrew Ullmann hat im April 2022, als längst klar war, dass die modRNA-Impfungen angesichts der Omikron-Varianten minimalen Nutzen mit maximalem Risiko kombinieren, im Bundestag die Trommel gerührt für die verfassungswidrige Zwangsinjektion dieser gentechnologischen Substanz.

Seine abstoßende Rede zur Impfpflicht, gespickt mit absurden Katastrophenszenarien, Falschinformationen zum Übertragungsschutz, antidemokratischen Tiraden über den Freiheitsbegriff und Missbrauch des Wissenschaftsbegriffs, ist ein überragendes zeitgeschichtliches Dokument. „Ich gelobe feierlich, dass ich die Autonomie meines Patienten respektieren und dass ich mein medizinisches Wissen nicht zur Verletzung von bürgerlichen Freiheiten anwenden werde!“ Für einen Arzt, der das für alle Ärzte gültige Genfer Gelöbnis ernst nimmt, ist eine Zwangsimpfung niemals zustimmungsfähig, und für einen Liberalen schon gleich gar nicht.

Erst Zwangsspritze, jetzt Abnehmspritze: Sitzt da ein „Liberaler“ als Lobbyist der Pharmagiganten im Deutschen Bundestag? Oder war es nur seine „alte Verbundenheit“ nach Rheinhessen? Immerhin war er genau dort viele Jahre in der Kommunalpolitik tätig, wo in Mainz nicht nur mit Biontech der Produzent der modRNA-Impfstoffe und die Deutschland-Zentrale von Novo Nordisk sitzen, sondern in Alzey künftig mit Eli Lilly auch der Produzent der Abnehmspritze Mounjaro.

Aber egal ob Pharma-Lobbyismus oder nur „Heimatverbundenheit“ hinter solchem Handeln stehen: Wer einerseits den Schutz der Bürger vor Zwangsimpfungen und andererseits den Erhalt einer bezahlbaren Krankenversicherung dermaßen geringschätzt, der hat in der Gesundheitspolitik nichts zu suchen – und im Deutschen Bundestag schon gleich gar nicht.

Ullmann scheint im Berliner Elfenbeinturm nicht mitzubekommen, dass das deutsche Sozialsystem angesichts der Explosion der Leistungsausgaben auch durch die anhaltende illegale Massenmigration bereits vor dem Kollaps steht. Schon jetzt zieht Deutschland aufgrund seiner schier unbegrenzten Leistungsversprechen illegale Migranten mit chronischen Erkrankungen geradezu magisch an. Wenn die kostenlose Fett-weg-Spritze bei den Adipösen dieser Welt die Runde macht, dürfte es kein Halten mehr geben.

Ulmann erscheint daher wie der Dirigent des Orchesters auf der Titanic. Er hat noch nicht gemerkt, dass die ersten Geiger bereits bis zur Hüfte im eiskalten Wasser stehen, und gibt unbeirrt den Einsatz zum Triumpfmarsch der Pharmagiganten.

Keine Entlastung der Krankenkassen

Wie immer bei neuen und aufgrund des Patentschutzes maßlos überteuerten Therapien schwadronieren die Pharmakonzerne und ihre Mietmäuler aus Wissenschaft und Politik von „erheblichem Einsparpotential der Krankenkassen“. Die Krankenkassen sollen also allen Ernstes mal so eben jedes Jahr 45 Milliarden Euro zusätzlich als „Einspar-Abgabe“ in Richtung Pharmakonzerne schieben, damit irgendwann in ferner Zukunft vielleicht jährlich 5 dieser 45 Milliarden zurückfließen, man also nur noch 40 Milliarden zusätzlich stemmen muss. Gegen solchen kalkulatorischen Unsinn darf sich ein Milchmädchen wie ein Mathe-Genie fühlen.

Abnehmspritzen sind klassische IGeL-Leistungen

Die Abnehmspritze macht auch den grundsätzlichen Unterschied zwischen gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV) deutlich. In der privaten Krankenversicherung gilt ausschließlich das Gebot der medizinischen Notwendigkeit. Einschränkungen vertragsrechtlicher Art betreffen vorwiegend das Ausmaß von Eigenbeteiligungen. Daher sind Abnehmspritzen in der privaten Krankenversicherung grundsätzlich erstattungsfähig, wenn sie bei krankhaftem Übergewicht eingesetzt werden.

In der gesetzlichen Krankenversicherung schränkt dagegen das sogenannte „Wirtschaftlichkeitsgebot“ selbst medizinisch notwendige Leistungen ein. Doch nicht nur das. Darüber hinaus gibt es zahlreiche gesetzliche Ausschlüsse wie eben den Ausschluss von Lifestyle-Medikamenten. Daher sind Potenzmittel wie Viagra, Haarwuchsmittel vom Typ Finasterid oder Abnehmspritzen wie Wegovy klassische IGeL-Leistungen, also Individuelle Gesundheitsleistungen, die privat zu finanzieren sind.

Wer das beklagt, sollte sich vergegenwärtigen, dass die gesetzliche Krankenversicherung als Solidargemeinschaft funktioniert. Hier zahlen die Einkommensstarken für die Einkommensschwachen und die Alleinstehenden für die Familien. Das ist eine große Errungenschaft und darf nicht dadurch in Frage gestellt werden, dass auf Kosten dieser Solidargemeinschaft Sonderwünsche aus dem Lifestylebereich bedient werden. Denn dies würde die GKV nicht nur finanziell bedrohen, sondern auch den Solidargedanken erschüttern.

Der Einwand, dass Adipositas eine Krankheit sei und dass adipöse Menschen einen hohen Leidensdruck hätten, ist für die leistungsrechtliche Beurteilung der Fett-weg-Spritzen irrelevant. Auch die erektile Dysfunktion ist eine Krankheit mit teilweise hohem Leidensdruck, und trotzdem müssen die Männer das ihnen auf Privatrezept verordnete Viagra selbst bezahlen. Gleiches gilt für die Finasterid-Behandlung der androgenetischen Alopezie, also der männlichen Glatze.

Es ist nicht auszuschließen, dass die Gesamtsituation anders zu bewerten ist, wenn erstens der Nutzen der neuartigen Abnehmspritze hinsichtlich relevanter Endpunkte wie der Gesamtmortalität erwiesen ist, wenn zweitens auch anwenderbezogene Einsparungen für die Krankenversicherer nachweisbar sind und wenn sich drittens die Preissituation durch zunehmenden Anbieterwettbewerb drastisch entschärft hat. Aber das ist Zukunftsmusik, die vor dem Jahr 2035 keinen Gedanken wert ist.


Dr. med. Lothar Krimmel, Facharzt für Allgemeinmedizin, war von 1992 bis 2000 Geschäftsführer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und damit ein genauer Kenner des Medizinsektors.

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Kommentare ( 49 )

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49 Comments
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Ettore
6 Monate her

2025 wird man Mounjaro mit Contergan, EliLilly mit Grünenthal vergleichen.

2026 wird Bayer sich (nach Einnorden bei den Bilderbergern) gezwungenermaßen aufgefordert sehen, Ely Lilly zu übernehmen.

2027 wußte man es immer schon besser.

Ansonsten gilt: FdH, nicht mehr, nicht weniger.

Sonny
7 Monate her

Aus Erfahrung meines schon ziemlich langen Lebens kann ich eins mit Sicherheit bestätigen:
Es gibt kein Wundermittel gegen Faulheit und Suchtverhalten. Das wahre Wundermittel ist der Kopf, da fängt die Änderung an. Und nicht mit einer Spritze.
Alles andere ist Geschäfte-Macherei.

Last edited 7 Monate her by Sonny
Juergen Schmidt
7 Monate her

Im Ernst jetzt? Warum sollte ich nach dem Corona-mRNA-Spritzen-Verbrechen auch nur eine Sekunde glauben, dass dieses Zeug, dieser neue »Game Changer« (hahaha) wirkt, ungefährlich ist und ohne Betrug, Täuschung und Korruption seine Zulassung bekommen hat? Warum sollte ich einem deutschen Politiker der Corona-Verbrecherparteien und ihren berüchtigten »Experten« auch nur noch ein einziges Wort zum Thema Gesundheit und Medizin glauben? Dazu besteht im Moment nicht der geringste Anlass – im Gegenteil, man sollte bei jeder neuen Aktion von Lüge und Täuschung gegen die Bürger ausgehen und sich entsprechend verhalten, dann liegt man schonmal nicht verkehrt. Und was ganz offensichtlich auf der… Mehr

Last edited 7 Monate her by Juergen Schmidt
mediainfo
7 Monate her

Ich frage für einen Freund: Ist das normal dass ein Arzt, der sonst nicht durch übermäßiges Engagement oder Interesse für die Patienten auffällt, diese Abnehmspritzen begeistert lobt, und mögliche Nebenwirkungen oder andere Nachteile zu bagatellisieren versucht? Welche Interessen spielen da möglicherweise noch eine Rolle?

humerd
7 Monate her

Der Druck auf Dicke darf nicht mehr sein. Ist Diskriminierung. Immerhin gib´s eine politische Fürsprecherin, Ricarda Lang, deren politischer Schwerpunkt unter anderem auf „Body Positivity“ liegt. Bereits im Jahr 2018 beklagte sie sich „“Warum nehmen sich diese Fremden raus, mir ungefragt Tipps zu geben? Ist es so schwer zu verstehen, dass es weder ihre Aufgabe noch ihr Recht ist, meinen Körper zu kommentieren?“ Inzwischen sind Curvy Modelle hip.
Angesichts steigender Beiträge zu den Krankenkassen, wäre die Frage „Warum bist du noch dick? Die Kasse zahlt doch das Abnehmen!“ durchaus berechtigt, aber sie wird wohl bald unter Strafe gestellt werden.

kasimir
7 Monate her
Antworten an  humerd

Tja, bei Ricarda liegt der Fall auch etwas anders: einerseits möchte sie von Fremden keine Tipps bekommen, was ihre Ernährung betrifft.
Dann wurde sie aber auf dem Münchner Oktoberfest mit ihren Grünen- Kumpels beim Vertilgen großer Fleischplatten erwischt. Auf der anderen Seite wollen die Grünen uns zum fleischlosen, am besten veganen Pfad bekehren (anscheinend für alle, außer ihnen selbst).

Bambu
7 Monate her

Erst einmal bleibt festzuhalten, dass nicht jeder Patient, der als übergewichtig oder adipös klassifiziert wird, dies auch ist. Sportler geraten aufgrund ihrer Muskelmasse sehr schnell mal in diesen Bereich, ohne dass sie überhaupt ein Risiko haben. Mal abgesehen von den wenigen krankheitsbedingt erzeugten Fällen, ist die Ursache immer unkontrolliertes Essen. Vor allen Dingen wird das Falsche und davon viel zu viel gegessen. Das eigentliche Problem liegt in unseren Supermärkten. Zu fett, zu viel Zucker, zu viele nutzlose Kalorien und zu viele Zusatzstoffe bei dem größten Teil der Nahrungsmittel. Wenn man etwas gegen das Thema Fettleibigkeit tun möchte, dann fängt man… Mehr

Moses
7 Monate her

Eine „Hilfe“ bekommen Krankassen von zwei Nebenwirkungen: Durchfall und Haarausfall.
Außerdem muss man bei allen diesbezüglichen Überlegungen daran denken, dass, besonders angesichts der Hauptklientel Gruppe, nach Absetzen von Spritzen sehr starke Hungerattacken sofort kommen.

BK
7 Monate her

In vielen Kulturen steht Fettleibigkeit für Wohlstand und ist schick. Es ist auch genauso wenig eine Epidemie, wie es Tabakkonsum oder Alkoholmissbrauch ist. Man muss eben aufpassen, dass man das Richtige isst.

kasimir
7 Monate her

Übergewicht und Diabetes (und deren damit einhergehenden Begleiterkrankungen) sind die neuen Zivilisationskrankheiten des 21. Jahrhunderts. Der amerikanische Endokrinologe Dr. Robert Lustig, der einige sehr gute Bücher zu Zucker und Übergewicht geschrieben hat, hat bereits vor 20 Jahren davor gewarnt. Die gesamte westliche Zivilisation ist davon betroffen, Tendenz steigend. Auch in Ländern, in denen Übergewicht noch vor 20-30 Jahren kein Thema war, haben aufgeholt (Italien, Spanien, Frankreich), selbst in Japan und Korea haben zunehmend mehr und mehr Jugendliche Gewichtsprobleme (aufgrund der neuen westlichen Ernährung mit viel Zucker und Fertigprodukten). Die Abnehmspritzen werden das Problem nicht lösen. Ich lese hin und wieder… Mehr

GR
7 Monate her

Man muß bei allem eine Kosten-Nutzenanalyse machen. Wenn die Kosten für Diabetisfolgenbehandlung geringer sind als die Kosten für diese Spritze ist sie nützlich unter Kostengesichtspunkten. Dieser Aspekt fehlt mir in diesem doch sehr langen Artikel.