Man mag es kaum für möglich halten. Und doch: Der Frust wächst weiter und weiter und weiter. Hart aber Fair ist der wöchentliche Beweis dafür, dass Worte wie „unerträglich“ entgegen aller grammatikalischen Regeln doch gesteigert werden können. Die Sendung wird immer unerträglicher.
Es geht um Haushaltslöcher und Schattenhaushalte, um Sondervermögen, die eigentlich Schulden sind, um den Richterspruch aus Karlsruhe, der die Haushaltspläne der Ampelregierung als verfassungswidrig abgeschossen hat. Es geht um Milliardensubventionen, die eine völlig verkorkste Energiepolitik abfedern sollen. Um ein Land, das sein Steuergeld wie mit der Gießkanne über alle Kontinente verteilt, aber den eigenen Bürgern noch tiefer in die Taschen greifen will. Und wer glaubt, dass auch nur ein einziger dieser Punkte in der Sendung ansatzweise ehrlich thematisiert würde, für den war das Maggi-Kochstudio der Siebzigerjahre sicher Haute Cuisine.
Ja, wo ist sie denn nur, die nächste Notlage nationaler Tragweite? Auswahl gäbe es ja genug.
Aber der Abend hat noch mehr zu bieten. Denn die Bühne betritt nun TAFKAPR – The Artist Formerly Known As Pöbel-Ralle. SPD-Mann Ralf Stegner, von Natur aus grimmig, bringt ohne zu Zucken sogar das Ahrtal ins Spiel, dessen Aufbau ja noch Jahre dauere, wie er klagt. Ja, stimmt, das Ahrtal! Wo seine Parteikolleginnen so sauber alles vergeigt haben, was es zu vergeigen gab. Wo Umweltministerin Anne Spiegel (Grüne) noch Stunden vor der großen Flutwelle ganz offiziell Entwarnung gab. Wo fast 140 Bürger starben und Ministerpräsidentin Dreyer (SPD) am nächsten Morgen auf die Schnelle „ein paar Sätze des Mitgefühls“ anforderte. Man mag sich kaum an all die schändlichen Ereignisse erinnern. Im Juli 2021 war das. Viele Betroffene warten bis heute (!) auf die versprochenen Hilfsleistungen. Und TAFKAPR ist das alles nicht peinlich genug, um es nicht ausgerechnet für eine weitere Aussetzung der Schuldenbremse zu missbrauchen. Schamlos.
Zwischendurch allgemeines Rätselraten, was eigentlich Kanzler Scholz sagt. Man hört so gar nichts von ihm. Egal. Die ganze Sendung wirkt wie eine asymptomatische Notlüge irrationaler Tragweite.
Und Scholz? Gibt’s was Neues? Stegner beruhigt die Runde: Er wird am Dienstag eine Regierungserklärung abgeben. Also Scholz, nicht Stegner, zum Glück. Aber Stegner kennt die Rede offenbar schon. Sie sei „voller Zuversicht!“ Uff, Glück gehabt. Wahrscheinlich ist der Richterspruch aus Karlsruhe einfach schon zu lange her, als dass sich Scholz überhaupt noch daran erinnert. Nur eine Theorie.
Wolfgang Weber, Geschäftsführer des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie ZVEI, bringt den narkotischen Zustand dieser Talkrunde sehr schön auf den Punkt. Er meint es eigentlich als Kompliment, aber er formuliert leider wie folgt: „Ich finde es klasse, wie Sie alle hier die gleiche Sicht vortragen. Das finde ich ein klasse Signal.“ Guter Mann! Aus Versehen.
Ein einziger Zuschauer immerhin kritisiert, „dass Deutschland auf Pump große Geldgeschenke in alle Welt“ verteilt. Der Kommentar wird aber nur ganz kurz eingeblendet. Brigitte Büscher muss weiter. Die Leute haben schließlich noch Angst vor der AfD.
Die Alternative für Deutschland sitzt nicht mit am Tisch, eh klar. Sie dient nur als Drohkulisse. Überhaupt, die Demokratiefeinde! TAFKAPR warnt eindrücklich vor ihnen. Und davor dass in den USA „bald wieder ein Mann kandidieren könnte, der eigentlich ins Gefängnis gehört“. Damit meint er bestimmt Joe Biden und dessen Verstrickungen in die Schmiergeld-Affären seines Sohnes Hunter Biden. Oder etwa nicht?
Auf jeden Fall dürfe es jetzt in Deutschland bitte, bitte keine Neuwahlen geben. Kuhle von der Noch-im-Parlament-FDP sagt, es werde „weiterregiert und gearbeitet, und dafür braucht es keine Neuwahlen.“ Und Stegner droht ganz unverhohlen: „Die Bürger können sich darauf verlassen, dass die Ampel ihren Job macht.“
Auf gut Deutsch: Ach Du Scheiße!