Die Politik will Opas Radio abschalten

Die Länder wollen den Umstieg von UKW-Radio auf das Format „DAB plus“ forcieren. Am liebsten so still wie möglich. Denn das Projekt ist umstritten – auch weil es für die Hörer unsinnig ist. Gerade in Krisenzeiten.

IMAGO / mm images/Pixeller

Radio hören ist denkbar einfach: Du schiebst einen Regler von rechts nach links – dann läuft es. Selbst mit Geräten, die es für unter 20 Euro zu kaufen gibt und die einen dann noch wecken oder die Zeit ansagen. Deswegen ist UKW-Radio beliebt. Auch und gerade bei den Älteren, die noch zu denen gehören, die Batterien gekauft haben, damit im Blackout das Radio funktionieren könnte.

Aus für UKW-Radio?
Ampel will Radiogeräte zwangsverschrotten
„Eine so starke Reichweite wie über UKW werden die Sender nie wieder erreichen“, sagt Michael Radomski. Er ist Geschäftsführer der Uplink Network GmbH. Sie stellt die Infrastruktur für den Empfang. Zwar steige die Zahl der Geräte, die DAB plus empfangen können. Doch zwischen Geräte besitzen und sie benutzen gebe es einen Unterschied: „Vor allem dann, wenn die Politik Mechanismen schafft, die Kunden zum Kauf eines DABplus fähigen Gerätes zwingt, ohne dass er das bewusst mitbekommt.“

Die Politik will den Umstieg. In diesem Sinn hat sie gesetztlich geregelt, dass Neuwagen mit Radios verkauft werden, die DAB plus empfangen können. Die Politik räumt die Unterstützung auch offen ein. Allen voran Heike Raab. Sie ist Staatssekretärin in Rheinland-Pfalz und für die Koordination der Medienpolitik der Länder verantwortlich. Es ist kein Zufall, dass die Sozialdemokraten in diesem Bereich führen. Unter Angela Merkel hat die CDU das Thema Medienpolitik vernachlässigt. Nun tagt die Landesmedienkonferenz an diesem Donnerstag und der Umstieg auf DAB plus ist ein Thema.

„Ein Abschaltdatum für UKW wird es jetzt nicht geben“, sagt Raab auf TE-Nachfrage. Das hört sich nach einer Garantie für Opas Radio an, ist es aber nicht. Zum einen relativiert sich Raab selbst durch das „jetzt“. Zum anderen strebt die Sozialdemokratin keine Lösung an, bei der Opas Radio ermordet wird – sondern langsam wegstirbt: Wenn so viele Sender auf DAB plus umgestiegen sind, dass sich der weitere Betrieb der UKW-Wellen nicht mehr rentiert: „Aufgrund der hohen Energie- und Verbreitungskosten sollte der Simulcast allerdings nicht länger als nötig betrieben werden“, sagt Raab. Simulcast bedeutet hier die Übertragung von Radio-Programmen auf verschiedenen Transportwegen.

Die Todesursache für Opas Radio – die fehlende Nutzung durch Radiosender – will die sozialdemokratische Medienpolitik herbeiführen. Zuerst versuchte sie es durch Gesetze. Etwa die DAB-plus-Pflicht in Neuwagen. Deren Ergebnis feiert nun Raab: „Die weiter steigende Anzahl der DAB plus Geräte zu Hause und im Auto lassen erwarten, dass sich dieser Trend fortsetzt.“

Sozialdemokratische Logik: per Pflicht die Menschen zum Kauf zwingen, um dann die erhöhten Kaufzahlen als Argument zu nehmen, um zu zeigen, dass die Menschen das ja so gewollt hätten.

Zur Zukunft von UKW
„Radio wird nie wieder so weit verbreitet sein wie über UKW“
Der nächste Schritt heißt nun: Geld ausgeben. Die Sender sollen es erhalten, wenn sie auf DAB plus wechseln. Wie viel das sein wird, will Raab nicht sagen: „Aktuell können die privaten Veranstalter ihren konkreten Förderbedarf zur Gestaltung des Transformationsprozesses mangels Datengrundlage und aufgrund der unterschiedlichen DAB-plus-Entwicklungen in den einzelnen Ländern nicht konkret beziffern.“ Diesen Bedarf würden die Länder nun ermitteln. Nutzen könnten sie das Geld aus den Rundfunkgebühren. Wie sie es tun, liegt an den Ländern. Nach TE-Informationen ist von einem Gesamtetat von 600 Millionen Euro die Rede.

Nun ist das ein Streit zwischen den Anbietern von UKW-Technik und DAB plus. Inwiefern geht das den Zuhörer an? Zuallererst dadurch, dass ihm mittelfristig die Abschaltung seines UKW-Radios droht. Dann muss er als Steuern- und Gebührenzahler für die 600 Millionen Euro aufkommen, die der Staat unter Medien verteilen will. Außerdem geht es um die Meinungsfreiheit. Denn frei werdende UKW-Wellen dürfen nicht mehr neu ausgeschrieben werden. Dabei böten sie vor allem kleineren, privaten Unternehmen einen guten Einstieg.

So entsteht ein dreckiger Deal zwischen Politik und großen Anbietern. Sie erhalten Geld vom Staat und schließen neue Konkurrenz durch das Abschalten der UKW-Wellen vom Markt aus. Der Staat profitiert, weil er seinen öffentlich-rechtlichen Sendern die teuren UKW-Wellen erspart. Deren Interesse am Radio besteht vor allem darin, die Kosten so niedrig wie möglich zu halten – und am Marktausschluss neuer Anbieter sind sie ebenso interessiert wie große Privatunternehmen. Der Hörer ist es, der in dem Spiel nicht vertreten, aber dennoch der Verlierer ist. Er verliert seinen leichten Zugang zum Radio und zahlt dann auch noch dafür.

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Kommentare ( 26 )

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Fui Fujicato
2 Jahre her

Das ist genau so ein – durch Abzocker-Lobbyisten getriebener – Irrsinn, wie die Abschaltung ehemals vorhandener Mobilfunk + Fernsehfrequenzen, die die Anwender kontinuierlich zur Anschaffung neuer Mobilfunk- + Fernseh-geräte nötigten !!! Alles natürlich nach dem ökologisch absolut konformen Motto : Is alt, schmeiß weg, kauf neu !!! Resultat : UKW-Radio + Analog-TV war ursprünglich in guter Qualtät im Innenstadtbereich zu empfangen – DAB-Radio + Digital-TV nur erheblich eingeschränkt + terrestrisch so gut wie nie !!! Nachdem – mit viel Improvisationstalent (nach Monaten) – der digitale TV-Empfang endlich sichergestellt war, wurde der digitale TV-Empfang auf neue Empfangfrequenzen (mit der Notwendigkeit der… Mehr

Last edited 2 Jahre her by Fui Fujicato
Manfred_Hbg
2 Jahre her

Zitat 1: „Selbst mit Geräten, die es für unter 20 Euro zu kaufen gibt > Nur mal so für die vielleicht neugierige und interessierte Leserschaft: Man kann sich sogar ein „Radio“ mit nur Kopfhörer, etwas Draht und eine Diode für 2-3€ bauen welches hinzu ohne extra Strom/Batt. läuft 😉 Solch „Radio“ nennt sich Detektorempfänger oder im allg. Sprachgebrauch oft auch Diodenempfänger und empfängt je nach Drahtlänge nur einen Sender. – – – – – – Zitat 2: „Eine so starke Reichweite wie über UKW werden die Sender nie wieder erreichen“ > Geschweige dann die Reichweite der Mittel- oder Langwellensender. Zwar… Mehr

Andreas aus E.
2 Jahre her

Haus- und Grundbesitzer sollten über Errichtung eines CB-Funk-Mastes nachdenken.

MartinL.
2 Jahre her

Über die Versorgungsqualität von DAB+ kann ich mir kein Urteil erlauben. Mein einziges +Radio scheint abundzu mal zu versagen, und malträtiert meine Ohren mit extrem lauten klick-Geräuschen. Die Anstalten wollen Kosten sparen, der Bürger der weiterhin eine Leistung für seine GEZ-Gebühr erhalten will, wird zu Investitionen gezwungen. Also sollte er bei Abgabe des bisherigen Gerätes bei der zuständigen Anstalt kostenlos ein gleichwertiges erhalten, daß zum DAB+Empfang geeignet ist. Wurden schon die Käufer von nun nutzlosen DAB-Geräten entschädigt, als die DAB (ohne+) -Umstellung damals abgebrochen wurde. Und nun noch mal zur Erinnerung: laut Rundfunkstaatsvertrag steht uns eine unabhängige und neutrale Berichterstattung… Mehr

Mausi
2 Jahre her

Und kaum einer will sehen, dass unser Staat seine Befugnisse überschreitet. Unser Bildungssystem verhindert konsequent, dass das Bürger-Auge dafür geschult wird.

Stattdessen stellt sich der Leiter des BVerGE hin und redet von Delegitimierung des Staates durch Ausübung von Grundrechten. So recht er grundsätzlich hat, aber aktuell er sollte mal eine Rede zur Überschreitung von staatlichen Befugnissen reden.

Schoenberg
2 Jahre her

Ich besitze ein schönes von mir selbst restauriertes Grundig-Röhrenradio (Stereo!) in einem Gehäuse aus Nussbaum mit gutem Klang. Wenn ich spätabends oder nachts was zu tun habe oder einfach noch wach bin, läuft darüber BR-Klassik (übernehmen fast alle Landessender). Ich würde das Radio nie gegen so einen DAB-Empfänger aus billigem Plastik tauschen, der schon nach Müll aussieht und auch so klingt, bevor man das Ding tatsächlich entsorgt, weil es sowieso niemand reparieren würde. Aber: nicht schlüssige Konzepte wie das für DAB sind in Deutschland fast eine Garantie dafür, dass die Politik sie verfolgt und irgendwer viel Geld damit macht.

Andreas aus E.
2 Jahre her
Antworten an  Schoenberg

So ein schönes altes Radio besitze ich auch noch, ist eher schmückendes Möbelstück als technisches Gerät. Mono, aber sehr angenehmer, warmer Klang, und wenn das dann dank der Röhren leuchtet, ist es richtig gemütlich, wobei so ein „Surfen“ quer durch die Langwellensender durchaus aufregendes Abenteuer sein kann. Allein schon das Drehen an den riesigen Knöpfen ist ein Erlebnis, was „Generation Wisch“ nur zuteil wird, wenn Opi so ein Ding noch irgendwo auf dem Speicher herumstehen hat. Tip: Neben dem Radio steht vermutlich noch das alte Telephon mit Wählscheibe und Hörer, den man zwecks Beendigung unerfreulicher Gespräche wutentbrannt auf Gabel knallen… Mehr

Fulbert
2 Jahre her

Es wird doch zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit auf dem Thema „Nachhaltigkeit“ und „Ressourcenschonung“ herumgeritten. Offenbar nicht von Belang, wenn es darum geht, dass Unmengen funktionierender Radios auf dem Müll landen werden und durch neue Geräte ersetzt werden müssen. So wie es bei dem völlig unsinnigen DVB-T2 für Fernsehgeräte war, das lediglich weniger Sender in besserer Qualität bescherte, dafür jedoch Millionen von Empfangsgeräten zu Elektroschrott werden ließ.

Peterson82
2 Jahre her

In Amerika hat jeder Mietwagen SiriusXM, sprich Sat-Radio. Egal ob im Death-Valley oder in den hohen Gebirgen, man hat immer glasklaren Empfang und gute Qualität. Warum schießt Deutschland nicht einfach ein paar Sats in den Orbit und wir nutzen wie beim Fernsehen auch Radio über Satellit statt ständig das ganze Land mit neuen Sendemasten vollzupflastern.
Für den mobilen Einsatz wäre das perfekt. Und wer zuhause ist, braucht ohnehin nichts davon. Da kann man im heimischen WLAN ganz einfach digital übers Internet streamen.

Jerry
2 Jahre her
Antworten an  Peterson82

Nein nein, bloß keine Satelliten hochschiessen. Wenn ich sehe, dass selbst einfachste Dinge in Deutschland nicht mehr auf die Reihe gebracht werden, dann möchte ich mir nicht ausmalen was passiert, wenn wir Satelliten im All haben.

Berlindiesel
2 Jahre her

Ich finde, dieser Beitrag ist zu nostalgisch. Was war/ist am Ukw-Radio wirklich „gut“? Sicher: Die sog. Reichweite. Aber ist die wirklich groß? Wenn ich aus Berlin rausfahre, hören Berliner Sender spätestens nach 30 km auf, dann bin ich mutterseelenallien mit MDR Jump oder Radio Sachsen-Anhalt. Ohne USB-Stick im Radio bliebe mein Auto stumm. Nur die hohe Anzahl von Sendemasten des ÖRR erzeugt eine Illusion von Reichweite. In den Flächenstaaten der USA hört man nach wie vor Mittelwelle oder Satellitenradio. Mit Internetradio kann ich in Berlin Salsa-Radio aus Miami oder Reggae aus Lagos hören, oder die BBC oder nachts Aussie-Sender aus… Mehr

Jo Walter
2 Jahre her
Antworten an  Berlindiesel

Im Krisenfall gibt es Probleme mit DAB+ wegen höherem Stromverbrauch und Reichweite. Da braucht es eigentlich Mittelwelle.
Internet ist innerhalb kurzer Zeit weg, Mobilfunk hat USVs, aber das sind vielleicht 2 Stunden, wenn alle telefonieren wollen, geht es schneller.
Weltempfänger mit Batterie, Solarzellen. Dann ist man nicht total abgechnitten.

MachiavelliNiccolo
2 Jahre her

Also ich würd die Abschaltung gar nicht mehr mitbekommen.
2016 habe ich das Fernsehen für immer abgeschaltet.
Am 1.1.2022 habe ich das Radio als guten Vorsatz für neue Jahr für immer abgeschaltet. Das Gendergestammel war nicht mehr auszuhalten.
Mein Antennenverstärker ist ausgesteckt, braucht nur Strom. Und der ist bekanntlich knapp in der grünen Welt.
Was soll ich auch mit linker Propaganda anfangen. Ist Zeitverschwendung und macht nur aggressiv.
Seither hör ich nur noch Konserven und Streams.