Joachim Gauck bei Illner: „Das ist eine Unkultur“

Im Gespräch mit Maybrit Illner haut Altbundespräsident Gauck so richtig auf den Putz. Doch leider viel zu spät. Die Muslime, die die Auslöschung Israels fordern und den Hamas-Terror feiern, bezeichnet er als „Unkultur“ – ein Begriff, für den man 2015 wahrscheinlich noch nach Sibirien verfrachtet worden wäre.

Screenprint: ZDF / Maybrit Illner

Die jüngste Sendung von Maybrit Illner, die unter der Leitfrage „Krieg in Nahost – Gefahr für die Welt?“ lief, zusammenzufassen und jeden Gast über einen Kamm zu scheren, wird kaum möglich sein. Schon allein, weil es eigentlich zwei Sendungen in einer waren, also brauchen wir zumindest schon mal zwei Kämme. Denn der große Special Guest der Sendung Bundespräsident a.D. Joachim Gauck lebt sein Rentenalter in so vollen Zügen, dass sein Auftritt im Voraus aufgenommen wurde, als One-on-one-Interview mit Maybrit Illner. Die tatsächliche Talkrunde, bestehend aus der Menschenrechtsaktivistin Düzen Tekkal, dem Militärexperten Christian Mölling sowie dem Moderator des heute journal und Nahost-Korrespondent Christian Sievers, wird als eine Ort Opening Act vorgeschoben.

Dieser Opening Act ist tatsächlich bunter, als man es in der heutigen Zeit gewohnt ist. Düzen Tekkal ist mit Familien in Kontakt, deren Verwandte als Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt wurden. Trotzdem sagt sie: „Es geht nicht nur um die 200 israelischen Geiseln. Es geht um 2 Millionen Palästinenser, die als Verhandlungsmasse missbraucht werden.“ Ihrer Meinung nach sollte humanitäre Hilfe geleistet werden und zwar koste es, was es wolle: „Aber der Verwaltungsapparat in Gaza ist in den Händen der Hamas und wenn wir jetzt zum Beispiel über humanitäre Hilfe sprechen, dann können wir nicht auf humanitäre Hilfe verzichten, nur weil der Terror davon profitiert, weil dann trocknen wir nicht den Terror aus, sondern die Palästinenser.“

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Die ominöse Zivilbevölkerung in Palästina soll auch dem ZDF-Mann Christian Sievers in seiner Zeit in Israel und Palästina schon mal über den Weg gelaufen sein. Er erzählt von einem moderat-palästinensischen Bekannten, der sich mit einem kleinen Laden selbständig gemacht hat und zu ihm sagte: „Ich mach alles exakt so, wie ihr das wollt, und ihr habt uns einen eigenen Staat versprochen und der ist aber nie gekommen. Stattdessen sehen wir, wie Israel Siedlungen baut und schonmal die physische Möglichkeit, dass dieser eigene Staat überhaupt existieren kann, uns damit raubt.“ Auch wenn Sievers hier die palästinensische Sicht wiedergibt, wäre es doch wohl für einen „Israel-Kenner“ nicht zu viel verlangt, mal anzumerken, dass es nicht Israel ist, dass sich gegen eine Zwei-Staaten-Lösung stellt. Sie haben es Palästina bereits zwei Mal angeboten.

Es ist jedenfalls schon unterhaltsam, wie „differenziert“ man jetzt in Deutschland sein kann. Es ist fast so, als wäre der Mainstream gerade gegen den Mainstream, aber die üblichen Kandidaten der „Mitte“ trauen sich alle nicht zuzugeben, dass sie gerade eigentlich ganz anderer Meinung sind, und versuchen das durch falsche Differenzierungen zu decken. Nun lernen sie, welch toxisches Klima sie seit mindestens 2015 mitgetragen und produziert haben.

Ganz vorn mit dieser Erkenntnis dabei: Unser Ex-Bundespräsident Joachim Gauck. Der haute in seiner Einzelstunde so richtig auf den Putz – nur leider viel zu spät. Die Muslime, die die Auslöschung Israels fordern und feiern, bezeichnet er als „Unkultur“ – ein Begriff, für den man 2015 wahrscheinlich noch nach Sibirien verfrachtet worden wäre. „Es gibt einen bestimmten Punkt, wo diese massive Zuwanderung so viel Wandel erzeugt, dass die Menschen abswitchen und dann fehlt die Akzeptanz für eine liberale Politik und dieses Abnehmen von Akzeptanz, das ist mein Grund warum ich da reingehe in die Debatte.“ Auch dieses Phänomen konnte man bereits 2015 in sämtlichen alternativen Medien lesen. Das hätte Gauck auch bereits erkennen können, als er noch ein politisches Amt innehatte und dieser Bewegung hätte entgegensteuern können. Doch stattdessen hieß es: „Wir schaffen das“ und „Weiter so“ und „Die Politik ist alternativlos.“

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Vielleicht kann man die Sendung doch einfacher zusammenfassen, als ich gedacht hätte. Denn was wir hier in Form einer Talkshow präsentiert bekommen haben, ist eigentlich eine unfreiwillige Dokumentation westlicher Naivität. Es ist davon auszugehen, dass die Mehrheit der Zivilbevölkerung in Gaza extrem radikalisiert ist. Sollte man sie trotzdem achtlos wegbomben? Nein. Das tut Israel aber auch nicht. Es ist aber ein Märchen zu glauben, die Zivilbevölkerung dort sei so wie wir. Wir projizieren unsere eigenen Denkweisen auf andere und sind dann überrascht, wenn die sich nicht so verhalten wie wir. So auch mit der Zwei-Staaten-Lösung. Wir schlagen sie immer wieder vor, weil das unsere Art ist, Kompromisse zu finden – wir geben einfach die Hälfte ab. Diesen Luxus könnten wir uns aber nur leisten, weil unsere Nachbarn uns nicht bis aufs letzte Baby auslöschen wollen.

Deshalb hat es auch so lange gedauert, bis der Groschen von 2015 endlich gefallen ist. Jetzt, wo eine antisemitische Masse plötzlich aus dem Nichts entstanden ist, fragen wir uns, warum wir nicht einfach nach einem Pass gefragt haben. Wer hätte schon damit rechnen können, dass dieses Allahu-Akbar-Gelaber wirklich ernst gemeint war?

Ich denke, der Schock ist jetzt plötzlich so groß, weil dieses ganze Toleranz-Gehabe immer ein einziges Ziel hatte: Unsere Vergangenheit zu überwinden. Doch jetzt haben wir sie uns quasi neu und künstlich herangezüchtet. Wir sehen uns wieder mit ihr konfrontiert, dieses Mal trägt sie den schwarzen Bart etwas anders, aber sie hat die gleichen Todfeinde. Und alles, was wir seit 2015 geopfert haben, hat nun das genährt, was wir bekämpfen wollten.

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Kommentare ( 117 )

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117 Comments
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Eberhard
1 Jahr her

Es ist sinnlos, für diese einseitig politisch motivierten Fernsehbeiträge kostbare Lebenszeit zu opfern. Weder Moderatoren noch ein wesenlicher Teil der dort auftretenden wird mit den tatsächlichen Folgen der von ihnen vertretenden Meinungen, dazu in ihrem persönlichen Umfeld, selber kaum direkt damit konfrontiert. Wer von denen muss für den aus rein politischen Gründen immer teurer werdenden Lebensunterhalt schon den Euro dreimal umdrehen? Die meisten von denen heizen große Wohnungen oder Häuser weiter ohne zu geizen. Sie müssen kaum nachts öffentliche Verkehrsmittel benutzen oder allein durch unsichere Gegenden ihren Heimweg antreten. Wer von ihnen z.B. lebt schon neben einem Flüchtlingsheim, noch müssen… Mehr

Rene 1962
1 Jahr her

Ich habe gestern nur den teil gesehen wo er über die Ukraine sprach. Das sagte er sinngemäß, wenn ein Teil der Deutschen Bevölkerung das nicht versteht, haben die eben Pech. Und das Habeck von Russland gezwungen wurde Gas aus Katar zu nehmen.

EinBuerger
1 Jahr her

Ich denke, der Schock ist jetzt plötzlich so groß, weil dieses ganze Toleranz-Gehabe immer ein einziges Ziel hatte: Unsere Vergangenheit zu überwinden. „:
Denkt so der Gutmenschen-BRD-Normie?
Ich glaube immer noch, die Masse besteht einfach aus Mitläufern und Opportunisten. Wenn morgen Pinguin-Rettung angesagt ist, werden sie sich dafür engagieren.

EinBuerger
1 Jahr her

 dann können wir nicht auf humanitäre Hilfe verzichten“:
Diskussionen über die Dinge, die man nicht entscheiden kann, halte ich für ziemlich sinnlos.
Natürlich wird die BRD Geld an „die Palästinenser“ geben und natürlich auch humanitäre Hilfe für Gaza, wenn die rein kommt.
Umgekehrt wird die BRD auch Israel Geld geben und andere Dinge, die wir haben und die Israel gerne hätte (auch wenn es da wenig geben wird).
Die Außenpolitik der BRD ist fast vollständig festgelegt. Darüber zu diskutieren, halte ich für sinnlos.

Dr. Rehmstack
1 Jahr her

Aber lieber Rudi Rüssel, Sie können doch wirklich nicht anders! Sie haben sich doch in der Vergangenheit gemein gemacht mit all diesen……Naja, sie wissen schon. Würden Sie jetzt „die Anderen“ einladen, was sollten Sie denn fragen: wie ist dazu kommen konnte, wer den Weg bereitet hat, warum keine anderen Stimmen gehört wurden? Sie müssten sich doch selber kritisieren und wer tut das schon ohne Not?

Dr. Rehmstack
1 Jahr her

Ja, und dass er in der Minderheit ist! Siehe das Abstimmungsverhalten in der UN oder der Brice Staaten. Und selbst unsere immer wieder beschworenen Werte finden nicht mal in der EU Einstimmigkeit, siehe die Rede des spanischen Ministerpräsidenten Kandidaten.

Peter Gramm
1 Jahr her

Der rote Pfarrer sabbelt schwer erträglich herum. Habe gerade das Interview angesehen. Friede Freude Eierkuchengeschwätz. Putin hat Rohstoffgangster aus dem Land gejagt. Das erkennt der Herr Pastor leider nicht. Seine Vorzeigedemokraten werden momentan von serbischen und italienischen Anwälten wegen der Verwendung von DU Munition und deren katastrophalen Folgen juristisch zur Verantwortung gezogen. Herr Gauck ist der lebende Beweis dafür warum ich den Kirchenfüsten nicht über den Weg traue. Egal wie „menschenfreundlich“ sie daher reden.

Last edited 1 Jahr her by Peter Gramm
Cimice
1 Jahr her

„… weil dieses ganze Toleranz-Gehabe immer ein einziges Ziel hatte: Unsere Vergangenheit zu überwinden. “ – Das sehe ich ganz anders. Die Migrationspolitik geht nicht auf die Reue über die Untaten im 3.Reich zurück oder den Versuch durch „gute Taten “ wieder Ansehen in der Welt zu erlangen. Die Migrationspolitik geht einzig und allein auf eine Fernsehsendung zurück, in der Merkel einem palästinensischen Flüchtlingsmädchen erklärte, nicht alle könnten in Deutschland bleiben: 《 Merkel streichelt palästinensisches Flüchtlingsmädchen, aber das ändert nichts 16. Juli 2015 Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel ist für die ungeschickte Behandlung eines palästinensischen Mädchens, das seit 4 Jahren… Mehr

Dr. Rehmstack
1 Jahr her
Antworten an  Cimice

Ja, diesen Gedanken hatte ich auch schon. Als die gesamte links-grüne Öffentlichkeit Merkel den Vorwurf machte, eiskalt und herzlos zu sein, war die Reaktion einer narzisstischen und zutiefst rachsüchtigen Person: ihr wollt keine Härten sehen, ihr wollt also, dass alle hierbleiben? kein Problem, ich beschaffe euch so viele, dass ihr nicht mehr ein noch aus wisst. Ob es so war, weiß ich nicht, aber es ist zeitlich richtig, dass danach der Umschwung einsetzte. Merkel hatte gelernt, wie die veröffentlichte Meinung tickt und gegen diese zu handeln, diesen Fehler machte sie kein zweites Mal.

Cimice
1 Jahr her
Antworten an  Dr. Rehmstack

Es könnte durchaus eine Trotzreaktion Merkels gewesen sein. Wir erinnern uns, was sie später sagte: „Nu sind sie halt mal da!“ Ihr habt es doch so gewollt.

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Cimice

Trotzphasen jedweder Menschen sollten in diesem Alter längst abgeschlossen sein.
Die wollten das so. Und sie wollen es so – Tag für Tag weiter. Bis hier das Morden und Totschlagen wie am 7. Oktober in Israel einsetzen wird.
Und das wollen „sie“, wer auch immer das initiiert, auch.

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Cimice

Ich befürchte ja, dass diese Sendung schon Propaganda war, um die Deutschen entsprechend weich zu kochen – denn die „Flüchtlinge“, denen die UN in den Lagern um Syrien das Geld gestrichen hatte, waren damals, wie weitere Berserker aus aller Welt, schon auf dem Weg. Und Merkels Nudging-Abteilung im Kanzleramt, die solches auszubaldowern eingestellt ist, bestand da schon seit gut einem Jahr. Dass Merkel etwas „trifft“ – auch noch „schwer“ – wer kann sich solches tatsächlich vorstellen? Während Papst Benedikt im Bundestag noch 2011 darüber sprach, dass die Politik Unrecht abwehren muss und dabei Augustinus zitierte: Nimm das Recht weg –… Mehr

3 Finnen
1 Jahr her
Antworten an  Cimice

Der entscheidende Fehler ist 2015 als Beginn des massenhaften Missbrauch des Asylrechts zu sehen. Schon seit Jahren zuvor wurde es ignoriert! In 2015 wurde allerdings der grosse Fehler gemacht die Kriegsmigranten in den dafür zuständigen Staaten- Libanon, Jordanien, Türkei – die Gelder vor Ort zu streichen und damit die Kriegsmigranten auf die Suche nach neuen Finanziers zu bringen.
Das Fr. Merkel auch noch als gute sozialistische Christin dem Druck aus dieser Richtung nachgegeben hat ist nur eine Petitesse.
Ihr grosses Versagen ist ihr christlicher Populismus und natürlich ihre pathologische Machtgier, a.k.a „Ich bin alternativlos“.

Herr Schmidt
1 Jahr her

Zum letzten Absatz: Nein das Ziel ist ein anderes, nämlich die Weissbrote zu bekämpfen indem man ihnen den Lebensraum wegnimmt.

Kassandra
1 Jahr her
Antworten an  Herr Schmidt
Haeretiker
1 Jahr her

Gauck schwadroniert und völliger Selbstüberschätzung. So wie er Begünstigter der Stasi war, war er auch Begünstigter der Politik der hirnlosen Einwanderung. Wenn er dies heute beklagt, dann sicher nicht aus Sympathie zu den Juden. Der Antisemitismus in Deutschland stört ihn doch nur, weil er von seinem Hauptthema ablenkt: den Frust den Gauck auf die DDR hat, weil er dort nicht werden konnte was er wollte. Pfarrer war es jedenfalls nicht. Er schwadronierte auch schnell weg vom eigentlichen Thema hin zu Wagenknecht, AfD, Abschiebung. Auf die Frage was man gegen Judenhass tun sollte wusste er nur zu antworten:  „Man bemüht sich,… Mehr

Last edited 1 Jahr her by Haeretiker