ZDF belebt „Wetten, dass..?“ mit Thomas Gottschalk

Das ZDF zeigt am Samstag, 6. November, eine Jubiläumsausgabe seines Showklassiker „Wetten, dass..?“ mit dem alten Frontmann Thomas Gottschalk. Kein Blick zurück soll es sein, sondern eine Show wie „wir es uns alle vorstellen“. Der Rückgriff auf einen Klassiker zeigt die Unterhaltungskrise des ZDF.

IMAGO / Eventpress

In der zweiten Hälfte der 80er Jahre war das ZDF Marktführer in Sachen Unterhaltung: Erfolgsserien wie die Schwarzwaldklinik, Anna oder die Drombuschs sorgten für Topquoten und lieferten den Stoff, über den sich die Deutschen auf dem Marktplatz, der Arbeit oder in der Kneipe unterhielten. In dieser Zeit übernahm Thomas Gottschalk das Samstagabend-Format „Wetten, dass..?“ von Frank Elstner, der es 1981 erfunden hatte, und führte es erst zu der Größe, für die es im Nachgang steht.

„Kein Blick zurück“, soll es sein, wenn das ZDF das Format nun wieder belebt, sagt dessen Unterhaltungschef, Dr. Oliver Heidemann. Stattdessen verspricht er: „Es wird ein Wetten, dass..?, wie wir es uns alle vorstellen.“ Außenwetten soll es geben, internationale Künstler auftreten und eine große Couch werde in Nürnberg wieder das Bühnenbild dominieren. Kurzum: Eine „Familienshow“ soll es sein.

Gelingt das, wäre es für das ZDF ein wichtiger Triumph. Denn in der Familie erreicht das ZDF oft genug nur Oma und Opa, schon bei Mama und Papa wird es schwieriger – die Söhne und Töchter vergnügen sich mittlerweile eher auf YouTube oder auf Streaming-Plattformen. Sie zu erreichen, gehört zur strategischen Zielrichtung der Mainzer Planer.

Erstaunlich, dass dies nun mit Klassikern gelingen soll. Zum einen mit Thomas „Herbstblond“ Gottschalk. Während des Lockdowns wurde er in der Medienpräsenz nur von Karl Lauterbach geschlagen. Von Pro7 bis Bild.de bot sich der Moderator auf allen Kanälen an. So dürfte es jetzt wenig überraschen, dass er wieder die Show übernimmt, die seinen Ruhm einst wesentlich prägte.

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Und auch das 80er-Jahre-Format „Wetten, dass..? taugt plötzlich wieder für den Samstagabend: Bagger, die Frühstückseier köpfen, oder Nonnen, die auf dem Rad ins Studio fahren, passen zu dem Klamauk, den die junge Generation von den Shows auf Pro7 und RTL kennen. Doch schon bei den internationalen Künstlern dürfte es schwieriger werden. Die Ära der Mega-Stars wie Tom Hanks, Michael Jackson oder Madonna ist so lange vorbei wie die Gründungszeit von „Wetten, Dass..?“ her ist. Entsprechend dürfte sich die Redaktion schwer tun, Namen zu präsentieren, die ein zweistelliges Millionenpublikum ziehen.

Die Metapher vom „Lagerfeuer“, vor dem sich alle versammeln und dass es nicht mehr gebe, ist zwar ausgelutscht – aber halt auch zutreffend. Zumal für das ZDF. Die Zeit, in der ein alle umarmender Thomas Gottschalk in der öffentlichen Wahrnehmung für den Sender stand, ist vorbei. Mittlerweile repräsentiert Jan Böhmermann das ZDF. Der umarmt nicht. Der spritzt Gift.

Das liefert zwar Schlagzeilen. Das findet sogar sein Publikum. Doch das wiederum freut sich in erster Linie darüber, dass Missliebige endlich mal so richtig einen abkriegen. Am besten mit ehrverletzenden Griffen in die Fäkalien-Kiste. Fliegt das Gift nur in die richtige Richtung, sind Lookismus, Sexismus oder Antisemitismus plötzlich kein Problem mehr. Solch eine Zielgruppe bildet keine Fernsehfamilie, die sich vor dem Lagerfeuer vereint. Eher eine, in der die Tochter auszieht, der Sohn enterbt wird und sich die Mutter scheiden lässt, während sich der Vater die Welt schön säuft.

Zeigt das ZDF heute große Shows, sind das Mega-Ereignisse ohne erkennbare Dramaturgie. Bei denen es den Zuschauern nicht auffällt, wenn sie zwischenzeitlich weggenickt sind. Oder Angebote, die nur kleine Zielgruppen anziehen oder Zuschauer, die in den Sendungen davor eingeschlafen sind.

Nun also der Rückgriff auf „Wetten, dass..?“. Auf Außenwette und Wettkönig. Vorerst ist die November-Ausgabe nur als einmaliges Event angelegt. Doch, wenn es erfolgreich ist? Das ZDF würde kaum einen Weg verlassen, der zum jüngeren Teil der Familie führt. Und Gottschalk erhielte die Chance, Lauterbach vom Thron der Dauerpräsenz im Fernsehen zu verstoßen.

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Kommentare ( 20 )

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Wolfgang M
3 Jahre her

Die Sendung ist gelaufen und war grottenschlecht. Das Gelabere von Gottschalk und das Geklatsche des Publikums konnte einem auf den Geist gehen. Das Überziehen auch. Das Sendungsformat ist aus der Zeit gefallen. Eigentlich kann man sich so eine Sendung nur in der Mediathek ansehen, wo man über 80 % schnell hinweg laufen kann. Die paar musikalischen Einspieler und die paar Wetten sind schnell erledigt. Mehr braucht es nicht. Schon die Interviews waren schlecht.
Gottschalk ist alt und vergesslich geworden.

Last edited 3 Jahre her by Wolfgang M
Mausi
3 Jahre her

herr gottschalk…. war da nicht was mit ganz böser falscher äußerung? und der darf nochmal? wie weit oben auf der liste muss das ziel ausweitung des zuschauerkreises u damit erhöhung der beeinflussungsmöglichkeiten mit allen mitteln beim sender stehen, wenn er herrn g. hervorkramt.

H. Priess
3 Jahre her

Das letzte Mal, daß ich „Wetten dass“ gesehen habe war zu Zeiten als ich noch GEZ gezahlt habe, also sehr sehr lange her. Was bei mir das Faß zum überlaufen brachte, war der Showgast Paris Hilton. Da sitzt diese Dame, dümmlich vor sich her grinsend, für 15 Minuten auf der Couch, plappert etwas mit Gottschalk und fort war sie. Nicht das hat mich in Rage versetzt, sondern daß, wie hinterher verbreitet wurde, der Auftritt 38 000 DM gekostet hat, damals war Geld noch etwas Wert. Aber das nicht allein, Plus Learjet zum ein und wieder ausfliegen, Plus 5 Sternehotel, Plus… Mehr

WandererX
3 Jahre her

Ja, es fehlen in der mittleren Generation die Showmaster mit Format! Sie müssen dem Volk mit Freude aufs Maul geschaut haben (Gottschalk wuchs in der fränkischen Kleinstadt auf, die er lieben lernte), ohne selbst auf Dauer Kleinbürger zu bleiben, das Schillernde lernte G. dann spätestens in München beim Bayr. Rundfunk, und ohne dann den Volkskontatakt abzustreifen,also ohne ein dummer Münchener Snob zu werden. Das muss man erstmal hinkriegen, nicht Viele beherrschen das.

outoffocus
3 Jahre her

Damit holt man doch keinen hinterm Sofa her. Wetten Das ist genauso antiquiert wie der Moderator selbst. Die „jungen“ Zuschauer läßt doch ARD und ZDF kalt. Wenn die einmal in eine Florian Silbereisen Show aus versehen eingeschaltet haben wo die „Feste der Volksmusik“ lief, der verbannt doch die Sender von der Fernbedienung. Und Böhmermann habe ich mir letzte Woche mal angetan, mußte aber nach 10 Minuten umschalten, weil ich es nicht aushielt und nur den Kopf schütteln konnte. Hatte da Angst vor einem Schleudertrauma.

Max Hermann
3 Jahre her

… „belebt“ ist gut. Der Wiederbelebte muss mit siebzig Jahren wieder arbeiten gehen. War dessen Hütte nicht abgefackelt? Oder muss er ’ne Ex bezahlen? Kommt mir so vor, als sollte Helmut Kohl Kanzler werden.

DieterM
3 Jahre her

ÖR versucht die alten zu besänftigen, höhere Beiträge, vieles wurde gestrichen, dann die Lächerlichkeiten wie „Meine Oma…“, da muss muss man nun mit einem alten Showklassiker was für 70+ tun.

Dann sind die Enkel auch happy wenns Oma gut geht und man kann weiter bei FFF mitmachen und ist gleich woke pro GEZ Gebühr eingestellt, die man dann später selbst zahlen darf.

Hut ab ZDF, hätte euch nicht so viel Weitblick zugetraut.

U.S.
3 Jahre her

Das wird ein einmaliger Versuch werden, die Generationen geboren in 1950er, 60er, 70er zusammen ans TV zu bringen mit ihren Kindern und Enkeln der 2000er und erst recht nicht 2010er vor das TV zu bringen. Die Senioren ab 1970 und älter erinnern sich noch an Gottschalk, schauen sich gern das hübsche hell blonde schweizerische Engelchen an – (der1970 Generation bekannt als die Ex von Italo Sänger Eros Ramazzotti, den Italienern und Schweizern heute bekannt als Frau eines mehrhundertfacher Millionärs, des italienischem Modeproduzent Trussardi). Danach wird Gottschalk sich mit seiner neuen Lebensgefährtin, einer ehemaligen Mitarbeiterin eines TV Senders, in sein neues… Mehr

U.S.
3 Jahre her
Antworten an  U.S.

Das hell blonde Italo Schweizer Engelchen ist Michelle Hunziker.

Trennungsgrund zwischen Michelle Hunziker und Eros Ramazzotti soll Hunziker’s psychische Abhängigkeit von einer geldgierigen Sekte gewesen sein, die an Eros Ramazzotti‘ s Vermögen ran wollten.

Das nur so nebenbei, es hat nichts zu tun mit der ZDF Gottschalk TV Sendung.

Weder Gottschalk noch Italo Schweizer hell blondes Engelchen Michelle Hunziker interessiert die Generation 45 und jünger.

Reinhard Schroeter
3 Jahre her

Ich selbst, inzwischen im Ruhestand, habe diesen Schmarren nie in mein Wohnzimmer gelassen. Wenn ich mich langweilen wollte, habe ich den Fischen im Aquarium zugesehen.
Meine Tochter samt Familie kennt weder den Moderator noch das Format.
Wie auch , die haben um ihre Wohnung und vor allem meine Enkel vor Unrat und Müll zu bewahren nicht mal einen Fernseher.
Meine Frau habe ich gebeten, sollte ich mir jemals von so etwas meine Zeit stehlen lassen, den Stecker zu ziehen. Auch dann , wenn ich protestiere !

Evelyn Beatrice Hall
3 Jahre her

Ist das jetzt ein Witz oder tatsächlich wahr? Ich dachte, demnächst sei der Tag der deutschen Einheit und nicht der 1. April. Ein jedes Ding hat seine Zeit. Und ich habe „Wetten dass“ in jenen längst verflossenen Zeiten durchaus gern gesehen. Aber nun ist’s vorbei. Die Totenruhe zu stören ist strafbar. Laßt sie in Frieden ruhen. Aber wenn denn schon „Wetten dass“ reanimiert wird, dann will ich auch Helmut Kohl zurückhaben. Und Gerhard Löwenthal. Und Pippi Langstrumpf. Selbstredend auch das Urmele und den Pumuckl. Auf Timmy und Lassie freue ich mich schon. Und Egon Krenz darf den bösen Wolf im… Mehr