Aus Afghanistan kommen immer mehr, aber keine Armen und Ärmsten.
Tausende Afghanen haben innerhalb weniger Wochen Asyl in Finnland beantragt, ihr Anteil am Asylaufkommen steigt wie überall in Europa rasant an.
Anne Meskanen, finnische Botschafterin in Afghanistan, hat im Frühstücksfernsehen über ihre Erfahrungen vor Ort berichtet. So einigen linksgrün orientierten Zuschauern ist womöglich das Frühstücksbrötchen im Hals stecken geblieben, so überraschend klar waren die Worte der Repräsentantin des traditionell eher neutralen Finnlands. „Ja, es handelt sich vor allem um Wirtschaftsflüchtlinge“, antwortete sie auf die Frage der Moderatorin zu den aus Afghanistan kommenden Flüchtlingen.
Ist also doch nur eine Minderheit der Asylbewerber notleidend und verfolgt? So ist es, jedenfalls laut Botschafterin Meskanen: Vor allem die für afghanische Verhältnisse gut ausgebildete Mittelschicht mache sich auf der Suche nach besseren Lebensbedingungen auf den Weg nach Europa, die Armen und Ärmsten bleiben im Land.
Die Botschafterin sieht die Wirtschaftsmigranten eigentlich in der Pflicht, sich am Wiederaufbau des Landes zu beteiligen. Der entstehenden „Brain Drain“, also der Abzug gut ausgebildeter Afghanen, wird noch auf absehbare Zeit die Chancen auf eine nachhaltige Lösung der Probleme des Landes behindern. Gleichzeitig ist das Leben laut Meskanen in vielen Teilen Afghanistans dem regionalen Standard entsprechend normal.
In vielen Teilen Afghanistans ist die Situation stabil, wieso sind eigentlich nicht primär diese Regionen Ziel der Flüchtlinge? Werden die betroffenen Länder, zum Beispiel Afghanistan, nicht gerade wegen der Flucht aus sozioökonomischen Gründen einer nachhaltigen Zukunftsentwicklung beraubt? Ohne Frage handelt es sich bei den Asylbewerbern um Menschen, die Veränderungen wollen. Sie streben nach besseren Lebensbedingungen, wie wir alle. Gerade deswegen werden sie auch in ihrer Heimat gebraucht, um sich gegen korrupte Regime zu stellen und als Entrepreneure neue Impulse für die Wirtschaft ihrer Heimatländer zu setzen und Arbeitsplätze zu schaffen. Außerdem: Wenn niemand mehr in den Krisenländern bleibt, der Veränderung will, dann haben doch radikale Kräfte wie die Taliban gewonnen.
Die globale Politik der westlichen Welt orientiert sich in ihrem Handeln vor allem an moralischen Vorstellungen, nicht so sehr an realistischen Problemlösungen. Ob beim arabischen Frühling oder der Flüchtlingskrise, Menschenrechte und das westliche Verständnis von Gerechtigkeit und Recht stehen im Mittelpunkt. Operation gelungen, Patient tot, so muss das Ergebnis des westlichen Bemühungen zu oft zusammengefasst werden. Beim arabischen Frühling wurden sicherlich einige Despoten beseitigt, jetzt meucheln jedoch deutlich radikalere Kräfte in gescheiterten Staaten.
Stichwort Flüchtlingskrise – unter falscher Flagge wird suggeriert, Verfolgten zu helfen. Den wirklich Verfolgten wird definitiv nicht geholfen, diese haben nämlich nicht Tausende Euro für eine Flucht. Wichtige Ressourcen werden in Europa verbraucht, obwohl sie vor Ort in den Krisenländern viel besser genutzt werden könnten.
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