Wüst und Maschmeyer bei Maischberger: Lauter Pfeifen im Walde

Hendrik Wüst darf fröhlich nochmal all die Wahlversprechen wiederholen, die Friedrich Merz längst gebrochen hat. Der umstrittene Milliardär Carsten Maschmeyer macht den umstrittenen Multimilliardär Elon Musk fertig. Und im Publikum schon wieder ein auffälliger Dauer-Nicker. Von Michael Plog

Screenprint: ARD / Maischberger

Sandra Maischberger hat Friedrich Küppersbusch ausgegraben, den ultimativen Verteidiger alles Linken und (deshalb) Guten. Für ihn steht halb Deutschland am Rande des Rechtsextremismus: „Wir haben Altersarmut, wir haben Kinderarmut, wir haben Mietwucher, und das ist der Nährboden auf dem unsere Gesellschaft auseinander klafft.“ Doch die Politik habe die falschen „Sündenböcke“ auserkoren. „Was ich da im Moment höre, ist: ‚Wir hauen mal wieder auf Migranten drauf.‘ Das sind nicht Vorschläge für politische Lösungen sondern dafür, wer denn bitte in der nächsten Runde der Sündenbock sein kann.“

Damit ist klar, warum sich Küppersbusch für einen Auftritt bei Maischberger qualifiziert. Ebenso wie der ehemalige russische UN-Diplomat Boris Bondarew, der seine Heimat erkennbar verachtet und deshalb gern aus dem Schweizer Exil zugeschaltet wird. Er spricht Wladimir Putin jeden Friedenswillen ab und vermutet, das der in ein, zwei Jahren weitere europäische Länder angreifen werde, wenn man ihn in der Ukraine jetzt nicht stoppe. Also wie gemacht für eine ÖRR-Talkshow. Putin destabilisiere den Westen schon jetzt erfolgreich. Die westlichen Länder müssten „erkennen, dass sie längst im Krieg mit Russland sind“. Deshalb appelliert Bondarew: „Nicht verhandeln!“

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Doch was stattdessen? Küppersbusch sieht keine militärische Lösung: „Zittert der Russe, wenn die Bundeswehr kommt? Mein Tipp: Nein.“ Deshalb solle man auch „diesen Popanz Nato-Mitgliedschaft (der Ukraine) mal zur Verhandlung stellen“. Auch Angelika Hellemann („Bild“-Zeitung) sieht Schwächen im System: „So richtig den Schuss gehört haben die Europäer immer noch nicht“, sagt sie. So leiste sich Europa etwa den Luxus zweier parallel laufender, konkurrierender Kampfjet-Entwicklungen.

Im Ukraine-Krieg habe Europa stets auf mehr Waffen gesetzt und sich jeder Diplomatie verweigert. Hellemann: „Diese Zeit hat Baerbock damit verbracht zu sagen, mit Putin kann man nicht verhandeln.“ Ex-Moderatorin Petra Gerster – ja, auch die hat Maischberger wieder ausgegraben – kontert: „Ich hab’ diese Kritik noch nie verstanden, dass man sich diplomatisch nicht bemüht habe.“ Das klingt glaubhaft. Sie hat es vermutlich wirklich nie verstanden.

Dass Friedrich Merz jetzt bedauere, dass er alle seine Wahlversprechen der Reihe nach bricht, sind für Hellemann nur „Krokodilstränen“, denn „er hat es ganz bewusst gemacht“. Maischberger gibt sich überrascht. Selbst nach dem entlarvenden Spiegel-Talk mit der Grünen-Chefhaubitze Anton Hofreiter, der zugab, Merz habe die Wählertäuschung den Grünen bereits vor der Wahl angekündigt, fragt die Moderatorin: „Er hat bei der Schuldenfrage bewusst die Wähler betrogen?“ Wir haben keine Fragen mehr.

Während nebenan bei Lanz im ZDF sich Thorsten Frei (CDU) für den Merz’schen Lügen-GAU überhaupt nicht rechtfertigen muss, sondern noch lachend dafür gelobt wird, dass er sagt, Wählerbetrug müsse erklärt werden, hat auch Hendrik Wüst bei Maischberger leichtes Spiel mit losen Floskeln. „Ich glaube nicht, dass wir das Migrationsthema hochgezogen haben“, sagt er allen Ernstes und „ich glaube, dass es nicht wirklich hilft, an diesem Thema so überproportional zu arbeiten“. Denn die Lösung ist für ihn offenbar keine deutsche Aufgabe. Man müsse vielmehr „in Europa ein paar Dinge mal ernsthaft besprechen“.

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Die neuen Billionenschulden darf Wüst mit altbekannten Argumenten wegwischen: die Rede von J.D. Vance, Selenskyj im Weißen Haus etc. pp – alles wahnsinnig überraschend. Beziehungsweise dann doch nicht, denn Wüst gibt zu: „Das alles hätte man vorher ahnen können.“ Im Sondierungspapier aber stehe das Wort „sparsam“, tönt Wüst. Doch egal, auf welch dünnen Beinen seine Argumentation steht, Maischberger lässt ihn damit vom Hof kommen. Mehr noch: Wann immer der NRW-Ministerpräsident in Großaufnahme spricht, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass im Publikum hinter ihm auf Kommando genickt wird. Es wäre nicht das erste Mal. Vor allem ein Mann mit Bart und Brille wirkt heute verhaltensauffällig.

Sogar in der CDU selbst fühlten sich viele von ihrem Chef getäuscht, berichtet Hellemann aus den Berliner Polit-Kulissen. Ein Carsten Linnemann etwa biege sich vor Schmerzen, denn er habe Merz geglaubt. Stattdessen habe der „keine 24 Stunden für ‘ne 180-Grad-Kehrtwende“ gebraucht. „Es gibt die Erwartung in der Bevölkerung, dass sich bei der Migration bestimmte Dinge ändern“, sagt Hellemann erkennbar vorsichtig. „Ich glaube, eine Gesellschaft hält es nicht aus, wenn Menschen die hier Zuflucht finden wollten, dann“ – sie stockt – „andere Menschen abstechen, und man sagt, wir können daran nichts ändern.“ Ein kurzer Moment der Ehrlichkeit? Nicht doch. Küppersbusch holt sofort die „Bild“-Keule heraus, fragt scheinheilig: „Glauben Sie, dass es Medien gibt, die sich daran beteiligt haben, diesen Druck aufzubauen?“

Gerster schlägt sofort in dieselbe Kerbe: „Der letzte Fall von Aschaffenburg war ja schonmal ein Beweis, dass es kein Migrant war, der jemanden abgestochen hat, weil er Islamist ist, sondern es war ein psychisch kranker Mensch.“ Und „der Andere“ sei sogar ein Islamgegner gewesen. Damit meint sie offenbar den Mann, der in Magdeburg hunderte Menschen auf einem christlichen Weihnachtsmarkt überfuhr. Oder Mannheim? Oder Solingen? Oder…? Petra Gerster, die so gern gendert, außer bei Attentätern, arbeitet übrigens in der Stiftung „Hilfe für die bedrohte Tierwelt“ der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt. Warum lässt diese schöne Aufgabe eigentlich so viel abendliche Freizeit zu?

Als Gerster Annalena Baerbocks neuen Posten bei den Vereinten Nationen verteidigt, hat Küppersbusch nochmal einen hellen Moment. Baerbocks umstrittenen Job-Coup zu kritisieren, wie es etwa Sicherheitsexperte Christoph Heusgen tat, sei „eine Unverschämtheit“, sagt Gerster, schließlich sei sie „eine renommierte Außenministerin, die einen guten Job gemacht hat. Wäre sie ein Mann, wäre die ganze Aufregung nicht passiert.“

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Auftritt Küppersbusch: „Wenn Männer solche Intrigen spielen, dann hört man schonmal ‚Ey, Jungs, das stinkt aber nach Rüdenpisse‘. Deswegen bin ich jetzt auch nicht sofort bereit, zu sagen, wenn Frauen solche Intrigen spielen, und eine Intrige ist es, dann parfümiere ich das als Female Empowerment.“ Er setzt noch einen drauf. „Die Kernfrage ist doch die der Qualifikation. Und Baerbock hat Xi Jinping als Diktator bezeichnet, hat die BRICS-Staaten als russisch unterwandert, hat Russland als den Endgegner, der auf Jahrzehnte wirtschaftlich ruiniert gehört, genannt. Da werden sich jetzt viele auf sie freuen bei der UN.“

Gar keine Freude empfindet Multi-Unternehmer Carsten Maschmeyer, wenn es um Elon Musk geht. Und das ist besonders tragisch, da er doch sein maskenhaft wirkendes Gesicht damit erklärt, er schaue halt manchmal ernfach zu ernst drein. Der umstrittene Milliardär, der sein Vermögen unter anderem mit einem zwielichtigen Strukturvertrieb namens AWD machte, darf sich bei Maischberger am ebenfalls umstrittenen Multimilliardär Ellon Musk abarbeiten. „Musk ist ein Staatsfeind. Er hasst den Staat, er hasst Regeln“, ätzt Maschmeyer. „Wir haben hier einen Super-Oligarchen, der eine Weltherrschaft anstrebt. Völlig bizarr, abschreckend.“ Und aufgemerkt: Wenn schon jemand abgeschreckt ist, dessen Drückerkolonnen früher reihenweise ahnungslose Anleger um ihre Ersparnisse brachten, sollte der geneigte Fernsehzuschauer doch bestimmt mal aufhorchen.

Vielleicht ist es aber auch nur Neid? Maschmeyer nörgelt sich in Rage: „Der bündelt Macht. Das ist Selbstbedienung im größten Stil“, kritisiert er. Dabei schaut er wieder viel zu ernst drein, der Arme …

Immerhin, Friedrich Merz findet er gut, und die neuen Mega-Schulden auch. Schon wegen des Investitionsstaus: „Es brechen ja bei uns Brücken zusammen, wenn Fußgänger drüber gehen. Was soll denn erst passieren, wenn da Panzer drüber fahren? Wir haben eine geschrottete Infrastruktur.“

Maschmeyer hofft immer noch auf die CDU, „die ja der größere Koalitionspartner ist“, er hat der Partei deshalb auch 200.000 Euro gespendet, ebenso der FDP.

Er kennt sich eben aus mit Gewinnern. Oder damit, wie man Leute über den Tisch zieht?

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Kommentare ( 37 )

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verblichene Rose
3 Tage her

„(Maschmeyer)…was soll denn erst passieren, wenn da Panzer drüber fahren?“

Man merkt, der Mann hat scheinbar bei der Bundeswehr nicht viel gelernt.
Naja, bei ihm fahren Panzer offensichtlich immer nur in eine Richtung.
Denn wenn die Aggressoren kommen, können marode Brücken eigentlich nur hilfreich sein 😉
Und was Frau Gerster betrifft, kann man wieder nur annehmen, daß sie in der Schule beim Thema Verhältnisrechung zumindest nicht gut aufgepaßt hat und in den Fächern Religion, Philosophie und Ethik wohl gänzlich fehlte.

woderm
3 Tage her

Hat denn die Sendung im Wald stattgefunden?

Dr. Rehmstack
3 Tage her

Bei Lanz ging es genauso unerwähnenswert öde zu, bis auf den allerletzten Satz. Da wurde nämlich der Ex Botschafter Rüdiger von Frisch gefragt, wie man denn Putin tatsächlich beeindrucken könnte. Die Antwort war kurz und bündig: der Rohölpreis muss unter 60 € pro Barrel fallen, dann geht Putin die Kohle aus. Das muss man sich doch mal in aller Ruhe überlegen, was das bedeutet, nämlich nichts anderes, als das die Aussage von Trump, „Drill, Baby Drill“, die effektivste Methode ist, um Putin klein zu kriegen. Also nichts Decarbonisierung, sondern Förderung von Öl und Gas und Kohle, um den Preis zu… Mehr

mediainfo
4 Tage her

“ …. weil er Islamist ist, sondern es war ein psychisch kranker Mensch.“

Man kann auch psychisch krank und gleichzeitig Islamist sein. J.D. Vance sah sich veranlasst, diese Klarstellung kürzlich vorzunehmen. Im Fall des Attentäters von Hanau hat das ja auch funktioniert: Der war anscheinend psychisch krank; was man unter anderem daran sieht dass er auch seine eigene Mutter an diesem Tag umgebracht hat; und ungeachtet dieser Tatsache wurde in der öffentlichen Debatte vor allem auf seine rechte Gesinnung abgezielt.

Last edited 4 Tage her by mediainfo
Kassandra
3 Tage her
Antworten an  mediainfo

Nur weil in deren Kopfe die Suren jegliche Vernunft abtöten und das Gift des Mordens Ungläubiger wirksam ist heißt das noch lange nicht, dass die psychisch krank wären – auch, wenn hiesige Doktorexperten das so einzuordnen belieben.
Die sind indoktriniert bzw. fremd besetzt. Also auch als „Kampfroboter“ zu bezeichnen, die ihren Verstand zu nutzen nicht sozialisiert sind. Sind sie denn damit überhaupt gesegnet – was bei der Heiraterei unter Verwandten halt auch infrage gestellt werden muss.

Talleyrand
4 Tage her

Ich weiß auch nicht, warum bloß ist mir wider meinen politisch korrekten Willen der Elon sympathischer als zum Beispiel der Fritz, oder gar der Carsten? Muss ich doch mal zum Arzt?

Kassandra
3 Tage her
Antworten an  Talleyrand

Elon äußert sich, obwohl in Südafrika geboren, patriotisch gegenüber seiner neuen Heimat USA. Und er setzt sich auch ein, wie man es von Patrioten kennt.
Tja. Fritz. Oder Carsten. Tja.

Lesterkwelle
4 Tage her

In der Tat: Herr Maschmeyer kennt sich aus mit Gewinnern. Seinen Kroekelfreund Gerhard Schroeder unterstuetze er im Wahlkampf mit der gaengigen Parole „Der naechste Kanzler muss ein Niedersachse sein.“ Die Anzeige liess er sich 1998 ueber 600 000 DM kosten. Der ehrenwerte Herr Klingbeil ist uebrigens auch ein Niedersachse….

RMPetersen
4 Tage her

Warum gerade die CDU, die über Jahrzehnte regiert hat,
besonders dafür geeignet sein soll,
eine über Jahrzehnte „geschrotteter“ Infrartuktur zu modernisieren,
können weder Merz noch Maschmeyer erklären.

mari
4 Tage her

Nach der gegensätzlichen Positionierung im Wahlkampf geht vermutlich dem Ministerpräsidenten von NRW, Herrn Wüst, jetzt der „Stift“ wie man bei uns sagt.
Heißt, er wird nervös weil in 6 Monaten in NRW die Landtagswahlen sind !
Wenn er die Wahl vergeigt, ist mit einer möglichen Kanzlerschaft auch vorbei.
Wie will die CDU überhaupt noch Glaubwürdigkeit erreichen ?

Jan
4 Tage her

„Wir haben Altersarmut, wir haben Kinderarmut, wir haben Mietwucher, und das ist der Nährboden auf dem unsere Gesellschaft auseinander klafft.“…“Wir haben eine geschrottete Infrastruktur.“

Und niemand fragt, wer dafür verantwortlich ist. Die allgemeine Analyseunwilligkeit des Mainstreams ist eine dreiste Unverschämtheit. Wer hat die letzten 26 Jahre regiert? Die Heinzelmännchen?

Von Herbst 1998 bis Herbst 2024:

SPD: 22 JahreCDU/CSU: 19 JahreGrüne: 10 JahreFDP: 7 Jahre

Last edited 4 Tage her by Jan
Regina Lange
4 Tage her

Als ob Maschmeyer Musk das Wasser reichen könnte! Wenn ich Maschmeyers „schönheits“operierte Visage sehe und sein blödes Geschwätz höre wird mir schlecht! Und wenn ich dran denke wie der Mann zu Geld gekommen ist, tritt die letzte Mahlzeit sofort den Rückweg an! Das dieser schreckliche Mensch ständig im ÖRR sitzt spricht Bände! Andere werden wegen Nichtigkeiten zur persona non grata erklärt und diese halbseidene Person tingelt durch die Talkshows!