Bei Illner: AKK im Kanzler-Test

Natürlich wissen wir, wie wichtig diese Fernsehtalkshows für die Willensbildung des Volkes sind. Steht sogar so ähnlich im Grundgesetz. Auch der Tribunal-Charakter durch das Berliner Hartz 4-Publikum im Sendesaal hat seinen ganz eigenen Charme.

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Aber muss sich Annegret Kramp-Karrenbauer, Merkels Mädchen, freiwillig abfragen lassen wie eine Oberschülerin in der Abiturprüfung? Was soll dieses Sie-können-mich-alles-fragen-ich-habe-auf-alles-eine-Antwort? Das hätten wir auch so gewusst, schließlich will sie Kanzlerin werden, und die jetzige Kanzlerin hat auch auf alles eine Antwort, selbst da, wo sie keine Antwort hat.

Die Chronistenpflicht zwingt uns, zunächst aus der Prüfung der AKK zu berichten.
Was würden Sie ändern? Den Diskussionsstil. Erst diskutieren, dann in die Regierungsarbeit einfließen lassen. (Punktabzug, wg. Frecher Kritik an Merkel)
Rente mit 70? Ich würde starre Altersgrenzen aufheben.
Soli? Zu 90 Prozent abschaffen, außer wir brauchen den für was anderes …
Spitzensteuersatz anheben? Steht „im Moment“ nicht zur Debatte.
Ankerzentren? Jawoll. Funktioniert im Saarland total supi mit Kita und so.
Diesel? Strafzahlungen sollten nicht an Länder gehen, sondern in Fonds für Entschädigungen oder frische Luft.
Energie-Subventionen, Sozialhilfe und Mindestlohn? Sorry, da waren wir kurz Bier holen.
Kohleausstieg in 12 Jahren? Das entscheidet eine Kommission.
Unterstützen Sie den UN-Pakt? Ja, weil am Ende des Tages blabla …
Und? Haben wir was gelernt? Außer alles bleibt wie es ist? Halt. Da war noch was:
Haben Sie schon mal mit Angela Merkel gestritten? Oh Ja, sie kann auch äußerst laut werden. Wussten wir’s doch Merkel – ein Mensch wie du und ich.

Niemand glaube, das sei vergessen
Angela & Friedrich: Alte Feindschaft rostet nicht
Michael H. Spreng war mal BamS-Chef und Stoiber-Berater, inzwischen wohl Alterssozialist, würde es schon als Fortschritt sehen, „wenn einer an der Spitze richtig deutsch kann“ (der war nicht schlecht), sieht das Ende der Groko nur aus der SPD kommen. „Kevin Kühnert empfiehlt ja Selbstmord aus Angst vorm Sterben“ (der ist alt) und kennt sogar schon den Trick: Die warten bis Dezember bis der/ die Neue („AKK fürs Herz, Merz für Wahlen“) ernannt ist, und dann erfinden sie Kriterien, über die der/die Neue nicht springen kann.

Wolfgang Kubicki würde schon aus Eigennutz Neuwahlen präferieren und lockte Kevin: Kann aber auch funktionieren und mehr Stimmen bringen. Der Kevin backte aber lieber ganz kleine Brötchen: „Unsere Parteivorsitzende hat da schon recht gehabt, wir müssen das aus eigener Kraft schaffen.“

Dann spielte Illner ein Filmchen ein, wo der Merz erklärt wurde, die Leitkultur, der Bierdeckel und der Andenpakt unter Wolfgang „dem Trixxer“ Schäuble, der Merz auf die Kandidatur-Spur gebracht haben soll.

Daraus drehte Illner dann die Locke Männerbund und konnte Janine Wissler von Illners Lieblingspartei Die Linke einbinden, indem sie irgendwas von Frauensolidarität mit AKK fantasierte. Aber Janine, wie wohl allen außer AKK, war herzlich egal, wer CDU-Chef wird, und nutze die Gunst, ihr Parteiprogramm abzuspulen. Was das Hartzer Publikum mit Beifall bedachte. Sch … Kapitalisten überall.

Streit um Merkels Erbe
Bei Illner: Lieber Basta-Mann als Zauder-Raute?
Spreng hetzte dann gegen Seehofer, Kubicki korrigierte: Wenn Horst an allem schuld wäre, müsste die SPD deutlich besser dastehen. Stimmung kam erst auf, als Spreng, als würden plötzlich Mittelchen wirken, AKK anging, weil die gegen die Ehe für alle gewesen sei. Weil AKK das damals damit begründet hatte, als nächstes käme dann wohl Polygamie und Inzest. Aber Kevin („ich bin schwul“) brachte das Thema nicht in Wallung, nur Spreng echauffierte sich über die Maßen.

Kevin durfte dann zu Merkels Erfolgen anbringen: Alles nur geklaut. Von der SPD. Kubicki fragte AKK: „Wir schaffen das? Was?“ Für Janine Wissler das Signal wieder loszusegeln: Im Mittelmeer ertrinken Menschen, wir brauchen eine humane Flüchtlingspolitik. (Deutschland, Mutterland der humanen Flüchtlingspolitik braucht eine humane Flüchtlingspolitik – den Quatsch würde nicht mal einer bei der UNO verstehen, und das will was heißen). Die Hartzer klatschten trotzdem, wie unter Zwang bei SED und SPD.


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Kommentare ( 58 )

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schmittgen
6 Jahre her

„Merkels Mädchen“ – den merk‘ ich mir ?

Wolkendimmer
6 Jahre her

Dabei ist es doch so einfach! Klick ,- Aus.
Immer an Peter Lustig denken…

Karl Heinz Muttersohn
6 Jahre her

Wirklich beeindruckend unser Führungspersonal in der deutschen Politik. Die Kandidatur Annegrets sollte umgehend von der Ethik Kommission des Bundestages geprüft werden, denn das Klonen von Menschen ist eigentlich nicht erlaubt. Und doch ist es gelungen uns einen Merkel Klon unterzuschieben!

Luisa Nemeth
6 Jahre her

Den Feministinnen scheinen nun endgültig die Argumente auszugehen, wenn sie aus Verzweiflung die Männerbünde aus der untersten Schublade holen müssen. Und dieserSpreng!?! OMG.
Es ist Ihrer Professionalität zu verdanken, lieber Herr Paetow, dass Sie aus diesem hirnleeren Geschwätz der „Hochbegabten Sechs“ einen wortgewaltigen „Comic“ zusammengestrickt haben. Frei nach dem Motto: eine rechts, vier links, eine fallen lassen (die „Luftmaschige Tribunalistin“). Danke.

berlden
6 Jahre her

Wie bei jeder anderen Talkshow erlebten wir hier eine perfekte Inszenierung. Es geht darum, die Zuschauer zu manipulieren. Und es gelingt! So klappte es schon, die Meinung der Bevölkerung mehrheitlich gegen Seehofer zu stimmen. Das führte dann zu so kuriosen Ergebnissen von Umfragen wie beispielsweise, dass die Mehrheit der Deutschen den Thesen und Zielen Seehofers zustimmt, aber auch eine Mehrheit seinen Rücktritt wünscht. Kramp-Karrenbauer hatte eigentlich keine Chance gegen Merz. In einigen Umfragen liegt sie nun vorn, weil eine Mehrheit der Deutschen sich sie auf einmal als CDU-Chefin wünscht. Das ging so. Man berichtet unentwegt, Merz hätte eine deutsche Leitkultur… Mehr

Cethegus
6 Jahre her

Tja, ich fürchte für die Kriterien die Sie da angeführt haben heißt es bei der CDU:

File not found Error…

Thorsten
6 Jahre her

Merkel will den Trubel nutzen, um den Migrations-Pakt als ihr politisches Vermächtnis durchzupeitschen.

Tc Tc
6 Jahre her

Wo waren die Politiker der AFD? Wieder keine Zeit gehabt, zu dieser Sendezeit? Hatten die Linke und FDP so viele Wählerstimmen bei der Bundestagswahl erhalten, dass sie zu Allem ihren Senf dazu abgeben müssen? Wo waren Merz und Spahn? Muss man AKK eine Plattform zur Verfügung stellen, Werbung für sie machen? Wieder eine Sendung im ÖR für, pro Regierung? Wohnung, Familie, Umwelt? Leute, darüber erhalten wir von den Politikern schon seit Jahren falsche Versprechen. Vor 30 Jahren gab es auch schon Wohnungsnot l, erst jetzt da über 2 Mio. Illegale gekommen sind, will man 2 Mio Wohnungen bauen. Die eigene… Mehr

Enrico
6 Jahre her
Antworten an  Tc Tc

Wenn einem, wie mir – auch nur vage – heute am 09.11. das von unglaublicher Chuzpe umsponnene Geschwurbel der Altparteienprotagonisten incl. dem Berliner Schlossbesetzer via Headline ins Gesicht wehte, dann kann ich nur nur sagen: Jeder/jede der noch weiterhin und weiterhin und weiterhin diesen Figuren seine/ihre Stimme gibt, sollte sich in Grund und Boden schämen.

linda levante
6 Jahre her

Gehe ich recht in der Annahme, dass Frau Karrenbauer nur mit Floskeln geantwortet hat? Und niemand ist das aufgefallen. Ihre Antworten waren aus dem politischen Handbuch „Wie sage ich etwas, ohne etwas zu sagen.“ Alles schon tausendmal gehört. Die Langeweile kann nur diese Frau erfunden haben. Sie ist eine echte Parteisoldatin, ohne Ecken und Kanten, aalglatt, ohne eigene Ideen und Visionen. Ich dachte, dass es nach Frau M nicht mehr schlechter geht, aber dem ist nicht so. Es geht noch schlechter. Mein Gott.

**

Gustl
6 Jahre her
Antworten an  linda levante

Ein Schlafmittel putscht dagegen noch auf.

Enrico Stiller
6 Jahre her

Wenn Spreng – ein alter Polit-Profi und durchaus konservativ – AKK angeht wegen deren Ablehnung der Ehe für alle, muss man sich fragen, ob er keine Hintergedanken dabei hat. Denn der Hinweis ist ja eigentlich geeignet, Misstrauen gegen AKK bei ihrer natürlichen Wählerklientel, den linken CDUlern, zu schüren. So wie man jemandem ein „vergiftetes Lob“ spenden kann, kann man ihm auch taktische Vorwürfe machen. Letzteres ist heute teilweise sogar unumgänglich, will man in unserer Art von pervertierter Öffentlichkeit überleben. Zum Beispiel, wenn man inhaltlich praktisch AfD-Positionen vertritt, muss man unbedingt darauf achten, etwas Negatives über die AfD zu sagen, um… Mehr