Griechenlandkrise. Griechenland-Referendum. Grexit. Wenn es in diesen Wochen und Monaten darum geht, einen Quoten-Griechen für eine Talkshow im Öffentlich Rechtlichen zu finden, halten es die Verantwortlichen wie beim Roulette und setzen bzw. laden alles auf Rot.
Folglich haben die griechischen oder deutsch-griechischen Gäste auch allesamt en masse Elendsgeschichten von Zuhause im Gepäck. Quasi auf Knopfdruck sprudeln Tränendrüsengeschichten in die Runden des TV-Studios. Es folgen Anschuldigungen an die deutsche Regierung oder Europäische Staatengemeinschaft. An die deutschen Staatsbürger. Wut ist auch dabei. Unverständnis. Dystopie. Drama. Und dann wieder von vorne, das ganze.
Es beschleicht einen nicht zu Unrecht das Gefühl, dass die „mega Deka“ – die Phalanx der zehn öffentlich-rechtlich-gesetzten Quotengriechen – wenn die eine Talkshow gerade beendet ist, links aus der einen Studiokulisse raus- und rechts in der nächsten wieder reinspazieren – Fließbandpräsenz.
Betrachtet man die Talkshows zum Thema Griechenland des bisherigen Jahres 2015 der Formate Günther Jauch, hart aber fair, Anne Will und Maybrit Illner, könnte man meinen, es lebten nur anderthalb Griechenstereotype in Deutschland – mit ein und derselben Schallplatte.
Bildungsauftrag? Fehlanzeige.
Günther Jauch:
Giorgos Chondros, Syriza (Mitglied im Zentralkomitee), Randgriechen: Kalliopi Brandstätten, Gastwirtin aus hellenisch Hamburg und Janis Chatzigogas
Theodoros Paraskevopoulos, Syriza (is ja nu doch kein Berater, nech?…)
Theodoros Paraskevopoulos, Syriza
- Grexit – Katastrophe oder Chance für den Neuanfang? – 14.06.2015
Kalliopi Brandstäter, Griechische Gastwirtin aus Hamburg
- Der Euro-Schreck – wohin führt die Griechen-Wut? – 01.02.2015
Michalis Pantelouris, Journalist und Blogger
hart aber fair:
- Der Griechen-Gipfel: Rausschmiss oder weiter so? – 22.06.2015
Michalis Pantelouris, Journalist und Blogger
Giorgos Chondros, Mitglied im Zentralkomitee von Syriza
Jorgos Chatzimarkakis, Sonderbotschafter der griechischen Regierung
Alexis Passadakis, Politikwissenschaftler und Attac-Mitglied
Anne Will:
Giorgos Chondros, Mitglied im Zentralkomitee von Syriza
Giorgos Chondros, Mitglied im Zentralkomitee von Syriza
- Drachme statt Euro – Katastrophe oder Erlösung? – 22.04.2015
Margarita Tsomou, Journalistin und Mitherausgebern eines „Missy Magazin“. Kompetenz zum Thema? Sie ist Syriza-Anhängerin, sonst nix. Reicht doch.
Alexis Passadakis, Politikwissenschaftler und Attac-Mitglied
Jorgos Chatzimarkakis, Sonderbotschafter der griechischen Regierung
Theodoros Paraskevopoulos, Syriza
Maybrit Illner:
- Grexit oder Hilfspaket – 09.07.2015
Kaki Bali, Europapolitische Beraterin im griechischen Premierministeramt
- Griechenland stimmt ab . Schicksalswahl für Europa? – 06.07.2015
Jorgos Chatzimarkakis, plötzlich Ex-Sonderbotschafter der griechischen Regierung. Er war wohl kritisch.
Kaki Bali, Europapolitische Beraterin im griechischen Premierministeramt
Jorgos Chatzimarkakis, Ex-Sonderbotschafter der griechischen Regierung
- Geduld am Ende – Großer Knall um Griechenland? – 19.06.2015
Jorgos Chatzimarkakis, Ex-Sonderbotschafter der griechischen Regierung
- Union der Egoisten – Europas Einheit in Gefahr? – 05.06.2015
Giorgos Chondros, Mitglied im Zentralkomitee von Syriza
- Athen ohne Zukunft – Hilft am Ende nur der Grexit? – 20.03.2015
Athanasios Marvakis, Sozialwissenschaftler Universität Thessaloniki
- „Athen gegen alle“ – Scheitert der Euro? – 20.02.2015
Margarita Tsomou, Herausgeberin des Missy Magazins, Syriza-Wählerin
Dimitri Kamargiannis, griechischer Unternehmensberater und Manager
Weitere Blicke in die eindimensionale Talkshowkiste des ÖR lohnen sich durchaus, wie Abstecher zur Phoenix Runde, zur Münchner Runde, zum Presseclub etc pp., wo immer wieder Giorgos Pappas, Journalist und Korrespondent für den Öffentlich Rechtlichen Sender ERT sitzt oder eben immer wieder der omnipräsente Giorgios Chondros, mit dem so gerne Politiker von Die Linke posieren. Margarita Tsomou sitzt wie das Dramorakel von Delphi in der Münchner Runde oder schreibt neben Sahra Wagenknecht in Rosa Lux, dem Journal der Rosa Luxemburg Stiftung knackige Beiträge. Alexis Passadakis, Politikwissenschaftler und Attac-Mitglied, der nach seinem Studium bei verschiedenen NGO’s gearbeitet hat – und zudem Mitorganisator der Blockupy-Proteste ist. Ja, ja. DIE Blockupy-Proteste. Auch des bisher berüchtigsten in Frankfurt am 18.03.2015 vor der EZB, wo – kommen Sie drauf? – Giorgios Chondros ebenfalls zugegen war und gesprochen hat.
Wer von den „Mega Deka“ nicht genug bekommen kann und wem das Abends einfach noch nicht reicht, kann schon morgens im MoMa – dem Morgenmagazin von ARD/ZDF – mit der Dauerbeschallung beginnen, wo z.B. der Syriza-Berater/Tsipras-Vertrauter/then-xero Theodoros Paraskevopoulos über den Äther pöbelt.
Wer nie stattfindet: Griechische Politiker der Opposition, die vielleicht andere Sichtweisen einbringen könnten statt nur das, wofür die ARD/ZDF-Griechen bezahlt werden: Propaganda von Syriza. Oder Griechen aus Deutschland, die aus der Distanz einen kritischen Blick auf das Land ihrer Väter und/oder Mütter beisteuern. Aber vielleicht jammern die nicht genug, sind zu differenziert, passen nicht in das Klischee, das ARD und ZDF so gerne pflegen: Griechenland braucht Kohle. Darauf hat es Anspruch. Sie wissen schon: Wegen der Armut. Es ist ja auch zu hässlich, was sich die griechischen Yachtbesitzer alles anschauen müssen, dieses Elend vor ihren schwimmenden Palästen.
Und wer noch fehlt: Vertreter der rechtsradikalen Partei, die Tsipras erst an die Macht geholt haben. So hat der deutsche Fernsehzuschauer den Eindruck, das wäre eine linke Regierung – dabei ist es eine buchstäblich national-sozialistische Regierung. Irgendwie peinlich das – die braunen Flecken dürfen nicht sein auf dem Zerrbild der guten, linken Griechen, das ARD und ZDF so polieren.
Aber vielleicht haben wir jetzt Fortschritt. Die Talkshows machen Sommerpause. Ja, das ist eben so beim öffentlich-rechtlichen System: Mag die Welt untergehen, die Staatssender machen auf Urlaub. Es ist, als ob sie ahnten: Die Krise wird auch im Herbst weitergehen. Und dann sehen wir sie wieder alle, die linken Griechen-Propagandisten der Syriza, gut erholt, tief gebräunt wie die Moderatoren und Moderatorinnen, allesamt.
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