Ohne „Indianer“: Florian Silbereisen cancelt Text von Klaus Lage

"Indianer" dürfen nicht mehr in Schlagern vorkommen, jedenfalls wohl nicht in der ARD. Deren Moderator und Sänger Florian Silbereisen hat das Wort aus dem Text eines Ohrwurms von Klaus Lage entfernt, den er in einer Sendung zum Besten gab.

IMAGO / STAR-MEDIA
ARD-Fernsehmoderator und Schlagersänger Florian Silbereisen

Jürgen Drews (77) hat das Showgeschäft verlassen. Auch von den „Indianern“ müssen sich die Zuschauer verabschieden. Das Wort darf nicht mal mehr in alten Hits wie Klaus Lages „1000 und eine Nacht“ vorkommen.

Achtung. Ohrwurm-Gefahr: „Tausendmal berührt / tausend mal is‘ nichts passiert / tausend und eine Nacht / und es hat Zoom gemacht.“ Eigentlich kann das jeder mitsingen. Die Älteren sowieso – aber auch die Jüngeren, weil „1000 und eine Nacht“ von Klaus Lage immer noch auf jeder Schlagerparty zuhause ist, die etwas von sich hält.

Textsicherheit ist für Sänger, Schauspieler und Moderator Florian Silbereisen Fluch und Segen zugleich. Eigentlich kommt sie ihm entgegen, weil der durchschnittliche ARD-Zuschauer sich nach „La, la…“ schon fragt, wie es danach weitergeht. Doch wenn sie einen Text so tief im Ohr haben wie den von „1000 und eine Nacht“, dann wird das für den öffentlich-rechtlichen Volksbespaßer zum Problem.

Das durfte er während der von ihm moderierten Show „Der große Schlagerabschied“ erleben. Eigentlich war die Jürgen Drews gewidmet, der sich in den Sangesruhestand verabschiedet. Doch es war eigentlich so wie immer: Silbereisen strahlte dumpf und aufgeregt gute Laune herbei und die Gäste waren die, die immer in den ARD-Freudespendershows auftreten. Unterhaltung halt für Leute mit niedrigen Ansprüchen – und mehr Zeit als Talent, daraus etwas zu machen. Für Leute ohne Freunde und Partys am Samstagabend – oder wenigstens Stammkneipen. Verlierer des Soziallebens. Kurzum: ARD-Zuschauer.

Und dann sang auch Silbereisen noch selber. Im Duett mit Beatrice Egli. „1000 und eine Nacht“. Einem Hit, mit dem eigentlich nichts schiefgehen kann. So dachte man. Doch dann kam das Duo zu der Stelle: „Erinnerst Du dich, wir haben Indianer gespielt“. Indianer. Indianer!!! Oder wie es im öffentlich-rechtlichen Paralleluniversum heißt: das I-Wort. I wie Indianer oder igitt. Das beleidigt die amerikanischen Ureinwohner, die in Deutschland wohnen. Das verherrlicht 6000 Jahre Kolonilisations-Geschichte und macht, dass 27 Jahre alte Helikopterelternkinder weinen. Deswegen sangen Egli und Silbereisen: „Erinnerst Du dich, wir haben zusammen gespielt.“

Als im Sommer Ravensburger seine Winnetou-Bücher verbrannte oder auf welche Weise auch immer entsorgt hat, setzte sich die ARD mit auf diesen Zug und verkündete: Wir zeigen die Winnetou-Filme nicht mehr, weil darin böse Klischees über I-Wort-Menschen verbreitet werden. Was für eine edle Geste. Vor allem, weil die ARD ohnehin die Rechte daran nicht besitzt. Und bei der Weltmeisterschaft haben die Deutschen gelernt, dass der edle soziale Krieger umso lieber ein Zeichen setzt, desto weniger es kostet.

Deswegen müssen Fans von Schlagerpartys nun politisch korrekt mitgröhlen „erinnerst Du dich, wir haben zusammen gespielt“. Hauptsache, das I-Wort fällt nicht mehr. Denn das ist genau so schlimm wie das N-Wort, das W-Wort oder das Z-Wort. Und erst wenn wir Sätze sagen wie: „Der/die/das O-Wort hat das X-Wort gejotwortet“ – dann wissen wir, politisch korrekt ist es erst, wenn’s keiner mehr versteht.

Auf Twitter gab es durchaus Fans, die sich beschwert haben, dass Silbereisen das I-Wort gecancelt hat. Doch deutlich mehr regten sich darüber auf, dass die große Show für Jürgen Drews kaum etwas mit Jürgen Drews zu tun hatte – sondern Silbereisen die gleichen Gäste eingeladen hat, die er sonst auch immer einlädt. Also beklagen Menschen, die sich eine erwartbare Show ansehen, dass diese Show erwartbar war. Man möchte ihnen zurufen: Geht’s raus spielen! Am besten Indianer.

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Kommentare ( 40 )

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s.Braun
1 Jahr her

Auf Sky gibt`s einen Sender, der spielt Western rauf und runter, mit INDIANERN, Nachrichten auf You Tube – ohne dieses alberne Gegendere, wer braucht schon die ÖRR ? Ich seh die „Demokratieabgabe als Zwangssteuer, die man halt bezahlt, genau wie die Lohnsteuer, man zieht keinen Nutzen daraus . . . .

Anton Steiner
1 Jahr her

„Indianer“ darf es nicht geben. Folglich darf es auch keine „Indianerinnen“ geben. Aber Silbereisen und die ARD dürfte es auch nicht geben, wenn man etwas genauer darüber nachdenkt. Schon purer Menschenverstand und Logik verbieten so etwas. Als einige Indianer aus den USA zu diesem linksradikalen Schwachsinn befragt wurden, klopften sie sich verbal auf die Stirn (habe einmal auf n-tv ’nen kurzen Bericht darüber gesehen).

Uhmann
1 Jahr her

Sehr wahrscheinlich nicht. Dafür, dass hier früher Lederstrumpf-Erzählungen erschienen sind, in welchen reihenweise Indianer gemeuchelt wurden, werden die Deutschen wohl noch in Regress genommen. Frau Baerbock (falls noch an der Macht) wird sich dann artig entschuldigen (für was auch immer) und alle Mainstream-Journos werden Beifall klatschen.

Carl22
1 Jahr her

Hier auf dem Forum sorgt sich ein Kommentator mit Recht um das Entsorgtwerden des Deutschen Schäferhundes. Frägt meine Frau und mich jemand, welche Art von Hund wir denn zu Hause hätten, antworte ich stolz: einen deutschen Schäferhund ( Standardreaktion: betretenes Schweigen ) und meine Frau fügt hinzu, er sei aber aus dem Tierheim ( erleichtertes Aufatmen! ). Sehr bewährt hat sich auch meine Antwort, es sei ein Pastore Tedesco, weil das nach selten, teuer und absolut undeutsch klingt. Will ich mein Gegenüber vergraulen, erkläre ich gerne auch genauer: „Unsere Blondi ist eine Deutsche Schäferhündin mit Papieren! Rasserein bis zu den… Mehr

Hannibal ante portas
1 Jahr her

Deutschland hat ja auch in „jedem“ Land einen anderen Namen. Als deutscher Alemanne fühle ich mich da manchmal durchaus geschmeichelt, irgendwie doppelt gemoppelt. Aber was sagt der Bayer, der Hamburger oder Hesse dazu. Da müssen wir nochmal ein ernstes Wörtchen mit unseren ausländischen Freunden reden.

AnSi
1 Jahr her

Das Wahrheitsministerium hat zugeschlagen. Und so geht es weiter mit Vollgas Richtung Regenbogen! Da bleibt nur noch zurücklehnen und die Show genießen. Der Aufschlag kommt!

eschenbach
1 Jahr her

Was wird nur aus Alexandras „Zigeunerjungen“ werden? Der Sinti-und-Roma-Junge? ? Oder denken Sie an Kalmans „Komm Zigan“. Ich werde beim nächsten Verzehr eines Schnitzels darüber nachdenken…

Deutscher
1 Jahr her
Antworten an  eschenbach

Na, das wird schwierig. Nicht nur der ethnischen Eigenbezeichnung, sondern auch der Frage nach der wahren sexuellen Identität des „Jungen“ wegen.

maxmink
1 Jahr her

Singen Bläck fööss noch : Indianer könne nit kriesche, Indianer kriesche nit ?
Übersetzt: Indianer können nicht weinen, Indianer weinen nicht!

Dietrich
1 Jahr her

Das verherrlicht 6000 Jahre Kolonilisations-Geschichte.
Demnach waren schon die Menschen in der ausgehenden Steinzeit Kolonisatoren. Echt krass. Hört sich an wie, Völker, die 100000 Kilometer entfernt wohnen. Passt gut rein in die grünwoke Vorstellung von Geschichte und Geografie. Wenn es nicht so schlimm wäre, müsste ich lachen.

Bonzo der Grosse
1 Jahr her

Klaus Lage dürfte, wenn man seine politische Haltung kennt, inzwischen selbst von den Indianern in seinem Lied Abstand genommen haben. Das er übrigens mit Dieter Dehm (ehemals SPD, nun Linke) zusammen getextet hatte.

Dr. Rehmstack
1 Jahr her
Antworten an  Bonzo der Grosse

Dieter Dehm war Stasibeobachter von Wolfgang Biermann!