Bei Illner: Faeser auf Betäubung

Der Weltraum der Migration – unendliche Weiten. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Illner, das mit seiner Besatzung unterwegs ist, Themen bis zur Unkenntlichkeit zu zerreden. Viele Lichtjahre von der Realität entfernt dringt Illner in semantische Galaxien vor, die nie einen zuvor interessiert haben. Von Michael Plog

Screenprint: ZDF / Maybrit Illner

Eines muss man ganz klar feststellen: Carsten Linnemann kann einem leid tun an diesem Abend. Und das will etwas heißen, denn für gewöhnlich labert der Mann seine Zuhörer derart gekonnt ins Delirium, dass sie zu keinerlei Gefühlsregung mehr fähig sind. Der Kevin Kühnert der CDU ist rhetorisch so gestählt wie gläsern. Aber heute hat der potemkinsche Polemiker offenbar seine Endgegner gefunden. Im Illner-Raumschiff in dieser Galaxie unterwegs mit einer fünf Frauen und ein Mann starken Besatzung  – das ist selbst für einen erfahrenen Redner eine ganz harte Nummer. Linnemann kommt kaum zu Wort.

Lost in Migration
Thema Asylgipfel bei Lanz: So ergebnislos wie der Asylgipfel selbst
Die Diskussion ähnelt auffallend dem Setting einen Tag zuvor bei Markus Lanz. Wie CDU-Mann Thorsten Frei dort, so muss auch Linnemann bei Illner in schier unerträglicher Penetranz immer und immer wieder erklären, warum die CDU den Asylgipfel platzen ließ und die Gespräche abgebrochen hat. Linnemanns Manko ist, dass er mit seiner übertrieben jovialen Art in einer abgebrühten Damenriege deutlich seltener einen Stich machen kann als sein tiefenentspannter Kollege Frei bei Lanz. Das geht so weit, dass sich der CDU-Generalsekretär tatsächlich zu einem Satz wie diesem hinreißen lässt: „Die Brandenburg-Wahl interessiert mich nicht!“ Man könne jeden Tag über das Thema Abschiebung reden. Seltsam nur, dass die Migration ausgerechnet nach den bitteren Ergebnissen in Thüringen und Sachsen und vor der anstehenden Brandenburg-Wahl derart an Dynamik gewinnt.

Wichtigster Gast des Abends ist Innenministerin Nancy Faeser, die Frau, die so ungern vom „Wir“ und so übertrieben gern vom „Ich“ spricht. Was sie alles wieder gemacht hat, beschlossen, veranlasst, verboten hat – ja mei, wie schön. Auch an diesem Abend suhlt sie sich in Selbstgefälligkeit, wenngleich bisweilen hart unterbrochen von der Moderatorin. Wenn Maybrit Illner der Ministerin rüde über den Mund fährt, blitzt die alte Kaderschmiede durch. Schließlich hat Illner einst nicht nur in der SED gedient, sondern auch ihre journalistische Ausbildung in der DDR abgeleistet („Sektion Journalistik“ der Karl-Marx-Uni in Leipzig), bevor sie zum ZDF „rübermachte“.

Dagmar Rosenfeld wirkt anfangs wie eine Regierungssprecherin. Man könnte meinen, sie strebe nach ihrem Wechsel von der „Welt“ zu „The Pioneer“ vielleicht bald einen Posten in irgendeinem SPD-Ministerium an. Doch sie kriegt später noch die Kurve und bringt kritische Töne in die Diskussion.

Das Problem des Abends ist, dass sich die Runde komplett in Details verzettelt. Sie verliert sich in endlosen Diskussionen über Regularien, Gesetze, Abkommen und außenpolitische Aspekte. Der eigentliche Kern, der eigentliche Grund für die Asyldebatte, fällt hinten herunter: Deutschland hat zu viele Menschen aufgenommen, die hier nicht hinpassen. Und es nimmt leider auch kein Ende. Stattdessen lobt sich Faeser für den fast schon legendär-absurden Afghanistan-Jet, in dem 28 Schwerverbrecher mit jeweils 1000 Euro Taschengeld abgeschoben wurden. Faeser auf Betäubung: „Wir haben als Koalition wirklich sehr viel auf den Weg gebracht.“ 28. Sehr viel. Aha.

Nebenbei gibt Faeser etwas zu, was sie bisher stets abgestritten hat, nämlich: „Die Situation der Kommunen ist ja schon länger prekär.“ Interessant auch das folgende Geständnis: „Diese Fälle gibt’s ja häufiger, wo Abschiebungen nicht funktionieren.“ Doch keiner hakt nach. Die Runde hat sich längst in argumentativen Abgründen verloren. Man redet über Dublin-Asylanten, Eurodac, grüne Grenzen, Ankerzentren und Abschiebe-Wumms, Schengen-Zwänge und sogar über den alten Seehofer. Aber über Messer-Attentate und Gruppenvergewaltigungen, über kriminelle Clans und Bürgergeld als Pull-Faktor redet niemand.

Das Innenministerium rät
Wo Faesers Amt Migranten Tipps gegen Abschiebungen gibt
Journalistin Tina Hildebrandt von der einst recht angesehenen Wochenzeitung „Zeit“ wird es irgendwann zu viel: „Ich frage mich, wenn ich uns hier so zuhöre, wer das noch versteht. Wer dem eigentlich noch folgen kann. Schengen, Dublin, Eurodac und so weiter.“ „Eine ausgesprochen scharfsinnige Beobachtung“, würde Enterprise-Offizier Spock wohl sagen. Damit bringt sie die ganze Runde zum Wackeln und den Abend auf den Punkt. Denn tatsächlich: Selten war eine Talkshow so sinnlos. Und das will angesichts des Niveaus deutscher ÖRR-Talkshows schon etwas heißen.

Der aufmerksame Zuschauer stutzt derweil über die blanke Unbelecktheit deutscher Politiker: Nancy Faeser etwa weiß nicht einmal, welches Nachbarland eigentlich in der Stadt Görlitz an Deutschland grenzt. Und das, obwohl sie gerade erst vor Ort war. Sie erzählt, natürlich wieder in der Ich-Form: „Ich war vor Kurzem in Görlitz mit meiner (sic!) Bundespolizei. Jetzt haben wir die Situation, dass ein Flüchtling kommt, der Asyl bei uns beantragt. Wir haben einen Eurodac-Treffer und sagen: Nee, hier ist Ende, Wiedersehen. Und Österreich steht gegenüber, äh, nicht Österreich in diesem Fall, aber …das Nachbarland.“ Das Nachbarland … Man spürt ein kurzes Grübeln. Ja Mensch, was war das noch? Polen? Bayern? Oder die Tschechoslowakei? Gibt’s die überhaupt noch? Mist. Naja, „Nachbarland“ eben. Reicht schon, ist ja nur die Illner.

Ach ja, Ricarda Lang ist auch zu Gast. Die Grünen-Co-Vorsitzende gerät mit ihrem auswendig gelernten Partei-Geplapper sogar an diesem dünnen Abend ins Hintertreffen. Illner befragt sie irgendwann geradezu poetisch, Thema ist die angedachte Kürzung der Sozialleistungen auf ein Minimum. Illner flötet: „Bett, Seife, Brot – Wie groß ist der Schmerz in Ihrem Herzen, Frau Lang?“ Doch Lang winkt ab. Es ginge nicht um ihren Schmerz, sondern um menschliche Schicksale. Leider winkt sie nicht nur, sie redet auch. Und verwendet wie immer viel zu viele Worte mit S. Mit scharfem S. Immer scharf, selbst bei Salbeiseife oder Selleriesuppe. Sssehr anstrengend.

Am Ende der Sssendung (ups!) dankt Genossin Illner „für eine bemüht instruktive Diskussion“, was immer das sein soll.

Captain Kirk würde wohl eher sagen: „Machen wir uns aus dem Orbit!“

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Kommentare ( 64 )

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Deutscher
3 Tage her

Faeser sagt „meine Polizei“. Sie sagt es zweimal und sehr betont. Das sagt alles darüber, welchen Blick diese Person auf den Staat hat: Er gehört und dient nicht dem Volk, sondern Nancy Faeser.

Das ist das Selbstverständnis der Diktatoren.

Last edited 3 Tage her by Deutscher
Peter Pascht
3 Tage her

Illner, die Kommunistin mit Parteibuch bis zur letzten Minute, erdreistet sich mir die Welt zu erklären,
womit sie sich von meinen GEZ Zwangsgebühren fürstlich bereichert.
Diese Lügen-Netzwerke insbesondere im leistungslosen ÖRR müssen wir abstellen,
wenn diese Land nicht im Lügen-Chaos versinken darf.
Das zeigt schon den Lügen-Charakter dieses Personals.
Menschen die nichts wissen und an gar nichts glauben.
Lügen-Wendehälse.
Sie erzählen uns egal was, wenn sie daraus einen finanziellen Vorteil ergaunern können.

Last edited 3 Tage her by Peter Pascht
Dr. Rehmstack
4 Tage her

„Ich war vor Kurzem in Görlitz mit meiner (sic!) Bundespolizei.“ Deutlicher kann man nicht manifestieren, dass man im Grunde und zutiefst Demokratie (=Volksherrschaft) nicht verstanden hat. Nancy Faeser führt sich auf wie Nancy Caesar.

DDRforever
4 Tage her

Tja Frau Illner, wer sich mit BRD Bürgern einlässt wird selbst einer.

RauerMan
4 Tage her

Daß Herr Linnemann sich unterbuttern ließ, habe ich ihm noch während der Sendung, freundlicher gesendet. Frau Faeser ist dem Publikum wegen ihrer sich immer selbst lobenden, aber bei genauerem Hinsehen, vor allem was ihre Taten anbelangt, als Verhinderung von ungesetzlicherr Migration bekannt. Die Hessen kannten diese Person schon länger und hatten ihr die entsprechende Abfuhr erteilt. Es ist unglaublich wie die pol.Führung, Herr Scholz, diese Dame weiter wirken läßt. Oder ist es Original Scholz ? Eine Politik, welche je länger diese Schmierenkomödie dauert, dem Land und seinen Leuten dermaßen schadet, daß Nachfolgende damit nicht aufräumen können und vielleicht deshalb die… Mehr

Deutscher
3 Tage her
Antworten an  RauerMan

Linnemann ist eine Schießbudenfigur wie Merz auch. Wären beide besser Hausmann geworden.

Last edited 3 Tage her by Deutscher
Kassandra
3 Tage her
Antworten an  Deutscher

Mindestens einer davon hat es zum Millionär gebracht. Mindestens. Vielleicht auch schon beide.

chino15
4 Tage her

Warum hat Lindemann nicht auf den Flyer hingewiesen, der – vom Innenministerium bzw. Steuerzahler finanziert – auf Tricks hinweist, um Abschiebungen zu verhindern? Es wäre doch wirklich eine nette Überraschung gewesen, wenn er diesen aus dem Jacket gezogen und so Faesers offenkundige Heuchelei auch dem naivsten ÖRR-Zuschauer offenbart hätte.

Manfred_Hbg
4 Tage her

Zitat: „Deutschland hat zu viele Menschen aufgenommen, die hier nicht hinpassen. Und es nimmt leider auch kein Ende“ > Und dafür, dass es leider auch kein Ende nimmt, steht z.Bsp. auch der „Maggus“ (CSU), der grad erst verkündet hatte, dass die jährliche Flutung von „Bereicherern“ auf nun „nur“ noch „stark unter 100.000“ Zuzügler gesenkt werden muß. Also, einfach mal ausgehend davon, dass es sich hier bei Söder’s „stark unter 100.000“ um jährlich „nur“ noch ~80.000 ins Land flutenden „Fachkräfte“ handelt (inkl der 10.000den staatlich EINgeflogenen Baerbock-Afghanen?), frage ich mich dann mit Blick auf die seit 2014/15 bislang ins Land gefluteten… Mehr

Kassandra
4 Tage her
Antworten an  Manfred_Hbg

In NRW sollen Massen obdachlos sein – hier in etwa und sicher nicht vollumfänglich für nrw gelistet: https://www.gmx.net/magazine/regio/nordrhein-westfalen/notunterkuenfte-1280-menschen-bergisch-gladbach-umgebung-wohnung-40123846
Rechnet man das für D hoch und betrachtet zudem, dass es jetzt schon erbärmlich kalt für solche wird, die bislang nur von der Sonne verwöhnt wurden, kann einem Angst und Bange werden.
Denn was macht einer dieser Fremdlinge, ohne Bett, Brot und Seife, derart in die Enge getrieben?

Enrico
4 Tage her

Derart „Sendungen“ aus dem Kosmos des ÖRR wirken wie ein Brennglas auf das, was die Bürgerrechtlerin Bärbel Bohley 1991 in weiser Voraussicht anmahnte: „Das ständige Denunzieren wird wiederkommen.Das ständige Lügen wird wiederkommen. Alle diese Untersuchungen, die gründliche Erforschung der Stasi-Strukturen, der Methoden, mit denen sie gearbeitet haben und immer noch arbeiten, all das wird in die falschen Hände geraten. Man wird diese Strukturen genauestens untersuchen – um sie dann zu übernehmen.Man wird sie in der Bundesrepublik ein wenig adaptieren, damit sie zu einer freien westlichen Gesellschaft passen. Man wird die Störer auch nicht unbedingt verhaften. Es gibt feinere Möglichkeiten, jemanden… Mehr

November Man
4 Tage her

Wenn es sich bewahrheitet, dass auch der Mörder von Solingen den Beratungsservice, den von dieser extrem linksgrünen Regierung finanzierten Anti-Abschiebungs-Ratgeber von „Handbook Germany“ für sich in Anspruch genommen und sich damit seiner Abschiebung entziehen konnte, deshalb mehrere Morde begehen konnte, dann hat die rotgrüne Regierung Blut an den Händen.
Und dann setzen sich die Verantwortlichen auch noch gestern in eine Talk-Schow und tun so als wäre nichts gewesen.

Egozentrik
4 Tage her

Wieso bildet sich die Faeser eigentlich ein, als Einzelperson (ICH) etwas bestimmen zu dürfen. Nein, sie ist Ministerin einer Regierung und damit dem deutschen Volk verpflichtet und muss die Gesetze, die der Bundestag beschlossen hatte, hat und noch beschließt, umsetzen. Nicht mehr und nicht weniger. Das muss sie kostengünstig und zum Wohle des deutschen Volkes ausführen; genau dazu hat sie ihren Amtseid abgelegt. (Oder sie hat das Wort „abgelegt“ falsch verstanden …) Und daher muss sie sich für ihre Äußerungen und Taten vor dem Parlament und dem deutschen Volk verantworten. Und bei einem eventuellen festgestellten Meineid das sogar vor Gericht!

Last edited 4 Tage her by Egozentrik