Massive Probleme rund um das 49-Euro-Ticket

Quer durch die Republik gibt es Schwierigkeiten rund um das Deutschlandticket. Während die Ampel die Fahrkarte als Erfolg feiert, warten Kunden immer noch auf ihr Ticket. Indes ist bereits eine Erhöhung des Vorzeigeprojekts von Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) geplant. Von Samuel Faber

IMAGO / Norbert Neetz

Mit gutem Gewissen kann man den Start des 49-Euro-Tickets als holprig bezeichnen. In München etwa war der Andrang, ebenso wie in Köln, Berlin und Frankfurt, an den Schaltern der Nahverkehrsbetriebe so groß, dass die Bilder den einen oder anderen an Zeiten der DDR erinnern. Ähnlich wie in Essen. Nach Angaben der WAZ berichteten Kunden von drei bis vier Stunden Wartezeit, um das Ticket zu erwerben. Doch auch beim Verkauf der Fahrkarte im Internet lief einiges schief.

Angehende Kunden beispielsweise in Nürnberg, aber auch in Wuppertal berichteten, dass sie das Ticket zwar geordert hatten und der Betrag vom Konto abgebucht wurde, es aber in der entsprechenden App nicht zur Verfügung stand. Hinzu kommt, dass jeder kommunale Verkehrsbetrieb eine eigene Handyanwendung hat, manche, wie in Nürnberg, sogar zwei. Da kann man schon mal den Überblick verlieren. Der Kunde hat also bezahlt, aber noch kein Ticket.

Probleme bei der Kontrolle

Falls man in diesen Tagen an einer der Hotlines einen echten Menschen zu hören bekommt, um das Problem mit dem fehlenden Ticket zu klären, erlebt man eine Überraschung. In einem Gespräch am Telefon, wieder in Nürnberg, antwortet der Mitarbeiter, dass es deutschlandweit Probleme mit der Datenübertragung gibt und es zu zahlreichen Serverausfällen gekommen ist. Daher reicht bei der Kontrolle die Eingangsbestätigung der Email, dass die Person das 49-Euro-Ticket bestellt hat. Für Fälscher stellt dies eine Einladung dar.

Auch bei den Kontrollen des sogenannten Deutschlandtickets gibt es Technik-Probleme. Der Grund liegt in der Software: Viele Kontrollgeräte würden das Ticket momentan als ungültig anzeigen. Die Verkehrsunternehmen wollen sich laut Ruhrnachrichten immerhin um eine Lösung bemühen. Betroffen sind Kunden sowohl mit einer Chipkarte als auch mit digitalem Ticket auf dem Smartphone, erklärt der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr. Also alle Kunden.

„Gigantischer Aufwand“ vor der Einführung

Bei rund 70 Prozent aller Nahverkehrsunternehmen trete der Fehler auf, so eine Bahnsprecherin. Der Grund liegt daran, dass die Hersteller der Kontrollgeräte nicht mit den Updates nachkamen. Teilweise seien die verbauten Geräte auch schlicht veraltet, schreibt die WAZ. Auch die Internetpräsenz der Deutschen Bahn war zeitweise nicht ansteuerbar. Deutschland scheint immer noch Aufholbedarf zu haben, was das Thema Digitalisierung angeht.

Das sieht auch Ingo Wortmann, Präsident des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), so. „Unsere Branche muss jetzt noch schneller digitalisieren. Wir müssen schneller Chipkarten auf den Markt bringen, das ist aufgrund der Material-Problematik im Moment recht schwierig.“ So sei der Aufwand der Einführung des Tickets „gigantisch“ gewesen, sagte er dem SWR1.

Preis wird wohl bald steigen

In Nordhessen gab es eine Panne der besonderen Art. Neben der Überlastung der Homepage des Nordhessischen Verkehrsverbundes (NVV), was deutschlandweit der Fall war. kam es auch zu einer Datenpanne. Bereits angemeldete Kunden erhielten am Samstag eine E-Mail vom NVV, in der mehrere hundert Adressaten sichtbar waren. Ein Vertreter des Verkehrsverbundes sprach bei der Datenpanne von „menschlichem Versagen“.

Ingo Wortmann rechnet bereits wenige Tage nach der Einführung des 49-Euro-Tickets mit einer baldigen Erhöhung des Preises. „Wir haben zum einen Mindereinnahmen und wir haben auch ganz unabhängig von dem Deutschland-Ticket Mehraufwendungen, Materialkosten, Personalkosten. Da muss man sich nur jetzt die Streiks und Tarif-Forderungen der letzten Wochen anschauen. Insoweit werden wir das Ticket erhöhen müssen vom Preis her“, sagte der Präsident des VDV gegenüber dem Südwestdeutschen Rundfunk.

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Kommentare ( 46 )

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Paprikakartoffel
1 Jahr her

Typisch deutsch – freidrehender Komplexitätswahn. Was um alles in der Welt spricht ernsthaft gegen das Modell: am Automaten/Schalter oder im Onlineshop kaufen, ohne „Abo“, ohne Registrierung usw?

JuergenR
1 Jahr her

Für das Risiko, im Zug von einem Messerstecher verletzt oder gar getötet zu werden, sind selbst 49 Euro zuviel. Bezeichnenderweise ereignen sich solche Taten nur in der 2. Klasse, aber nicht in der 1.Klasse, in der die Bundestagsabgeordneten kostenlos (das heißt, vom Steuerzahler finanziert) fahren können.

MichaelR
1 Jahr her

Wer hat denn ernsthaft geglaubt, dass man so ein 49,-€ Ticket mit der dazugehörigen Bürokratie und Digitalisierung von heute auf morgen zusammenstricken könnte? So naiv ist doch wohl hoffentlich niemand; es konnte bei der Bahn niemand ahnen, dass tatsächlich Kunden diese billigen Fahrkarten kaufen würden.
Die Digitalisierung wird uns noch in vielen Ecken böse Probleme schaffen und vieles schlicht und einfach stilllegen, soviel ist sicher. Analog hätte man das längst geregelt bekommen – mit landesweit gültigen Fahrscheinen!

riendevaplus
1 Jahr her

Nichts geht mehr!
Aber freuen wir uns darauf, dass im Jahre 2070 Die Bahn endlich pünktlich kommt (kommen soll).
Dann haben wir auch die Digitalisierung digital digitalisiert…wetten?!
Satire off!

Emsfranke
1 Jahr her

Satire:
Aufgepasst! Mit dem 49€-Ticketantrag soll es in Verkehrsverbünden Schleswig Holsteins ?‍?? wegen einer „Datenpanne“ vermehrt auch zur gleichzeitigen Beantragung einer Wärmepumpe von Viessmann gekommen sein!
Satire Ende!

Berlindiesel
1 Jahr her

So richtig erschließt sich mir nicht, warum TE und Teile des rechtsoppositionellen Sektors so über die bundesweite Monatskarte für den ÖPNV herfallen … Natürlich „holpert“ es bei der Einführung, so etwas ist 2023 unvermeidlich. Damit es anders liefe, fehlt den heute erwachsenen Kohorten im Arbeitsleben sowohl die Kompetenz als auch Ernsthaftigkeit. Mir hat ein Kollege Bilder vom zentralen Kundenbüro der städtischen Nahverkehrsgesellschaft in Frankfurt geschickt, das sah wirklich aus wie in Venezuela. Aber er meinte, das gleiche Bild habe er erlebt, als das 9€-Ticket auslief nach 3 Monaten und sich alle wieder normale Fahrscheine kaufen mussten. Natürlich fiel das allen… Mehr

Guenther Adens
1 Jahr her
Antworten an  Berlindiesel

Lieber Berlindiesel,
bedenken Sie bitte, daß Sie ein Einzelfall sind.
Fehlende Parkmöglichkeiten sind allerdings nicht gottgegeben, sondern Produkt einer bösartigen Politik gegen das eigene Volk. Was glauben Sie, wie unsere Scheinparlamentarier – natürlich nur, wenn keine Kamera in der Nähe ist – in den Reichstag gelangen?
Die 49,-€ Fahrkarte ist überwiegend für Bürgergeldempfänger gedacht, sozusagen als Willkommensgruß. Nur ärgerlich, daß ich das subventionieren muß und dies sogar sonntags auf der Baustelle, weil der Betonmischer montags früh angesagt ist.
Übrigens: Um auf die Baustellen zu kommen, damit ich die Subventionen erwirtschaften darf, nützt mir eine 49,-€ oder gar 9,-€ Fahrkarte nichts.

Mausi
1 Jahr her
Antworten an  Guenther Adens

Parkmöglichkeiten: Amsterdam z. B. hat außerhalb der Stadtzone große Parkplätze. Richtung Stadt wird das Parken extrem teuer. Von den Parkplätzen steigt man dann in die Öffentlichen.
Aber Planungen dieser Art sind in D nicht üblich. Die Innenstädte zu entlasten, ist überhaupt nicht das Ziel. Verbote ausgerichtet am individuellen Weltbild der besonders grünen Politiker sind das Ziel.

Last edited 1 Jahr her by Mausi
Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Mausi

Ja. Und in den Öffentlichen zeigt man das Parkticket vor und fährt umsonst! Bei uns schröpfen sie sowohl hinsichtlich hoher Parkgebühren als auch hoher Kosten für Bus & Bahn.
Die Abschaffung von Parkraum auch in reinen Wohngebieten ist zudem Schikane, denn sie sorgt über Gebühr für Parkplatzsuchverkehr. Man dreht Anwohnern eine Parkmöglichkeit für teuer Geld an – hat aber gar nicht so viele Plätze vorrätig, wie von den Anwohnern gebraucht würden.
Lauter Mogelpackungen. Und die sind den Anwohnern, die sich dagegen formieren, immer so weit voraus wie die Bahn und Stadt den Gegnern von S 21.

Konservativer2
1 Jahr her
Antworten an  Berlindiesel
  1. Das Defizit des ÖPNV müsste sich – bei neutraler betrachtung – nun erhöhen, da es ja bereits günstige Abos gab, hier nun aber ein starker Kannibalisierungseffekt eintreten dürfte. Und wer zahlt das Defizit?
  2. „Und endlich tut der Staat auch mal was für mich, den biodeutschen Vorstadtnormaldeutschen, und nicht nur für Muslime oder die grünlinke Schickeria.“ Wenn ich mir die bisherige Zusammensetzung der Fahrgäste im ÖPNV so ansehe, habe ich da so meine Zweifel. Wer fährt jetzt schon, wer steigt auf dieses Ticket um, vor allem: wer wird wieder abspringen, wenn alles rappelvoll ist und/oder sich der Preis wieder erhöht?
Mausi
1 Jahr her
Antworten an  Berlindiesel

Sie argumentieren mit den Pendlern. Aber um Pendler vom Pendeln abzubringen, gäbe es andere politische Lösungen. Zudem ist fraglich, ob das 49 EUR Ticket das geeignete Mittel ist, damit das Auto in der Garage bleibt, statt zu pendeln. Und wieviele 49 EUR Nutzer sind denn Arbeitnehmer? Und kann dieser Verkehrsweg vom Fassungsvermögen das Auto ersetzen? Zu den Pendler-Stoßzeiten. Ich vermute nicht. Zu den Stoßzeiten waren die Öffentlichen nur zu Corona-Verbotseiten nicht gestopft voll. Und genauso ist es. Das Ticket nützt vielleicht dem, der bereits per Bus und Bahn pendelt. Aber überwiegend scheint es eher dafür gedacht, „billig“ die Nicht-Arbeitszeit zu… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Mausi
Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Mausi

Nahverkehr muss man sich nicht nur preislich sondern auch zeitlich leisten können.
Was nützt mir ein Billigticket wenn ich statt 30 Minuten im Auto anderthalb Stunden, vielleicht auch noch mit Umstiegen, im ÖPNV unterwegs sein muss?
Die Menschen sind doch nicht dumm. Wenn ÖPNV bequemer wäre als der PKW wären die doch schon lange umgestiegen!

Anti Left
1 Jahr her

Gerade mal wieder in BJ. Digital 10 Jahre weiter. Sauber, U-Bahn billig und flott, keine Einmänner, keine brabbelnden Politiker etc

Hueckfried69
1 Jahr her

Seit einem Monat wird, weithin und für jedermann gut sichtbar, geworben: „Das Deutschland-Ticket ist da!“ Wenn Sie sich allerdings die Schlangen vor den Verkaufsstellen ansehen, wissen Sie Bescheid.
P.S.: Eine österreichische Studie hat ergeben, dass 7 von 10 Asylberechtigten Analphabeten sind….

Last edited 1 Jahr her by Hueckfried69
Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Hueckfried69

Was die Frage aufwirft, ob die Zeit der Freifahrten für die Kollegen aus aller Welt inzwischen vorbei ist?

MeHere
1 Jahr her

Glaube das größte Problem ist die ideologische Denkverbotshaltung und die Selbstbereicherungsmentalität der Linksbunten Freakshow … welche die wokeness nur HEUCHELT, um ihre Jobs zu sichern und verdiente Freunde mit solchen zu versorgen. Somit wird die Selbstreflektion unmöglich und eine Fehlerkorrektur unterbleibt. Das der unsäglichen Merkel, also der GroKo Jahre mit Olaf & den Neointernationalsozialisten ist dieses Land auf dem Wege in die völlige Verblödung. Warum gibt es das 49 EUR Ticket nicht auch für Vielfahrer als 1.ste Klasse, wo oft nur da Steckdosen für Laptop und Tische zu finden sind ? Weil das etwas der böse „Reiche“ selber zahlen muss… Mehr

ersieesmussweg
1 Jahr her

Wenn das so weitergeht sehen wir vermutlich bald wieder Dampfloks durch unser schönes Land fahren. Kohle ist ja wieder „in“, Daten oder Elektrizität benötigen die Dampfrösser nicht, könnte klappen.

Willi4
1 Jahr her
Antworten an  ersieesmussweg

Um im Bilde zu bleiben, waren die Bahnmitarbeiter zu dieser Zeit verbeamtet. Merkwürdigerweise wurde trotz weitgehend simpelster Nachrichtentechnik der Fahrplan eingehalten; soweit ich das aus meiner Kinderzeit noch weiß.

MichaelR
1 Jahr her
Antworten an  Willi4

Da hat es tatsächlich perfekt funktioniert; da wusste der Leiter in den Stellwerken ganz genau wo welcher Zug war, weil die Schrankenwärter jeden durchfahrenden Zug meldeten und alles perfekt nachvollziehbar war.
Seit dem alles digitalisiert ist, stehen sie vor den Schalttafeln wie der Ochs vorm Berge.
Ein Freund von mir ist jetzt seit fast 40 Jahren Lokführer und ist froh, bald in Rente zu gehen, denn wie sagt er so schön: Bei der Deutschen Bahn klappt nur noch eins; die Türen. Der hat seit der Privatisierung dermaßen die Nase voll, weil fast nichts mehr sauber läuft.