Gestern wieder Maischberger Allerlei. Drei Journalisten, die vieles wissen, Markus Söder als Stargast und der Virologe Hendrik Streeck mit manch guter Nachricht.
Es wäre schon mal ein erster Schritt, sich nicht ständig auf die Infektionszahlen zu konzentrieren, sagt der Virologe Hendrik Streeck, denn die allermeisten Infizierten zeigen keinerlei Symptome. Besser sei es, die Zahl der Intensivbetten-Belegung im Auge zu behalten und hier ein Warnsystem zu errichten. Und nein, die Sterblichkeit habe sich durch Corona nicht erhöht. Stattdessen hat sich das „gefühlte Risiko“ nach der Corona-Dauerwerbeschleife (unsere Formulierung) für den Einzelnen enorm erhöht.
Die Todesrate jedenfalls hat sich durch Corona nicht verändert. Maischberger merkt journalistisch knallhart an, dass das Jahr noch nicht zu Ende sei.
Der Staatsschauspieler
Vom Virus hat Markus Söder zwar keine Ahnung, seit Corona aber im politischen Drehbuch steht, läuft der bayerische Ministerpräsident als Staatsschauspieler zur Höchstform auf. Er spielt den strengen Landesvater mit Bußgeldknute und Drohansprachen („Zügel anziehen“ will er, dem Pöbel Manieren beibringen). Er empfängt in königlichen Schlössern des Bayernlandes, so dass eigentlich nur noch seine Verkleidung, die er als Preisträger beim Spaßpreis in Aachen (Wider den tierischen Ernst) als Ludwig II wählte, fehlte, um das Kitschbild perfekt zu machen. Wenn Merkel schon mal kommt, sagt er, packt er „halt das gute Geschirr aus“.
Er war höchstpersönlich ins Studio gekommen, statt staatstragend von der Videowand Rede und Antwort zu stehen. Die Maischberger Sandra kennt er schon lang. Er war ja auch mal beim Bayerischen Rundfunk als Volontär. Dem Jens Spahn gibt er einen mit, und dem Armin Laschet, weil die zwei erst am Ende der Ferien bemerkt hätten, dass die Ferien beendet sind, und man vielleicht Rückkehrer testen sollte. Wie anders läuft das doch bei ihm.
Moment, sagt Maischberger frech, das Rote Kreuz hätte sich beschwert, auch in Bayern von einem Tag auf den anderen an die Grenze beordert worden zu sein. Und dann die Bleistift- und Klemmbrett-Aktion. Da schwimmt der Markus ein bisschen, aber er wäre nicht der Eloquente, der er ist, wenn er da nicht irgendwie wieder herauskäme. Schon der Vater riet dem kleinen Markus, auf sein Mundwerk zu setzen – als Pfarrer oder Politiker – fürs Handwerk tauge er jedenfalls nicht. So scherzt er ein wenig über die komische Äpp und über die freiwillig auszufüllenden Aussteigekarten im Flugzeug „wie vor 30 Jahren“. Bundesblödsinn. Spahns Management. Morgen (also heute) Corona-Gipfel im Kanzleramt. Söder setzt auf Obergrenzen für private Feiern und Untergrenzen für Bußgelder.
Die drei durften zu Beginn Putin verurteilen (wegen Giftanschlag), den Menschen in Belarus Glück wünschen, „die sich aufbäumen“ und mit ihren Demonstrationen ihre Macht in einer Demokratie aufzeigen (Atalay). Nur in Berlin dürfen sich die Menschen nicht aufbäumen, wenn es nach den Hauptstadt-Genossen (und auch Söder) geht. Am Ende der Sendung konnten die drei dann mit Donald Trump abrechnen, der mit Sturmgewehr das Weiße Haus gegen Wahlsieger Biden zu verteidigen gedenkt. Da sind vor allem Atalay und Feldenkirchen die Bilder durcheinandergerutscht, Rosenfeld findet das denn auch „etwas übertrieben“. „Allein, dass wir so darüber sprechen, finde ich erschreckend“, findet die empörte Pinar Atalay – damit hat sie sogar Recht, aber sie kapiert niemals, warum.
Am Ende noch ein kleiner Tipp für Aktien-Interessierte (und Bill Gates). Für die hatte Virologe Hendrik Streeck eine unliebsame Überraschung parat. „Es ist noch nie gegen einen virologischen Killer je ein Impfstoff gefunden worden, nicht gegen HIV, nicht gegen Dengue, Malaria, Tuberkulose oder Hepatitis C.“ Was Curevac da wohl verkaufen will? Gute Nacht.
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