Statt Lobhudeleien für Scholz, grillte Sandra Maischberger Ralf Stegner

Auferstanden aus Ruinen musste sich Ralf Stegner von Maischberger anhören: „Sie waren gegen Olaf Scholz als Kanzlerkandidat“, „Ohne Scholz hätten 48% der Wähler, die jetzt die SPD gewählt haben, ihre Stimme anderswo gelassen“.

Screenprint: ARD/maischberger

Würden wir sie nicht kennen, hätten wir sie gar nicht wiedererkannt, die sonst so quietschbunt gekleidete Vizepräsidentin vom Bundestag, Claudia Roth. Bei Maischberger gestern hellbeige Ton in Ton von der Haarfarbe bis zu den Strümpfen (in Turnschuhen), dazu eine dicke Perlenkette um den Hals, kam sie daher wie eine reich geschiedene Metzgersfrau aus dem Bayerischen Wald mit Münchner Stilberater. Dabei ist sie natürlich trotzdem die Alte geblieben: Gegen die AfD müssten die linksdemokratischen Blablabla. Ihr gegenüber hatte Marie-Agnes Strack-Zimmermann Platz genommen, die trotz Gendervorschriften von der ARD als „Mitglied“ des FDP-Bundesvorstandes vorgestellt worden war.

Sandra Maischberger versuchte nun vergeblich, Gemeinsamkeiten bei den beiden Frauen im Hinblick auf die stattfindenden Regierungssondierungen herauszufiltern, aber es gab keine. Außer vielleicht „Cannabis freigeben, hahaha“, freute sich Marie-Agnes Strack-Zimmermann, die trotzdem fand, sie müssten ja keine Freundinnen werden, „obwohl ich glaube, dass wir viel Spaß zusammen haben könnten“. Aber da guckte Roth kurz so, als habe Broder persönlich ihr was Unanständiges zugeflüstert. Abschließend fasste Maischberger die gelbgrüne Zitrone so zusammen: „Wie soll das gehen?“

Ja, Freunde der Kunst, heute schlägt die Stunde der Munkelrüben. ARD-Tina Hassel, Hajo Schumacher und Welt-Chefredakteurin Dagmar Rosenfeld durften lange das Selfie von den neuerdings Fantastischen Vier Lindner, Wissing, Baerbock und Habeck analysieren von „wir haben gar nichts mitbekommen vom Treffen“ bis „toll, es ist nichts durchgesickert“. Am originellsten war da noch Dagmar Rosenfelds Bemerkung (mit besonderem Blick auf ihren Ex-Mann Christian Lindner), bei den Vieren sei doch der Satz des amerikanischen Politik-Beraters Paul Bengala „Politics is just Showbusiness for ugly people“ eindeutig widerlegt.

Söder wurde übrigens einstimmig als Quertreiber und Heckenschütze identifiziert, dessen Hinterhältigkeit „notorisch“ sei (Schumacher). Laschet bekam eine ordentliche Portion Mitleid, weil nun auch noch gegen seinen Wunsch ein CDU-Fraktionsvorsitzender gewählt wurde. Aber Olaf Scholz konnte sich Dagmar R. nun auch nicht gerade als Erneuerer vorstellen, und Tina H. ließ uns indiskret wissen, dass „wo Scholz am Tisch sitzt, wird’s nicht warm“ (danke, Frau Hassel, wir lieben Klatsch).

Carsten Linnemann, Vorsitzender der CDU-Mittelstandsvereinigung (die sich wohl trotz vieler Maßnahmen zur Abschaffung des Mittelstands doch noch nicht aufgelöst hat), hielt allen Verlockungen zum Trotz Armin Laschet die Stange, und er führte zu dessen Verteidigung an, dass der Absturz und die existenzielle Krise der CDU bereits bei der Wahl 2017 und eigentlich schon mit der Merkelschen Flüchtlings“politik“ 2015 eingeleitet wurde – von niemandem weiter kommentiert.

Ihm zur Seite saß „ein Mann, den Sie kennen (Maischberger): Ralf Stegner“. Und tatsächlich: Da war Ralf Stegner, lange Zeit das Gesicht der abstürzenden SPD, bevor Saskia Esken ihm auch noch diese Rolle genommen hatte. Auferstanden aus Ruinen fläzte sich der Direktwahlsieger des Wahlkreises Pinneberg stolz in seinem Stuhl, um sich ordentlich feiern zu lassen. Sein Wahlkreis trage übrigens die Nummer 007 warf er Maischberger als Anregung hin (Spoiler-Alert: Der Film soll auch nicht jedermanns Cup of Tea sein). Aber statt mit den gewünschten Lobhudeleien zu beginnen, grillte Maischberger den Mann aus Bordesholm, der allerdings Kummer gewohnt ist. „Sie waren gegen Olaf Scholz als Kanzlerkandidat“, „Ohne Scholz hätten 48 Prozent der Wähler, die jetzt die SPD gewählt haben, ihre Stimme anderswo gelassen“.

Für uns ist Ralf Stegner ja längst eine Kunstfigur, so dass wir vergessen hatten, wie sehr The real Ralf Stegner nuschelt, wenn er unter Druck gerät. „Jamaika lächerlich“, „Laschet wollen ja nicht mal die eigenen Leute“, „Sozialverträglich“, „SPD wieder Volkspartei“ konnten wir ohne Untertitel verstehen.

Waren wir mal kurz nicht achtsam genug? Jedenfalls stellte Linnemann plötzlich fest „Sie lächeln ja, Herr Stegner“, aber da war‘s auch schon wieder weg. Der junge Herr Linnemann ist übrigens einer der CDU-Hoffnungsträger der Post-Merkel-Zeit, aber den Blödsinn „Mitgliederentscheid bei der Parteichefwahl“ sollte er sich schnell austreiben lassen. Hat er denn den SPD-Zirkus mit Stegner, Lauterbach plus Damen völlig vergessen?

— Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) (@MIT_bund) September 29, 2021


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