Stern TV dementierte per Twitter, dass man etwas mit Stern TV zu tun habe. Hä? Genau, sehr seltsam. Der Vorgang zeigt, wie sehr es in einem einst großen Medienhaus namens G+J drunter und drüber geht.
Während unserer langen beruflichen Laufbahn haben wir einiges Gutes, aber auch jede Menge Mist erlebt. Vielfach waren eitle Egomanen am Werk, die mit imaginären Außenspiegeln durch die Welt stapften, um darin ihren Heiligenschein ständig strahlen sehen zu können. Das, was jüngst in der Medienbranche die Runde machte, haben wir indes noch nicht erlebt: Stern TV dementierte vergangenen Sonntagabend per Twitter, dass man etwas mit Stern TV zu tun habe. Hä? Genau, sehr seltsam.
Dieses war passiert: Der bekannte Seichtsender RTL hatte an jenem Abend eine Stern TV-Sendung (unter anderem zu Corona und dem Australien-Skandal um Tennisstar Djokovic) ausgestrahlt, die mit dem eigentlich Magazin Stern TV, das immer mittwochabends bei RTL im Programm steht, nichts zu tun hatte – außer dem Logo. Dazu muss man Folgendes wissen: Vor mehr als zwei Jahrzehnten hat der damalige Verlag Gruner+Jahr die Rechte von Stern TV an Günther Jauch verkauft, Deutschlands Rateonkel Nummer eins. Der brachte die Rechte in seine Medienfirma „i+u“ ein, was Information und Unterhaltung heißt. Die sitzt seit ewigen Zeit in Köln, wie RTL.
Was nun mit wem und wann abgesprochen worden ist und ob das Stern TV-Logo von RTL für eigene Zwecke weiter genutzt werden darf, ist unbekannt. Kaum war am Sonntagabend Stern TV gesendet, von Promi-Königin Frauke Ludowig und RTL-Politikchef Nikolaus Blome dilettantisch moderiert, twitterten empörte Mitarbeiter von „i+u“, dass sie damit nichts zu tun hätten. Mit anderen Worten: Wir distanzieren uns von dem Scheiß!
Auch in der Redaktion des „Stern“ hat es dazu kräftig gekracht. Während der Routine-Themenkonferenz dienstags kam diese Woche auch der Inhalt eines Beitrages von letzter Woche zur Sprache, in dem die neue Zugehörigkeit zu RTL beklatscht und zugleich darüber räsonierte wurde, wie mies der Umgang und das Konkurrenzgebaren intern in den letzten Jahren gewesen sei. Das sei aber nun unterm Hut von RTL vorbei. Warum die Redaktion fortan kein Haifischbecken mehr ist, blieb allerdings offen. Tenor aus der Redaktion: Beides, die Nummer mit Stern TV wie auch das unsägliche Jubelstück zur Vereinigung mit dem Sender, war der Chefredaktion um Florian Gless oberpeinlich. Es sei „sehr viel Luft nach oben und man übe noch“.
Angesichts eines solchen Eingeständnisses fragt sich jeder unerfahrene Jungredakteur: Von welcher Amateurtruppe mit mehreren hunderttausend Euro Gehalt werde ich eigentlich geführt? Ein Teil der Antwort, dass die verantwortlichen Herrschaften offenbar größere Defizite haben, steckt in der seit Jahren katastrophalen Auflage. Ein altgedienter „Stern“-Kämpe meint zu der Lage verzweifelt: „Es gibt nicht so viele Tränen, wie man heulen müsste.“
2013 wechselte er auf Betreiben des damaligen Chefredakteursanwärters Wolfgang Büchner zum „Spiegel“, was in der dortigen Redaktion zu heftigen Protesten führte. Nicht als offizieller „Stellvertretender Chefredakteur“ sondern als „Mitglied der Chefredaktion“ leitete er das Hauptstadtbüro des Nachrichtenmagazins, nahm aber schon zwei Jahre später wieder seinen Hut, nachdem zuvor sein Mentor Büchner vom „Spiegel“ verabschiedet worden war. Zurück bei der „Bild“ fungierte Blome wieder als stellvertretender Chefredakteur, nahm dann aber endgültig seinen Abschied, nachdem ein gewisser Julian Reichelt dort Chefredakteur geworden war.
In seiner anschließenden Funktion beim Sender RTL, der bekanntlich zum Hause Bertelsmann gehört, das auch am „Spiegel“ beteiligt ist, durfte Blome auch an der Hamburger Ericusspitze eine Art Comeback feiern und schreibt dort politische Kolumnen, die man nicht lesen muss.
Die gekränkten Leute vom „Stern“ werden dagegen sicher genau hinschauen, welche Ansichten ihr potenzieller neuer Chef vertritt. Gut möglich ist aber auch, dass durch eine neue Personalie mindestens einer von zwei Chefredakteurs-Sesseln beim „Stern“ neu besetzt wird. RTL hat jüngst bekannt gegeben, dass Gregor Peter Schmitz, 46, bislang Chefredakteur bei der „Augsburger Allgemeinen“, dem Sender beitritt. Für welchen Job, ist zumindest nach außen noch unklar. Nun blühen am Hamburger Baumwall die Spekulationen, ob der Neue Florian Gless beerben wird, der nach Ansicht vieler Redakteure das Blatt bestenfalls buchhalterisch verwaltet, statt es mit Macht, Witz und Ideen nach vorne zu bringen.
Dieser Text basiert auch auf Material von Dossier B.
Sie müssenangemeldet sein um einen Kommentar oder eine Antwort schreiben zu können
Bitte loggen Sie sich ein
Mal gespannt ob der Stern später mal Lauterbachs Tagebücher veröffentlicht.
Früher (in den 80zigern) hatten meine Eltern den Spiegel, den Stern und die Süddeutsche, damit bin ich aufgewachsen. Aber das ist lange her und mittlerweile sind diese Medien nur noch erschrecken und schlimm.
Nee, Stern ist die Zeitung, welche die lange verschollenen Tagebücher des österreichischen Malermeisters aufgespürt hat 😉
Also meine Meinung und Erkenntnis zu Stern-TV ist -auch- nach diesem Artikel: „Stern-TV braucht kein Mensch“.
Ja,solche Sendungen sind einfach nur,Mensch wie hieß denn das Endprodukt, wenn man so viel gegessen hat und ringend aufs Klo muss?? Auf jeden Fall bin ich entsetzt,wenn sich meine Frau solche Sendungen antut.Sie lebt leider in ihrer Corona Welt,da auch die Abendschau den letzten Mensch hier vollkommen verblödet.Frauke Ludowig und Nikolaus Blome,ich kenne nur Frauke und deren Haltbarkeit ist auch schon weit überschritten. Damals noch von Jauch moderiert, heute Hallaschka.“„Steffen Hallaschka passt perfekt zum Anforderungsprofil von stern TV“, lobt Andreas Zaik, Chefredakteur der Sendung. „Neben seiner beruflichen Erfahrung zeichnet ihn eine große journalistische Neugier aus.“Für seine Moderation der WDR-Politikshow „Kanzlerbungalow“ wurde er 2004… Mehr
„ Auf unterhaltsame Art und Weise präsentieren die Moderatoren ….
Ja, als man die Familie Ritter,die bösen Nazis aus dem Osten medienwirksam ausschlachten konnte und ungeahnte Einschaltquoten bekam, dafür waren die gut. Nach dem Tod der Frau Ritter jubelten die Deutschen „Drecksmedien“:Die Nazimutter ist Tod. Erich,eine Frage,wie gehts dir da oben beim lieben Gott? Wahrscheinlich besser als in diesem Land der Corona Zombies!
Keine Ahnung, warum man hier dem Stern nachweint?
Ich wundere mich immer, wenn dieses Blatt erwähnt wird, dass es noch besteht.
Es besteht noch, damit die Zahnärzte und Friseure in der Wartezone etwas zu lesen anbieten können.
Ich habe mich durch diesen Artikel voller Personalien gekämpft und muß am Ende nur feststellen, dass ich bislang als absoluter Nichtkonsument dieser Medienanstalten, nicht das Geringste versäumt habe.
Stern TV und andere Formate: Der Boden ist weich und tückisch und immer wieder gibt es Löcher im Morast.
DER LINKSGRÜNE KLABAUTERMANN wird eines Tages alle holen, die sich nur an Quote orientieren und der Ansicht, die Evolution gehe nicht hin zum Wesen mit einem Rückgrat, sondern weg davon. Für jeden Relotius ist der Weg einmal zu Ende. Letztendlich wollen Leser/Zuschauer auch Menschen, die für etwas stehen und die sich den Luxus leisten, Gesicht und Rückgrat zu haben. Das Haifischbecken des Medienbetriebs wurde literarisch schon oft thematisiert, filmisch in eindrucksvoller Weise 1976 mit dem Film „Network“. Bei staatlichen Medienanstalten geht es darum, regierungstreu zu sein, bei den Privaten geht es nur um Quote. Also macht man der Journaille Vorgaben.… Mehr
„2019 verkaufte Jauch die Firma an den US-Finanzinvestor KKR.“
Die sind auch an Springer beteiligt. Ich halte den zunehmenden Einfluss der USA auf deutsche Medien für bedenklich. Das Silicon Valley kontrolliert die Meinungen im Internet, Bill Gates sponsert Spiegel & Co. und jetzt kommen auch noch diese KKR-Leute dazu. Aber wehe, jemand zitiert aus einem RT-Bericht, da steckt ja der Kreml dahinter. Das ist natürlich alles nicht mehr neutral. Unter Einfluss stehen immer nur die gegnerischen Medien.