Lanz gibt Gas für VW. Und ist auch ähnlich erfolgreich

Hat die deutsche Autoindustrie noch eine Zukunft? Ist die Ampel noch zu retten? Themen einer Talkshow, die selbst nicht mehr zu retten ist und keine Zukunft haben dürfte. Klingt konsequent. Willkommen bei Markus Lanz. Von Michael Plog

Screenprint: ZDF / Markus Lanz

Die Krise der Ampel spitzt sich zu. Niemand scheint mehr mit dem anderen zu reden. Na dann: Reden wir darüber! Und wer könnte uns die Lage besser erklären als Kristina Dunz vom „RedaktionsNetzwerk Deutschland“. Also bitte hereinspaziert, die Dame, und Platz genommen, der Studiosessel ist bestimmt noch warm vom letzten Mal.

Dunz schildert, wie fix und fertig diese Regierung ist, deren Kanzler und Finanzminister gerade jeder für sich zu getrennten Krisengipfeln gebeten und die sich dabei nicht einmal gegenseitig eingeladen haben. Auch Wirtschaftsminister Robert Habeck durfte nicht teilnehmen.

Nun ist es einerseits durchaus nachvollziehbar, dass man nur Leute mit am Tisch haben will, die vom Thema ein kleines bisschen Ahnung haben. Andererseits wird die möglicherweise finale Zerrüttung der Regierung bei diesen Ereignissen besonders deutlich. Kristina Dunz sagt, Kanzler Olaf Scholz fühle sich ungerecht behandelt, so wie er sich ja oft sogar von der ganzen Welt ungerecht behandelt fühle. Es menschelt plötzlich so herrlich. Der Kanzler habe auch versucht, seinen Finanzminister Christian Lindner telefonisch zu erreichen, aber der habe „nicht erreicht werden wollen“. Olaf, der Engagierte. Der sich zwar von einem „Dieser Teilnehmer ist zurzeit nicht erreichbar“ ausbremsen lässt, aber egal, er hat es zumindest versucht.

Dass Kristina Dunz als stellvertretende Chefredakteurin ein Medienhaus vertritt, das zur Verlagsgesellschaft Madsack gehört, die sich wiederum zu 23,1 Prozent im Besitz der Kanzler-Partei SPD befindet (über ihr Medienbeteiligungsunternehmen namens Deutsche Druck- und Verlagsgesellschaft), das vergisst Markus Lanz auch an diesem Abend zu erwähnen. Wie seit Jahren. Hat er es jemals erwähnt? Egal, ist ja nicht so wichtig. Wichtig ist, dass Dunz liefert. Dass sie systemkonform durch den Zeitgeist-Slalom wedelt. Und dass es dabei gern auch etwas menschelt.

Eine halbe Billion Euro neuer Schulden
Robert Habeck: „Wenn’s alle ist, dann überlegen wir, was wir daraus gelernt haben“
Der Kanzler habe übrigens auch nichts von Robert Habecks „Vorstoß mit dem Deutschlandfonds“ gewusst, der mit einer halben Billion neuer Schulden die Wirtschaft vor jenen Problemen retten soll, die die Ampel ihr selbst eingebrockt hat. Habeck habe den Kanzler einfach nicht informiert. Ach, der arme Olaf. Nicht nur er vergisst alles, jetzt vergessen auch noch alle ihn.

„Ehrlich gesagt, ist das peinlich“, sagt Lanz. „Es ist mehr als peinlich, es ist jetzt richtig kritisch!“, antwortet Dunz.

Mit in der Runde sitzt auch ein Vertreter der Splitterpartei FDP, die zurzeit noch den Finanzminister stellt. Marcus Faber tritt als Vorsitzender des Verteidigungsausschusses in die Fußstapfen von Marie-Agnes Strack-Zimmermann, bemüht sich allerdings, weniger harsch aufzutreten als die graue Kriegsfachmännin, die regelmäßig andere Menschen beleidigt und zugleich selbst monatlich mehrere hundert Anzeigen wegen Beleidigung schreibt. Rechtsexperten schätzen, dass sie durch erstrittene Strafzahlungen noch mehr verdient als mit ihrem politischen Job.

Faber ist anders als sie und irgendwie auch nicht. In schönstem Stra-Zi-Sprech prahlt er: „Ich bin regelmäßig an Orten, wo Artillerie einschlägt.“ Doch so stahlhart, wie er sich zu geben versucht, so puddingweich wackelt er, sobald es um das Verhalten seines Parteikollegen im Ministeramt geht. Warum Lindner nicht den Kanzler und der Kanzler auch Lindner nicht einlade, darum gehe es doch gar nicht. Er, Faber, habe bei allen Beteiligten „den Eindruck, dass der Ernst der Lage angekommen ist“. Und das hält er offenbar bereits für eine Leistung.

Fast eine halbe Stunde lang reden Lanz, Dunz und Faber über die Ampelkatastrophe, als es einem anderen Gast zu bunt wird. Kai Ambos soll eigentlich erst später über Völkerrecht reden, doch zunächst entreißt er Lanz die Rolle des Moderators. Er kritisiert das „Boulevard“-Niveau der Diskussion und erteilt wiederum Stefan Bratzel ganz offiziell das Wort. Der Autoexperte möge doch nun bitte mal konkret erklären, wie man die Probleme der deutschen Autoindustrie lösen kann. Der neue Co-Moderator legt dabei ein erstaunliches Ego an den Tag. Ambos gestikuliert derart ausladend, dass selbst eine Luisa Neubauer neidisch würde. Gleichzeitig lässt er ständig beidhändig das Jackett flattern – auf, zu, auf, zu – so wie wohl ein prächtiger Pfau sein Gefieder pflegen würde. Lanz wirkt etwas angefasst. Soll er sich jetzt tatsächlich die Butter vom Brot nehmen lassen? Und muss er Ambos am Ende sogar von seinem exorbitanten Honorar abgeben?

Doch dann hat tatsächlich der Auto-Experte das Wort. Stefan Bratzel vom „Center of Automotive Management“ malt ein düsteres Bild. Und der Ausblick ist noch dunkler: Es gehe in der Automobilbranche „um mindestens 200.000 Jobs“ in den nächsten Jahren. „Wenn Volkswagen jetzt nicht einen Turnaround hinkriegt, dann sprechen wir in fünf, sechs Jahren über die Existenz der Automobilindustrie in Deutschland generell.“ Volkswagen würde beim Thema Elektromobilität hinterherhinken. Dass es ganze Halden mit unverkauften E-Mobilen gibt, die kein Mensch haben will, scheint dem Experten irgendwie entgangen zu sein. Ebenso, dass es Dieselmotoren gibt, deren Abgase bisweilen sauberer sind als die angesaugte Luft.

Nicht nur die Hersteller, auch die Politik sieht Bratzel am Zug. Vor allem als Verhinderer. Wenn „die bisherigen Parteien das Thema nicht lösen können, dann sitzen wir hier vielleicht demnächst mit Parteien am Tisch, die wir nicht haben wollen.“

Gut gemacht. Der Mann wird sicher wieder eingeladen.

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Kommentare ( 23 )

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Sam99
2 Stunden her

Die Zeitung mit den großen Lettern meldet gerade: „Gewinneinbruch um 63,7% bei VW“. Als Ursache wird u.a. genannt, dass der Absatz in China im zweistelligen Prozentbereich eingebrochen sei, weil VW dort nicht genügend E-Autos im Angebot hatte. Wer soll denn so einen Unsinn glauben? Es ist ja nicht so, dass in China ebenfalls Zehntausende dieser Batterien auf Rädern auf Halde stehen.
Gleichzeitig wird vermeldet, dass überraschenderweise die deutsche Wirtschaft im letzten Quartal um 0,2% gewachsen sei („Konjunkturknall“). Das sagt jedenfalls das Bundesamt für Statistische Manipulation, wahrscheinlich nach einem Telefonat mit einem gewissen Robert H.

Kassandra
3 Stunden her

Während die Wirtschaft um ihn herum in Scherben fällt, fühlt sich der Kanzler „ungerecht behandelt“?
Hat Dunz das erfunden oder ist das offizielle Vorgabe?
.
Das wird nicht mehr besser, denn das soll alles so sein – meine Meinung! Denn Lösungen findet man so, wie sich die beschriebenen Verantwortlichen aufführen, gerade nicht.
.
Welche von der AfD waren wieder nicht geladen – wenigstens bei Tichy Herr Spaniel, wenn auch ex.

pcn
3 Stunden her

Ein unfassbar hoher Gewinneinbruch bei VW: 63,7%(!)

Eigentlich ist VW nicht mehr überlebensfähig.

Deutschland verliert neben Chemie, Maschinenbau und Autoindustrie seine Säulen des Wohlstands.

Denn auch viele Mittelständler verlieren scheibchenweise ihre Kunden im Zuliefergeschäft.

Auch alle Betriebe, wie Gastronomie, Einzelhandel, Hotelbetriebe, werden mit in den Sog des Niedergangs mitgerissen, weil Kaufkraft fehlt.

Und all das, weil wir eine Regierung haben, die völlig aus der Spur ist.

Deutschland auf dem Weg in die Verarmung.

Deutschland auf dem Weg in eine Gesellschaft zwischen Billiglöhner und Schwarzarbeit im Dienstleistungssektor.

Eine Volkswirtschaft, die sich ausschließlich mit Dienstleistungen über Wasser hält, produziert eine verarmende Gesellschaft.

Last edited 3 Stunden her by pcn
non sequitur
3 Stunden her

Zum Glück schaue ich mir seit Jahren so einen Talk-Müll sowie jegliche Sendung im Zwangsgebührenfunk mehr an.

Dabei gab es gestern auf Tichys eine so hervorragende Talkrunde von Roland Tichy mit Dirk Spaniel und Antje Hermenau genau zu diesem Thema mit zwei profunden und ideologiefreien Kennern, sowohl der produktionstechnischen Folgen aus Ingenieurssicht (Spaniel) als auch aus unternehmerischer, betriebswirtschaftlicher und industriepolitischer Sicht (Hermenau und Spaniel), was die derzeitige Misere der deutschen Automobilindustrie infolge massiver Fehlentscheidungen des Managements der Konzerne anbelangt.

Julischka
4 Stunden her

„dann sitzen wir hier vielleicht demnächst mit Parteien am Tisch, die wir nicht haben wollen.“, weil sie dafür sorgen würden, endlich Ordnung ins Chaos zu bringen ODER warum?

Bernd Simonis
4 Stunden her

Die Probleme in der Sache sind mittlerweile gigantisch. Und Geld zum zukleistern ist keines mehr da. Daher sehen wir ab jetzt komplett hilflose Politiker. Wird mit März und der CDU auch nicht besser. Was also soll es bringen, die Wahlen vorzuziehen? Lassen wir doch lieber die Ampel in ihrem eigenen Saft möglichst lange schmoren. Denn die Widersprüche sind eklatant. Die Autos sollen aus den Städten (so bei Hart aber Fair) und ganz allgemein zurückgedrängt werden. Und dann sich wundern über sinkende Absatz-Zahlen. Da stimmt schon die Logik nicht.

Haba Orwell
4 Stunden her

> Rechtsexperten schätzen, dass sie durch erstrittene Strafzahlungen noch mehr verdient als mit ihrem politischen Job.

Auch das zeigt, wie grenzenlos bankrott und korrupt der Westen wurde – wo Politiker Bürger nicht vertreten, sondern umgekehrt provozieren und auspressen. Dass das alles zusammenbrechen muss, macht sich hier jemand noch Illusionen?

Spyderco
4 Stunden her

,,Die Krise der Ampel spitzt sich zu. Niemand scheint mehr mit dem anderen zu reden.“

Jetzt mal ernsthaft:
Ob drei oder,inklusive Merz,vier Versager miteinander reden oder jeder für sich,im Ergebnis macht das keinen Unterschied!

GefanzerterAloholiker
4 Stunden her

Bratzel hat einen interessanten Plan B. Er will den Plan B nicht. wie sage ich immer häufiger: „Also so dumm muss man erst einmal sein.“

Biskaborn
4 Stunden her

Der Herr Brazel war ganz offensichtlich nur dazu da, vor der AfD zu warnen. Wofür sich mittlerweile auch der letzte, zumeist selbsternannte, Experte so hergibt!

Spyderco
3 Stunden her
Antworten an  Biskaborn

,,Warum sind alle anerkannten Experten auf Regierungslinie?-Weil man nur,wenn man auf Regierungslinie ist,anerkannter Experte wird.“
Norbert Bolz