Hart aber Fair zum Ampel-Chaos: Neues aus dem Paralleluniversum

Eine Sendung über den desolaten Zustand der Ampel-Regierung. Eine Sendung, in der Worte wie Rekordinflation, Impfgeschädigte, Migrationskrise oder Faeser-Affäre nicht ein einziges Mal fallen. Bitte bewahren Sie Ruhe, liebe ARD-Zuschauer. Das Regieren am Limit ist viel härter als das Leben von Ottonormalverbraucher am Limit. Von Michael Plog

Screenprint: ARD/hart aber fair

Alles an diesem Montagabend war hart, so fair muss man sein. Denn wer diese Sendung gesehen hat, wurde in eine völlig andere Welt katapultiert. Bei Hart aber Fair ging es um die „schwierige Halbzeitbilanz: Verliert sich die Ampel im Dauerstreit?“. Bereits die Frage ist insofern bemerkenswert, als sie das Wohl und Wehe der Regierung in den Mittelpunkt stellt und gar nicht das Wohl und Wehe der Regierten. Die Frage überhöht das Funktionieren der Regierung zum Selbstzweck, und den eigentlichen Zweck lässt sie außer acht: das Funktionieren des Landes.

Das mag der Grund dafür sein, dass die tatsächlichen Probleme gar nicht angesprochen wurden. Weil die echten Probleme ja nur das Volk betreffen, aber nicht die Regierenden. Ein Parlament, das seinem Beamten-Wasserkopf und sich selbst einen Inflationsausgleich zahlt, aber die Rentner außen vor lässt, das Luxushotels zu Asylunterkünften macht und Senioren aus ihren Heimen hinauswirft, um stattdessen „Schutzsuchende“ unterzubringen, hat jegliche Bodenhaftung verloren. Nur in so einem Land kann auch so eine Sendung entstehen. Sauber neben der Spur.

Redaktionsschluss mit David Boos
Was dem Politiker erlaubt ist, ist dem Bürger verboten
Klamroth & Co. schätzen ihre Zuschauer gering, das zeigt schon die Auswahl der Gäste. Es dürfen reden: FDP-Fraktionsvorsitzender Christian Dürr, dessen ungebremste Aneinanderreihung von Phrasen einem die Vorfreude durch die Adern treibt – Vorfreude auf eine Zeit, wenn die FDP sich endlich restlos ins politische Nirvana palavert hat und einfach nicht mehr gefragt wird. Dann Michael Kellner, der, obwohl Schwager eines gewissen Herrn Graichen, nicht ein einziges Mal zur Graichen-Affaire im Wirtschaftsministerium Stellung beziehen muss, in dem er selbst als Parlamentarischer Staatssekretär arbeitet. Dann die Politologin Ursula Münch, die aus ihrem grünen Herzen keine Mördergrube macht („die einzige Partei, die einigermaßen glaubhaft für Klimapolitik“ eintritt). Und der Journalist Stephan Lamby, dessen 75-minütige „Dokumentation“ der Sendung vorausging und ihr den Rahmen gab.

Sein Film namens „Ernstfall – Regieren am Limit“ zeigte unsere hehren Politiker allesamt vor schier übermenschlichen Aufgaben stehend. Und zwar buchstäblich stehend. Baerbock am Fenster, Habeck am Fenster, Lindner, der Kanzler, alle stehen am Fenster. Die Kamera in der „Barock-Perspektive“. Immer über die Schulter, gern auch von unten. Sorgenvolle Blicke unserer Regierenden in die Ferne, selbstverständlich, dazu wenige Worte und viel tragische Musik, viel Moll. „Regieren am Limit“ eben. Man hat als Journalist gar nicht so viele Worte, wie man Verachtung empfindet für eine derart lobhudelnde, triefende Schmierenkomödie.

Was an dieser Talksendung, was an dieser Doku, was an diesen Gästen kann den tatsächlichen, desolaten Zustand Deutschlands beschreiben, was kann die Probleme benennen, die Ursachen suchen? Die Antwort ist kurz: nichts. Und von Lösungen wollen wir gar nicht erst reden.

Hart aber Fair an diesem Abend, das beschreibt ein Deutschland, wie man es nur aus einer Berliner Käseglocke heraus zeichnen kann. Probleme, ja schon, aber alle gottgemacht bzw. natürlich putin- oder klimagemacht, Verzeihung. Die Ampel gibt ihr Bestes, kann aber nicht alles auf einmal schaffen. Selbst zu verantworten hat sie keines der Probleme, keine CO2-Steuerexplosionen, keine Energiekrise, keine Übersterblichkeit, keine Opfer durch Impfnebenwirkungen.

Mit der Wirklichkeit außerhalb der Käseglocke, der Angst vor der nächsten Tankstellenquittung, dem Kampf ums blanke Überleben, hatte diese Sendung nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Die Fälle Aiwanger und Schönbohm
Die Selbstabschaffung der wohlmeinenden Medien in der Zeit von hit pieces
„Meine Zuversicht wird monatlich mit der Gehaltsabrechnung nachhaltig zerstört“, schrieb ein Zuschauer auf X (Twitter). Ein anderer: „BlablaTV bis hin zur Opferverhöhnung“. Und welche Stimmen fängt Klamroths Sidekick auf der Straße ein? Brigitte Büscher war mit einem Papp-Kanzler in Magdeburg unterwegs, der sogar in seiner Zweidimensionalität der Sendung noch um einiges voraus war. Mit dem Schlabber-Olaf im Arm hat Frau Büscher die Leute befragt. Und was ist angeblich „exemplarisch“ für die Stimmung der Deutschen? Sätze wie diese, bitte anschnallen: „Durchhalten. Er macht’s doch nicht schlecht.“

Oder: „Regieren ist nicht einfach. Aber ich wüsste es auch nicht besser zu machen.“ Welchen Ortsvereinen die zufälligen Passanten angehören, erfahren wir dann vermutlich in den nächsten Tagen. Büscher kommt übrigens zu dem Ergebnis: „Die Meinung zur Ampel, die fällt auch nicht immer komplett schlecht aus.“ Wie viele zufällig vorbeikommende Passanten wohl gefragt werden mussten, bis die passende Stimmungslage im Kasten war? Das muss man leider dieser Tage immer wieder mitdenken.

Es mag ein Recht auf Dummheit geben. Aber deshalb hat die ARD noch lange nicht das Recht, ihre Zuschauer für vollständig dumpf zu halten. Oder mittlerweile etwa doch? Ist es schon soweit? Die Sendung versucht es auch an anderer Stelle. So wird das Thema Einwanderung in einer Auflistung dessen versteckt, was die Ampel in den zwei Jahren angeblich an bravourösen Leistungen „auf den Weg gebracht“ hat. Dort lautet einer der Punkte tatsächlich: „Fachkräfteeinwanderung gestärkt“. Wie belieben?

Der Punkt kommt übrigens gleich nach „LNG-Terminals gebaut“ – das sind die in Australien ausgemusterten Dreckschleudern, die uns jetzt das Wattenmeer mit Chlor verseuchen. Regieren am Limit eben.

Das Heizungsgesetz (GEG) wird dann aber doch noch kritisiert. Aber nein, zu früh gefreut. Nur die Kommunikation dazu: dass damals im Februar der Referentenentwurf aus den Beratungen an die Presse durchgestochen wurde. Das sei ungeschickt gewesen, für den Grünen Kellner sogar der „Tiefpunkt in der Arbeit der Ampel“. Na, wenn’s nur das ist, Glück gehabt, wird der geneigte ARD-Zuschauer ausrufen. Das Gesetz selbst, so behaupten Dürr und Brinkhaus allen Ernstes, sei grundlegend geändert und „um 180 Grad gedreht“ worden. Es gäbe daher keinen Grund mehr, Angst zu haben, und doch, leider, leider, sei in der Bevölkerung die Angst geblieben. Und da sei übrigens die Bild-Zeitung daran schuld.

Was die Sendung ignoriert: Bei drohender Enteignung durch die Hintertür, wenn das mühsam abgesparte Häuschen durch absurde Dämm- und Heizvorschriften buchstäblich in Grund und Boden entwertet werden soll, da kann man schon mal Angst haben. Außerhalb von Käseglocken zumindest.

Aber bitte bewahren Sie Ruhe, liebe ARD-Zuschauer. Das Regieren am Limit ist viel härter als das Leben von Ottonormalverbraucher am Limit.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 70 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

70 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
Schwabenwilli
1 Jahr her

Erst kürzlich empfahl Bundestagsabgeordnete Stefan Keuter der Frau Außenministerin anstatt Geld für eine Visagistin auszugeben sollte sie es besser in Englischunterricht investieren.

holgertuerm2
1 Jahr her

Danke für den Hinweis auf den Film „Ernstfall – Regieren am Limit“.
Ich musste ihn von Anfang bis Ende ansehen und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
Aber tief drinnen macht mir so ein Verhalten dieser Journalisten große Angst..

Phakinee
1 Jahr her

„… zeigte unsere hehren Politiker allesamt vor schier übermenschlichen Aufgaben stehend. Und zwar buchstäblich stehend. Baerbock am Fenster, Habeck am Fenster, Lindner, der Kanzler, alle stehen am Fenster. Die Kamera in der „Barock-Perspektive“. Immer über die Schulter, gern auch von unten. Sorgenvolle Blicke unserer Regierenden in die Ferne, selbstverständlich, dazu wenige Worte und viel tragische Musik, viel Moll…“

Noch mehr kostenlos an die Staatsfunk-Journaktivisten weitergeleiteten wertvollen PR-Müll können wir für unsere Millionenausgaben für Visagisten und Hofotografen ja wohl kaum erwarten, oder?

Grumpler
1 Jahr her

Der Schwachsinn war kaum auszuhalten; es hätte nicht viel gefehlt und mein Monitor hätte durch meine Hand Schaden erlitten. Aber zum einen kann er nichts für den Unfug und zum anderen brauche ich ihn ja noch.

Teiresias
1 Jahr her

Erwähnen sollte man den der Sendung vorgelagerten Dokumentarfilm „Ernstfall – Regieren am Limit“. 75 min Regierungspropaganda nach dem Motto: Mitleid mit den armen Politikern, die es sooo schwer haben, weil Putin so böse ist. Für Masochisten in der ARD-Mediathek abrufbar. Interessant finde ich die Frage, wie so eine Zusammenarbeit zwischen Politikern und ÖRR zustande kommt – Scholz, Baerbock und Lindner z.B. spielen ja persönlich mit. Wer hatte die initiale Idee? Wurde der Film von der Politik bestellt oder vom ÖRR der Politik vorgeschlagen? Zumindest offiziell haben wir in Deutschland kein Propagandaministerium, das eine umfassende Konzeption von Propaganda organisieren würde. Die… Mehr

Juergen Semmler
1 Jahr her

Jeder kann ja mal einen SELBSTVERSUCH in Form eines Kommentars im GÄSTEBUCH des WDRs / der Redaktion „Hart aber Fair“ machen….und sich nur noch über die Vielzahl der MEINUNGSUNTERDRÜCKUNGEN wundern, ……so wie ich selbst auch… MEIN KOMMENTAR ZUR SENDUNG „Für politisch interessierte und informierte Bürger stellt dieses Sendeformat einen TIEFPUNKT an journalistisch ausgewogener Berichterstattung dar und erinnert eher an den „Schwarzen Kanal“ des Karl Eduard von Schnitzlers: – Zuhörer werden verdummt / komplett einseitig informiert und mit links- grüner Ideologie indoktriniert Schon der Titel “ Hart, aber Fair“ konterkariert sich angesichts dieser links-grünen Propaganda-Show und sollte “ fairerweise“ umgewandelt werden… Mehr

Der kleine Muck
1 Jahr her

Am 13. Dezember 1981 hat die Stasi Weihnachtsmarkt in Güstrow gespielt. Und doch hat jeder gewusst was los war. Heute spielen spdgrünefdplinkecdu Demokratie. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das jeder schon mitbekommen hat.

Marie
1 Jahr her

«Mama – bitte wähl für mich»: Wer ein historisches Gedächtnis hat, dem gefriert es in den Adern, wenn er sieht, wie die Grünen in Bayern Kinder für ihren Wahlkampf benutzen…https://weltwoche.ch/daily/mama-bitte-waehl-fuer-mich-wer-ein-historisches-gedaechtnis-hat-dem-gefriert-es-in-den-adern-wenn-er-sieht-wie-die-gruenen-in-bayern-kinder-fuer-ihren-wahlkampf-benutzen/

Silverager
1 Jahr her

Ich habe mir knapp die Hälfte dieser unsäglichen Sendung in der Mediathek angetan, bis ich einfach vor Ekel nicht mehr konnte.
Besonders unangenehm fand ich den Herrn Brinkhaus (CDU), der sich der Ampel förmlich anbiederte, von wegen „gemeinsame demokratische Parteien“ und so.
Und dann dieser Journalist Lamby, der mit ernstem, sorgenvollem Gesicht die unfassbar schwere Bürde der Regierenden beschrieb, die sich für uns Bürger selbstlos aufopferten.
Die Sendung war einfach nur schrecklich.

Sabine Ehrke
1 Jahr her

Zurück bleibt, ganz besonders bitter für DDR Ausgereiste, der Gedanke, dass ein zweites mal kein Ausreiseantrag in den Westen möglich ist. Auch von vorn beginnen ist im jetzigen Alter schwerlich machbar. Aller mühsam erarbeitete, bescheidenen Wohlstand zur Rente ab 67 (!) dazu, wieder nur für die grünlackierten, nationalen Sozi-Faschos und ihre Neubürger. Nach 50 Jahren Arbeit, ohne Frührente mit 65 (!).