Wer nicht europäische Filme als Konsument nachfragt oder deutsches Liedgut im Radio hören will, der wird dazu genötigt. Weltoffenheit predigen und Abschottung praktizieren: Bevormundungsstaat.
Die Sehgewohnheiten der Bürger ändern sich derzeit radikal. Die Zeiten, als die ganze Familie am Sonntag erst die Tagesschau und anschließend den Tatort sahen, sind vorbei. Gemeinsame Fernsehabende finden heute vielleicht noch statt, um die nächste Folge der Serie „Designated Survivor“ zu sehen, weil die Familie wissen will, wie die Verschwörung gegen den US-Präsidenten Tom Kirkman, alias Kiefer Sutherland, weitergeht.
Wann dies der Fall ist, entscheiden die Nutzer beim Streamingdienst Netflix selbst. Auch bei den Wettbewerbern Amazon Prime und Maxdome laufen Blockbuster-Serien, die an schauspielerischer Qualität und finanziellem Aufwand den klassischen Serien der öffentlich-rechtlichen Sender um Lichtjahre voraus sind.
Auch die Erfolge von YouTube-Kanälen vollziehen sich in einer fast schon unfassbaren Geschwindigkeit. Weltweit finden täglich eine Milliarde Aufrufe statt, davon mehr als die Hälfte über Mobilgeräte.
Quoten für europäische Filmproduktionen
Die Veränderung der Sehgewohnheiten hat natürlich sehr viel mit der digitalen Revolution zu tun. Datenmengen können viel schneller und in viel größerem Umfang übertragen werden. Sie machen das klassische Endgerät, den Fernseher, nicht mehr zum ausschließlichen Abspielgerät, sondern nur noch zu einem unter vielen.
Der Laptop, das Smartphone oder das Tablet ersetzen den Fernseher immer mehr. Letztlich entscheiden nicht mehr die Programmdirektoren bei ARD und ZDF darüber, wann eine Sendung gezeigt wird, sondern die Nutzer schlüpfen in diese Rolle und sehen eine Sendung, wenn sie dafür Zeit und Muße haben.
Doch die persönlichen und statistischen Marktuntersuchungen sind eigentlich nicht notwendig, um den Wandel im Medienverhalten der Bürger zu beurteilen. Dafür reicht es, wenn man die Regulierungsversuche der Politik betrachtet. So hat jetzt das EU-Parlament eine Mindestquote von 30 Prozent für europäische Filmproduktionen für Streamingdienste verlangt.
Man befürchtet einen Überhang amerikanischer Produktionen zulasten der europäischen Filmindustrie. Das erinnert sehr stark an politische Vorstöße im eigenen Land, Mindestquoten für deutschsprachige Musik im Radio zu verlangen.
Rundfunklizenz für YouTube-Kanäle
Dahinter steckt eine Industriepolitik, die durch Quoten heimische Industrien schützen will. Quoten sind Ruhekissen, sie schützen nicht, sondern machen Industrien träge und faul. Aber nicht nur das. Dieser Vorschlag ist auch ein Ausdruck des Nanny-Staates.
Wer nicht europäische Filme als Konsument nachfragt oder deutsches Liedgut im Radio hören will, der wird dazu genötigt. Nicht der Konsument entscheidet darüber, was gespielt und angeboten wird, sondern fürsorgliche Politiker, Parlamente und Regierungen.
Die Landesmedienanstalt in NRW will jetzt bestimmte YouTube-Kanäle regulieren und verlangt von diesen Kanälen eine eigene Rundfunklizenz. Die audiovisuellen Medien seien grundsätzlich gleich zu behandeln. Für Plattformen im Netz gälten dieselben Grundsätze wie für andere Medienunternehmen, wird der Vorstoß begründet.
Das wäre neben einer Europa-Quote für Streamingdienste der nächste massive Eingriff in Freiheit des Nutzers. Gelingt der Politik, YouTube unter das jeweilige Landesmedienrecht zu stellen, würde eine Branche, die auch in Deutschland dynamisch wächst und in der sich viele StartUps bewegen, in ihren Freiheiten massiv eingeschränkt.
Ob sich Deutschland überhaupt durch diese Regulierung abkoppeln kann, wenn YouTube-Produktionen überall auf der Welt hergestellt werden können, sei zudem dahingestellt. Mehr staatlichen Irrweg kann es nicht geben.
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Das ist die einzige Quote die Tabu ist.
Allerdings, so habe ich mir überlegt, könnte sich für Amazon, Netflix und Co auch ein neues Geschäftsfeld ergeben.
Ähnlich wie bei Apps, wo man für einen kleinen Betrag die werbefreie Version erhalten kann, könnten die einfach eine GEZ Film freies Abo anbieten.
Man sollte nicht vergessen dass auch hier wieder die USA Vorreiter ist (Hollywood könnte auch Zweigstelle des US Propaganda Ministeriums sein).
Die Herrschaft über das Geld und die Finanzmärkte sowie über die Medien ist für die schlauen Angelsachsen so wichtig wie ihre Armee, mit Recht.
Ob Sie es glauben, oder nicht: Derrick war im Ausland unglaublich erfolgreich und ist in alle Herren Länder (sogar bis nach Japan!) verkauft worden. Muss daran gelegen haben, dass es einfach nur um gute Kriminalgeschichten ohne politische Message ging. Selbst die guten alten Edgar Wallace Filme haben in den USA eine Fangemeinde, zu der unter anderen auch der berühmte Quentin Tarantino gehört. Das unerträgliche politkorrekte Gesülze einer jeden neueren deutschen Produktion scheint den Weltvertrieb jedoch massiv zu behindern. Wen wundert’s.
Offenbar sind die Deutschen nicht (mehr) in der Lage Filme oder Musik zu produzieren, die der Rest der Welt auch hören will. Das war mal anders und es bedurfte damals keiner Quoten. Beim Thema Musik ist die Sprachbarriere sicherlich ein Problem für den weltweiten Export, beim Film ist es aber wohl eher die mangelnde Qualität, die mangelnde Flexibilität bei den Themen und der unglaublich nervige erhobene Zeigefinger, der so ziemlich jeder aktuellen deutschen Produktion zu eigen ist. Produziert etwas, was die Menschen auch sehen wollen und Netflix wird es bereitwillig vertreiben.
„Sechzig-vierzig“, so hieß das zu DDR-Zeiten, genauer gesagt zu den ersten DDR-Zeiten. Das war die Quote, zu der Diskjockeys in DDR-Diskotheken aufzulegen hatten: 60% der abgespielten Hits hatten DDR-„Hits“ zu sein. Es waren politische und keine wirtschaftlichen Gründe und diese zu überwachen schickte die AWA (Anstalt zur Wahrung der Aufführungsrechte), das war die Ost-Gema, ihre Mitarbeiter in die Diskotheken, um dort die Diskjockeys zu überprüfen. Die Anzahl der Platten bzw. Bänder musste der Quote entsprechen, sonst setze es was. Mancher Diskjockey hatte in Creme-Döschen und anderswo Bänder mit der begehrteren Westmusik versteckt, und im Karton auf dem Tisch lagen die… Mehr
Weil die Grün-Linken nicht an daran glauben, dass sich Qualität und das Bessere durchsetzt. Das geht, nach deren Ansicht, gar nicht! Alles muss gleich gemacht werden, jeder die gleichen Chancen/Erfolge haben… alle sind Sieger. Wenn die all ihre Pläne umsetzen könnten, würden auch alle sportlichen Begegnungen unentschieden enden und es würden sich nicht die Besten messen, sondern aus jeder Gruppe müsste einer vertreten sein. Daran sieht man schon, wie krank diese Ideologie ist. Die Menschheit hätte sich niemals so weit entwickelt, hätte es die Grün-Linken schon in der Steinzeit gegeben. Da würde man dann das Feuer eben austreten, wenn der… Mehr
Ich tue micht schwer, die Gedankengänge der Regierenden nachzuvollziehen. Auch folgendes findet statt: der deutsche Steuerzahler fördert in- und ausländische Filme mit Zuschüssen und Darlehen in erheblichem Umfang. Darunter auch Hollywood- Blockbuster. Soll das im Ergebnis heißen, ich muss Filme zwangs-mitfinanzieren und soll dann noch nicht einma mehrl in den Genuss des künstlerischen Ergwbnisses kommen dürfen?
Der Berliner Ex-OB und Flughafen-Versenker hat das Blitzlichgewitter immer sichtlich genossen. „Genossen“! Jetzt hab ich auch den Zusammenhang verstanden. Danke für Ihre immer fruchtbaren Anregungen!
Wusste gar nicht, dass Frankreich und Kanada in der DDR liegen.
Stimmt eine Quote, wieviel Prozent Unterhaltungsware aus heimischer Produktion entstammen kann, führen nur Diktaturen ein. Stimmt’s Frankreich und Kanada?
Der Hang zum Totalitären ist linken Regierungen eher nicht wesensfremd sondern gewolltes Feature.
Na, das trifft auf eher rechts eingestellte Regierungen doch aber mindestens genau so zu, oder? Ausserdem – mal blöd gefragt: Wo ist eigentlich genau das Problem? Wenn es heißt, dass wir uns doch mehr zu unserer Nation bekennen sollen, dass es kein Multukulti geben darf, wird hier doch auch gesagt „Jau, stimmt.“ – aber jetzt bei Unterhaltungsmedien, wenn der Weg in diese Richtung gegangen wird, heißt es „Buuuuh, das is voll böse vong Totalitärität wegen“? Ich meine – entscheidet euch. Entweder, wir müssen uns mehr auf unsere „nationale Identität“ besinnen, dann spricht auch nichts dagegen eine Quote einzuführen, oder aber… Mehr
Apfel + Birne = Mus
Da bleibe ich lieber bei 1 + 1 = 2
Die Qualität ist aber hierbei das Entscheidende. Niemand hat etwas gegen hochwertige heimische Filme und Serien. Aber welche genau sollen das denn sein? Und auf welche nach dem Strickmuster „Stadtärztin zieht auf’s Land und wird von den Dorfbewohnern abgelehnt, verliebt sich dann aber in ihren größten Gegner.“ oder: „Komissar deckt auf das der Flüchtling gar nicht der Täter ist, sondern Opfer böser Nazis“ kann ich verzichten. Schauen sie sich Tony Erdmann an und einen Tatort und danach True Detective (Breaking Bad, Orange is the new black…usw.) und Wolf of Wallstreet, dann kommen sie drauf, worüber sich alle mokieren. Denn in… Mehr
>Die Qualität ist aber hierbei das Entscheidende. Niemand hat etwas gegen hochwertige heimische Filme und Serien. Aber welche genau sollen das denn sein? Nun, da fallen mir ad hoc Sendungen wie „Helicops“ oder – wenn sie es eher satrisich-komödiantisch bevorzugen – „Edel und Starck“ ein. Sicherlich, es ist nicht die große Literatur, es ist mehr Unterhaltung, aber – wie wäre es mit „Der Mann im Strom“ oder „Das Feuerschiff“? An ausländischen Serien fällt mir beispielsweise „Prison Break“ ein, das ja jetzt eine Zusatzstaffel spendiert bekommen hat und auch recht gut ist. Aber auch hier gilt, wie bei allem anderen: Nehmt… Mehr
EU-Politiker geben Antworten auf Fragen, die keiner gestellt hat.