Leserkommentare zu Gadamers Rücktrittsaufforderungen an die Kanzlerin

Appetit soll Ihnen die Probe aus einem der Leserkommentare machen, die wir hier auszugsweise wiedergeben: "... in Zeiten von krisenbedingten Stellenstreichungen immer noch vergleichsweise gut verdienende Medienarbeiter (müssten) jederzeit nach Alternativen suchen, sonst sind sie plötzlich weder Öko noch Bourgeoisie und ihre anti-autoritär gegenderten Kinder mit kreativen Trendnamen müssten mit Problemschulen vorlieb nehmen, um die man dank privilegierter Wohnortwahl, einen elitären Bogen machen kann."

Die Medien beherrschen die Meinungsbildung. Und sie beherrschen sie.

Einig sind sich die Leser, dass ohne „mediale Begleitung“ Merkels „Alternativlosigkeit“ gar nicht möglich gewesen wäre.

Martin Lederer: Im Grunde haben sie es geschafft, dass jeder mit “abweichender Meinung” sich nicht mehr traut das öffentlich zu sagen. D.h. man weiß gar nicht, wie die Bevölkerung zu den verschiedenen Themen steht. Und bei Umfragen muss man auch öffentlich antworten. Also sind deren Aussagekraft auch begrenzt.

Bert: Kennen Sie die Theorie der Schweigespirale von Elisabeth Noelle-Neumann? Gehört zu den Grundlagen der Medienwirkungsforschung. Wer solche Theorien kennt, versteht besser, wie mediale Meinungsbildung funktioniert.

Stefan K.: Ich stimme dem Text weitgehend zu, aber etwas Wesentliches fehlt. So argumentiert das moralische Meinungskartell meist mit “humanitären” Gründen. Gemeint sind dabei “gute” und weltweit gesehen sehr hohe Standards der persönlichen Lebensumstände. Ausgedrückt durch persönliche Rechte und Freiheiten, finanzielle und wirtschaftliche Unabhängigkeit und Möglichkeiten, und ein paar mehr Dinge. Also “Frieden und Glück” für alle Menschen als alternativloses und zeitloses Nachtgebet. Dagegen kann man auch schlecht argumentieren. Der Punkt ist nur, dass diese Lebensumstände hier kleinteilig und selektiv von Merkel und ihren Politikern zu Lasten von Dritten vergeben werden. Da ist dann der “Atomausstieg” humanitär alternativlos, genauso wie die Migrantenintegration. Der Punkt ist aber, dass diese Dritten auch “humans” sind und ihre Interessen auch “humanitär”. So ist beispielsweise ein funktionierender Staat und eine nicht-gespaltene Gesellschaft eine Voraussetzung für eine politische Verteilung von “humanitären” Geschenken. “Humanitär” ist letztlich alles, was dem Menschen Halt und Sinn gibt, für den IS-Anhänger ist es eben seine Ideologie. Das argumentative Grundproblem ist also, das die Meinungselite “Humanität” nur mit ihrem Menschenbild, Weltbild und Interessen gleichsetzt. Es geht nicht darum jemandem in diesem Sinn “Humanität” zu verweigern, sondern um den Interessensausgleich aller Menschen. Lohnende Aufgabe eines kritischen Journalisten wäre also die Aufdeckung der Interessen hinter dem zur Schau gestellten “alternativlosen Humanismus” und sie damit wieder in den Bereich der Demokratie und Politik zu holen.

Michael Stange: Das schlimmste ist, dass die meisten GEZ-Medien und viele Ihrer schreibenden Kollegen so tun, als wäre Frau Merkel diejenige, die mit Weitsicht und “Alternativlosigkeit” an der Lösung der vielen akuten Probleme arbeitet. In Wahrheit hat diese Bundeskanzlerin uns die meisten dieser Probleme beschert – und ist inzwischen vielleicht sogar selbst das größte Problem. Ich spüre, wie ich seit geraumer Zeit innerlich auswandere und mache mir ein einziges Merkel-Zitat zu eigen: “Das ist nicht mehr mein Land!

Dass die Berichterstattung der Medien z.B. zur Flüchtlingskrise nicht zu Unrecht als einseitig und tendenziös wahrgenommen wurden, hat jüngst auch ein in der FAZ veröffentlichte Studienergebnis gezeigt.

Die Einschränkung des Meinungspluralismus durch derart Berichterstattung wird als gravierendstes Hindernis für die demokratische Willensbildung angesehen. Und während sich die Leser noch Sorgen machten, ob die Medien ihre Bevormundung durch betreutes Denken weiterverfolgen, verschwand Gadamers auch auf Facebook veröffentlichter Artikel ganz einfach. Über Nacht. [?]

Gadamer die 2.

„Zuerst schränkt man die Meinungsvielfalt in den Medien ein, dann die Meinungsfreiheit“, schrieb Klaus-Jürgen Gadamer am 6. August 2016. Er hätte dahinter setzen können: QED.

Merkel-Kritik auf Facebook gelöscht
Frau Merkel, treten Sie zurück, die zweite
neutral observer: Bravo, Herr Gadamer, weiter so! Da ich mich weigere, bei Facebook Mitglied zu sein, habe ich von der Löschaktion Ihres Beitrags nichts mitbekommen; den Teil I hatte ich hier gelesen und konnte darin nichts finden, was sich auch nur ansatzweise als “Hetze” einordnen ließe.

Ich finde es erschreckend, wenn nun zunehmend Beiträge gelöscht werden, weil sie konträr zur vorherrschenden Politiklinie stehen. Der Ungeist eines McCarthy geht wieder um! Eine Stiftung mit zweifelhafter Legitimation unter Leitung einer ehemaligen Stasimitarbeiterin als Zensur”behörde” – wo bleibt #Aufschrei?

Frau Merkel denkt meiner Meinung nach nicht vom Ende her, sondern sie denkt das Ende her. Ende gut, alles gut? Am Ende ist alles gut – und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende? Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende? Auch diese bleierne Zeit wird einmal ein Ende haben! Es tut einfach noch nicht genug weh…

M. Weiß: Eine extrem treffende Beschreibung unserer gegenwärtigen Situation.
Der merkelsche Hofstaat und ihre Hofpresse haben mit ihrer Realitätsverweigerung letztlich die DDR 2.0 etabliert. Aber ich bin mir sicher, genauso wie DDR 1.0 wird DDR 2.0 bald zusammenbrechen und bei Hofe aufgeräumt. Dazu gibt es inzwischen viele Vorzeichen, die ihre Verwandtschaft mit der Vorwendezeit nicht leugnen können! Und das stimmt mich optimistisch, das Maas (Mielke 2.0), Scheswig (M. Honecker 2.0) und Merkel (E. Honecker 2.0) bald der Vergangenheit angehören.

Jan Hoffmann:Na, da habe ich ja noch etwas zu erwarten, nachdem ich Frau Merkel als CDU-Mitglied geschrieben habe, dass ich mit ihr als Vorsitzenden die Partei nicht wählen kann und einiges mehr. Das habe ich auch bei facebook eingestellt. Oh, oh, oh . . .

Feingeist: Sehr verehrter Herr Gadamer, wie auch ich lange Zeit unterliegen Sie mit ihrer Aufforderung einem Irrtum. Ein Rücktritt setzt – so er nicht nur auf Druck von außen erfolgt – doch zunächst einmal die vorangegange eigene Reflexion begangener Fehler und Versäumnisse voraus. Erst im Anschluss kann dieser Schritt von der betroffenen Person begangen werden. Aber auch dann muss zumindest noch ein letzten Rest an Moral und Verantwortungsgefühl bei diesem Menschen vorliegen, um sich zu diesem Schritt zu entschließen …

Wie man der ohnehin schon bis zum letzten Tropfen ausgepressten Volkszitrone jetzt dazu auch noch den letzten Tropfen Lebenssaft aussaugen kann, soll durch externe Berater ermittelt werden. Millionen Euronen deutscher Steuergelder werden nun eigens dafür bereitgestellt, müssen nur wieder nur ein paar vorgesehene Infrastrukturmaßnahmen zurückgestellt werden. Und damit endlich dieser frei geäußerte Unmut der eigenen Untertanen in der Netzwelt verstummen kann, erhält der maaslose Wahrheitsminister und seine Stasi-Victoria zukünftig flankierend Unterstützung durch ein neue Trojaner-Behörde.

Patricia Hirsch: Lieber Herr Gadamer, ich teile Ihr Gefühl des peinlich Berührtseins ob der auch noch so schlecht gemachten Zensur. Allein: Verwandte und Freunde in Griechenland weigern sich zu glauben, dass das hier passiert! Ich sehe es wie Sie, ein Rücktritt Frau Merkels würde nicht automatisch alles zum Besseren wenden, doch es wäre zumindest ein Symbol.

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