Bei Maischberger: Der Talk der Ahnungslosen, natürlich mit Norbert Röttgen

Schon bei Corona habe er das multiple Versagen der Regierung und Behörden erleben müssen und nun auch wieder, sagte Herr Koll vom ZDF (!): Massive Defizite, wohin das Auge schaut.

Screenshot ARD / Maischberger

Während der afghanische Präsident Ashraf Ghani sich mit einer Palette Bargeld ins Ausland absetzte, berichtet das deutsche TV rund um die Uhr vom drohenden Schicksal der Afghaninnen, die nun wieder Tschador tragen müssen wie viele ihrer Leidensgenossinnen in Wuppertal, Duisburg oder Berlin.

Sandra Maischberger hätte jeden ins Studio setzen können, der auch keine Ahnung hat, sie entschied sich aber für Theo Koll vom ZDF, das übrigens weltexklusiv Islamist*innen unter den Taliban erkannt haben will, einen Herrn vom Spiegel, und Anna Schneider von der Welt. Nun wollen wir hier nicht wiederholen, was tausendfach auch überall sonst in Absurdistan zu hören und lesen war, aber ein Satz des Spiegel-Mannes tat uns ein wenig weh: Deutschland sei das einzige Beispiel, wo die Umerziehung geklappt habe. Wo wir immer gedacht hatten, die SPD und der Widerstand habe den Deutschen die Freiheit am Rhein gebracht.

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In Afghanistan hat es nicht geklappt, weil wohl einfach zu viele Beteiligte an den Zuständen zu viel verdient haben, und die politischen Entscheidungsträger in den besetzenden Ländern hauptberuflich an der Situation einfach desinteressiert waren, solange nicht Mädchenschulen oder Genderfragen zur Debatte standen.

Marcus Grotian wird in den einen Quellen als Hauptmann, in anderen als Ex-Hauptmann bezeichnet, bei Sandra saß er als Vertreter des „Patenschaftsnetzwerks Afghanischer Ortskräfte“. Da steht es nämlich schon länger nicht mehr zum Besten. Einerseits wurden viele der Ortskräfte über Subunternehmer angeheuert, so dass das mit den erwarteten Visa nun noch schwieriger wird, andererseits hat es ja mit dem geordneten Rückzug nicht geklappt. Hier waren alle Anwesenden der Meinung, dass Deutschland mehr tun müsse.

Ach, Deutschland. Der Begriff „deutsche Interessen“ kam in Maischbergers Lehrstunde nicht ein einziges Mal vor. Der bei Auslandsfragen unverzichtbare Norbert Röttgen saß sodann für die etwas ins Abseits geratene Atlantikbrücke und die CDU im Zwiegespräch  mit dem weithin beliebten Kommunistenführer Gregor Gysi als sein Konterpart.

Für Röttgen sonnenklar: Wenn die Bundeswehr noch da wäre, wäre alles nicht passiert. Nein, die USA und die Bundeswehr hätten in Afghanistan bleiben müssen – wie lange weiß er auch nicht – außerdem war das doch „gar kein Krieg, sondern lediglich ein Stabilisierungseinsatz“. Nun, wo „Biden Vollstrecker der irrsinnigen Politik von Donald Trump“ geworden ist, hat Norbert Röttgen auch keinen Plan mehr. Jetzt sind die Chinesen da und die Russen, „und der Drogenhandel geht unter den Taliban weiter“.

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Schade, dass der Röttgen nicht besser gebrieft wurde, denn TE-Leser wissen dank des kenntnisreichen Richard Drexl, dass „die rigide Antirauschgiftpolitik der Taliban zu einer Reduzierung der Opiumernten auf etwa 185 Tonnen im Jahr 2001 geführt“ hatte: „Entgegen allen offiziellen Verlautbarungen konnten sich nach der US-Invasion ab Oktober 2001 die Opiummärkte wieder erholen.“

Natürlich bekam Röttgen auch gegen Gysi keine Schnitte. Obwohl jetzt alle „Ortskräfte“ einfliegen wollen, hatte Röttgen noch im Mai gegen einen entsprechenden Antrag der Opposition gestimmt, weil erstens „die Regierung nicht mit der Opposition stimmt“ (außer gegen die AfD), und zweitens „so etwas nicht im Parlament, sondern in der Regierung entschieden wird“. Da muss Gysi nur süffisant darauf hinweisen, dass es sich um eine parlamentarische Demokratie handele, schon saß Röttgen wieder auf dem Topf.

Richtig humoristisch wurde es dann, als Maischberger etwas über Schuld und Verantwortung wissen wollte. Gysi legte Merkel, Heiko und Annegret den Rücktritt nahe, Norbert fand schon das Ansinnen in Wahlkampfzeiten „abstoßend“. Anna Schneider zitierte Merkels Satz „Ich trage die volle Verantwortung“, was aber nur so viel heißt wie: nix. Der Spiegel-Mann beklagte seit Möllemanns Rücktritt wegen eines falschen Briefbogens die Abschaffung der Verantwortungskultur, würde aber gerne noch den geordneten Rückzug von Merkel, Kramp, Maas und Horst sehen. Herr Koll vom ZDF soll das Schlusswort haben. Schon bei Corona habe er das multiple Versagen der Regierung und Behörden erleben müssen und nun auch wieder. Massive Defizite, wohin das Auge schaut.

Außer bei ARD und ZDF natürlich, fügen wir hinzu. Gute Nacht.

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Kommentare ( 68 )

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Wolfgang M
3 Jahre her

Röttgen hat allen Ernstes gesagt, dass er gegen den Antrag der Grünen gestimmt habe, weil das Parlament so etwas nicht zu entscheiden habe. Soweit stimmt es noch. Aber das Parlament hat ein Initiativrecht, was bedeutet, dass sich die Regierung mit dem Thema zu befassen habe, wenn das Parlament es wünscht. Es ging wohl nur darum, dass ein Mitglied der Regierungspartei nicht mit der Opposition stimmt und schon gar nicht mit der AfD. Da muss man sagen, dass die Fraktionen im Bundestag ihrer Aufgabe nicht mehr nahkommen. Der Bundestag soll die Regierung kontrollieren und nicht alles abnicken. Zum zweiten kann er… Mehr

zweisteinke
3 Jahre her

Das glauben Sie doch nicht im Ernst? Angesichts der zigtausenden „Beschäftigten“ und ihren umfangreichen Sippen, die hier von den Amis abgeladen werden. Meinen Sie, daß auch nur ein Einziger von denen in die usa einreisen wird?

sven69
3 Jahre her

Wem wollen wir denn etwas vormachen ? Wie will man ein Volk dazu erziehen, dass es sich gegen eine Gruppe von Unterdrückern wehrt, wenn wir selber uns gegenseitig dazu erziehen immer konform zu sein und mit dem Strom zu schwimmen. Die Deutschen wehren sich ja auch nicht gegen die Corona-Taliban. Von daher: Nie auf andere schauen, immer zuerst vor der eigenen Tür kehren

Sonny
3 Jahre her

Warum hat die Sendung so lange gedauert? Das war ja völlig sinnbefreit. Der Schlußsatz von Herrn Koll hätte doch völlig ausgereicht.

Gaartz
3 Jahre her

Die zwei Hauptverantwortlichen für das Afghanistan-Desaster sind Biden und Merkel. Offensichtlich ist das totale Versagen Bidens. Er war es, der am 8.7. den überstürzten, völligen Abzug der Amerikaner angeordnet hat. Vor gerade einmal fünf Wochen hatte er sich optimistisch gezeigt, dass 300.000 bestens ausgerüstete afghanische Streitkräfte sich wohl gegen gerade mal 75.000 Taliban behaupten sollten, außerdem hatte er eine schmachvolle Flucht wie 1975 aus Saigon kategorisch ausgeschlossen. Grotesker scheitern als Biden geht nicht! So aberwitzig wie vorhersagbar ist Bidens Versuch, seinem Amtsvorgänger Trump die Schuld zuzuschieben an seiner eigenen katastrophalen Fehleinschätzung der Lage. Alle diese Vorwürfe gehen ins Leere, denn… Mehr

caesar4441
3 Jahre her

„Herr Koll vom ZDF soll das Schlusswort haben. Schon bei Corona habe er das multiple Versagen der Regierung und Behörden erleben müssen und nun auch wieder. Massive Defizite, wohin das Auge schaut“

Da ist der gutbezahlte Schreibtisch weg.Frau Merkel wird das nicht hilfreich finden.

Schwabenwilli
3 Jahre her

„Nun, wo „Biden Vollstrecker der irrsinnigen Politik von Donald Trump“ geworden ist“

Der Norbert redet seit Jahrzehnten nur Stuß und gerade deshalb kommt er regelmäßig im örr.

“ Herr Koll vom ZDF soll das Schlusswort haben. Schon bei Corona habe er das multiple Versagen der Regierung und Behörden erleben müssen und nun auch wieder. Massive Defizite, wohin das Auge schaut“

Oha, was ist da seit ein paar Tagen los? Dem zuverlässigsten Jubelchor der Regierung scheint die Düse zu gehen. Ja Leute eure Schutzheilige Angela wird bald nicht mehr die Hand über euch und die GEZ Einnahmen halten.

Lars Baecker
3 Jahre her

Auch er wird eine Familie zu ernähren (gehabt) haben.

caesar4441
3 Jahre her

Tägliches Programm im krautistan Kasperltheater :
Heute : Wir retten Afghanistan und morgen retten wir die Welt.

Dr. Rehmstack
3 Jahre her

Also es muss zwei Theos geben, den bei Maischberger und den in den Sommer Interviews. Der erste sieht überall Regierungsversagen, der andere hat dazu in den Sommer Interviews keine einzige Frage gestellt, allerdings beide waren immer in rosé kostümiert, eigenartig.