„Erst Terror, bald Krieg: Keine Chancen auf Frieden im Nahen Osten?“

Hart aber fair hätte sich nach seltsamen drei Wochen „Herbstpause“ einen neuen Namen redlich verdient. Zum Beispiel: „Schalten Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen“. Oder ganz knapp, und das ist unser Favorit: „Auch egal …“ Von Michael Plog

Screenprint: ARD/hart aber fair

Das Thema ist hart. Aber die Sendung ist härter. „Erst Terror, bald Krieg: Keine Chancen auf Frieden im Nahen Osten?“ – so ist der Abend überschrieben, also ein Thema, um das in diesen Tagen niemand herumkommt. Und das sogar den Ukraine-Krieg auf Platz zwei der Schlagzeilen verbannt hat. Die Sendung tut sich sichtlich schwer mit dem Komplex. Was auch am Moderator liegt. Klamroth hat unter anderem den Co-Vorsitzenden der Grünen, Omid Nouripour, eingeladen. Und begrüßt ihn mit einer ebenso dünn- wie überflüssigen Schmeichelei. Nouripours Ansprache am Wochenende auf der Israel-Demo in Berlin „war eine sehr eindrückliche Rede, wie ich finde“, sagt Klamroth.

Ausgerechnet einen Schwafler par excellence für seine verbalen Sentenzen zu lobpreisen, ist keine besonders grandiose Idee. Doch bevor Nouripour den Samthandschuh aufnehmen und auch an diesem Abend seine rhetorischen Hohlkammergeschosse abfeuern kann, ist zunächst Michel Friedman an der Reihe. Der Publizist beklagt, dass sich die Deutschen nicht in ausreichender Zahl auf die Seite Israels stellen. Die Demo vom Wochenende war in seinen Augen mickrig: „Es hat zwei Wochen gedauert, und dann kommen 10.000 Menschen zum Brandenburger Tor“, so Friedman. „Ich hätte etwas mehr erwartet.“ Er fordert dasselbe Engagement wie für die Ukraine.

Großteil an UNRWA
Baerbock sagt 50 Millionen Euro Soforthilfe für Palästinenser zu
Auftritt Nouripour: Er kritisiert, dass die palästinensische Terrororganisation Hamas Geld aus aller Welt erhalte. Vor allem aus dem Iran, aber auch aus anderen Ländern. Was er nicht sagt: Dass auch Deutschland nach wie vor hunderte Millionen an palästinensische Organisationen verteilt, jüngst die Zusage über 50 Millionen Soforthilfe via grüner Parteikollegin im Außenamt Annalena Baerbock, ohne auch nur ansatzweise überprüfen zu können, ob das Geld nicht am Ende auch bei der Hamas landet. Klamroth hakt nicht nach. Vermutlich findet er Nouripours Ausführungen gerade einmal wieder zu eindrücklich.

Stattdessen will er von der Zeit-Journalistin Mariam Lau wissen, ob Kanzler und Außenministerin wohl „den richtigen Ton treffen“. Laus Antwort wirft Fragen auf. Vor allem die, wie viel Geld die Zeit eigentlich von der Bundesregierung bekommt. Dass sie sich von Bill Gates finanzieren lässt, hat sie selbst zugegeben. Aber was kommt in Form von Marketingmaßnahmen/Anzeigen der Regierung? Für Corona-Impfungen, Heizungstausch und Händewaschen, man kennt das ja. Getarnt als Zeitungszusteller-Unterstützung oder digitale Schulabos, die am Ende kein Schüler jemals abrufen wird. Denn Laus Antwort lautet allen Ernstes: „Ich find‘ schon!“ Mehr noch: Außenministerin Annalena Baerbock habe eine „super souveräne Position“ eingenommen. Bitte?

Dass ein Wirtschaftsminister Habeck in Katar den Diener macht, um ein Schiff voll Gas loszueisen, prangert derweil Friedman an. „Natürlich muss man mit Katar sprechen“, sagt er. „Aber muss man mit ihnen Geschäfte machen? Hier ist viel Heuchelei und Doppelmoral drin.“

Krieg auf Berlins Straßen
Es droht eine nicht zu bewältigende Lage
Auch die israelfeindlichen Aufmärsche der vergangenen Tage in zahlreichen deutschen Städten sind Thema an diesem Abend. Doch hier wird ebenfalls das Offensichtliche ausgeklammert: Dass sich Deutschland über Jahrzehnte eine Vielzahl von Parallelgesellschaften und -kulturen ins Land geholt hat, die sich keinen Deut um die von Scholz und Steinmeier fabulierte „deutsche Staatsräson“ scheren. Die ihren Israel-Hass auf offener Straße ausleben. Hart aber Fair segelt blind an diesen Gestaden vorbei. Nichtmal Winke-winke.

Stattdessen ist noch genügend Zeit, auf dass Nouripour noch ein paar Flunkereien verstreuen kann. So fabuliert er frohgemut, dass Deutschland bereits komplett unabhängig von russischer Energie sei. Wirklich? Russisches Öl über den Umweg Indien zum dreifachen Preis – war da nicht etwas? Außerdem, so Nouripour weiter, würden wir bald komplett mit erneuerbaren Energien klarkommen. Scheint denn die Sonne bald auch nachts?

Kurzum: Hart aber Fair hätte sich nach seiner seltsamen „Herbstpause“ einen neuen Namen redlich verdient. Zum Beispiel: „Schalten Sie weiter, es gibt hier nichts zu sehen“. Oder ganz knapp, und das ist unser Favorit: „Auch egal …“

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Kommentare ( 39 )

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39 Comments
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Juergen Semmler
10 Monate her

Im Kinofilm „DAS WUNDER VON BERN“ spielte er die Rolle des Mattis, kannte und beherrschte seine auswendig gelernten Texte und spielte seine Rolle als Sohn des Kriegsheimkehrers ganz ordentlich.

Er hätte wohl auch besser als Schauspieler weiter sein Glück versuchen sollen und vielleicht wie sein Vater erfolgreich werden können.

Aber als biederer und ungelenker FRAGENSTELLER muss man ihm…

…. glatt ROT ….

…zeigen und vom SENDE-„PLATZ“ stellen.

Das gilt auch für den WDR-PROGRAMM-DIREKTOR…

Der-Michel
10 Monate her

Nouripour wurde nach der Hilfe für Israel gefragt- auch ob dies bedeuten würde Israel militärisch zu unterstützen. Nouripour setzte sofort zu einem umfrangreichen Geschwurbel an. Wieso sagt der Moderator nicht einfch: „Herr Nouripour, ein einfaches Ja oder Nein genügt! Bitte kommen sie zum Punkt.“
Als Beispiel wie Kinder mittels Videos aufgeklärt werden um sich gegen Lehrer, die sich gegen pro Palästinensische Bekundungen aussprechen, wehren zu können, wurde ein Video angespielt. Leider wurde vergessen darauf hinzuweisen, dass die Sprecherin in diesem Video eine enge Verwandte von Sawsan Chebli ist. Das paßt irgendwie nicht ins Narrativ.

Maximilian Riese
10 Monate her

Auch das war falsch. Unmittelbar nach dem Angriff kamen am 08.10. ca. 2000 Menschen vorm Brandenburger Tor zusammen, um für Israel zu demonstrieren. Sehr gute Reden des israelischen Botschafters und der amerikanischen Botschafterin. Auch Volker Beck war sehr emphatisch. Merz stand mitten im Publikum. Friedman war nicht zu sehen. Aber ich gehe doch nicht zu einer Veranstaltung, um mich ausgerechnet von Steinmeier, Nouripour und Neubauer vollfloskeln zu lassen. Ausgerechnet Steinmeier!

Montesquieu
10 Monate her

„Palästinenser“ sind eine recht neue Erfindung. Nur wenig älter als die Erfindung von „Palästina“. Aber befragen Sie mal einen durchschnittlichen deutschen Abiturienten zur „Geschichte Palästinas“, das wird interessant werden.
Da wird mit einer Synapse gedacht…und die liegt im Mandelkern.

Kassandra
10 Monate her

Nie vergessen, dass die „Palästinenser“ erst vom Spiegel erfunden wurden: https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/spahns-spitzwege/als-der-spiegel-die-palaestinenser-erfand/

Boudicca
10 Monate her

Gaza ist die Heimstatt der Hamas, nichts passiert dort ohne das Wissen der Bevölkerung auf einer Fläche so groß wie etwa Hamburg. Es gibt in Gaza die Väter, die Söhne, die Brüder, die Cousins, die Onkels und die Neffen die zu Tausenden für die Hamas wirken und tausende Ehefrauen, Töchter, Schwestern, Cousinen, Nichten und Tanten, die für sie kochen, waschen und putzen und keiner von der Zivilbevölkerung merkt etwas? Keiner bemerkt etwas, Menschen die gewohnt sind, anders als hier bei uns, jedes Detail des Zusammenleben bis ins kleinste zu besprechen? Könnte man Hamburg weitläufig mit über 500 KM untertunneln, ohne… Mehr

Kassandra
10 Monate her

Wir hier werden bedroht – oder wie kann man solches sonst einschätzen?
Gestern solls 11 Bombendrohungen an deutschen Schulen gegeben haben:
Und heute geht es so weiter: https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalitaet/abermals-bombendrohung-mit-hamas-bezug-an-deutscher-schule-19264618.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
Wie verlautbarte er noch vor Tagen, der Kanzler?
„Bald sehen alle, dass wir das geschafft haben“
.
Ist Merkel schon im „Exil“? Und wenn ja, wo?

taliscas
10 Monate her

Frau Lau war mal eine ernstzunehmende Journalistin. Heute badet sie wohl nur noch ihrem Namen entsprechend….um Herbert Wehner zu zitieren, der in seiner glasklaren Boshaftigkeit oft den Kern traf.

Jo999
10 Monate her

Da sollte sich gerade Herr Friedmann auch daran erinnern, daß er 2016 mit prominenten Gleichgesinnten am Kanzleramt persönlich einen großen Blumenstrauß für Merkel abgegeben hat, um ihr für die Migrationspolitik „liebesdienerisch“ zu danken. Herr Lagerfeld hatte da wesentlich mehr Weitblick..
Man kann sich ja täuschen, aber dann sollte man nicht so großsprecherisch über Andere urteilen!

fatherted
10 Monate her

Typisch ÖRR….muss man nicht gucken. Lustiger war da schon „Berlin Direkt“ mit den Abschiedsworten von Herrn Koll…der ja fast auf den Knien lag und darum bettelte, dass die Zuschauer sich doch von den ÖRR nicht abwenden sollen….ja….man sei nicht ohne Fehler….aber doch immer noch besser als alle anderen….bla bla….es war erbärmlich…ob das auf seinem Mist gewachsen ist. Egal…vorab bekam er ja noch Lob von Herrn Merz…..na dann ist die nächste Gebührenerhöhung ja im Sack. Und zu der Sendung gestern….gibt es wohl nichts weiter zu sagen….denn ohne Inhalt….fällt jeder Kommentar schwer. Gut das man nicht gezwungen ist, den Schund zu schauen…das… Mehr

Grenz Gaenger
10 Monate her
Antworten an  fatherted

„… den Abschiedsworten von Herrn Koll“

Wo geht er hin – übernimmt er auch eine Talk-Show?
Man vergleiche den früheren Koll bei „Frontal 21“ mit dem Koll der letzten Jahre.

Last edited 10 Monate her by Grenz Gaenger