Bei Illner: Die Angst vor Donald Trump

Trump überlebt ein Attentat und wird wohl der nächste US-Präsident werden. Vizepräsidentschaftskandidat J. D. Vance kritisiert die von grüner Politik verursachte Deindustrialisierung Deutschlands. Und wann knüpft die deutsche Politik endlich Kontakt zu Trump? Von Fabian Kramer

Screenprint: ZDF / Maybrit Illner

Mit blutverschmiertem Gesicht reckt Trump seine Faust in Richtung Himmel und posiert für seine Fans. Kurze Zeit vorher schießt ein Attentäter auf den Kandidaten der Republikaner. Diese Szene geht um die Welt und verändert mutmaßlich den amerikanischen Wahlkampf zugunsten Trumps. Der gebürtige New Yorker ist ein Entertainer und weiß in so einem Moment, wie er sich selbst in Szene setzt. Solch eine Gabe nötigt vielen Amerikanern Respekt ab. Zeugt sie doch von innerer Stärke, wie sie einem künftigen Präsidenten gut zu Gesicht stehen würde.

Das Attentat zu überleben, dürfte für Trump eine Vorentscheidung im Wahlkampf sein. Die Reihen der eigenen Partei sind fest geschlossen und auch unentschlossene Wähler sind beeindruckt von Trumps Kampfgeist. Die Illner-Sendung an diesem Abend befasst sich mit der wahrscheinlichen Präsidentschaft von Trump. Kein einziger aktueller Tagespolitiker ist Teil der Runde. Mehrheitlich links orientierte Experten und solche, die es gerne wären, lassen die Alarmglocken schrillen und malen den Trump-Teufel an die Wand. Was für ein Armutszeugnis.

Dabei sind die USA nicht irgendwer und es wäre für die Bevölkerung interessant, die künftige Strategie der deutschen Politik zu erfahren. Aber die erste, zweite und dritte Reihe der deutschen Politik hatte anscheinend Besseres zu tun oder wurde nicht eingeladen. Im Falle der AfD kann man in jedem Fall davon ausgehen, dass kein Vertreter angefragt wurde. Am Ende könnte die AfD etwas Nettes über Trump sagen. Das ZDF verschwendet an diesem Abend eine Stunde Sendezeit an weitgehend unbedeutende Statisten aus dem politischen Berlin.

Zwingt das Trump-Attentat Biden zur Aufgabe?

Demokraten fallen Biden in den Rücken
Der Druck auf Joe Biden wächst jetzt stündlich
Nach dem Attentat ist Trumps Chance auf die erneute Präsidentschaft größer als jemals zuvor. Im Vergleich zu einem gebrechlichen Biden wirkt Trump nach seiner starken Reaktion auf das Attentat fast wie ein Actionheld. Die Bilder von Trump brennen sich in die Netzhäute und die Herzen der Amerikaner. Der Sicherheitsexperte Peter Neumann glaubt deshalb, dass die Bilder von Trump noch einige hundert Male im Wahlkampf zu sehen sein werden. Davon kann man ausgehen. Bestes Material für seinen Wahlkampf lässt der alte Showman Trump sicherlich nicht ungenutzt.

Neumann äußert aber gleich Bedenken: „Trump könnte sich als Märtyrer stilisieren.“ Was nicht verwerflich wäre. Schließlich hat Trump als Überlebender das Recht, sich so zu präsentieren, wie er es für richtig hält. In jedem Fall ist seine Position innerhalb der eigenen Partei so stark, wie sie es wahrscheinlich noch niemals war. „Die Republikaner versammeln sich hinter Trump“, analysiert der ehemalige Chef der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger. Damit stehen Joe Biden und seine Demokraten unter immensem Zugzwang. Für Ischinger ist klar, dass die Demokraten Biden zur Aufgabe bringen werden.

Auch die aus den USA zugeschaltete Sicherheitsexpertin Liana Fix glaubt an eine Aufgabe von Joe Biden. „Die Covid-Erkrankung gibt seiner Kandidatur den Rest“, meint sie. Für sie ist das Rennen um die Präsidentschaft noch offen. Viele Gäste in der Runde haben insgeheim die Hoffnung, dass ein neuer demokratischer Kandidat Trump schlagen könnte. Es ist aber vor allem der eigene Wunsch der Vater des Gedanken. In fast allen Umfragen gegen fast jeden erdenklichen demokratischen Kandidaten hat Trump die Nase vorn. Joe Biden ist sogar noch der Kandidat, der Trump am nächsten kommt. Die Präsidentschaft ist für Trump deshalb so gut wie sicher.

J. D. Vance disst Ricarda Lang

Isolationist und Freund Israels
Wer hat Angst vor J. D. Vance?
Trumps Mann für die Vizepräsidentschaft ist auch in Deutschland kein Unbekannter. J. D. Vance hat eine erfolgreiche Autobiographie geschrieben, die auch verfilmt wurde. Seine Autobiographie schildert die Lebensverhältnisse der verarmten Arbeiterklasse aus dem mittleren Westen. Vance hat den sozialen Aufstieg geschafft. Er hat sich von einem Trump-Kritiker zu einem Loyalisten entwickelt. Die linke Journalistin Annika Brockschmidt hält wenig von Vance. „Er ist ein Extremist“, findet sie. Außerdem würde er Trump keine neuen Wählergruppen beschaffen, meint die Buchautorin weiter.

Dafür ist Vance aber auch nicht gedacht. In den entscheidenden Bundesstaaten geht es vor allem um die weiße Arbeiterklasse. Diese Schicht spricht Vance erfolgreich an. In seinem letzten Wahlkampf in Ohio drehte der Republikaner einen Rückstand in den Umfragen und wurde am Ende vor seinem demokratischen Kontrahenten zum Senator gewählt. Ohio ist inzwischen auch wegen Vance zu einem Trump-Staat geworden. Der umtriebige Vance mischt sich gern auch mal in die deutsche Politik ein. Auf einer Veranstaltung bei der Münchner Sicherheitskonferenz mit Ricarda Lang kritisiert er lautstark die grüne Politik der Deindustrialisierung.

Für den Senator ist klar, dass nur das Industrieland Deutschland seinen Verpflichtungen zur Bündnisverteidigung nachkommen kann. Der Sicherheitsexperte Peter Neumann sieht J. D. Vance kritisch. Vance würde die Nato in Frage stellen und sei eine Gefahr für das Bündnis, meint Neumann. Der ehemalige CDU-Abgeordnete und Merkel-Jünger Ruprecht Polenz geht noch weiter. „Putin könnte sich herausgefordert sehen, uns zu testen“, meint er.

Die deutsche Politik hat keinen Trump-Plan

Ärger mit Ansage
Ein Komet namens Trump rast auf die Ampel zu
Die Wahl in den USA rückt näher und die Strategie der deutschen Politik scheint es zu sein, verzweifelt auf einen Sieg der Demokraten zu hoffen. Bisher unterlässt es die Bundesregierung, ihre Kontakte zum Trump-Umfeld zu verbessern. Ein schwerer diplomatischer Fehler. Denn Trump hat ein gutes Gedächtnis und weiß es zu schätzen, wenn man sich um bessere Beziehungen bemüht. Die Bundesregierung würde nicht mal mit leeren Händen zu Trump kommen. Man erreicht inzwischen das Zwei-Prozent-Ziel und hat für mehrere Milliarden US-Waffensysteme bestellt.

Immerhin hat die CDU eine Vorhut nach Milwaukee geschickt, um bei den Republikanern Kontakte zu knüpfen. Die Sicherheitsexpertin Liana Fix bemängelt die zögerliche deutsche Haltung. „Wir hätten uns viel früher mit einer zweiten Präsidentschaft von Donald Trump beschäftigen müssen“, findet sie. Auch Wolfgang Ischinger von der Münchner Sicherheitskonferenz findet: „Wir sollten nicht dämonisieren.“ Die Dämonisierung von Trump hilft am Ende niemandem.

Die USA sind der starke Pfeiler in der Nato. Die Bundesrepublik und die europäischen Nato-Staaten haben ein existenzielles Interesse an einer guten Beziehung zu den USA. Ohne die US-Unterstützung wird die deutsche Verteidigung um ein Vielfaches teurer. Hoffentlich ist das Fehlen von aktuellen Politikern in der Sendung kein Indiz dafür, dass man die US-Wahl auf die leichte Schulter nimmt.

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Kommentare ( 80 )

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80 Comments
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Dr. Rehmstack
1 Monat her

Wäre es nicht Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Medien die Rede des Präsidentschaftskandidaten Trump auszustrahlen? Wozu haben wir diesen seltsamen Spartensender, Phoenix? Der sendet heute „Die wilden Flüsse Afrikas“…

Ceterum censeo Berolinem esse delendam
1 Monat her

Was hat Ricarda Lang in München zu suchen,

Frau Lang wie breit hatte mit Sicherheit exzellente Gründe für den Besuch der Veranstaltung. Dem Vernehmen nach soll es eine gut bestückte Fastfood-Ecke auf den Buffets gegeben haben.

Dr. Rehmstack
1 Monat her

Also, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk schon auf Leute wie Polenz zurückgreifen muss, dann scheint der Offenbarungseid nicht mehr weit zu sein. Noch ein Satz zu den, von wem auch immer ernannten und durch was auch immer qualifizierten, so genannten Experten, ich warte noch auf eine Expertin für hart gekochte Eier.

Albert Pflueger
1 Monat her

Die Trump-Ablehner sind so in ihren eigenen Vorurteilen gefangen, daß eine adäquate Reaktion ihnen nicht möglich ist. Als Trump zum ersten Mal gewählt wurde, hat Schulz (der mit dem Schulzzug), seinerzeit Präsident des EU-Parlaments, morgens um 5 Uhr einen Kommentar ins Mikrofon erzählt, in dem er äußerte, das politische Establishment werde dem Trump schon zeigen, wo es lang geht. Der werde mit seiner Politik nicht durchkommen, und jetzt müßten alle die Demokratie verteidigen und zusammenstehen. Die Sprüche, die er da gemacht hat, wurden in keiner späteren Sendung mehr gebracht, da war wohl jemandem aufgefallen, daß Schulz sich schwer verhoben hatte.… Mehr

Haba Orwell
1 Monat her

> Das ZDF verschwendet an diesem Abend eine Stunde Sendezeit an weitgehend unbedeutende Statisten aus dem politischen Berlin.

Für mich nicht, da mich keine einzige Sekunde davon beansprucht. Möchte jemand wetten, ob auch nächste Woche auf ZDF plumpe Woke Propaganda kommt?

PeterMichael
1 Monat her

Warum spricht eigentlich keiner vom dritten Präsidentschaftskandidaten aus der Familie Kennedy, der ebenfalls von Millionen Amerikanern mit seiner konservativen und pragmatischen Einstellung gewählt werden wird ? Der die Unterstützung vieler normaler Bürger hat, der gegen Kriege ist und für „gesundem Menschenverstand“. Seine Newsletter sind sehr interessant und zeigt, wie schwer es offensichtlich ist, finanziell einen Wahlkampf führen zu können, der nicht vom Großkapital unterstützt wird. Seine Ansichten wären auch für Deutschland und Europa interessant und vorteilhaft.

Thomas
1 Monat her
Antworten an  PeterMichael

Es gibt Spekulationen, dass Trump RFK Jr. in sein Kabinett holt.

Kassandra
1 Monat her

Wer sich auf dieser Privatveranstaltung einbucht und aus welchem Grunde und wer zudem geladen wird – das wäre mal interessant heraus zu finden! Zumal es welche gibt, die es dahin nicht oder nicht mehr schaffen dürfen. Mike Pence, damals Vizepräsident der USA, hat dort jedenfalls zu Merkels Zeiten noch solchen Satz hinterlassen: „Wir werden mit der Welt umgehen, wie sie ist, nicht wie wir sie uns wünschen.“ Wiewohl keiner zuhörte bzw. auch mit Biden alles wieder vergessen schien kann man, mit Trump voraus, erwarten, dass die Realität wenigstens in den USA wieder einziehen wird. Denn, wie lange auch hier bekannt:… Mehr

Haba Orwell
1 Monat her
Antworten an  Kassandra

Apropos Vizepräsident und Realität – Vance zeigte öfter viel pragmatischer Sorge um die Realwirtschaft:

https://uncutnews.ch/j-d-vances-populistische-anti-korporations-bilanz-mag-sie-ueberraschen/

Auch Mittelstandspolitik tut Not in einer Welt, in der ein paar größte Konzerne via WEF regieren (etwas, was noch in den 1990ern zu den Kernthemen der CDU gehörte – noch vor YGL-Merkel und BlackRock-Merz).

Wilhelm Roepke
1 Monat her

Trump ist das beste, was uns passieren kann. Alleine schon deshalb, dass den Woken in Ampel und Union die Luft herausgelassen wird, egal ob beim Klimaschutz, dem Grenzschutz, dem Ukrainekrieg, der Pressefreiheit oder der Steuerpolitik. Höchste Zeit, dass der linke Unfug ein Ende nimmt.

Haba Orwell
1 Monat her
Antworten an  Wilhelm Roepke

Wenn es kommt – was ist der Plan B, falls per Briefwahl 400 Millionen Stimmen für Biden eintrudeln? Die Zukunft der Menschheit kann unmöglich einzig von einer Wahl in den USA abhängen.

Thomas
1 Monat her
Antworten an  Wilhelm Roepke

Ich denke Trump ist das beste was den USA, Europa, Deutschland und der ganzen Welt passieren kann. Endlich weg von starrsinniger Ideologie und Hass hin zu Pragmatismus und gesundem Menschenverstand.

Haba Orwell
1 Monat her
Antworten an  Thomas

Falls es Ihnen entgangen ist – Trumps „America First“ inkludiert auf keinen Fall die Interessen Buntschlands oder Europas. Um diese muss man sich schon selber kümmern.

Lizzard04
1 Monat her

„Die deutsche Politik hat keinen Trump Plan.“ Ach Gottchen, wenn’s nur das wäre! Jenseits des Gender- Klima- und Migrationswahns, alles drei Felder mit dem sie unsere Gesellschaft zerstören, hat das politische Berlin für absolut gar nichts einen Plan, was diesem Land helfen und es bzgl. der wirtschaftlichen Perspektive voran bringen würde. Aber dafür wird die Axt immer aggressiver an demokratische und Freiheitsrechte gelegt.

Last edited 1 Monat her by Lizzard04
andreashofer
1 Monat her

„Unsere“ sog. „Linken“ sind ein Sprachrohr der US Demokraten, die eng mit Silicon Valley verbündet sind, welches wiederum eng mit dem Kapital von der Wallstreet verbunden ist. Sieht nur links aus, ist aber im Grunde genommen nur auf die Perpetuierung der Besitzverhältnisse aus und ist damit vor allem: Reaktionär!