„Stellen Sie sich vor, Trump wird gewählt und beendet den Krieg! Wie stehen wir da?“

Thema bei Maischberger: die AfD. Zu Wort kommen: ein rotgrüner Journalist. Noch einer. Und eine rotgrüne Journalistin. Und von der AfD selbst? Niemand. Dafür noch ein CDU-Politiker: Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer. Der macht zum Ukraine-Krieg eine ungeheure Aussage. Von Michael Plog

Screenprint: ARD / Maischberger

Eines muss man konstatieren: Die angeblich „einordnende“ Journalistenrunde, die jede Maischberger-Sendung eröffnet, können sich die Redakteure spätestens nach der gestrigen Sendung getrost sparen. Es ist nurmehr ein völlig belangloses Vorgeplänkel. Zumal, wenn intellektuelle Größen wie Markus Feldenkirchen von der „Relotius-Revue“ (aka „Der Spiegel“) oder die Börsen-„Expertin“ Anja Kohl auf der Gästeliste stehen.

Wie diese Runde etwa den desaströsen Zustand der Deutschen Bahn kleinredet, ist schon bemerkenswert. Es wird geschmunzelt, gelacht, weggewischt. Der Gipfel der Gleichgültigkeit. Mit keiner Silbe wird erwähnt, dass sich der Bahnvorstand seit Jahren regelmäßig satte Millionen-Boni für absolutes Nichtstun genehmigt. Selbstbereicherung, Tasche-voll-Mentalität, unternehmerische Ahnungslosigkeit und Stümperei bestimmen die Bahn – aber niemand nennt es beim Namen. Die Deutsche Bahn hat eines der besten und größten Streckennetze der Welt und die beste Technik eingekauft. Und trotzdem funktioniert so gut wie nichts. Und bei Maischberger: ein paar belanglose Anekdoten dazu, mehr nicht. Nächstes Thema bitte.

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Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer sitzt da, die Arme trotzig verschränkt. Denn Zeit-Journalist Martin Machowecz hat ihm gerade unterstellt, er wolle demnächst insgeheim mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) eine Koalition eingehen. Dass sich da jemand erdreistet, seine Gedanken zu lesen, lässt sich Kretschmer nicht bieten.

Und er teilt aus. Die Grünen kriegen ihr Fett weg („Die haben dieses Land gespalten“) und natürlich auch das BSW. Sahra Wagenknecht sei „eine Blackbox oder eine Wundertüte“, sagt Kretschmer. „Es ist ein ganz großes Phänomen. So viele Menschen mit unterschiedlichen Interessen projizieren ihre Erwartungen darauf. Das kann nicht funktionieren.“

Seine Kritik an Habeck & Co. ist hart, so hart, dass Maischberger sich geradezu als Verfechterin grundgrüner Ideologie geriert. Immer wieder fällt sie ihm ins Wort, wie es ein Grünen-Pressesprecher kaum besser machen könnte. Sie wirft sich so richtig in die Bresche („Das ist doch ein Erfolg von Ihnen mit den Grünen!“), doch Kretschmer bleibt unbeirrt. So unbeirrt, wie er weiland die Menschen zur Corona-Impfung nötigte. Knallhart. Maischberger hat das Nachsehen.

Ein Satz des sächsischen Ministerpräsidenten hat einen ganz besonderen Nachhall. „Das Wichtige an der Bundesrepublik Deutschland in den vergangenen Jahrzehnten war doch, dass politische Parteien keine Feinde sind“, sagt er. Aber nein, er meint nicht den Umgang mit der AfD, denn er ergänzt „… und dass man über Legislaturperioden hinweg auch die Entscheidungen der Vorgängerregierung respektiert“.

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Beim Thema Ukraine-Krieg bemängelt Kretschmer, was er schon seit Monaten bemängelt: Die leisen Stimmen seien beiseite geschoben worden. „Sie wissen, dass dieser Krieg nicht auf dem Schlachtfeld zu gewinnen ist, sondern nur mit Diplomatie.“ Auch hier versucht Maischberger sofort, dazwischenzugehen und die neugrüne Doktrin hochzuhalten, wonach Waffenlieferungen in Kriegsgebiete entgegen der Wahlversprechen eben doch notwendig seien. Kretschmer lässt sich selten von ihr unterbrechen.

Dass aber auch ein Kretschmer im Herzen offenbar kein reiner Pazifist ist, zeigt eine andere, überraschend entlarvende Aussage. Zu den anstehenden US-Wahlen sagt er: „Stellen Sie sich mal vor, dieser Trump wird gewählt – man will es sich gar nicht vorstellen –, und der sorgt dann dafür, dass dieser Krieg beendet wird. Wie stehen wir da? Was machen wir mit diesem Chaos dann? Wir müssen das gestalten. Das findet in Europa statt. Wir können das doch nicht anderen überlassen.“ Man muss tatsächlich noch einmal zurückspulen, aber er hat es tatsächlich genau so gesagt. Kaltherzig. Und Maischberger? Sie geht auf die ungeheuerliche Aussage nicht weiter ein.

Die AfD bezeichnet Kretschmer als „eine wirklich gefährliche Truppe. Denen darf man keine Verantwortung geben.“ Börsenfachfrau Kohl pflichtet ihm brav bei: „Man ist gesichert rechtsextremistisch. Das hat der Verfassungsschutz befunden. Der hat da genau hingeschaut.“

Kohl malt ein Hororszenario an die Wand. Und warnt allen Ernstes, dass Unternehmer und Chiphersteller nicht mehr investieren würden, wenn es in irgendeinem Bundesland eine AfD-Regierung gäbe. „Wenn man eine Regierung hat, wo AfD draufsteht, wird man sich’s doppelt und dreifach überlegen, ob man dann noch in ostdeutsche Länder geht, respektive Sachsen. Da brechen wirklich Zeiten an garantiert, wo es deutlich schwieriger wird, auch wirtschaftlich.“ Sie muss es ja wohl wissen. Auch wenn sie es nicht unterfüttert oder irgendwie belegt.

Trump benahm sich gut
US-TV-Duell: Am Ende weinte man bei CNN um Joe Biden
Zeit-Mann Machowecz versetzt sich kurz in die Seele des AfD-Sympathisanten. „Die wählen die AfD, weil sie glauben, dass das die Demokratie wieder stärkt und festigt. Für die ist die Entscheidung, die AfD zu wählen, oft ein demokratischer Akt. Und die sagen, die Demokratie, wie sie sich in Deutschland entwickelt hat, ist eben in vielen Fragen nicht mehr so, wie sie sich das wünschen.“ Huhuu! Feldenkirchen holt den Kollegen sofort wieder zurück in die Spur: „Glauben Sie das denn, wenn die AfD regiert, dass dann nichts Schlimmes passiert?“ Machowecz beteuert umgehend: „Doch, ich fürchte schon. Ich bin da ganz bei Ihnen.“ Er glaube allerdings, „dass es sich erschöpft hat, immer zu sagen, wie schlimm alles wird, und immer zu drohen und zu sagen, wir müssen das moralisch verurteilen“.

Das TV-Duell zwischen US-Präsident Joe Biden und seinem Herausforderer Donald Trump ist das letzte Thema der Sendung. Anja Kohl bezweifelt tatsächlich noch immer, dass Biden irgendwelche mentalen Probleme haben und Trump irgendwie als Sieger aus dem Schlagabtausch herausgekommen sein könnte. Die Umfragen sprechen zwar dagegen, doch sie sagt: „Wir lassen uns irreführen von TV-Duellen. Die Wahl wird ganz, ganz eng.“

Die in New York lebende Unternehmerin Nadja Atwal beschreibt den Zustand Bidens trockener: „Nun hat’s die ganze Welt gesehen.“ Atwal, die auch als KI-Expertin und Moderatorin tätig ist, gibt noch einen weiteren Satz zum Besten, der den Zustand der amerikanischen Gesellschaft beschreibt: „Das Schlimmste, was man Wählern antun kann, ist zu suggerieren, dass ihre erlebte Realität nicht wahrhaftig ist. Das Problem ist einfach, dass die Menschen die Auswirkungen fühlen.“

Passt auch perfekt auf das Publikum einer Maischberger-Sendung.

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Kommentare ( 128 )

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EinBuerger
1 Tag her

Die Chancen für Trump, Frieden zu schaffen, stehen nicht mal so schlecht. In der Ukraine wären – nach all den Opfern und der enttäuschten Hoffnung des Sieges – viele bereit einen Waffenstillstand auf Grundlage der aktuellen Grenze zu schließen.
Und auch Putin sendet verschiedene Signale, dass er den Krieg beenden will, weil er keine Hoffnung mehr hat, militärisch mehr zu erreichen. (Ich glaube nicht, dass diese Signale von Putin Fake sind, denn diese Signale kann man auch als Zeichen der Schwäche interpretieren. Und freiwillig zeigt Putin keine Zeichen von Schwäche.)

Chrisamar
1 Tag her

„…Die Deutsche Bahn hat eines der besten und größten Streckennetze der Welt und die beste Technik eingekauft. Und trotzdem funktioniert so gut wie nichts.“ Die tun doch was: „…Das neue hochleistungsfähige Bahnsystem ist zentrale Säule im nachhaltigen Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur Ägyptens. Neben einer Halbierung der Reisezeit für 30 Millionen Menschen allein durch Linie 1 leistet das Projekt gleichzeitig einen Beitrag zur Verkehrssicherheit und zur Eindämmung der Luftverschmutzung. Das deutsche Bahnsystem wird von dem Mega-Projekt profitieren: Der Technologie- und Wissenstransfer und die Erkenntnisse aus der Kooperation mit Siemens Mobility kommen Projekten im Inland zugute. Die erwirtschafteten Gewinne werden in Deutschland… Mehr

Waldorf
1 Tag her

Trump wird den Krieg in der Ukraine (und wohl auch „Gaza“) beenden und alle „Guten“ werden exakt so dastehen, wie es Kretschmer ausgedrückt hat, befürchtet – als verwirrte Truppe von Schwätzern, die nur endlos labern können, aber nichts geregelt bekommen. Und genau das ist die Kernkompetenz aller „Guten“ – endloses Geschwafel über Gott und die Welt, aka Klima, Weltrettung, bunte Vielfalt etc pp, wie schrecklich die neuen „Nazis“ seien und wie fürchterlich gut man selbst sei – auch wenn man als Gute ein Land (inklusive Wirtschaft und Gesellschaft) nach dem anderen vor die Wand fährt, inklusive des eigenen, alle Probleme… Mehr

giesemann
1 Tag her

Nur Russland kann den Krieg beenden. Vor kurzem haben sie noch behauptet es sei gar kein Krieg, sondern nur eine „Operation Z“. Solange Russland kein halbwegs anständiger Staat ist, solange wird das eh nichts.

Sonny
1 Tag her

Respekt, Frau oder Herr Gastautor.
Ich kann kaum ermessen, w i e schrecklich es sein muss, sich solch eine Sendung zur Gänze antun zu müssen, um Sektierer ein weiteres Mal zu entlarfen.

Michael Palusch
1 Tag her

Ich verstehe die Verrenkungen bei TE nicht. Wenn Kretzschmer hofft, dass Trump die Wahl nicht gewinnt, Trump den Krieg somit auch nicht beenden können wird, der Krieg und das Sterben Dank westlicher Waffenlieferungen also weitergehen wird, nur weil Kretschmer den Gesichtsverlust fürchtet wie der Teufel das Weihwasser, er also die eigene „Glaubwürdigkeit“ über die Vermeidung von weiteren Toten in der Ukraine stellt, was ist es anderes, als dass dieser Mann zur Aufrechterhaltung des offiziellen Narrativs über Leichen zu gehen gedenkt? Das Statement des sächsischen MP, ist an Menschenverachtung doch schwerlich zu überbieten. Nur damit die Maske deutscher Politiker nicht verrutscht,… Mehr

Last edited 1 Tag her by Michael Palusch
civicus030
2 Tage her

Gibt man jetzt zu, daß es sich um einen Proxy-Krieg handelt?

Freigeistiger
2 Tage her

Wenn Trump gewinnt und den Ukraine-Krieg rasch beendet, stehen alle Kriegstreiber und Rüstungsfetischisten natürlich dumm da.

Kassandra
2 Tage her
Antworten an  Freigeistiger

Ja. Außer die, die durch den Krieg Billionen an Steuergeldern gescheffelt haben. Die Nutznießer des lange vor 2022 angerichteten Schlamassels, für das der Steuerzahler auch hier in Deutschland mit Milliarden aufzukommen hat, nennt Robert Kennedy jun: https://twitter.com/RobertKennedyJr/status/1756561127557718286 Und viele von denen werden dann am „Wiederaufbau“ verdienen und erneut Billionen scheffeln können – Habeck ging ja da neulich mit der „Konferenz“ in Berlin schon vorneweg. Wobei die Ukraine, ein Land ca. doppelt so groß wie das Deutsche, schon vor dem Debakel lange Jahrzehnte im Sanierungsstau war, weil „Oligarchen“ Gelder für Infrastruktur „abzuschöpfen“ beliebten. Wie bei uns halt auch – oder? Roger… Mehr

RauerMan
2 Tage her

Neben den schlechten Regierungen, Merkel und Ampel, sind es auch die Hofberichterstatter-Medien, warum sich Viele der AfD zugewandt haben.
Einfach mal die Zeit seit 2008 Revue passieren lassen.
Politikinteressierte vergessen nicht so schnell wie vielleicht gewünscht.

Kassandra
2 Tage her
Antworten an  RauerMan

Jakob Augstein am 22. Juli 2010 hinsichtlich der „4. Gewalt“ in einer Serie der SZ, die insgesamt aufschlussreich hindessen sein könnte: „Wie Mitarbeiter des Kanzleramts Was Angela Merkel da gesagt hat, war nur scheinbar von ergreifender sprachlicher und gedanklicher Schlichtheit. Es war bezeichnend dafür, dass Journalisten und Politiker sich heute mitnichten als Gegner verstehen, sondern als Partner. Merkel hat zu den Journalisten geredet als seien sie Mitarbeiter einer Abteilung im Kanzleramt. Und wenn man es sich recht überlegt, kommt man zu dem Schluss: Ja, so sehen sich mehr und mehr Journalisten auch selbst. Und wenn das so weitergeht, dann braucht man in… Mehr

bkkopp
2 Tage her

Aus der Maischberger-Sendung kann man mitnehmen, dass im Fall eines Wahlsiegs von Trump Frau Atwal, mit allem vom Scheitel bis zur Sohle, in der engeren Wahl für den Botschafterposten in Berlin wäre. Beruflicher Hintergrund, Medienaffinität und Optik – trumpier ginge nicht.