Bei Illner: Gestatten, Altmaier, Verkaufsleiter von Macron

Umwelt, Energie, Wirtschaft, besondere Aufgaben – dem Saarländer ist nichts zu schwer. Bei Illner versuchte er Emmanuel Macrons Europaplan zu verkaufen.

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Das letzte Wort hatte Wirtschaftsminister Peter Altmaier, der mit einer Broschüre seines Masterplans wedelte und ankündigte, er reise im April nach Brüssel, um dort mit allen alles ergebnisoffen zu diskutieren.

Was für ein Masterplan?, werden jetzt viele fragen und in der Tat auch bei Illner blieb das meiste im Argen. Eine Industriepolitik gegen Trump und China soll es sein, um Firmen wie den Roboterhersteller Kuka vor chinesischen Käufern zu schützen, was natürlich zu spät kommt, weil längst passiert. Und wenn wir schon das Pferd vom Schwanze aufzäumen: gegen Ende der Sendung wurde klar, dass der neue Masterplan eine weitere Finte von Monsieur Macron ist, und Peter nur so eine Art Verkaufsleiter des Ganzen.

Die wichtigste Erkenntnis des Abends mit Illner: Eine Talkshow im deutschen Gemeinwohlfernsehen könnte tatsächlich Sinn machen, wenn man denn die richtigen Gäste einlädt. Also nicht immer Sahra Wagenknecht (wieder dabei) Sandra Navidi (wieder dabei), Göring-Eckhardt (ausnahmsweise nicht dabei, sie hatte dem anschließend folgenden Lanz zugesagt) oder Peter Altmaier, der noch nie in einer solchen Sendung etwas Vernünftiges beizutragen wusste.

Nein, der Maschinenbauer Karl Haeusgen ist doch bestimmt kein Einzelfall, es wird im Land noch mehrere Unternehmer mit dreistelligen Millionenumsätzen und weltweiten Geschäftsverbindungen geben, die Interessanteres zum Thema Wirtschaft, Standort, Zölle und Politik beizutragen haben. Was solche Leute zu Donald Trump sagen, hat jedenfalls mehr Gewicht als das, was man von den üblichen Verdächtigen Tag für Tag zu hören bekommt.

Wenn ein linker Journalist dabei sein muss, warum dann nicht Felix Lee von der „taz“ (wir wussten gar nicht, dass es die noch gibt). Denn dem in D. aufgewachsenen Chinesen (wir haben es gegoogelt, um nicht in die Dieter Bohlen-Falle zu laufen mit der Frage: „Wo kommen Sie denn her?“) fehlt das autochthonen Linksjournos eigene Messianische, Boshafte oder Überhebliche.

So erfuhren wir, dass das nicht so schlecht sei, was der Trump mit den Chinesen macht. Das Trump-Bashing hier führt nicht weiter, sagte Haeusgen (Peter, bockig: Hmm). In der Tat sei China nervös, bestätigte Lee. Peter erzählte dann, er war gerade in den USA und habe denen ein Angebot gemacht (alle Zölle weg), das die nicht ablehnen könnten, er ließ aber offen, ob auch die französischen Winzer Bescheid wissen.

Peters (eigentlich Macrons) Industrieplan wurde anderswo schon als Protektionismus und Planwirtschaft gegeißelt, so dass Haeusgen sich auf den Spott beschränken konnte: Man habe so lange nichts aus dem Wirtschaftsministerium gehört, jetzt habe man dort wohl nachgedacht, und es sei doch schön, dass man überhaupt mal über etwas anders als Sozialpolitik rede.

Der Peter hat aber auch keinen leichten Stand. Da fragt er die Autoindustrie, wo er fördern könne, dann wüssten die es selber nicht. Brennstoffzelle, Batterien. Jetzt also Batterien, weil ja bald „die Autos elektrisch und von alleine fahren“. „Warum sollen Batterie betriebene Autos die Zukunft sein?“ So umweltschädlich wie die Batterien hergestellt werden. Er möge doch besser in ergebnisoffene Förderung investieren, empfiehlt Haeusgen. Wie er es macht, macht er es verkehrt, der Peter.

Jetzt hat er jedenfalls einen Plan. Da will er einen Drei-Milliarden-Fonds zum Schutz kleinerer Unternehmen vor chinesischen Übernahmen aufstellen, den Lee höflich verspottete, soviel gebe allein Peking für die Parkgestaltung aus.

Und Konzerne will Altmaier schmieden wie Airbus, und auf das Grinsen in der Runde antwortete er, immerhin kämen heute die Hälfte aller Flugzeuge aus Europa. Nach diesem Muster solle es eine Union von Siemens und dem französischen Alstrom beim Eisenbahnbau geben, doch da machte ihm bereits die EU-Kommission einen Strich durch die Rechnung. Außerdem gab es bei der Gründung von Airbus keine EU mit 28 Mitgliedstaaten mit Vetorechten.

Nun also soll eine gemeinsame Industriepolitik auch das Digitale richten – in der Realität steht man gerade mit Huawei in Verhandlungen wegen des G-5 Mobilfunkstandards, den Europa alleine nicht hinbekommt. In Frankreich steht es kaum besser: „Ist Französische Industriepolitik schlau?“, fragte rhetorisch Karl Haeusgen: „Eher nicht.“

Sandra Navidi zählte dann die europäischen Firmen auf der Liste der 20 größten Tech & Digital-Konzerne auf: Null. Und Sahra behauptete, all die Silicon Valley-Giganten seien mit US-Staatsknete massiv gefördert worden, also bitte schön, das könnten wir doch auch. Leider saß kein Peter Thiel am Tisch, ein Seed-Investor bei Paypal, Google und Facebook, der Einspruch hätte erheben können. Sandra korrigierte später nur leicht, dass das US-Militär massiv in die Bereiche investiere, die für ihre Interessen nützlich scheinen. Das ist bei uns ja genauso, siehe von der Leyens Investments im Kita-Bereich.

Am Ende wird die alte Gewissheit verstärkt, das Land gedeihe mit diesen Regeln am besten: Steuern runter, Finger weg. Vor allem, wenn die Politik nicht die Interessen des eigenen Landes, sondern die von anderen vertritt. Dabei fällt uns ein Plakat ein, das wir beim Gang in die Stadt sahen, als wir unser Indianerkostüm zum Leihhaus zurückbrachten. Schulz war darauf zu sehen mit der Zeile: Europa ist die Antwort.

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Kommentare ( 31 )

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F.Peter
5 Jahre her

Für Altmaier gilt halt der alte Satz: Menschen werden solange befördert – insbesondere wohl in der Politik – bis sie die höchste Stufe der Inkompetenz erreicht haben.
Oder der: Die dicksten Nieten sitzen auch bei einer Jeans an den wichtigsten Stellen!

usalloch
5 Jahre her

Illner hatte wieder zum Tisch der Ahnungslosen geladen „Diese Gruppe war wieder von Störungen durch qualitative Abweichungen in den wechselseitigen Interaktionen und Kommunikationsmustern und durch ein eingeschränktes, stereotypes, sich wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitäten gekennzeichnet.“ Ausgenommen Herr Haeusgen, der durfte, da er etwas zu viel von der Materie versteht, und das ist immer so bei der roten Zora, wenig sagen. Eigentlich ist es Zeitverschwendung sich dieses Martyrium Illner anzutun. Allerdings ist es immer wieder interessant zu hören , wie der neue Weltwirtschaftslenker „Peter guck in die Luft“,versucht , seine verschwurbelten Theorien an den Mann zu bringen.

pcn
5 Jahre her

Woher der Strom für die vielen Millionen Elektroautos kommen soll, das hätte ich gerne von Herrn Altmeier erfahren.
(Wahrscheinlich aus der Steckdose)

F.Peter
5 Jahre her
Antworten an  pcn

Sie haben es doch schon erkannt. Dürfen sich daher wohl schon als erkennender der neuen Weisheiten bezeichnen!
Ach ja, vom Altmaier werden Sie wohl nie etwas erfahren, weil er immer nur von Dingen spricht, von denen er halt keine Ahnung hat! Ich spreche aus persönlicher Erfahrung!

Absalon von Lund
5 Jahre her

Peter Altmeier zeigt uns, daß man am Ende im Irrenhaus landen kann, wenn man in einem System voller Lügen um jeden Preis Karriere machen will.

F.Peter
5 Jahre her
Antworten an  Absalon von Lund

Wieso im Irrenhaus? Der hat doch seine Pensionansprüche in überreichlicher Höhe. Und die wird der auch bekommen, egal auf was wir dann als Staat verzichten müssen!

Marc Hofmann
5 Jahre her

Das Stimmt schon…Europa der eigenverantwortlichen Vaterländer…der selbstverantwortlichen Vaterländer…das ist die Antwort auf die Zentralistische NGO-EU mit ihren Führerfiguren Merkel, Junker, Draghi, Tusk!

F.Peter
5 Jahre her
Antworten an  Marc Hofmann

Das ist nicht nur die Antwort, das ist die Grundlage der römischen Verträge. Also dem Ursprung dieser EU.

KoelnerJeck
5 Jahre her

Ja, mach nur einen Plan …

Wie heißt es doch so wahr im Brechts Dreigroschenoper: „Ja, mach nur einen Plan. Sei nur ein großes Licht! Und mach dann noch ’nen zweiten Plan. Geh‘ n tun sie beide nicht.“ Es sind Zeilen aus dem „Lied von der Unzulänglichkeit des menschlichen Strebens“.

https://www.youtube.com/watch?v=WENkquBHchM

Der-Michel
5 Jahre her

Als die zahllosen Gegner, Konkurenten der deutschen Autoindustrie aufgezählt wurden, waren alle Aufgezählten im Ausland beheimatet. Ich habe da immer auf die Nennung der DUH gewartet. Keiner hat der Automobilindustrie in Deutschland mehr geschadet.

Luisa Nemeth
5 Jahre her

Wertester Herr Paetow, ich kann das zeitraubende Geschwätz der Einäugigen n i c h t ertragen. Auch nicht mehr in der, die, das m/w/d Mediathek. Dennoch Danke.

Tesla
5 Jahre her

In Abwandlung eines Zitats von Dieter Hallervorden: „Berliner Politiker haben eine einmalige Begabung. Sie können Spreu von Weizen trennen. Und die Spreu beschließen sie dann.“

Kristallo
5 Jahre her

Herr Paetow. wie wäre es denn, wenn Sie einfach mal feststellen würden: Es waren im Prinzip wieder die gleichen Gäste da , etwas Neues und Interessantes wurde nicht vorgebracht. Die einzige Oppositionspartei war wieder nicht eingeladen. Ich verzichte deswegen auf eine weitere Besprechung der Sendung.

GerdM
5 Jahre her
Antworten an  Kristallo

Sie haben in Prinzip recht, aber den Irrsinn der Maischberger-Runde von dieser Woche hätte ich schon gerne hier kommentiert gelesen, oder habe ich etwas übersehen ?