Wenn die Bundesvorsitzende der JuLis vom Kampf gegen Hass und Hetze profitieren will

Spiegel und Tagesschau preisen ein neues Start-up-Unternehmen an, das gegen Hass und Hetze helfen soll – geleitet von der Vorsitzenden der Jungliberalen. Macht die FDP-Jugend vor, wie es bald mit den Protagonisten der maroden Partei in der APO weitergeht?

Screenprint: ARD/Tagesschau

Es gibt sie noch, die guten Nachrichten! Die Tagesschau spricht in ihrer 20-Uhr-Sendung vom Donnerstag, den 26.09.24, von einem Start-up-Unternehmen junger, ambitionierter Menschen, die mithilfe einem „KI-gestützten“ Ansatz Menschen zu ihrem Recht verhilft.

Die Zielgruppe der Entrechteten besteht dabei offenbar aus Politikern und Prominenten. Denn die könnten sich kaum gegen Hasskommentare wehren. Die Tagesschau zeigt dann auch nicht einen hilflosen Normalo-User, sondern Roderich Kiesewetter. Betroffen erklärt der CDU-Politiker: „Die kommen täglich. Teilweise recht koordiniert. Teilweise vereinzelt. Aber immer mit vergleichbaren Botschaften: Tod, „Wir wissen, wo deine Familie wohnt“, „Wir bringen dich um“ oder „Häng dich selber auf, bevor wir es tun“.

Bisher hätte Kiesewetter bei seinen Anzeigen wenig Erfolg gehabt. „Nun setzt er auf die Hilfe von Franziska Brandmann. Die Vorsitzende der Jungen Liberalen wurde selbst schon oft im Netz heftig beleidigt.“ Huch? Eine JuLi-Vorsitzende hilft mit ihrem neuen Unternehmen – und erhält einen Tagesschau-Beitrag? Auch im Spiegel läuft ein Artikel über die Aktion. Zwei reichweitenweite Schlachtschiffe berichten über ein Drei-Mann-Unternehmen, das sich gegen Hass und Hetze wendet und sich „SO DONE“ nennt.

Die künstliche Intelligenz sei „auf deutsches Strafrecht trainiert“. Das Unternehmen stelle derzeit 1.000 Strafanzeigen – im Monat. Die Meldungen gehen „rechtssicher“ an die Justiz. Auf der Webseite kann man unter „Erfolgsgeschichten“ nachlesen: „3.200 € Strafe wegen ‚Hurensohn‘“, „1.000 € für ‚verbrauchte Lobbyhure‘“ oder „‚Rheinmetallschlampe‘ kostet 1000 €“. Das Meldeaufkommen würde sogar bald steigen – wenn das Dreier-Team auch „anderen betroffenen“ helfen würde.

Prominente Unterstützung erhält das Team nicht nur von Kiesewetter. „Ich habe mich entschieden, das [Hass, Beleidigungen bis zur Todesdrohungen, Anm. der Red.] nicht zu akzeptieren und somit zu normalisieren, sondern gemeinsam mit SO DONE konsequent gegen Beleidigungen und Bedrohungen vorzugehen“, schreibt Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

Nicht nur Habeck, sondern auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP) bedankt sich für die Arbeit von SO DONE, NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) lobt die Initiative und der Anti-Geopolitik-Experte Carlo Masala, der gewöhnlich jeden blockt, der nur im Ansatz eine andere Meinung hat, bedankt sich artig für die Arbeit von SO DONE. Weitere zufriedene Kunden: Julia Klöckner (CDU), Mareile Ihlde („Höllenaufsicht“ auf X) und Ralf Stegner (SPD). Aber auch Manuel Ostermann, von der Bundespolizeigewerkschaft DPolG bedankt sich.

Selten hat ein so junges und kleines Start-up wohl so viel Unterstützung erfahren. Dabei verweist die Geschichte auf einen allgemeinen Trend: Die FDP möchte sich schon länger in der Szene der „Hass-und-Hetzer“-Bekämpfer etablieren, um „Unsere Demokratie“ zu verteidigen. Womöglich, um später von diesem Zweig zu profitieren, der die Demokratie stützt, indem er auch andere kritische Meinungen ausmerzt, die auch unterhalb von Beleidigungen und Drohungen bleiben.

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Kommentare ( 14 )

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Klaus Peter
20 Minuten her

Die bereiten sich schon mal auf eine Anschlusskarriere vor. Irgendwas müssen sie doch tun, wenn ihre Partei ins Vergessen gerät. Liberale Prinzipien sind nur hinderlich beim Neustart.

Der Person
22 Minuten her

„Die FDP möchte sich schon länger in der Szene der „Hass-und-Hetzer“-Bekämpfer etablieren, um „Unsere Demokratie“ zu verteidigen. Womöglich, um später von diesem Zweig zu profitieren, der die Demokratie stützt, indem er auch andere kritische Meinungen ausmerzt, die auch unterhalb von Beleidigungen und Drohungen bleiben.“ Nein, viel einfacher, die haben „nur“ das schmierige Geschäftsmodell der Rheimetallsc… von Frau Strack-Zimmermann „Provozieren-Abmahnen-Kassieren“ automatisiert, eine Leserin von Danisch hat das aufgedeckt: „Das alles kostet dich gar nichts! SO DONE ist dein Prozesskostenfinanzierer und bezahlt als solcher alle Anwalts- und Gerichtskosten, die anfallen. Dafür ist SO DONE mit 50% an der Geldentschädigung beteiligt, die dir… Mehr

Klaus D
27 Minuten her

Kampf gegen Hass und Hetze….das ist naiv denn nur weil die leute die worte dann wohl nicht mehr nutzen (die strafrelevant sind) ist der hass doch nicht weg.

Gert Friederichs
41 Minuten her

„So Done“ residiert in Rheine. Da sollte doch mal untersucht werden, ob denn die rechtsanwaltschaftliche Unterstützung der Truppe vom gleichen in Rheine ansässigen Rechtsanwalt kommt, welcher der Strack-Zimmermann zu erheblichen Nebeneinnahmen durch Abmahnungen verhilft.

Urmeli
47 Minuten her

Schön, wenn junge Leute eine Lebensaufgabe finden, und sich dabei nochnichteinmal die Finger schmutzig machen müssen. Ein Hoffnungsschimmer.

Yani
56 Minuten her

SO DONE ist so typisch für dieses im Würgegriff der bürgerlichen Wessis befindliche Land. Eine Politikerin etabliert über ihr politisch-mediales Netzwerk ein Unternehmen, bei dem der Hauptanteil der Laufkundschaft aus eben jenem steuergeldgemästeten polit-medialen Milieu stammen wird. Hier sind nichtmal dubiose steuergeldfinanzierte Finanzhilfen zur Gründung notwendig, da bereits vor Gründung feststeht, dass es ausreichend Nachfrage für ihr “Produkt” geben wird – Nachfrage von Leuten mit direktem oder indirektem Zugriff auf Staatsgelder und die Gründerin sowieso aus dem finanziell saturierten westdeutschen Bürgertum stammt.
Böse Zungen würden von Kleptogratie reden. Ich ja nie. Ich find solch ein “mutiges” Engagement ja super…^^

Last edited 55 Minuten her by Yani
BellaCiao
58 Minuten her

So sehen jetzt also moderne Start-Ups in Deutschland aus. Hauptsache irgendetwas mit KI. Echt super innovativ unsere Politiker, sie wenden eine KI für eigene Zwecke an. Ich hoffe es scheitert nicht an zu wenig Fördergeldern. Na ja, sie können sich ja vom Steuerzahler sponsern lassen.

ersieesmussweg
1 Stunde her

Das Geschäftsmodell „Steuern abgreifen“ wird immer populärer. Warum soll man sich auch dem freien Wettbewerb stellen wenn die „Kunden“ ihre Rechnungen großzügig mit öffentlichen Mitteln begleichen können.

Martin Mueller
1 Stunde her

Es sind immer die anderen – die politischen und gesellschaftlichen Andersdenker – die Hass und Hetze verbreiten und deren Meinung man zensieren muss.

Aber das ist eben nicht Demokratie!

Vielleicht sollte man sich mal am die eigene Nase fassen und lernen, was Demokratie und Meinungsfreiheit.

In einer funktionierenden Demokratie gibt es immer mindestens zwei Meinungen, die sich kontrovers gegenüber stehen.

Natürlich ist klar, das strafrechtlich Relevantes zur Anzeige gebracht werden muss.

Last edited 1 Stunde her by Martin Mueller
NurEinPhilosoph
1 Stunde her

Und was macht das schlaue Tool, wenn Beleidigungen, Hass & Hetze künftig nicht mehr aus menschlicher Feder stammen, sondern ebenfalls von einer KI?

Ist dann der Programmierer schuld?
Der Abonnent?
Oder kann sich die KI auch selbst radikalisieren, sie lernt ja schnell ?