Ist was passiert in Deutschland? Nicht bei Markus Lanz

Markus Lanz überlegt: Wie wirkt sich das Attentat auf Donald Trump auf die Vereinigten Staaten aus? Melis Sekmen wird hart befragt: Wie kann sie es wagen, den Grünen abtrünnig zu sein? Hubertus Heil findet es „postfaktisch“, wenn man seine Politik kritisiert.

Screenprint ZDF

Am Dienstag stürmten Polizisten in Sturmhauben die Radaktionsräume des Magazins Compact, beschlagnahmten Computer, Gelder und sogar Tische und Stühle. Es ist das Thema des Landes. Es ist ein beispielloser Angriff auf die Presse- und Meinungsfreiheit. Aber dieses Thema wird bei Lanz nicht angesprochen. Gut 30 Millionen Euro gibt das ZDF im Jahr für die Talkformate aus, 1,9 Millionen Euro davon gehen direkt an Markus Lanz. Als Honorar.

Aber Aktualität kann man dafür nicht erwarten. Stattdessen macht Lanz mit dem Attentat auf Donald Trump auf. Immerhin also ein weltbewegendes Thema. Elmar Theveßen, USA-Korrespondent des ZDF, bewertet die Arbeit des Secret Service. Er wirft Trump vor: Nachdem er knapp ein Attentat überlebte, wirkt er schwach und angeschlagen. Nun.

Mehr Geld ausgeben, um mehr Leute in Arbeit zu bringen

Hubertus Heil (SPD) ist der nächste in der Runde, der vortragen darf. „Was macht es mit der amerikanischen Demokratie?“, will der Arbeitsminister wissen. Nun. Michael Bröcker, Chefredakteur von Table.Media, wird seiner Rolle gerecht. Er ist der designierte Böse und spricht die Realität an. Kann man einem Mann ein Land wie die Vereinigten Staaten anvertrauen, wenn sein Geisteszustand nicht verlässlich stabil ist?

Theveßen und Lanz präsentieren sich als Biden-Unterstützer. „Haben wir die Schwäche Bidens unter den Teppich gekehrt?“, formuliert Theveßen. Er und Lanz finden Biden gut. Auch Hubertus Heil will Biden stärken. Man solle nicht lachen, wenn Biden auf einer Treppe stolpert. Soll man auch nicht – macht auch keiner, den man ernst nehmen sollte. Aber es ist nicht hämisch, in Frage zu stellen: Kann man einem Mann mit fragwürdiger geistiger Kompetenz das Kommando über ein Atomwaffenarsenal anvertrauen? Es gab schon frühere Präsidenten, die gesundheitlich nicht mehr in der Lage waren zu regieren: Sie hätten aus dem Amt entfernt werden sollen. Aber jemanden ins Amt zu wählen, der das Amt bekanntermaßen nicht ausfüllen kann, ist die Spitze der Absurdität.

„Das war harte Arbeit“, sagt Heil über die Haushaltsverhandlungen der Ampel. Mit harter Arbeit kennt sich Heil, Vorzeigeminister des Systems Kreißsaal-Hörsaal-Plenarsaal hervorragend aus. „Viel Lärm um nichts“, sagt Melis Sekmen. Sie ist Bundestagsabgeordnete, bis zum Juli bei den Grünen – sie erlangte Bekanntheit, weil sie Anfang des Monats in die CDU wechselte. Wieso sollen Fachkräfte aus dem Ausland einen dreijährigen Steuervorteil bekommen, aber Deutsche nicht? Fragt sie.

Sie fordert mehr Anreize für die Gründung. Es ist irritierend, ihr zuzuhören. Es gibt tatsächlich Politiker, die sagen können: Es kann nicht sein, dass Bürgergeldempfänger mehr haben als Arbeitnehmer. Gut, Christian Lindner sagt das immer wieder. Aber er macht nichts.

Hubertus Heil weist diese Vorwürfe empört zurück. Das sei alles „postfaktisch“, irgendwie Populismus und so weiter. Die bekannten Phrasen halt, mit denen die SPD alle Kritik an ihrer Politik illegal machen will. Wie zum Beispiel, wenn ihr Presseerzeugnisse nicht gefallen. Wie im Fall Compact.

Ein Fall, der in dieser Sendung allerdings mit keinem Wort erwähnt wird. Heil findet: Man muss mehr Geld ausgeben, um „Menschen in Arbeit zu bringen“ – und Schwarzarbeit soll bekämpft werden. Ein „Jobturbo“ soll gezündet werden. Warum braucht es einen Jobturbo in einem Land, in dem Restaurants und Einzelhändler Ruhetage einführen, weil Kellner und Verkäufer fehlen?

Grüne nicht mit dem Gewissen vereinbar

Warum ist Melis Sekmen von den Grünen zur CDU gewechselt? Sie will sich nicht festlegen, Lanz versucht, den Pudding zu fassen. „Ich bin in den Bundestag gegangen, weil ich meine Stadt Mannheim vertreten wollte“, sagt Sekmen. Und verklausuliert sagt sie: Das ist bei den Grünen nicht möglich. Fördern und fordern, will sie – auch wenn sie es „Fördern und Ermutigen“ nennt. Auch eine vorsichtige Kritik an der ungezügelten Migration lässt sie anklingen. Hinter dem Politikstil der Grünen kann sie nicht mehr stehen – und nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren.

Das war die Sendung von Markus Lanz. Aber vielleicht kümmert sich Lanz in der Sendung am Mittwoch um den Angriff auf die Pressefreiheit durch Nancy Faeser. Im heutejournal im Anschluss an die Sendung wird das Compact-Verbot aufgegriffen. Die Tendenz ist klar: Meinungsfreiheit endet dort, wo der Staat die Meinung nicht gut findet.

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Kommentare ( 47 )

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Casta Diva
1 Monat her

Bei Reitschuster lese ich soeben, dass Georg Heil, Bruder von Hubertus Heil und Leiter des ARD-Kontraste Teams, rein zufällig vor Ort war, als Jürgen Elsässer morgens früh von Vermummten zwecks Hausdurchsuchung überrascht wurde. Und dass Georg Heil auch bereits vor der Reichsbürger-Razzia Bescheid wußte, ist auch kein Geheimnis mehr. Keine weiteren Fragen …

Dr. Rehmstack
1 Monat her

Die nicht enden wollende Eloge von Markus Lanz auf Opa Biden, die offensichtlich sogar den Anwesenden peinlich wurde, stellt die Bewunderung des Kaisers durch Diederich Hessling in Manns „Der Untertan“ weit in den Schatten.
Weiß er nicht, dass er Biden gar nicht wählen kann?

Georgina
1 Monat her

Wann merkt Melis Sekmen, daß das, was sie vorgibt erreichen zu wollen, auch bei der ?DU nicht möglich sein wird?

Echte Kompetenz, echter Mut, geht völlig anders.

Irgendwer belügt hier die anderen. Ich merke es. Und ich bin nicht allein.

Es steht geschrieben: Du sollst nicht [!!] lügen [!].

Nun ist Frau Sekmen ja auch keine Christin. Logisch. Nur können all die Parteien, die die rechtsstaatliche AfD diskriminieren mit der Logik überhaupt nichts mehr anfangen.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Georgina

Bei denen gilt „Taqiyya“. Wie soll man da auch nur einem trauen können? Das scheint „abzufärben“ bis tief in die Parteien, die solches in die Wege leiten.
Für wen oder was machen die wirklich Politik? Ich erkenne seit Merkel: uns zu Lasten.

Kassandra
1 Monat her

Man beachte das Datum und schließe diesen örr-Thevesen wie örr Lanz in seine Betrachtungen ein: Freitag, 12. Juli 2024 Einschätzung der Gefahrenlage tagesschauder, 11:28h „Für einen Achtzigjährigen ist Joe Biden ganz gut beisammen, für einen US-Präsidenten eher nicht, das machte bisher nichts, weil es auf das Bild in der Öffentlichkeit ankommt. Jetzt geben sich die Medien gegenseitig die Schuld, verheimlicht zu haben, wie es um den Präsidenten steht. Die Anschlussfrage ist ja, wie so ein Lügengebäude erhalten werden konnte und wer da überhaupt die Führungsgewalt hat, wenn offenkundig wird, wer sie nicht hat. Diese Fragen wird man nicht los, wenn… Mehr

imapact
1 Monat her

Wird schon noch etwas kommen zu Faesers Übergriff. Und wie immer werden die Gäste mit einer Ausnahme einer Meinung sein. Nämlich der, das es sich bei dieser Aktion um eine gute Sache gehandelt hat. Thema Biden: die Dems haben wohl resigniert. Die Nominierung des Kandidaten, also Joe Bidens, soll jetzt sogar vorverlegt werden. Die Sache war schon vor dem Attentat recht aussichtslos angesichts von Bidens geistigem Verfall. Wer hat unter diesen Umständen schon Lust, sich für eine von vornherein aussichtslose Kandidatur verheizen zu lassen? Man läßt also Biden antreten, die Niederlage abzuholen. Ich möchte mal Theveßen erleben, wie er so… Mehr

Dr. Rehmstack
1 Monat her
Antworten an  imapact

Ich habe Trump bei seinem Auftritt in Milwaukee als einen, ja, alten Mann erlebt, dem die Erkenntnis ins Gesicht geschrieben stand, nur durch eine winzige Kopfbewegung, nur durch einen schier unglaublichen Zufall dem Tode entronnen zu sein: nachdenklich, devot; ecce homo!
Und dieser Mensch findet die Kraft, schon am nächsten Tag sich wieder in die Löwengrube zu begeben; Herrn Theveßen mag das fragil erscheinen…

P. Pauquet
1 Monat her

Markus Lanz ist seit 2008 „im Geschäft“. Denn das ist es im Endeffekt für ihn. Und seine Selbstinzenierung. Ich hatte ihn damals mit seiner Show, im Sinne des Wortes, ein paar Mal gesehen und für mich beschlossen, das muss ich mir nicht antun. Im Endeffekt dreht es sich um ihn und um Vorführung von Blasen, die sich immer mal wieder ändern können. Seine arrogante Art Gespräche zu führen ist katastrophal, für Altvordere wie mich jedenfalls. Die Aufgabe eines Moderators hat er nie verstanden und ist es auch heute nicht. Gäste „an die Wand zu drücken“ ist einer seiner handwerklichen Undinge.… Mehr

Kassandra
1 Monat her

„Meinungsfreiheit endet dort, wo der Staat die Meinung nicht gut findet.“ Ja. Und dort, wo er dem UN-Migrationsvertrag wie dem UN-Flüchtlingsvertrag, durch Merkel eingeführt, Rechnung tragen will. Steht nicht dort, dass nicht mal einreisendes, uns ausräuberndes Gesindel, vielfach bei den Illegalen, die über alle Grenzen dabei, kritisch betrachtet werden darf? Und agiert Faeser in vorauseilendem Gehorsam – selbst, wenn solches in unseren Gesetzen noch gar nicht fixiert erschienen ist? . Merkel beschied uns übrigens, dass beide Verträge keinen Einfluss auf hiesige Politik hätten. Hat sie damals etwa offen gelogen? L’État, c’est moi!“ soll der „Sonnenkönig“ hinterlassen haben. Wobei Faeser wie… Mehr

old man from black forrest
1 Monat her

Man muß doch festhalten, daß dem größten Teil der Bürger dieser eklatante Verstoß gegen Grundrechte – aber auch wie er durchgezogen wird – völlig egal ist oder gar goutiert wird. Den Vorlauf dazu haben wir zu Corona-Zeiten erlebt. Ein Aufschrei in der größten Oppositionspartei und Forderung nach parlamentarischen Maßnahmen? Fehlanzeige! Nichts davon wird eingefordert. Jedes Mittel wird genutzt um Kritik an der seit 20 Jahren andauernden Katastrophenpolitik, an der ja ausser der AfD alle beteiligt sind, zu unterbinden. Und das Volk interessiert es nicht oder will es sogar so. Das ist die traurige Tatsache.

Brauer
1 Monat her

Die Überläuferin läuft von den grünen Grünen zur günen CDU über.
Ändert sich gar nichts.

Asurdistan
1 Monat her
Antworten an  Brauer

Aber bei der grünen CDU sichert sie sich ihr Einkommen und kann trotzdem ihren grünen Senf dazugeben.

Thomas Blobel
1 Monat her

Auf die Sendung hatte ich mich gefreut, wenn man das so sagen darf. Den Herrn Theveßen zu Beginn der Sendung habe ich mir geschenkt. Aber sonst versprach ich mir eine kurzweilige Sendung.
Nachdem der Herr Heil aber davon sprach, die Auswirkungen der Bürgergeldreform hätte niemand voraus gesehen und man würde ja jetzt nachsteuern, habe ich abgeschaltet. Im Moment fällt mir auch keine beleidigungsfreie Bezeichnung für unseren Herrn Minister ein.

Kassandra
1 Monat her
Antworten an  Thomas Blobel

Wie will er „nachsteuern“, wenn offensichtlich ist, dass immer mehr über die offenen Grenzen nachkommen, die das auf Dauer „ansteuern“?
Gestern soll übrigens Faeser dafür gesorgt haben, 24 auf einen Streich neu in diesem Bereich auffangen zu müssen. Wie viele sonst noch auf ihr Betreiben aus Afghanistan bzw. sonst wo auf der weiten Welt entzieht sich unserer Kenntnis!