„Frau Esken, jetzt verkaufen Sie doch die Leute nicht für dumm!“

Heizungsgesetz und Ahrtal waren in den letzten Jahren Skandale. Wegen Letzterem musste eine Bundesministerin zurücktreten, das Erstere löste eine Regierungskrise aus. Beides ist immer noch nicht gelöst. Doch wählt Saskia Esken ausgerechnet diese Themen als die Hügel aus, auf denen sie sterben möchte.

Screenprint: ZDF / Maybrit Illner

„Ampel in Notlage – ohne Geld, ohne Vertrauen?“ – das war der Einstieg und die Titelfrage der Illner-Folge dieser Woche. Mit Blick auf die Gästeliste sollte hier den Regierungsvertretern die Chance gegeben werden, das Vertrauen ihrer Bürger wieder zurück zu erkämpfen. Eigentlich gute Voraussetzungen, denn wo wird man mehr Ampel-Unterstützer auf einem Haufen finden, als zu so einer gottlosen Stunde an einem Donnerstagabend beim ZDF? Und wer strahlt bitte mehr Vertrauenswürdigkeit aus als Saskia Esken, tatsächlich immer noch Parteivorsitzende der SPD oder Katrin Göring-Eckardt, Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages und immer noch von den Grünen?

Dazu gab es noch Lars Feld, persönlicher Beauftragter des Bundesministers der Finanzen für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung – ich weiß nicht ganz, was das bedeuten sollte, aber ich präsentiere es als: „Lindner hat keinen Bock, sich in Talkshows rechtfertigen zu müssen, der Rest der FDP auch nicht, und jetzt schicken sie ’nen Typen vor, den niemand kennt, weil man damit auch noch keine Aggressionen gegen ihn haben kann.“ Und Schnauzbartträger mit Brille strahlen ja sehr viel Vertrauenswürdigkeit aus, vor allem wenn sie mit Finanzbegriffen um sich werfen und Posten besetzten, die man nicht versteht. Vielleicht war ihn ins Rennen zu schicken die erste schlaue Entscheidung der FDP seit Amtsantritt.

Schuldenbremse
Die Notwendigkeit eines Notstandes
Als Opposition sollten dann wohl Robin Alexander von der Welt und Friedrich Merz von der CDU fungieren. Ich bin ehrlich gesagt etwas ratlos, wen von beiden ich als konservatives Feigenblatt der Sendung bezeichnen soll. Vielleicht ergeben zwei Pseudokonservative ja einen Helmut Schmidt. Sehen Sie, das ist lustig, weil Schmidt von der SPD war, aber aus heutiger Sicht trotzdem rechter ist als die beiden. Helmut Schmidt bietet mir nun die perfekte Überleitung zu Olaf Scholz, der wiederum Maybrit Illner als Einleitung für ihre Sendung diente.

„Das Urteil aus Karlsruhe hat alles verändert, nur den Kanzler nicht. Der hält an seinen Zielen fest und verspricht den Bürgern, dass sie von der Finanznot nichts merken werden“, beginnt Illner. Dazu habe ich eigentlich nur zwei Worte zu sagen: Eiskugel und Stromwende. Wir werden uns unsere Art zu leben nicht nehmen lassen, auch wenn wir pleite sind. Hartnäckig nicht nur die Realität zu verweigern, sondern auch jeden gebotenen Anstand, scheint bei der SPD das Motto zu sein. Zur Räson bringen konnte man nämlich auch Olafs Partei-Kollegin Saskia Esken nicht.

Die anderen Gäste konnten um Aufmerksamkeit ringen, so viel sie wollten, aber sie war eindeutig der Star der Show. Sie schaffte es, gleichzeitig den Schnauzer als lebhaft und Göring-Eckardt als staatstragend dastehen zu lassen. Ihre absolut monotone Stimme ist ja bereits legendär. Dass sie immer dauergenervt aussieht, ist eigentlich auch bekannt, aber man ist einfach nie so wirklich darauf vorbereitet. Egal wann man das Video anhält, Saskia Esken guckt immer wie eine renitente Oma, die einen Falschparker erwischt hat.

Und genauso verhält sie sich auch. Sie pöbelt dazwischen und zickt rum – würde man ihr im Supermarkt begegnen, würde sie einem wohl mit dem Einkaufswagen in die Hacken fahren, weil man zu lange beim Obst gestanden hat. So richtig kam diese Krawall-Oma immer aus ihr heraus, wenn Merz sich zu Wort meldete. Wenn sie ihm gerade nicht mit bockigen Kommentaren dazwischen grätschte, murmelte sie irgendwas Trotziges vor sich hin. Damit schadete sie aber weniger Merz, sondern in erster Linie sich selbst. Keiner kann ihre abgeklärten Sprüche sympathisch oder gut finden – wobei: Irgendwer hat sie ja mal gewählt.

Grundrechte sind nicht verhandelbar
Notstandsgesetze – nichts aus der Geschichte gelernt?
Merz glaubte wohl, er habe sich eine ganz tolle Argumentation zurechtgelegt. Irgendein armer Praktikant musste ihm das gestern Morgen wohl noch alles zusammen recherchieren. In der Sendung holte er dann aus: Das Heizungsgesetz sei das perfekte Beispiel, dass die Ampel-Regierung das Vertrauen der Bürger verloren hat. Denn es sei nachgewiesen, dass seit der Einführung dieses Gesetzes so viele Gasheizungen gekauft worden sind wie nie zuvor. Er erwartete wahrscheinlich bestürzte Blicke, betroffenes Schweigen oder das eifrige Geloben von Besserung. Doch da hat er nicht mit Esken und ihrer unfassbaren Gleichgültigkeit gerechnet. Wer jetzt noch eine Gasheizung einführt, ist ganz einfach selbst schuld. Die Regierung könne das Gas nicht günstig halten und sei nicht verantwortlich für wirtschaftlich schlechte Entscheidungen ihrer Bürger.

Als Merz darüber spricht, dass Schleswig-Holstein mit der letzten Sturmflut zu kämpfen und daher höhere Ausgaben hat, dachte dann Saskia Esken tatsächlich, es wäre schlau einzuwerfen: „Würden wir im Ahrtal nicht mit einstehen, dann hätte die Landesregierung das Problem!“ Den letzten Teil hört man kaum noch, denn da kontert Merz bereits: „Mit Verlaub, dieses Ahrtal sind 1,4 Milliarden Euro, das machen Sie aus dem Bundeshaushalt im Vorbeigehen, dafür brauchen Sie keine bundesweite Notlage.“

Saskia Esken schaut ihn an wie ein entgeistertes arrogantes Mondkalb und erwidert gespielt empört: „Das wollen wir den Menschen da mal nicht erzählen.“ Merz verweist auf das katastrophale Krisenmanagement an der Ahr und weshalb das kaum ein gutes Argument ist, doch das prallt an Saskia Esken ab, die einfach nur überheblich den Kopf schüttelt. Solche Duelle liefern die beiden sich mehrmals. Irgendwann verliert Merz die Nerven: „Frau Esken, jetzt verkaufen Sie doch die Leute nicht für dumm!“ Keine menschliche Regung zeichnet sich als Reaktion auf dem verbitterten Gesicht von Saskia Esken ab.

Heizungsgesetz, Ahrtal – beides waren in den letzten Jahren Skandale. Wegen Letzterem musste sogar eine Bundesministerin zurücktreten, das Erstere löste eine Regierungskrise aus. Beides ist immer noch nicht gelöst. Und würde man die Leute auf der Straße zu einem der beiden Themen befragen, hätten sogar die Unpolitischen zu beidem eine Meinung. Und doch wählt Esken ausgerechnet diese Themen als die Hügel aus, auf denen sie sterben möchte. Und nicht nur tut sie so, als hätte die Ampel sich rein gar nichts zuschulden kommen lassen, nein, sie pöbelt herum und beschimpft die Bürger. Alte sind gefährlich, denn sie haben keine Angst vor der Zukunft, sagt mein Papa immer über aggressive Rentner, die einen mit ihrem Rentnerporsche fast über den Haufen fahren. Man kann diesen Spruch noch ausweiten: SPD-Politiker sind gefährlich, denn sie haben keine Angst vor Wahlen.

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Kommentare ( 87 )

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Guzzi_Cali_2
11 Monate her

Die SPD ist in ihrer absoluten Bedeutungslosigkeit gefährlicher als jede zweckfreie CDU und mindestens genauso gefährlich, wie die Grünen. Als einstmalige Volkspartei (z.B. unter Schmidt) pendelt sie derzeit zwischen dem dritten und vierten Platz, wobei die beiden Erstplazierten ständig zulegen und die Plätze drei und vier stetig abnehmen. Unter diesen Umständen ist die SPD in Person von Saskia Esken wie ein in die Enge getriebenes verwundetes Tier, das wild um sich beißt und kratzt, aber eben sehr geschwächt ist – und genau das macht sie so gefährlich. Ich kenne übrigens einen, der mit Saskia Esken in die gleiche Klasse gegangen… Mehr

Last edited 11 Monate her by Guzzi_Cali_2
Lizzard04
11 Monate her

„SPD-Politiker sind gefährlich, denn sie haben keine Angst vor Wahlen.“ Müsste es hier nicht heißen „lebensmüde“ oder einfach dumm? Ansonsten wieder prima Artikel. Es ist tatsächlich absolut unnötig, sich mit dem ständig geäußerten Dünns… dieser Leute Tag um Tag inhaltlich zu beschäftigen.

Lizzard04
11 Monate her

…auch bekannt als Pöbel-Ralle! Übrigens die perfekte Ergänzung zur grummelnden und pöbelnden dauer-schlecht gelaunten SPD Oma (Esken). Ein Paar also, das auf einer umgekehrten Politiker-Popularitätsskala unschlagbar ist!

old man from black forrest
11 Monate her

Frau Esken verkauft nicht die Leute für dumm sondern nur die SPD-Wähler. Und das ist das Wasser in den Bach getragen.

Wolfgang Mueller-Wehlau
11 Monate her

Frau David, Ihre Analysen sind immer grandios, klasse formuliert, hintergründig beleuchtet, einfach herrlich zu lesen! Danke, bleiben Sie TE gewogen.

muelli55
11 Monate her

So brillant geschrieben! Da ist man besser informiert, als hätte man sich diese Sendung angetan! Danke!

Europafriend
11 Monate her

Mein Vorschlag für die SPD: Frau Esken, die Sympathieträgerin als nächste Kanzlerkandidatin der SPD aufstellen. Damit wären wir zwei Probleme los: Herrn Scholz als Kanzler und die SPD als Regierungspartei.

Alexis de Tocqueville
11 Monate her

SPD, CDU, FDP und Grüne sind alle brandgefährlich.
So ist das eben mit Kommunisten, Korrupten, Opportunisten und Faschisten.
Niemals werden sich diese kriminellen Vereinigungen für die Bürger einsetzen, schon die Idee ist absurd.
Ihnen allen geht es nur um Macht und eigenen Reichtum, den sie dem Volk mit Lügen und Drohungen abpressen können.
Und wenn sie ganz nebenbei dem blöden Volk noch ein paar Extra-Probleme vor die Füße werfen können, dann ist das für sie Unterhaltung.

Last edited 11 Monate her by Alexis de Tocqueville
November Man
11 Monate her

Auch Merz kriegt vor lauter Angst vor den Grünen den Mund nicht auf. Er hätte zu der roten Esken und der grünen Göhring-Eckard sagen müssen: Beenden wir jetzt sofort den gesamten Klimawahnsinn, streichen wir die Klimafonds, beenden wir die unnötige Energiewende, den besonders dämlichen und schädlichen Wirtschaftsumbau, streichen wir die Transformation komplett, verschenken wir nicht weiter sinnlos unser Geld, wie die SPD-Schulze 100 Millionen in Dubai nutzlos verprasst hat, beenden wir das ganze Klimagedöns und niemand braucht mehr diskutieren wo man noch alles sparen könnte. Solche Sätze und Forderung erwarte ich von einen Oppositionsführer. Aber Merz ist halt nur ein… Mehr

Guzzi_Cali_2
11 Monate her
Antworten an  November Man

Merz ist für mich DIE Witzfigur schlechthin. Haben Sie sich schonmal gefragt, warum der in die Politik zurückgekehrt und nicht bei BlackRock bis zum Lebensabend geblieben ist? Meine Vermutung ist, daß die keine solchen Loser in ihren Reihen brauchen können und daher haben sie ihm elegant die Tür gewiesen. Wie er allerdings JEMALS bei BackRock landen konnte, entzieht sich meiner Kenntnis.

HansCastorp
11 Monate her

Was für ein wunderbarer Artikel, der einen selbst angesichts dieser niederträchtigen Gestalten und ihrer zerstörerischen Politik (da schließe ich die Merz-CDU ein) zum Lachen bringt. Bitte mehr von Frau David!