Maybrit Illner: Trump-Bashing stärkt Trump und Europa hat keine Stimme

Wieder reden alle von Trump. Mabrit Illner auch. Obwohl - das wäre wirklich nicht nötig gewesen.

Screenprint: Maybrit Illner/ZDF

Schade, dass das ZDF keine Kohle mehr hat, sonst hätte Maybrit Illner ja aus Davos senden können. Immerhin treffen sich im eingeschneiten Schweizer Bergdorf Krethi und Plethi zum Kuscheln, Kungeln und Absingen ihrer Globalisierungslieder. Vielleicht wäre ja Soros als Gast der Sendung hereingeschneit, oder Ursel von der Leyen, derzeit da mit ihrem McKinsey-Chef im Schlepptau. Aber – Armut ist keine Schande – so beschäftigt sich Illner halt von Berlin aus mit dem Hauptgesprächsthema der „Elite“ von Davos: „Der unterschätzte Egoist – kann Trump Erfolg haben?“

Kann er natürlich nicht! Sonst wären ja alle bisherigen öffentlich-rechtlichen Sendungen zum Thema Trump Mumpitz gewesen. Wir wollen es gleich vorwegnehmen – all der bekannte Gesinnungs-Quark wurde bei Illner zum x-ten Mal serviert (inklusive „Mama, der Mann hat „Shithole“ gesagt) von Norbert Röttgen (CDU), der mal Muttis Bester war, Wolfgang Ischinger, den wir Jüngeren als so eine Art NATO-Partyveranstalter beschreiben würden, die Ohne-Quote-Karrierefrau Sandra Navidi, ihr konservatives Pendant Peter Rough, Jörg Thadeusz vom Rot-Rot-Funk RBB und Georg Pazderski von der AfD.

December 18, 2017
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Beginnen müssen wir mit Jörg Thadeusz, der nicht nur vom Body-Mass-Index, sondern auch im Verhalten eine verblüffende Ähnlichkeit mit seiner persönlichen Hassfigur Donald Trump teilt. Thadeusz war engstirnig wie Trump, aggressiv (wie Trump sein kann), rechthaberisch und impulsiv wie Trump. In seinen Trump-Tiraden kam alles vor, was er zuletzt gelesen hat: „Drei Militärs, die auf Trump aufpassen müssen“, „Der handelt nur im Affekt, kennt keine Strategie“, „Afro-amerikanische Leute hatten Schwierigkeiten“ als Donald noch Slumlord war, aber (immerhin!) sei Trump „nicht durchgängig rassistisch“. Gibt es eigentlich schon einen Doktortitel an einer deutschen Universität für jeden, der alle Trump-Beschimpfungen seit dessen Kandidatur fehlerfrei aufsagen kann? Thadeusz hätte ihn verdient. Aber, das sei gesagt, der RBB-Mann kann auch charmant wie Trump sein, zumindest zu Norbert Röttgen. (Vielleicht weil er gelegentlich auch CDU-Veranstaltungen moderiert.)

Irgendwie konnten Trumps Erfolge bei Illner nicht ganz ausgeblendet werden. Mindestlohn (etwa bei Walmart) steigt. Apple führt Mega-Milliarden in die USA zurück. Jobwunder. Börse brummt. Die erste Steuerreform nach 30 Jahren. Wobei: Die Steuerreform nutzt natürlich nur Milliardären (check it out, Norbert!), oder wie Röttgen es ausdrückte „Bei der Steuerreform kommen die Kleinen nicht vor“. Wen meint er? Die „Kleinen“, die keine Steuern zahlen? Alle unter 1,60 Meter? Röttgens Sachverstand wurde auch beim „Geist von fairem Handel“ deutlich, als er US-Zölle auf chinesische Dumping-Solaranlagen rügte. Dieselben chinesischen Dumping-Anlagen haben die deutsche, ebenfalls hochsubventionierte Solarindustrie kaputtgemacht.

Nein, wir wollen auch nicht noch einmal Trumps Jerusalem-Entscheidung durchkauen, sein Gerangel mit Raketenmann Kim, Klima, UNESCO. Dagegen stand nur das übliche und bekannte Lamentieren und Röttgens Eurogebete: „Wir müssen auch bereit sein, mit Angela Merkel und der gesamten europäischen Union einen Konflikt mit den USA zu riskieren“. Na, dann macht mal, rufen wir Herrn Röttgen und den seinen zu. Peter Rough (halb Österreicher, halb Amerikaner) merkte irgendwann wohl selber, dass es bei Maybrits Runden nicht um sachliche Erörterungen geht, sondern um verbales Schaulaufen und blieb bei wenigen Hinweisen, etwa, dass Obama mehr Schulden gemacht habe, als alle Präsidenten vorher zusammen, und dass es mit der EU nicht so weit her sei – die Osteuropäer beschwerten sich in Washington über die Westeuropäer, die Nordeuropäer lamentierten ebenda über die Südeuropäer. Schönes Europa. Pardon, EU.

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Die Hoffnung auf ein sachliches Gespräch hatte wohl auch der Oberst a.D. Georg Pazderski, einer der drei AfD-Bundesvorsitzenden. Extra hatte er die „Nationale Sicherheitsstrategie der USA“ (eine solche ist seit 1986 für jede Regierung gegenüber dem Kongress verpflichtend) gelesen und hätte gerne die Fragen nach dem Konzept der Regierung Trump beantwortet. Ging aber nicht. Einerseits, weil Thadeusz auf den AfDler losging wie Donald auf Hillary (eigentlich eher wie Hillary auf Donald) – mit 12,6% der Wählerstimmen wäre die AfD nicht das Volk, was Pazderski auch gar nicht behauptet hatte – und andererseits, weil er Militär ist. Denn als solcher lernt man (hoffentlich) militärische Probleme zu lösen, benötigt Sachkenntnis, und ist um kurze, präzise Antworten bemüht. Für eine Talkshow eher schädliche Eigenschaften.

Für Pazderski „stößt Trump wichtige Diskussionen an“ und „eröffnet Europa die Chance, sich zu emanzipieren“. Die Bundeswehr sei „wohl auch deshalb nicht einsatzbereit, weil man sich immer auf den Schutz der USA verlassen habe“. Sollte Illner Thadeusz gebucht haben, um im Stile der „Heute Show“ jeden Redebeitrag des AfD-Mannes, sowie jede Tat Trumps ad absurdum zu führen, war er wohl sein Geld wert. Schade.

Die „Heute Show“ sollte durchaus auch Röttgen mal einladen. Das „Zusammenwachsen Europas haben wir nicht geschafft“, stellt der traurig fest, deswegen „müssen wir Deutschen liefern“. Merkel, ick hör dir trapsen. Ischinger fände es schon hilfreich, wenn die Europäer es schafften, dass man sie in Washington ernst nimmt. Mit dem Hinweis „Wir reden hier in Deutschland, als ob wir Trump gewählt hätten“, und „Trump ist nicht an allen Übeln der Welt schuld, die waren schon vorher da“ hatte er eigentlich alles gesagt.

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Am Ende wollte Illner noch Erdogan abhaken, und Röttgen erklärte, dass die deutschen Leos seit 2005 (Rot/Grün) ohne den Zusatz „nur für Verteidigungszwecke“ in die Türkei verkauft worden seien, und machte noch einen Schlenker auf Gabriels glückloses Tändeln in der Türkeifrage. Pazderski klagte, dass seine Partei für einen NATO-Austritt der Türkei sei, er selbst würde sie lieber im Bündnis kontrollieren. (Röttgen wunderte sich da wohl, dass man eine eigene Meinung in einer Partei haben kann.) Auch den Verkauf von panzerbrechenden Waffen an kurdische Freischärler fand der AfD-Mann zumindest unglücklich.

Eine Frau im Publikum schaute auf die Uhr – gottseidank, gleich vorbei. Peter Rough konnte nochmal zeigen, dass er Parteigänger der alten Bush-Fraktion ist, und „hofft, dass wir auf der Seite der Türken stehen“. Sandra Navidi haben wir ein wenig zu kurz kommen lassen, daher sei zusammengefasst: Der Aufschwung in den USA ist Obamas Werk. „Wenn eine Krise (Donalds Werk) kommt, sehen wir arm aus.“ Wenigstens ist ihr nicht entgangen, dass wir überall auf der Welt „Riesenschulden haben“. Auch Donald?

Nicht verstanden haben wir Jörg Thadeusz düstere Ankündigung „Meine liberalen Freunde sind dabei, sich zu sammeln, um dem (Trump-)Spuk ein Ende zu machen.“ So liberal können die Freunde wohl nicht sein.

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Kommentare ( 121 )

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Ralph Lewenhardt
6 Jahre her

Dieser Herr Thadeus, agierte bei Illgner mit dem Niveau eines kleffenden Treppenterriers. Genau dafür war er wohl eingeladen, denn Sachargumente sind nicht sein Ding. Seine faktenlose Selbstüberzeugung grenzt an Narzissmus. Ob man AFD will oder nicht, sie ist da und das hat Ursachen. Niemand hat das Recht, vom Volk gewählten Abgeordneten das Mitspracherecht zu verweigern, sonst ist man anders aber nicht besser als AFD. So treiben verbiesterte Seinesgleichen den Keil immer weiter in die Gesellschaft.

Karl Wentzel
6 Jahre her

wenn es ohne EU und ohne Subventionen/Entwicklungshilfe mehr Zuwachs gibt, müssen die Deutschen Sozialisten und die EU den Erfolg von Trump, Frau May fürchten. Und es stimmt, ohne EU, mit weniger Steuern gedeiht die Wirtschaft! Wer glaubt die Schuldenorgie immer weiter treiben zu können und die Wirtschaft dadurch anzuheizen, dürfte irgendwann alles verlieren, was er jemals zu haben geglaubt hat.

Andreas Donath
6 Jahre her

So ist es, da hätte der hoch geschätzte Herr Paetow etwas besser recherchieren müssen. Solch ein „Nobody“ ist die AfD nun nicht mehr, dass man die Vorstandsstruktur nicht kennen müsste. Pazderski ist einer von drei Stellvertretenden Bundessprechern. Die anderen beiden sind Albrecht Glaser und Kay Gottschalk. Pazderski wurde doch gerade erst Anfang Dezember auf dem Bundesparteitag in Hannover dazu gewählt, nachdem er zunächst als Bundessprecher durchgefallen und Gauland in die Bresche gesprungen war.

CIVIS
6 Jahre her

Vor lauter selbstgefälligem und hysterischem Trump-bashing merken diese Pseudodemokraten gar nicht, dass Trump sie vorne angrinst und hinter seinem Rücken fleißig an der Verwirklichung all seiner Wahlversprechen arbeitet, …und dabei nach nur einem Jahr schon mehr erreicht hat als die meisten amerikanischen Präsidenten vor ihm.

Gero Hatz
6 Jahre her

Kein Wunder, dass Trump als Reinkarnation des Teufels gilt, hat er doch die größte Sünde begangen: Die Interessen seines Landes und seiner Bürger als höchste Priorität anzusehen. Es muss die Deutschlandabschaffer in Berlin enorm provozieren, könnte es doch dazu führen dass selbst der deutsche Untertan etwas ähnliches fordert.

willi
6 Jahre her

Ich habe es schon woanders gepostet: Ulli Nissen – bekannte linksextreme Hasspredigerin der SPD aus Frankfurt und Bundestagsabgeordnete sitzt im Publikum mit erkennbar ihr zugehörigen Unterstützern. Ein derart gebrieftes Propaganda-Publikum der regierungsuntertänigen Eitelkeitsgefälligkeiten ist blanke Propaganda im Stile Schnitzlers! Nichts hat sich geändert am Vorwurf Lügenpresse und MeinungsverzerrungsKlatsch-und-Winkelemente TV! So werdet Ihr AfD Wähler nie wieder zurück gewinnen sondern nur neue produzieren, Hand drauf!

Honza
6 Jahre her

Man hat schon den Eindruck, dass es Echokammern nicht nur auf der Rechten gibt. Wie hier das übliche Trump-bashing durchgezogen wurde, war bestimmt nicht zielführend im Sinne der „Liberalen“, sondern weckte eher Sympathien für die Gegenseite. Auch der AfD-Abgeordnete war, Offizier, gut vorbereitet, sachlich und gelassen gegenüber den Pöbeleien seines Nachbarn.
Alles in Allem eine aufschlussreiche Sendung

Gerhard Meier-Röhn
6 Jahre her

Über den Herrn Thadeusz ist ja schon viel kommentiert worden. Alles richtig. Wie ein Journalist glauben kann mit so viel Hass und Schaum vor dem Mund auch nur noch ein Stück Glaubwürdigkeit für sich reklamieren zu können, ist mir schleierhaft.
Der Redaktion „M. Illner“ wird es recht gewesen sein. Der vermeintliche US-Kenner hat die Rolle gespielt, die ihm zu-
gedacht worden war. Advokatus Diaboli. Die sichtbare Eitelkeit dieses Herrn wird ihm dennoch ein Glücksgefühl vermittelt haben. Wie armselig,oberflächlich und lächerlich.
Hannibal

Karl Napf
6 Jahre her

Ich weiss nicht wie die Krankheit hat aber Illgner zeigt die gleichen Symptome wie Merkel:

Die Probleme der Welt gehoeren Deutschland. Wir wissen alles besser. Wir geben unseren Senf dazu. Und was in Deutschland wirklich passiert, ist das Problem der Gemeinden und Kommunen und geht mich per Definition nichts an.

Silas
6 Jahre her

Die meisten Medien sind einfach nicht kompetent in Sachen Trump, AfD und Brexit. Kann man gleich knicken. Wahrscheinlich sind auch Ersatzhandlungen dabei, die sich eigentlich mit dem desolaten Zustand deutscher Regierungspolitiker beschäftigen müssten. …