Die echte Herausforderung ist da: Wie das neuartige Corona-Virus Covid-19 die politischen und wirtschaftlichen Systeme der Welt auf die Probe stellt und warum die EU am schlechtesten abschneiden wird.
China wurde zuerst von Covid-19 heimgesucht und hat mit drastischen autoritären Maßnahmen darauf reagiert, der Westen folgte mit etwa zwei Monaten Verzögerung und agierte seitdem mit seinen völlig anderen Mitteln. Die Frage ist, wer am Ende in der Abwehr des Virus erfolgreicher sein wird, und diese Frage ist systemisch, denn das stärkere bzw. solidarischere System schneidet besser ab. Das schwächere System kann sogar dauerhaften Schaden nehmen bis hin zum Zerfall. Genau dieser Darwinismus wird in diesem Artikel beleuchtet, moralische oder philosophische Einstellungen spielen keine Rolle und erfolgreich ist derjenige, der länger lebt. Ferner geht es um einen Ausblick auf die wirtschaftlichen Folgen dieser Krise.
Hintergrund
In den letzten Jahren ist speziell in Deutschland eine zunehmende Realitätsflucht der Politik zu beobachten. In politischen Debatten überwiegen ideologische Positionen gegenüber praktischen Erwägungen. Insbesondere das Thema Migration/offene Grenzen/Asyl ist davon betroffen. 2019 hat der in den westlichen Medien dominante politische Mainstream das Thema „Klimawandel“ als sein Kernthema entdeckt und ordnet diesem tagespolitische Notwendigkeiten unter. Diese Philosophie hat Robert Habeck perfekt in dem Kernsatz seiner Politik zusammengefasst: „Sprache schafft Wirklichkeit!“ Politiker und Medien erhoben den Klimawandel zum Thema Nr. 1 und konnten sich daher mehr als je zuvor im Abstrakten und Grundsätzlichen bewegen und sich auf den Kampf gegen Rechts und sogenannte „Klimaleugner“ konzentrieren. Die EU sprang auch auf diesen Zug auf, Ursula von der Leyen stellte sogar bei ihrem Amtsantritt in Aussicht bis zu 3.000 Milliarden Euro für den Klimaschutz zu investieren. Sie blieb dabei völlig im Nebulösen, wohin diese gewaltigen Geldsummen fließen sollten.
Dann brach Anfang Januar 2020 das Corona Virus Covid-19 in Wuhan aus. Zehn Wochen später ist klar, dass dieses Virus sich als Test der politisch und wirtschaftlich dominanten Systeme dieser Welt erweist. Es ist eine konkrete Herausforderung, die schnelles und präzises Handeln erfordert und nicht abstrakt wie der Klimawandel. Als die Pandemie in China begann, haben pragmatische Politiker wie Trump zumindest den Flugverkehr nach China eingeschränkt (zum 31. Januar), Taiwan hat sich sogar sehr schnell abgeschottet und steht im ostasiatischen Raum bei Corona am besten da, während bei uns in Deutschland Flüge aus den Krisenländern bis weit in den März hinein zugelassen wurden, ohne überhaupt ankommende Fluggäste in Quarantäne zu nehmen!
Die Wahrheit ist, dass die Welt mit all ihren Errungenschaften und Systemen auf dem Prüfstand steht und das jetzt und nicht wie gedacht in 50 Jahren, wenn es im Schnitt wohl zwei Grad wärmer sein soll.
Der Vergleich mit der Grippe
Immer wieder ist zu lesen, dass das neue Corona-Virus mit Grippe zu vergleichen wäre, aber niemand in Panik ausbräche angesichts der jährlichen Grippewellen und ihrer Opfer. Hier seien nur kurz wesentliche Unterschiede skizziert. Covid-19 breitet sich sehr schnell aus, da die Menschen keine Antikörper haben, von daher kann man von einer exponentiellen Verbreitung ausgehen, was Verdoppelung der Werte in konstanten Zeiträumen bedeutet. Wenn sich die Infizierten innerhalb von fünf Tagen verdoppeln (was derzeit die Quote in Deutschland oder Italien ist) dann wäre der Schritt von 1.000 Infizierten (wurde in Deutschland am 8. März erreicht) auf eine Million innerhalb von 50 Tagen erreicht, also Ende April, falls keine wirksamen Gegenmaßnahmen getroffen werden.
Kritiker räumen die schnelle Verbreitung ein, weisen aber auf die niedrige Sterberate hin, wobei diese zwischen 0,5% und 4% in einzelnen Regionen schwankt. Das Problem ist aber nicht primär die Sterberate, sondern die 10-15% schwer erkrankten Menschen, die stationär in Krankenhäusern behandelt werden müssen und oft Intensivpflege oder sogar Beatmung benötigen. Italien hat zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels bereits 30.000 Infizierte und läuft in der Lombardei schon seit einigen Tagen in diese Kapazitätsengpässe hinein, wobei sich das Virus weiterhin ausbreitet. Tichys Einblick berichtete über einen tragischen Fall bei dem eine Frau in Quarantäne verstarb, weil medizinische Hilfe aus Kapazitätsgründen nicht verfügbar war und das bereits bei 7.000 (!) Infizierten in Italien!
Ein weiteres Problem ist der intensive Kontakt des medizinischen Personals mit den Kranken und schon in Wuhan war zu sehen, dass diese Personengruppe selbst von der Krankheit extrem betroffen war. Von daher ist die eigentliche Bedrohung auch im Zusammenbruch der medizinischen Versorgung zu sehen.
Das dritte Problem ist mathematisch und quasi ein Naturgesetz. Würden wir uns angesichts horrender Zahlen plötzlich total abschotten würden, dann würden die Zahlen etwa zehn Tage lang steigen wie zuvor, was eine Vervierfachung der Ausgangszahl bedeutete. Grund ist die Inkubationszeit und dass die Krankheit noch weiter ausbricht, auch wenn es keine neuen Ansteckungen gibt. Härtere Maßnahmen hat Deutschland bei etwa 5.000 Fällen beschlossen, auch wenn diese sofort wirkten, ginge der Wert ungebremst innerhalb von zehn Tagen auf 20.000 Fälle.
Individuell Westen vs. Kollektiv China
Beim Kampf gegen das Virus stehen sich zwei unterschiedliche Weltanschauungen gegenüber. Der Westen legt mehr Wert auf das Individuum und dessen Freiheiten, während China den Einzelnen weniger schätzt und statt dessen das Kollektiv achtet. Das führt in der Praxis dazu, dass im Westen Minderheiten besonders beachtet und geschützt werden und in China von diesen Minderheiten schlicht Anpassung verlangt wird. Wenn diese dem nicht nachkommen, greift der Staat drakonisch durch wie bei der muslimischen Minderheit der Uiguren.
Interessant ist, dass alle mir gut bekannten Chinesen (das sind sicher mehr als 100 Personen) diese grundlegende Einstellung ihrer Regierung teilen, selbst wenn sie schon jahrelang in Deutschland leben. Da ich mit einer Chinesin verheiratet bin, sind mir diese Ansichten bestens bekannt. Persönlich ist mir übrigens das westliche System angenehmer, da ich meine Freiheiten wertschätze und grundsätzlich auch meine politische Führung wählen können möchte, aber bei Covid-19 geht es nicht um Weltanschauungen, sondern um schlichten Darwinismus.
Dabei spielt neben dem Durchgriff des Staates auch Solidarität eine große Rolle. Als China Wuhan abriegelte, schickte der Rest des Landes Hilfsgüter in großen Mengen und 40.000 freiwillige Ärzte und Krankenschwestern begaben sich nach Wuhan. Am Donnerstag war ich 70 km am Bodenseeufer mit dem Fahrrad unterwegs und konnte ganze Schulklassen in Gruppen, Großfamilien beim Grillen und spontane Uferpartys trotz dringender Empfehlungen der Regierung zum „Social Distancing“ beobachten. Die Solidarität scheint bei uns wenig ausgeprägt zu sein, wenn man auch überlegt, dass Deutschland den Hilferufen von Italien nicht nachgekommen ist, als dort erste Engpässe auftraten.
Der Weg Chinas
Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus und insbesondere der symbolträchtigen deutschen Wiedervereinigung schien das westliche System gewonnen zu haben. Mit China blieb zwar ein kommunistischer Riese übrig, aber nach dem Tode Maos reformierte sich China in Richtung einer modernen Industriegesellschaft und so erwartete der Westen, dass irgendwann in China auch ein Multiparteiensystem nach westlichem Vorbild entstehen würde. Das war aber nicht der Fall, China ging seinen eigenen Weg.
Aus meiner Sicht spricht zwar nichts dagegen, das kommunistische System durch ein demokratisches abzulösen, aber dazu sagen mir Chinesen, das sei in der Amtszeit von Deng Xiaoping (Parteichef der KPCh 1979-1997) bereits geschehen. Deng war berühmt dafür, komplexe Sachverhalte mit einfachen Metaphern (meist aus der Tierwelt) darzustellen: „Es spielt keine Rolle, ob die Katze schwarz oder weiß ist; solange sie Mäuse fängt, ist sie bereits eine gute Katze“, lautete seine bekannteste Äußerung. Damit spielte er auf die Politik unter Mao an, bei der im Rahmen von sozialistischen Fünfjahresplänen genau vorgeschrieben wurde, was wirtschaftlich zu tun sei, und das Volk permanent erzogen und belehrt wurde.
Deng hielt es für übermenschlich, dass Funktionäre in Peking genau wissen konnten, wie man in dem riesigen Reich arbeiten müsse und richtete Sonderwirtschaftszonen ein, um an deren Ergebnissen abzulesen, wie gut sie liefen. Ob das nach streng kommunistischen Regeln geschah oder einfach pragmatisch, war ihm egal. Der Erfolg war so groß, dass Deng die Marktwirtschaft quasi durch die Hintertür einführte. Die Partei behielt die Macht und die Wirtschaft agierte nach Marktprinzipien und durfte das auch, solange sie nicht an der Allmacht der Politik rüttelte.
Der Handelskrieg Donald Trumps
Die USA importierten 2017 Güter und Dienstleistungen im Werte von über 500 Milliarden Dollar aus China, während der Export nur knapp 130 Milliarden betrug. Trump warf China Diebstahl geistigen Eigentums und Protektionismus der eigenen Wirtschaft vor. Im Verlaufe des Handelsstreits erhoben die USA Strafzölle auf chinesische Warenwerte von 300 Milliarden Dollar. China reagierte mit Gegenmaßnahmen.
Aus meiner Sicht war es durchaus notwendig, dass die westliche Welt China wirtschaftlich Paroli bot. Während China gern die freien westlichen Märkte nutzt, erlaubt es dem Westen nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten im chinesischen Binnenmarkt. China verbietet Firmen wie Amazon, Google, Twitter oder Facebook vordergründig, um nicht ausspioniert zu werden, aber natürlich auch um eigene Produkte wie WeChat von Tencent, Alibaba oder Baidu zu implementieren, was auch gelungen ist.
Bis zu dem Handelskrieg konnte China fast unbehelligt schalten und walten, wie es wollte. Der Westen nahm China lange als verlängerte Werkbank wahr und übersah den Aufstieg der Chinesen auch in modernster Technik. Der Handelskrieg ist aber auch der Beginn eines darwinistischen Wettbewerbs der Systeme. Bisher sah sich der Westen unter Führung der USA als berechtigt an, weltweit den Handel zu bestimmen. Seit einigen Jahren kauft aber China bereits mehr Rohstoffe als wir, etabliert wirtschaftliche Beziehungen in Afrika, dominiert die asiatischen Märkte und krönt das ganze mit dem Multimilliardenprojekt „Neue Seidenstraße“.
Prüfstein der Systeme: CORONA SARS-Cov-2/ Covid-19
Am 30.12. 2019 wies der chinesische Arzt Li Wenliang in sozialen Netzwerken (WeChat) auf eine neuartige sehr ernste Krankheit hin, die schwere Lungenentzündungen auslöste. Er bemerkte, dass sich in seinem Hospital über 40 Personen mit schweren Lungenentzündungen einfanden und erkannte, dass es sich um eine neuartige Krankheit handelte. Offizielle Stellen nahmen seine Warnungen wochenlang nicht ernst und reagierten erst, als er diese Warnungen auch im Internet verbreitete. Li Wenliang ging an die Öffentlichkeit, obwohl er zuvor eine Schweigepflichtserklärung unterschrieben hatte. Der Grund war die massive Bedrohung durch das neuartige Virus, welche er eher erkannte als die Obrigkeit.
Damit trat genau eine Schwäche des Einparteiensystems zutage, nämlich dass unangenehme Meldungen als Kritik an dem System oder der Partei aufgefass und darum meist mit harten Maßnahmen unterbunden werden. Man ging sogar so weit, schon einen Tag später über die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua eine offizielle Stellungnahme zu verbreiten, nach der acht Ärzte in Wuhan (Li Wenliang und sieben seiner Kollegen) Falschinformationen herausgeben würden und ihnen nicht zu glauben sei. Der Vorwurf lautete „unwahre Behauptungen, die die gesellschaftliche Ordnung ernsthaft gestört hätten“.
Kurioserweise löste die Agenturmeldung den sogenannten „Streisand-Effekt“ (Phänomen, eine unliebsame Information entfernen zu lassen, was massive öffentliche Aufmerksamkeit nach sich zieht) aus. Die Kommentare des Arztes im sozialen Netz WeChat hatten nur ein paar Hundert Leute gelesen und kommentiert, aber als einen Tag später die offizielle Stellungnahme an die Bevölkerung ging, dass die Ärzte Lügen verbreiten würden, wurden die Leute misstrauisch. Sie fragten nach, was die Ärzte denn behauptet hätten und wie man nach nur einem Tag so sicher sein könne, dass sie lügen würden. Als offizielle Stellen auch noch zeitnah berichteten, dass es keine Anzeichen für Mensch-zu-Mensch-Übertragung geben würde, wurde die Aufmerksamkeit in ganz China geweckt, auch weil bereits einen Tag später der Markt in Wuhan geschlossen wurde, was sicher nicht wegen „lügender Ärzte“ geschah!
Damit sah es zunächst so aus, dass wir es mit dem klassischen „Betonkommunismus“ zu tun hätten, der sich schlicht nicht mit der Realität auseinander setzt oder mit der Ideologie „Sprache schafft Wirklichkeit“ der internationalen Linken, aber das ist schon lange nicht mehr der Fall in China. Der chinesische Präsident Xi Jinping legt nicht nur großen Wert auf seinen Machterhalt, sondern fordert das Land zu Ehrlichkeit und Realitätssinn auf. Kritik wie sie Li Wenliang geäußert hat, wäre nach der Doktrin von Xi sogar höchst erwünscht. So kam es auch wenige Tage später zu einer Kehrtwende im Denken und die lokale chinesische Führung rehabilitierte die Ärzte mit einer öffentlichen Entschuldigung und gab zu, dass Li Wenliang als Erster auf die wahren Gefahren hingewiesen hatte. Im maoistischen Kommunismus wäre diese Reaktion nicht möglich gewesen und China hätte eine Tragödie unfassbaren Ausmaßes erlebt. Tragischerweise ist Li Wenliang Anfang Februar im Alter von 34 Jahren verstorben, er hatte sich auch infiziert.
Harte Maßnahmen der Chinesen
Das chinesische CCDC (Chinese Center for Disease Control) gab zum 7.1.2020 die offizielle Meldung heraus, dass man es mit einem neuen Coronavirus zu tun hätte.
Als die Zahl in Wuhan bis Mitte Januar bereits auf 1.500 Infizierte mit ersten Todesfällen und Schwerkranken anstieg, entschloss sich China zu massiven Notmaßnahmen, die in unseren westlichen Demokratien in der Form kaum durchsetzbar wären. Schon am 23. Januar wurde die Neunmillionenstadt Wuhan von der Außenwelt praktisch abgeriegelt, die Bürger genötigt zu Hause zu bleiben und bewaffnete Patrouillen setzten diese Maßnahmen in die Tat um. Aus dieser Zeit erreichten uns gespenstisch anmutende Aufnahmen von Soldaten, die Menschen in ihre Häuser zurückdrängten oder sie öffentlich ohne erkennbaren Anlass festnahmen. Das nahmen Organisationen wie Amnesty International oder Human Watch zum Anlass zu harscher Kritik an der chinesischen Politik. Auch die Welt machte sich ihre Gedanken und wagte zu hoffen, dass das chinesische System über diese Krise zum Sturz gebracht werden könnte.
Aber ist das so? Schauen wir uns an, wie es weiterging in China. Ich nehme als Quelle einen Artikel der New York Times über eine Delegation der W.H.O (World Health Organization), die China im Februar bereiste. Der Leiter der Delegation Dr. Bruce Aylward berichtete anschließend über seine Erfahrungen. Nach dessen Aussagen hat China das Problem im Griff, andere Länder könnten es auch so machen, aber es würde Schnelligkeit, Geld und politischen Mut erfordern.
Dr. Aylward wurde kritisch zur Glaubwürdigkeit der chinesischen Zahlen befragt. Darauf wusste er zwar keine Antwort, stellte aber fest, dass bei seinen Besuchen in Krankenhäusern viele leere Betten zu sehen waren und neue Fälle stark abnahmen. Er ging davon aus, dass das mit der Aggressivität der Abwehrmaßnahmen Chinas zusammenhänge, welche das Virus in seiner Ausbreitung erfolgreich bekämpft hätten.
Dazu gehörte auch, dass 50% der Behandlung online passierte. Menschen konnten sich rund um die Uhr melden und bekamen die notwendigen Medikamente vor die Haustür geliefert. Dadurch wurde vermieden, dass Kranke zu den Ärzten liefen und andere Kranke und das medizinische Personal noch mehr ansteckten, als es ohnehin schon geschah. Jeder Verdachtsfall wird sofort und kostenfrei getestet in China. Es gibt ein flächendeckendes Netz an Stationen, wo diese Tests durchgeführt werden.
So wie derzeit in Europa wurde auch das medizinische Personal in Wuhan schnell knapp. In einer Solidaritätswelle meldeten sich Fachkräfte aus ganz China und 40.000 davon wurden entsandt, um zu helfen. Für einfache Hilfsarbeiten wie Fieber messen und Leute zu informieren bzw. Erstbetreuung zu leisten, stellte der Staat Bedienstete ab, die dafür angelernt wurden. Dr. Aylward sieht eine große Solidarität durch das Land China gehen, es sind nicht primär die Ängste, welche die Menschen antreiben, sondern der Wille, dem Land zu helfen und sogar Vorbild für die Welt zu sein.
Ergebnisse der Maßnahmen
Die Abriegelung hatte Erfolg. Es gab zwar bisher über 3.000 Tote und knapp über 80.000 Infizierte, doch meldete China Anfang März an einem Tag außerhalb der Provinz Hubei nur noch drei neue Infektionen, die alle durch Reisende kamen, die aus dem Ausland anreisten (ich halte diese Zahlen allerdings für nicht glaubwürdig). In weiten Teilen des Landes ist der Normalzustand wieder eingekehrt, man bleibt aber wachsam und ist vorbereitet. Fast legendär war die Aktion der Chinesen auf dem Höhepunkt der Krise ein Krankenhaus mit 1.000 Betten und kompletter Einrichtung für Notfall-Patienten aus dem Boden zu stampfen. Das Krankenhaus wurde nach zehn Tagen Bauzeit in Betrieb genommen. Auch wenn es aus Fertigbauteilen besteht, ist die Leistung schier unglaublich, die 1.000 Betten wurden sofort belegt und die Infrastruktur funktionierte von Anfang an.
Derzeit sieht es so aus, dass China das Problem ohne fremde Hilfe in den Griff bekommt. Nach anfänglichen Fehlern hat die Regierung konsequent und sachlich durchgegriffen, notwendige Einschränkungen beschlossen und durchgesetzt und mit großer Effizienz erste Hilfe geleistet. Meine chinesischen Bekannten äußern sich voller Stolz über ihre Nation, sie verzeihen der Regierung die anfänglichen Fehler (die etliche lokale Politiker ihren Job kosteten) und loben die nationalen Anstrengungen, die den sich abzeichnenden Erfolg erst möglich gemacht haben.
Zum Zeitpunkt als dieser Artikel entstand, hatte China weniger „aktive Fälle“(akut Erkrankte) als Deutschland mit stark abnehmender Tendenz und beklagt weniger Todesopfer als Italien. Charakteristisch für China ist das Zusammenspiel knallharter Zwangsmaßnahmen und solidarischer Hilfe des ganzen Landes. Das ist der Kern des Erfolges der Chinesen nicht nur bei Corona.
Ressourcenknappheit in China
Natürlich ist niemand wirklich vorbereitet auf solch eine Katastrophe. In Wuhan wurden schon nach kurzer Zeit Atemschutzmasken und auch weiteres medizinisches Material knapp. In dieser Zeit kam es zu Aufrufen zwecks internationaler Hilfe und unkonventionellen Maßnahmen. Firmen wie Lenovo (Computer) oder Geely (Kraftfahrzeuge) rüsteten innerhalb weniger Tage ihre Produktion auf Atemschutzmasken und andere notwendige medizinische Ausrüstung um. Das funktionierte so gut, dass schon Ende Februar keine Ressourcenknappheit mehr herrschte, obwohl damals in China der Höhepunkt der Pandemie erreicht war.
Privataktionen wurden auch ausdrücklich gebilligt von China. So ist ein entfernter Verwandter meiner chinesischen Frau im Vertrieb für medizinische Geräte an Krankenhäuser in der betroffenen Provinz Hubei zuständig. Das Krankenhaus hatte Ende Januar zu wenig Atemschutzmasken und andere Artikel. Sie haben Gelder auf das Konto von Auslandschinesen überwiesen und die haben hier die Artikel besorgt (falls verfügbar) und per DHL nach China geschickt. Meine Frau ist mit Hunderten von Chinesen vernetzt, die fast alle ihren Möglichkeiten entsprechend Feinstaubmasken und andere medizinische Artikel gekauft haben und heimschickten. Durch diese Aktionen haben die Chinesen in aus meiner Sicht vorbildlicher Weise Solidarität mit den Betroffenen gezeigt und mit maximaler Geschwindigkeit auf die Gefahrenlage reagiert. Allerdings haben die Chinesen hier auch wie ein Heuschreckenschwarm agiert und die Lager leergekauft, was sich derzeit rächt, da die Regierung in Deutschland das hätte unterbinden müssen.
Bereits Mitte Februar habe ich selbst etwa 20 Online-Händler für medizinischen Fachhandel abtelefoniert und keine Artikel mehr bekommen. Sie waren schlicht ausverkauft und die Lieferketten auch unterbrochen, da viele der Artikel in China gefertigt werden und China diese derzeit selber benötigt. Wir haben dann grade noch ein paar Masken für den Eigenbedarf für horrende Summen erstanden. Mit diesem Wissen kommt es mir geradezu grotesk vor, dass der deutsche Gesundheitsminister Jens Spahn Anfang März einen Exportstopp dieser Artikel verhängte. Diese Artikel wurden bereits vor Mitte Februar von den in Deutschland lebenden Chinesen aufgekauft und nach China geschickt. Dieses Wissen scheint weitgehend unbekannt zu sein, denn auch die Medien berichteten von Hamsterkäufen der Atemschutzmasken, aber nicht davon, dass diese von Chinesen in die Heimat geschickt wurden. In den Leserkommentaren las man dann von verwunderten Lesern, die schrieben, sie sähen niemand mit solchen Masken herumlaufen außer einigen Asiaten, was eben genau der Punkt ist, denn diese haben für den Eigenbedarf Artikel zurückbehalten.
Summa Summarum kann man feststellen, dass China nach anfänglichen Schwierigkeiten innerhalb kürzester Zeit mit drastischen Maßnahmen und vorbildlicher Solidarität der Bevölkerung die Pandemie eindämmen und damit entschärfen konnte. Es sind mehr als 3.000 Tote zu beklagen, aber bei einer weiteren Ausbreitung über Hubei hinaus wäre es ein Vielfaches gewesen.
Die Situation in der westlichen Welt
Nach Ausbreitung des Virus in China war das mediale Interesse sofort geweckt und Journalisten oder Politiker äußerten sich von Anfang an dazu. Auffällig war, dass man viele Absichtserklärungen hörte und diverse Maßnahmen in den einschlägigen Talkshows diskutiert wurden, aber dass wenig bis nichts davon verwirklicht wurde.
Ich hätte als anfängliche Maßnahmen erwartet, alle Arztpraxen mit der notwendigen Schutzkleidung auszustatten und Flüge von und nach China zu streichen. Das war aber nicht der Fall, mir sind Chinesen persönlich bekannt, die munter hin und her geflogen sind und keinem Gesundheitscheck auf deutscher Seite unterzogen wurden.
Mit diesen simplen Maßnahmen hätten wir schlicht Zeit gewonnen. Es wären sicher auch Infektionen in Europa und den USA vorgekommen, aber wesentlich weniger, als es derzeit der Fall ist. Damit wäre man auf der Zeitachse einige Monate später in den kritischen Bereich gekommen und könnte die Informationen der Wissenschaftler über das Virus verwenden, man wäre einem Impfstoff näher und auch die wärmere Jahreszeit sollte ein Verbündeter sein. Da man das alles bis Anfang März nicht getan hat, sind Teile Europas bereits schwer getroffen wie der Norden Italiens, der angesichts von über 1.000 Toten und zigtausenden Erkrankten mit weiterhin extremer Steigerungsrate sehr spät zu Notmaßnahmen wie der Abriegelung ganzer Regionen gegriffen hat und mittlerweile bei den Sterbefällen China überholt hat.
Im Unterschied zu Wuhan sind allerdings viele Italiener dieser Abschottung entflohen, indem sie in andere Gebiete gereist sind. Dadurch wird natürlich nicht nur die Maßnahme konterkariert, sondern durch das Reisen die Verbreitung des Virus sogar gefördert. Anders als in China überwogen die Stimmen, die sich sogar über das Virus lustig machten und die wenigen Todesfälle zu denen der Grippe in Relation setzten. Das neue Virus fängt natürlich mit wenigen Einzelfällen an, durchseucht aber schnell die Bevölkerung in großen Teilen und wir haben noch keine Impfstoffe. Darum wäre es höchstes Gebot gewesen, die Ausbreitung von Anfang an einzudämmen.
Maßnahmen gegen das Virus in Deutschland
Deutschland läuft derzeit sehenden Auges in das gleiche Szenario, welches in Italien vorherrscht. Man hat anfangs keine Maßnahmen ergriffen und sich mit allgemeinen Warnungen begnügt und nur reagiert, wenn etwas passiert. So haben sich bereits Profisportler infiziert, deren Mannschaften müssen in Quarantäne und erst dann wird über eine Aussetzung des Spielbetriebs diskutiert. Gleiches bei Schulen: Erst nachdem Schüler sich gegenseitig ansteckten und ihre Familien infizierten, wurden Schulen geschlossen. Der Virologe Kekule warnt bereits seit Wochen und nennt die Schließung der Schulen „alternativlos“. Aber anders als in China wartet die Politik hier immer, bis etwas passiert, und folgt dann den Ereignissen.
Gesundheitsminister Jens Spahn äußerte Ende Januar nach dem ersten in Deutschland bestätigten Fall, dass Deutschland „gut vorbereitet sei“ und dass die Ausbreitung des Virus verhindert würde, weil man die Kontakte des Erkrankten checken würde.
Am 28.2. gab es ein Krisentreffen der deutschen Regierung mit folgenden Ergebnissen:
- Kanzlerin Merkel plädierte für ein Vorgehen mit Maß und Mitte
- Ankommende aus stark betroffenen Staaten müssen „Aussteigekarten“ ausfüllen
- Sollten in Fern- und Regionalzügen Verdachtsfälle festgestellt werden, müssen Bahnunternehmen dies melden
- Großveranstaltungen sollen von umfassenden Risikobewertungen abhängig gemacht werden,
- Erforderliche Maßnahmen würden jeweils mit den örtlichen Gesundheitsbehörden abgestimmt.
Auf eine lange Phase des Beschwichtigens folgte der Katalog von „weichen Maßnahmen mit Maß und Mitte“ Ende Februar. Das Virus hat sich natürlich nicht aufhalten lassen und selbst, als in NRW schon Hunderte Menschen erkrankt waren, fand nahe des Krisenherds im März das Bundesliga Spiel Gladbach gegen Dortmund vor 60.000 Zuschauern statt. Wenn man die Maßnahmen kritisch durchliest, wird klar, dass sie die Ausbreitung des Virus in keiner Weise beeinflussen. Eine „Aussteigekarte“ schreckt kein Virus ab! Eine Chronologie dieses Versagens ist in hier nachzulesen.
Mitte März zog die Politik dann endlich die Reißleine und ordnete weitgehenden Stillstand des Landes an. Das ist richtig nach dem Motto „better late than never“ und von daher kann ich dieses Vorgehen nur unterstützen.
Gerangel um Zuständigkeiten
Die Welt hat in einem Artikel aufgearbeitet, wie absurd das Testen auf das Corona – Virus bei uns abläuft. Der Test kostet im Einkauf 2,50 Euro für den Arzt und ist eigentlich billig. Ein Herr namens Michael Kegler kam von einer Reise nach Portugal mit verdächtigen Symptomen zurück und wollte sich testen lassen, da der Veranstalter selbst infiziert war. Er rief eine Hotline zum Thema an, die ihn ans Gesundheitsamt verwies, welches ihn zu seinem Hausarzt schickte, welcher aber keine Testkits hatte. Herr Kegler meldete sich bei der größten Klinik in der Gegend (Uniklinik Frankfurt) und wurde dort auch abschlägig beschieden. Da er nicht aufgab, konnte er am Ende doch durchsetzen, dass das Gesundheitsamt ihn testete (er war nicht infiziert). In Asien dagegen gibt es einfache drive-ins, wo man unbürokratisch einen Test machen kann. Der Staat leistet sich das schlichtweg.
In Deutschland und auch anderen Ländern sind die Zuständigkeiten weitestgehend ungeklärt und praktikable Prozesse werden nicht vorgegeben. Genau die einfachen notwendigen Maßnahmen bleiben damit auf der Strecke und zwar genau so lange, bis Sachzwänge sie förmlich „herbeischreien“. Vorausschauendes Handeln sieht man in westlichen Ländern nur partiell. Ausgerechnet der vielgescholtene Donald Trump leitete eine richtige Maßnahme zur Eindämmung ein, indem er die Flüge aus der EU in die USA für 30 Tage verbot.
Taiwan und Südkorea machen vor, wie es richtig und einfach geht. Die testen eher zu viel als zu wenig (Südkorea macht pro Tag in etwa so viel Corona Tests wie die ganze USA in Summe bisher – Stand Mitte März). Taiwan hat im Prinzip die simpelste Maßnahme ergriffen, indem es die „virtuelle Zugbrücke“ zu China hochzog. Im Gegensatz zur linken Doktrin, dass einfache Maßnahmen nicht wirken, hat Taiwan damit weltweit einen Spitzenplatz im Kampf gegen Covid-19 erreicht.
Jetzt sind sie halt da
Während sich in China der Staatspräsident Xi Jinping schnell an die Spitze der Kämpfer gegen das Virus setzte, sieht das in der westlichen Welt ganz anders aus, wobei das Verhalten von Angela Merkel besonders provokativ wirkt. Sie äußerte sich zuerst gar nicht zu Covid-19, dann tauchte sie Anfang März aus der Versenkung auf und organisierte den Integrationsgipfel in Berlin mit Maßnahmen gegen Rassismus. Am 4. März widmete sie sich der Aufarbeitung der Morde von Hanau noch einmal mit einer groß inszenierten Trauerfeier, um einige Tage später bei einem Regierungstreffen zu beschließen, sogenannte Flüchtlingskinder aus Griechenland aufzunehmen. Sie äußerte sich weder zum Corona Virus noch zu der prekären Lage an Griechenlands Grenze, zu der andere EU-Länder bereits Hilfstruppen entsandt hatten, um sie zu verteidigen gegen Erdogans inszenierten Ansturm.
Merkel meinte auf einer Pressekonferenz am 10.3. lakonisch, das Virus würde am Ende wohl 60-70% der Bürger betreffen. Das klingt dann schon nach Verachtung gegenüber den Menschen im Land und ist einer Kanzlerin unwürdig. Konkrete Maßnahmen hatte sie bis dahin noch nicht geplant, das Virus breitete sich weiter ungehemmt aus. In einer Fernsehansprache vom 18.3. an die Nation wiederholte sie dann nur gebetsmühlenartig, was wir schon wussten. Wenn man sich das Krisenmanagement von Sebastian Kurz im Nachbarland Österreich anschaut, dann hat man schon das Gefühl, vernachlässigt zu werden.
Die Vorgehensweise insbesondere der deutschen Politik ist exakt das Gegenteil der Chinesen. Während in China knallharte Maßnahmen mit dem Ziel, das Virus einzudämmen, in die Tat umgesetzt wurden, diskutiert man bei uns, dass Schulschließungen Probleme berufstätiger Eltern nach sich ziehen oder dass Einstellung des Profisportbetriebs Vereine in Zahlungsschwierigkeiten brächten. Es findet also systemisch bedingt so gut wie keine Prävention statt. Wenn dann diese Maßnahmen am Ende doch angeordnet werden, folgt die Politik im Grunde nur noch den Fakten und die Umsetzung wird auch kaum kontrolliert.
2015 äußerte Merkel auf einer Sitzung der CDU-Bundestagsfraktion den legendären Satz „Ist mir egal, ob ich schuld am Zustrom der Flüchtlinge bin, nun sind sie halt da.“ Passend dazu könnte sie in einigen Wochen achselzuckend sagen: „Ist mir egal, ob ich schuld bin an der Ausbreitung des Covid-19 Virus, jetzt ist es halt da.“
Wirtschaftliche und soziale Auswirkungen
Die Börsen stürzten im Januar in Asien förmlich ab, während gerade in den USA der DOW mit über 29.000 Punkten einen neuen Höchststand erreichte. Einzelne Firmen wie Apple, Amazon oder Microsoft erreichten geradezu unfassbare 1.000 Milliarden Dollar Börsenwert. Zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels sind der Dow um 30% und der DAX um 40% abgestürzt und es ist kein Ende dieses Börsencrashs in Sicht. Ich schätze das übrigens als nicht wirklich relevant ein, da ich selber meine Wertpapiere verkauft, mein Geld in Dollar geparkt habe und nach der Krise zeitnah wieder einsteigen werde. Genauso machen es derzeit viele große Fondsmanager, so dass der Börsencrash zwar heftig ausfällt, aber korrigierbar sein wird.
Andere wirtschaftliche Folgen sind aber leider nachhaltiger. In ganz Europa droht das Szenario von flächendeckenden Ausgangssperren, die ganze Wirtschaftszweige in den Ruin treiben werden. Natürlich leistet die EU hier Finanzhilfen, doch werden meist große Firmen unterstützt, wobei der kleine Gewerbetreibende leer ausgehen wird.
Europa als liberaler Kontinent wird die erforderlichen Maßnahmen nicht militärisch begleiten, sondern auf die Vernunft der Menschen setzen. Das schafft Freiräume für Anarchie und Plünderer, die die Situation ausnutzen. Regional sind auch (wie bereits in Italien spürbar) Versorgungsengpässe zu erwarten, und da ganz Europa betroffen ist, wird die Hilfe anderer Länder ausbleiben, anders als in Wuhan, wo intakte Teile von China sofort eingesprungen sind. So ist es für die EU peinlich, dass hauptsächlich China dem stark betroffenen Italien hilft (bald vielleicht auch noch anderen) und nicht die europäischen Nachbarn.
Sieger und Besiegte im darwinistischen Wettlauf
Die Sachzwänge holen uns gerade ein: Politiker, Künstler und Sportler werden positiv getestet, Veranstaltungen abgesagt und die großen Fußball-Ligen in Europa haben nach einer Woche der Geisterspiele ohne Zuschauer nun den Spielbetrieb eingestellt. Das alles passiert reaktiv und nicht proaktiv durch vorgegebe Pläne.
Da die Maßnahmen in den westlichen Demokratien bisher immer der Realität nachlaufen, ist anzunehmen, dass die Schäden wesentlich gravierender ausfallen als in China oder Südkorea. Südkorea ist zwar eine Demokratie, doch nicht nach westlichem Vorbild. Hier greift der Staat ähnlich rigide durch wie in China und die weitestgehend homogene Bevölkerung akzeptiert das. Südkorea ist von den betroffenen Ländern nach China das Zweite, welches die Lage in den Griff bekommen hat und stagniert derzeit bei knapp unter 10.000 Infizierten, in Singapur gibt es analoge Methoden und den gleichen Erfolg.
Durch den Shutdown des öffentlichen Lebens und der Wirtschaft werden natürlich die Börsen crashen und da die EU mit riesigen Finanzhilfen eingreift, dem keine Werte gegenüberstehen, wird der Euro zu Währungen verlieren, die in Ländern gelten, welche früher wieder zur Normalität zurückkehren. Die volatilen Finanzmärkte werden das früh spüren und so erwarte ich eine Flucht des Kapitals und der Reichen aus Europa. Die Geldschwemme der EU wird diese Flucht noch anheizen, ähnlich wie es vor Jahren in Venezuela geschehen ist, als die damals noch gefeierten Sozialisten „Reichtum für Jeden“ schaffen wollten und mit ihrer Geldschwemme ihre Leistungsträger und Reichen förmlich außer Landes getrieben haben. Diese Flucht ist durchaus nachhaltig und wird Europa weit zurückwerfen im internationalen Wettbewerb.
In der westlichen Welt traue ich den USA eine Sonderstellung zu, dort ist man zentralistischer aufgestellt als in Europa. Das wird besonders deutlich am Fall Italien, wo vor einer Woche bereits der Notstand ausgerufen wurde. Alte Menschen konnten teilweise nicht mehr behandelt werden und mussten sterben. Die Solidarität der Nachbarländer, bei denen es zu dieser Zeit erst maximal 1.000 Infizierte gab, war gleich Null. Dazu kommt, dass viele Länder innerhalb der EU bereits mit unabgestimmten nationalen Maßnahmen agieren und Europa so vollkommen heterogen und ohne erkennbare Führung durch die Krise taumelt.
China ist offensichtlich sehr gut mit der Krise zurecht gekommen. Die größten Schwächen waren am Anfang zu sehen, als man die schlechten Nachrichten mit allen Mitteln geblockt hat, der Umgang mit Li Wanliang ist selbst für mir bekannte linientreue Chinesen als Desaster der Politik verbucht. Als aber einmal der Staat das Problem erkannte und sich an die Spitze der Kämpfer gegen das Virus setzte, kam die beispiellose Solidarität hinzu, für mich ist auch beeindruckend, wie meine chinesische Frau und andere Chinesen hier alles mobilisiert haben, um Pakete mit Hilfsgütern nach China zu schicken.
Unser Land ist tief gespalten und in dieser Krise wird das voll aufbrechen. Am Ende der Krise werden viele Menschen verstehen, dass Sprache doch nicht Wirklichkeit schafft, sondern alte klassische Tugenden mehr zählen als hehre Worte. Falls die europäische Wirtschaft schwer getroffen wird, werden die Asiaten (neben China auch Japan oder Südkorea) einspringen und internationale Marktanteile von Europa übernehmen. Da die USA wohl auch wieder erstarken werden, kann das Virus Europa selbst nach erfolgreicher Bekämpfung wirtschaftlich nachhaltig schwächen.
Der Umgang mit dem Virus deckt auch auf, wie handlungsunfähig die EU ist. Nur nationale Maßnahmen bringen Erfolg, diese sind in jedem Land anders und die Länder schotten sich derzeit bereits gegenseitig voneinander ab. Politisch ist das eine Bankrotterklärung der EU. China wird diese Schwächen gnadenlos nutzen und in den internationalen Märkten Anteile erobern. Es ist auch zu befürchten, dass der Euro durch die derzeitige Geldschwemme bei gleichzeitigem Stillstand der Wirtschaft dramatisch einbricht, was die Flucht von Kapital und Leistungsträgern anheizt. Ein massiver Wertverlust des Euro würde zudem auch die Rentenansprüche der Bürger entwerten, denen dann schlicht Armut im Alter droht. Ich rechne mit einem Kaufkraftverlust des Euro von 20-30% in den nächsten drei Jahren.
Dr. Jochen Heistermann hat in theoretischer Informatik promoviert. Er war dann selbstständig und lebt nun als Privatier am Bodensee.
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Wenn man berücksichtigt, daß ja ein Ablaufszenario seit 2013 der Regierung vorliegt, das sie für Steuergelder von Experten hat erarbeiten lassen, dann kann man eigentlich in nur einem Ausrufzusammenfassen, was man ihr vorwerfen muß:
Ihr kommt zu spät!
Der Asprekt ist doch der, was man von seinen Politikern verlangt. Chinesen wollen eine starke Führung die einen klarenPlan hat, was sie tut und was sie läßt. Die Amerikaner wollen positive Ergebnisse – die sind ergebnisorientiert. Und die Deutschen sind dann zufriden, wenn moralisch alles einwandfrei ist, egal, was dabei heraus kommt. Dann geht auch ein Regieren auf Sicht, ohne Plan und ohne Kenntnisse – aber moralisch ist der Hintern sauber wie ein Kinderpopo. Ergabnisse können dann aber nur Murks sein. Wollen wir tatsächlich herummurksende Politiker? Warum gegeb wir uns dann mit Laiendarstellern in Fachministerien zufrieden? Warum habe ich den… Mehr
Ein Aspekt kommt gerade noch dazu. Dadurch, dass der Staat nun massiv Gelder verteilt und denen keine Leistungen gegenüber stehen, bekommen wir das „Venezuela – Problem“. Alle haben Geld und es gibt nichts zu kaufen. Ich rechne damit, dass Nahrungsmittel dramatisch teurer werden. Spanien und Italien werden sicher bald wenig bis kein Obst mehr liefern, Gemüse wird knapp, Mehl und Klopapier werden durch die Nachfrage teuer. Glück hat wer Dosenfisch mag, der ist jahrelang haltbar und liegt weiter wie Blei im Regal.
Das macht doch nichts, dafür steigen die Vermögenspreise erneut. Gold macht den Anfang, dann folgen Immobilien und schließlich Aktien. Blöd für die, die so etwas nicht haben. Die werden dann von den Sozialisten umgarnt und gegen die „Reichen“:und gegen „Rechts“ in die Schlacht geführt. Die Spaltung vertieft sich. Divide et impera!
Eigentlich müsste unser Vergleichsmaßstab gar nicht China sein, sondern die ostasiatischen Länder um China herum wie Südkorea, Japan, Taiwan, Vietnam, Thailand, etc.
Denn bei uns kam genau wie in all diesen Ländern der Virus von außen herein. Und in all diesen Ländern – außer Südkorea – sind die Fallzahlen nicht so hoch, obwohl sie sehr viel Kontakt mit China haben. Und Südkorea scheint es auch wieder im Griff zu haben.
Danke für den ausführlichen Artikel. Dieses Land wird sich tatsächlich Tag für Tag ändern. Wie auch immer die Krise ausgeht, das Europa, das wir kannten, wird es nicht mehr geben. Wie die Chinesen sagen: „Mögest du in interessanten Zeiten leben.“
Mit weniger als 1% Infektionen der Bevölkerung ist China (und wir alle) noch lange nicht durch.
Da werden uns noch für lange Zeit Glutnester dieses Flächenbrandes begleiten und beschäftigen.
Was sich aber jetzt schon zeigt ist, dass es ein kapitaler, kapitalistischer Fehler war, zuzulassen, dass die Produktion von lebenswichtigen Gütern ausserhalb der eigenen Verwaltunsgshoheit angesiedelt wurde.
Gleichzeitig haben wir ganz nebenbei die technologischen Fähigkeiten für praktisch alle
unsere Produkte für ein Erbsengericht (ein paar Jahre billige Löhne) verschenkt.
Aber schön wars!
Genau das macht aber China. Die bekämpfen die Glutnester und finden die auch. Wir isolieren erstmal alles und wenn wir danach wieder hochfahren wird das Virus wieder stärker, wenn wir das nicht intelligent machen wie auch Südkorea, das wohl best practise ist.
In Ihrem letzten Satz ist alles gesagt: Unfähige, böswillige Nichtsnutze haben hier das Sagen. Es ist allerhöchste Zeit, dass wir diese Kriminellen zum Teufel jagen …
Ich schreibe noch etwas Grundsätzliches hier: die derzeitigen Instanzen politischer Systeme werden getestet durch das Virus. Ich halte persönlich eine funktionierende Demokratie für die beste Staatsform, aber derzeit konkurriert ein fähiges autoritäres System mit westlichen „Postdemokratien“. In Zukunft kann es sein, dass China eine schwache oder nur am Machterhalt interessierte Regierung bekommt und das Land abwirtschaftet. Derzeit sind uns aber die Ostasiaten überlegen, Südkorea hat ja auch überzeugt bei der Corona Abwehr.
Ich bin mir nicht sicher, ob es nicht eher eine Elitenfrage ist. In Österreich, Israel und Dänemark (s. a. Schweinepest) z. B. wird nach Gesetzeslage bzw. Katastrophenschutzplan gearbeitet – mehr oder weniger erfolgreich (klar, das es nicht 100% erfolgreich ist). Wir in Deutschland aber haben uns Partien erlaubt, die seit vielen Jahren permanenten Rechtsbruch begehen und das ganze nur noch als open borders zu verwalten bzw. ausplündern. Ich würde das deshalb nicht primär als Systemfrage verstehen, weil ein leistungsfähiges System ja prinizipiell existiert, aber ohne den politischen Willen, eine staatliche Vorsorgepflicht in manchen Bereichen überhaupt als solche anzuerkennen und dann… Mehr
Ein System, das solche Laienspieler an die Schalthebel der Macht befördert, wie bei uns, ist nicht leistungsfähig zu nennen.
Wir brauchen unbedingt eine Amtszeitbegrenzung, damit eine solche Negativauslese nicht auf dauer unser Schicksal bestimmen kann.
Wieso soll Merkel nicht die Deutschen verachten? Sie macht seit mindestens 5 Jahren nur noch Politik für Aussereuropäer, Minderheiten und Kulturfremde und gegen die eingeborene Bevölkerung und die Idioten wählen sie trotzdem!
Exakt so ist es. Leider.
der moralische und weltanschauliche Aspekt dieser Katastrophe ist sicher ein weites Feld, man könnte es abkürzen und sagen, Spahn, Merkel, Laschet usw. gehören lebenslang hinter Gitter wegen ihrer vorsätzlichen Untätigkeit. Im Moment jedoch sind die Meisten mit der Frage beschäftigt, wie kommen wir aus dem Inferno unbeschadet raus. Rette sich wer kann, die Führung wird uns nicht helfen. Schutzmasken für die Bevölkerung wird es auch in 1, 2, oder 3 Wochen nicht geben. Wer in den Großstädten wohnt hat schlechte Karten, auf dem Land siehts etwas besser aus.