Lauterbach bei Lanz: „Scholz ist ein erfolgreicher Kanzler“

Karl Lauterbach hat keine Ahnung, wie er selbst immer wieder in der Sendung sagt. Das ist nun wirklich kalter Kaffee. Aber dass Olaf Scholz seine Aufgabe als Bundeskanzler erfolgreich gemeistert habe, ist dann doch etwas ganz Neues. Nur mit Realitätsverlust lässt sich erklären, was Lauterbach hier behauptet.

Screenprint: ZDF / Markus Lanz

Bei Sandra Maischberger wird am Mittwochabend das Thema Vergewaltigung zusammen mit Trump und Klimawandel in einen Topf geworfen und Putin als „Hitler dieses Jahrhunderts“ gekürt. Genauso wild geht es in der Runde von Markus Lanz zu. Dort sitzt Gesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD. Sehnsüchtig sucht man den Speed-up-Knopf. Leider ist diese Funktion im öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht zu finden. Also Augen zu und durch. Ein harter Einstieg in die Sendung beginnt schon mit der Frage, ob Olaf Scholz der Kanzlerkandidat der SPD wird.

In Slow Motion stottert Lauterbach, dass er den aktuellen Stand nicht wisse und wie hervorragend jener aber doch seine Arbeit als Kanzler geleistet habe. Verwirrung stellt sich in der Runde ein und Lauterbach wird mit ungläubigen Blicken betrachtet. Lanz holt ihn in die Realität: „Die Umfragen sind miserabel!“ Doch Lauterbach ist fest überzeugt: Die SPD wird geschlossen hinter Olaf Scholz als Kanzlerkandidat stehen – auch wenn das noch nicht offiziell ist und ein gewisser Verteidigungsminister Pistorius noch einen Strich durch die Rechnung machen könnte. Äußern möchte sich Lauterbach dazu nicht, könnte er auch gar nicht, da er ja gar keine Ahnung hat, wie er immer wieder wiederholt.

Massiv steigende Kassenbeiträge
Lauterbach erfindet Ausreden und hält Olaf Scholz für den BeKaZ
Diskutiert wird in der SPD aber noch sehr wohl. Für Lauterbach alles nur ein Spuk. Dass der geliebte Kanzler im Moment in so schlechtem Licht bei den Umfragen steht, liege ja nur an der „ständigen Sabotage von der FDP“ und „den unfassbaren Schwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen hat“. Er geht sogar noch weiter in seiner Loyalität und schiebt der Berichterstattung die Schuld in die Schuhe. Das findet ÖRR-Lanz gar nicht in Ordnung. Lauterbach rudert nicht zurück: „Ich halte sowieso nichts davon, die Berichterstattung zu kritisieren, außer in Ausnahmefällen. Das mache ich sehr selten. Aber dass die Berichterstattung jetzt also einen Kanzler zeigt, der aus meiner Sicht unterbewertet wird. Diese Feststellung muss man mir zugestehen.“ Die Zuschauer werden schon in den ersten Minuten an ihre Schmerzgrenze gebracht. Dieses Gesicht, dieser Ton – und diese Aussagen!

Markus Lanz versucht einen weiteren Anlauf. Ein Wahlplakat aus dem letzten Bundestagswahlkampf zeigt Scholz als „Kanzler für bezahlbares Wohnen“. Lauterbach räumt ein, dass er das „noch nicht“ sei und drückt auf Wiederholungsschleife. Schuld daran ist abermals erstens die FDP, welche „die Reform blockiert hat, mit der die Mieten hätten gedeckelt werden können“, und zweitens die wirtschaftlichen „Herausforderungen der Inflation und des [Ukraine] Krieges“. Nachdem Lauterbach damit fertig ist, seine Worte durch Honig zu ziehen, schaltet sich der Chefredakteur von Table.Media, Michael Bröcker, ein. Endlich bekommt die Sendung Speed und jemand spricht aus, was sich alle denken. „Er ist der Kanzler der Widersprüche und der nicht erfüllten Versprechen. Die Menschen sind enttäuscht von Olaf Scholz!“

Eine Fehlbesetzung durch und durch
Als Karl Lauterbach sich selbst um Kopf und Kragen redet
Das kurze Gefühl der Genugtuung ist nicht von langer Dauer. Wieder faselt Lauterbach etwas von nicht vorherzusehenden wirtschaftlichen Herausforderungen, doch Bröcker wirft immer wieder Fakten ein, die das Gegenteil beweisen. Trotzdem bleibt Lauterbach bei seiner alten Leier: Die FDP ist an allem schuld, nur weil diese „die Schuldenbremse wie eine Monstranz vor sich herträgt“. Dabei verbraucht die Ampel-Regierung das Geld der Bürger doch nur für gute und soziale Projekte.

Eines dieser Projekte ist zum Beispiel das Bürgergeld. Ein großer Teil ging davon auch an ukrainische Flüchtlinge. Aber Moment, da gibt es ein Problem. Das gesteht sogar Lauterbach ein. Ukrainische Flüchtlinge beteiligen sich nicht wie in anderen Ländern am Arbeitsmarkt, dafür ist das Bürgergeld zu hoch. Aber das konnte man ja nicht ahnen, so Lauterbach. Er sieht auch ein, dass das korrigiert werden muss, und Lanz unterstreicht beipflichtend: „Die Politik sollte das sehr klarmachen. Für die Tatsache, dass er [der ukrainische Flüchtling] auf dem Sofa sitzen bleibt, müssen ganz viele andere vom Sofa jeden Morgen aufstehen.“

Die SPD versucht also wieder zurück zu ihrem Ursprung zu gelangen: eine Arbeiterpartei zu sein. Viele Wähler sind aber schon lange zur AfD gewechselt. Olaf Scholz soll diese wieder zurückholen, denn Lauterbach ist überzeugt: „Bisher ist und war Olaf Scholz ein erfolgreicher Kanzler. Das ist meine Sicht. Viele Bürger sehen es auch so.“ Auf Bröckers Gesichtsausdruck zeichnet sich Spott ab. Verübeln kann man es ihm nicht. Lebt Lauterbach doch offensichtlich in einer völlig verdrehten Welt.

Update: Dienstag Krisengipfel
Es wird einsam um Olaf Scholz – Die SPD-Bundestagsfraktion muss den Daumen senken
Dennoch glaubt auch Bröcker nicht an den Ersatzspieler Pistorius. Der Verteidigungsminister sei zwar beliebt und sehr ehrgeizig, ein Putschist aber nicht. Auch hier kann Scholz auf einen loyalen Anhänger bauen. Das hängt laut Bröcker an zwei Widerständlern. Der eine ist Lars Klingbeil, der den Konkurrenten nicht an sich vorbeiziehen sehen möchte, da er in einer möglichen Koalition unter Friedrich Merz selbst die Option hätte, Vizekanzler und Minister zu werden. Und der andere Widerständler ist der SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich. Dieser will Pistorius aus rein inhaltlichen Gründen nicht als Kanzlerkandidat.

Lauterbach kann dazu nur sagen, dass das „Rußleserei“ ist. Lanz fragt spöttisch nach: „Die These haben Sie noch nie gehört?“ Lauterbach lacht in sich hinein: „Die These höre ich jetzt zum ersten Mal.“ Lanz lacht auf und Bröcker seufzt „Herr Lauterbach!“ Lauterbach grinst selbstgefällig: „Ein Scherz ist mir ja auch erlaubt.“

Bröcker kommt aber wieder seriös zurück zum eigentlichen Thema: „[Klingbeil und Mützenich] gehen lieber mit Scholz in den Untergang als ihn auf offener Bühne wegzuputschen.“ Zum Abschluss sprudelt es aus Lauterbach heraus: „Den Untergang werden wir hier nicht sehen.“

Die Neuwahlen werden für Gesundheitsminister Lauterbach ein unverhofftes Erwachen geben.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 83 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

83 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
November Man
1 Monat her

Scholz war vielleicht im negativen Sinne hoch erfolgreich. Er hat zugelassen, dass ein Herr Habeck die deutsche Wirtschaft zerstört und die Baerbock die wichtigen Handelsbeziehungen zu China kaputt gemacht hat. Und alle zusammen haben sie die genauso wichtigen Handelsbeziehungen zu Russland komplett gekappt und Sanktionen angeordnet, die Deutschland mehr als jedes andere Land selbst schwer getroffen haben. Um die 600.000 Menschen haben bereits ihre Arbeitsplätze verloren. Deshalb wird und kann die SPD um Scholz niemals mehr eine Arbeiterpartei sein. Und die Grünen gleich zweimal nicht. Das sind Feinde unserer Landes und nicht anderes.   Und was der Lauterbach behauptet ist der… Mehr

Juergen Semmler
1 Monat her

Mein „lieber“ Herr Noch-„Gesundheits“-Minister-im-Abgang, “ Isch over , Karl…. isch over, Olaf “ …. …hätte vermutlich Wolfgang Schäuble ihnen „Beiden“ schon vor Wochen ( oder länger) prophezeit. Jetzt läuft, wie im Falle Joe Biden’s, der „Nancy Pelosi-Plan“ ab, wobei der „Lars“ das „Fallbeil“ machen wird /muss… …oder die Saskia…oder …der Rolf …oder alle gemeinsam. Klar, dass man sich anfänglich noch dagegen wehrt und am Amt und an der Kandidatur klebt, solange es geht. Man sollte aber besser auf Wolfgang hören: “ Isch over, Karl…& …Olaf !“ „Einen guten Roten erkennt man am Abgang“ , hätte der Wolfgang noch hinterherrufend angemerkt.… Mehr

Guzzi_Cali_2
1 Monat her

Wann zieht man dem Lauterbah endlich mal den Stecker? Es ist doch offensichtlich, daß dieser Herr schon lange nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist. Was raucht oder nimmt der? Das will ich auch. Dann springe ich morgens aus dem Bett, jubiliere, wie toll es mir geht, die Regierung ist super, ich bin steinreich, wenn ich einen Durchhänger habe sind Putin, Trump, der Klimawandel oder alles zusammen schuld… Wahnsinn, einfach nur Wahnsinn.

Alfonso
1 Monat her

Lauterbach bei Lanz: „Scholz ist ein erfolgreicher Kanzler““

Korrekt.
Lauterbach bestätigt damit nur, dass das, was politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich in Deutschland aktuell abläuft von den Regierenden so gewollt ist.

Und daher ist das doch für Scholz voll unter „erfolgreich“ einzuordnen.

Michael W.
1 Monat her

Lauterbach: „Scholz ist ein erfolgreicher Kanzler“

Heesters: „Hitler war ein guter Mann.“
Nein, das ist beides mal nicht zum Lachen. Beide haben sich damit lächerlich gemacht!

Deutscher
1 Monat her

Klar, Lauterbachel ist ja auch ein erfolgreicher Gesundheitsminister…😁
Überhaupt alle supererfolgreich, die von der Ampel…😂

Last edited 1 Monat her by Deutscher
Dr. Rehmstack
1 Monat her

Drei Dinge konnte man in dieser Sendung lernen: Erstens: der Grünöffentlich-rechtliche Rundfunk hat eine Heiden Angst davor, dass die FDP es doch über die 5 % Hürde schafft und damit die Grünen als Mehrheits Beschaffer ausschalten könnte, deswegen wird aus allen Rohren auf die hinterhältigen Saboteure der Ampel geschossen und Ihnen wird jede moralische Qualität abgesprochen. Das wird bis zu den Neuwahlen mit zunehmender Vehemenz und Frequenz durchgezogen. Zweitens: der entscheidende Hinweis, dass Russland bei einem Absinken des Ölpreises unter 70 $ pro Fass finanziell mittelfristig nicht über die Runden käme und der böse Trump genau dieses durch „Drill, Baby,… Mehr

Bambu
1 Monat her

Ich war gestern mal wieder bereit für Lauterbach und habe es mir angetan. Lauterbach hat sich nicht verändert. Das einzige was für ihn wichtig war, ist der Deal, welchen er mit Olaf Scholz gemeinsam mit der Pharmaindustrie eingefädelt hat und damit ist Olaf Scholz für ihn ein guter Kanzler. An dem Punkt hätte ich mir von Lanz doch mal die Nachfrage gewünscht, um was für einen Deal es sich gehandelt hat. Ansonsten die übliche realitätsferne Geschwätzigkeit. In einem Punkt stimme ich Lauterbach sogar zu. Es ist für mich durchaus wahrscheinlich, dass Scholz sich durchsetzt. Einer Partei, welche jemanden wie Lauterbach… Mehr

Alf
1 Monat her

„Scholz ist ein erfolgreicher Kanzler“
War da nicht jemand, vom Fach, der Staubsaugerfilter gegen Corona empfohlen hat?

Michael Palusch
1 Monat her

Lauterbach? Ist das DER Lauterbach, der einst alle, vom Baby bis zum Greis, mit experimentellen Substanzen zwangsbeglücken wollte, DER Lauterbach, der kühn behauptete, nur die „Impfwilligen“ hätten überhaupt eine Überlebenschance, DER Lauterbach, der ganz hippelig und mit fiebrigen Glanz in den Augen aus seinem Takshowsessel heraus die nächste Killervariante prophezeite, DER Lauterbach, den jeder Lockdown und jede Quarantäne noch immer nicht weit genug ging? Oder ist es jener Lauterbach, der eine Impfpflicht für unnötig hält, jener Lauterbach, der Masken im Freien als Unfug betrachtet, jener Lauterbach, der nun sagt, Kinder seien nie gefährdet und nie Infektionstreiber gewesen und Schulschließungen somit… Mehr

Last edited 1 Monat her by Michael Palusch
PulsarOperator
1 Monat her
Antworten an  Michael Palusch

Oder ist es DER Lauterbach, der schon wieder alten Leuten Angst machen will, wenn er von vielen Toten spricht, die es geben wird, falls seine Krankenhaus-Reform im Bundesrat scheitert?

Guzzi_Cali_2
1 Monat her
Antworten an  Michael Palusch

Wie Dr. Markus Krall vor kurzem so richtig sagte: Die Aufarbeitung der C-Verbrechen wird jetzt mit Robert F. Kennedy junior von den USA ausgehen und sie wird vor Europa nicht Halt machen. Der Pfizer-Aktienkurs rauscht gerade in den Keller, weil sowohl die Aktionäre, wie auch das Management wissen, daß da eine Walze auf sie zurollt. Wenn es Fauci trifft, ist sein Freund Drosten auch fällig und wenn der fällt, sind auch Wiehler, Spahn und Lauterbach dran. Die Ursel macht sich am besten auch gleich vom Acker, denn ihre Deals mit dem Pfizer-Boss Bourla werden ebenfalls nicht unaufgedeckt bleiben. An Biontech… Mehr