Bei Plasberg soll es vorgeblich um die Leiden der Menschen unter Corona und Lockdown gehen. Eine Friseurchefin kommt nur am Rande zu Wort. Stattdessen wird das Studio in ein Therapiezimmer umfunktioniert und eine Psychologin analysiert uns unsere eingebildeten Probleme.
Bei „Hart aber Fair“ soll es heute, dem Titel nach, um die Befindlichkeiten des einzelnen Menschen gehen. „Lockdown und kein Ende: Wie geht es Ihnen in der Krise?“ Endlich, denkt man sich. Endlich wird nicht nur unendlich über diese oder jene Mutante diskutiert, sondern über die Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft. Endlich kommen mal die Themen auf den Tisch, die an den Menschen seit Monaten nagen. Naja, mehr oder weniger.
Eingeladen hat Frank Plasberg die Intensivmedizinerin Carola Holzner, Bundesarbeitsminister Hubertus Heil, die Friseurmeisterin Kirstin Vietze, den Schriftsteller Jan Weiler und die Gesundheitspsychologin Monika Sieverding. Letztere schafft es schon vor der Sendung, mit einem Zitat in meiner Mitschrift zu landen. In einem Teaser zur Runde wird eine Aussage der Professorin eingespielt, in der sie Lockdown-Brecher per Ferndiagnose psychoanalysiert: „Wenn Menschen das Gefühl haben, dass ihre Freiheit eingeschränkt ist, dann suchen sie Wege heraus. Das ist ein bisschen wie bei trotzigen Kindern, die ihre Limits austesten.“ Schon bevor es überhaupt losgeht, geht es also gut los.
Darauf folgt Friseurin Kirstin Vietze, Chefin eines Friseursalons. Als Plasberg sie fragt: „Wie gehts Ihnen?“, schweigt die dreifache Mutter einen Moment. „Ich kann das gar nicht mehr in Worte fassen“. Sie schluckt. Man wisse gar nicht mehr, wie man das alles meistern solle. „Wenn drei Kinder zuhause Homeschooling machen, kommt man selber zu nichts.“ Dazu kommen ein wachsender Schuldenberg und zunehmende Existenzängste, vor allem weil von den Corona-Hilfen nichts ankomme. Sie falle komplett durchs Raster, erklärt die Chefin von über 20 Friseuren. „Ich hab mir vorgenommen, ich möchte kämpfen“, erklärt sie, denn das Ende ihres über hundertjährigen Familienbetriebs mag sie sich eigentlich gar nicht vorstellen.
Ok hätten wir das auch. Kurz heuchelt Hubertus Heil, dass ihn das nicht kalt lässt, dann weiter im Text, Frau Sieverding hat schon lange keine Ferndiagnose mehr abgegeben.
Erst ist aber noch Jan Weiler da, er ist wohl stellvertretend für die leidende Veranstaltungsbranche eingeladen – als mehrfacher Bestsellerautor. Er war selbst an Corona erkrankt. Das einzige, was ihm dann einfällt, ist die Forderung, immunisierte und geimpfte Personen müssten Sonderrechte bekommen. Außerdem erzählt er uns, in welch tollem Zustand sein Haus ist. So schlimm ist das also alles gar nicht mit den Lockdown-Folgen, er muss es ja wissen.
Und weil wir ja immer noch im deutschen Fernsehen sind, gibt der Arbeitsminister nochmal kurz zusammenhangslos seine Freude über das Ende der Trump- und den Beginn der Biden-Präsidentschaft zu Protokoll. Das sei „Grund zur Hoffnung“.
Erlösungsversprechen im Nichtschwimmerbecken
Was nun? Frank Plasberg bittet Frau Sieverding um eine weitere Ferndiagnose – alle haben darauf gewartet. Es geht um Leute, die „Coronapartys“ feiern. Diese Leute wären „reaktant“. Das „Reaktanzphänomen“ erklärt die Psychologin so: Die Leute wären in einem psychischen Zustand, dass sie den „Eindruck“ hätten, dass Handlungs- und Entscheidungsfreiheit eingeschränkt sei. Wenn Sie sich also eingeschränkt fühlen, keine Sorge – das ist alles nur ein psychologisches Phänomen. Doch Frau Sieverding ergänzt auch, dass nicht nachvollziehbare und nicht erläuterte Maßnahmen zur Reaktanz beitragen, die nächtliche Ausgangssperre zum Beispiel. Von wirklich Betroffenen wie Kirstin Vietze hat sich die Diskussion inzwischen entfernt und hängt mal wieder irgendwo zwischen „Coronapartys“ und „Maßnahmenkritik“ mit dem geistigen Tiefgang eines Nichtschwimmerbeckens im Kinderfreibad fest.
Notärztin Holzner klärt online über Impfung und Corona auf und erhält teilweise negative Kommentare von „Verschwörungsmythikern“.
Plasberg bittet Sieverding das zu erklären, immerhin seien die Leute ja nicht einfach doof. Und die scharfe Psychoanalytikerin hat die passende Antwort natürlich sofort parat: „Vielleicht sind die doof“. Im Netz wird sie dafür gefeiert.
Ein Kölner Gastronom plädiert „ganz hart dafür, dass wir alles schließen, was geht“. Alles muss „auf Null“ gefahren werden – das erinnert eindeutig an „ZeroCovid“. Autor Jan Weiler erklärt für diesen Aufruf auch seine Sympathien und begründet dies mit den vielen Absurditäten der aktuellen Lockdown-Politik: Anstatt diese zu kritisieren, sollen doch zumindest alle unter der gleichen Absurdität leiden. Diese Logik muss man sich auch mal leisten können und kommt vor allem von dem, der wenige Minuten vorher noch für Privilegien für Geimpfte eintrat. Hubertus Heil rückt das auch direkt zurecht und weist mit den anderen Gästen doch tatsächlich darauf hin, dass ein totaler Lockdown des gesamten Landes nicht nur das doch relativ wichtige Gesundheitswesen, sondern auch die Tätigkeiten von essenziellen Geschäften wie Supermärkten zum Erliegen bringen würden. Und den totalen Gesellschaftskollaps will man dann eben doch (noch?) nicht riskieren. Auch Plasberg wagt einen überraschend passenden Vergleich, spricht von einer Art „Erlösungsversprechen“: „Kasteit euch, dann regnet’s Manna“.
Wir können also lernen, dass „ZeroCovid“ zumindest noch nicht ganz im Medienmainstream angekommen ist. Aber wie Frau Sieverding in anderem Zusammenhang sinngemäß formulierte: Ich bin zuversichtlich, dass das noch kommt. Am vergangenen Montag zumindest war die Runde eher zwischen Valiumspritze und Schlaftablette. Kaum einer debattiert richtig, keiner streitet, alle diskutieren um einen unterm Strich konfliktfreien Konsensbrei herum, in dem die einzige Stimme der Betroffenen, Friseurmeisterin Vietze, untergeht. Die Frage: „Wie geht’s Ihnen im Lockdown?“ wird direkt verworfen, und die relativ naive Hoffnung, dass man als Bürger doch mit seinen Problemen stattfinden würde, durch den Zuschauer auch – dafür haben die Zuschauer eine kostenlose Therapiesitzung erhalten.
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Genial. Da scheint aber jemand das Overton Window wieder einmal ein gehöriges Stück verschoben zu haben. Noch quietschen hier einige, bald ist das dann common sense. /Ironie off
Framing funktioniert – leider.
Es schmerzt, so etwas mitbekommen zu müssen. Ich finde, soetwas kann sehr viel kaputt machen. Man kann Psychologie aber auch für Gutes und Heilung einsetzen. Bitte nicht vergessen.
Gender“Forschung“/“Wissenschaft“ ist die tatsächliche reine „soziale Konstruktion“ vorbei an Wissenschaft und Realität. Wie bereits Marxismus-Leninismus und Rassenlehre irgendwelcher irrer Sozialisten ist Gender eine weitere reine Konstruktion vorgeblicher Logik, die Wissen-schafft, die keinerlei Grundlage hat sondern die reale Welt durch Lüge, Verzerrung, Demagogie und Fakenews zu einer unfreien Diktatur verunstalten möchte – wozu – zwecks Profit daran. Wo heute Genderstudierte, -beauftragte,-professoren und -Minister zu tausenden auflaufen und massenhaft Steuergelder verschwenden und in ihnen dienliche eigene Kassen lenken, war vorher nichts. Konstruierte angebliche gesellschaftliche angeblich wichtige Probleme und Ungerechtigkeiten dienten zum Konstrukt einer angeblich richtigen Sprache, angeblich wichtiger Quoten bis hin zu… Mehr
Ich habe einst an diversen SED-APO-Versammlungen teilgenommen. War damals Redakteur bei der Betriebszeitung. Sie waren für Parteimitglieder Pflicht, zumeist langweilig und zum Ende zu, von den „ich weiß noch etwas Herr Lehrer-Genossen“ unnötig in die Länge gezogen. Grundsätzlich wurde von Erfolgen berichtet, aber auch heftig über „Schieflagen“ diskutiert. Wenn es denn im Interesse der Sache war. Selbst Kulturveranstaltungen, wie das Kabarett die Distel, der Kessel Buntes oder ähnliche ließen, trotz allem, auch noch einen gewissen kritischen Systemhumor erkennen. Sie haben jedoch nicht belehrt, oder zumindest kaum. Heutiges Anliegen der Talk Shows und sogar der Satire Shows, wie die Heute Show,… Mehr
Als der Arbeitsminister dazu aufforderte, statt sich über die wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen von Corona und der Pandemiebekämpfung zu sorgen, solle man sich über die Wahl Bidens freuen, habe ich entnervt ausgeschaltet.
Wenn ich Gender“wissenschaft“ lese, fallen mir immer christliche Theologen ein, die ins ins 18. Jahrhundert u.a. darüber debattierten, wie viele Engel auf eine Nadelspitze passen könnten.
Wobei das mit den Tanzengeln zwar albern klingt, aber eine durchaus anspruchsvolle Übung des Geistes und der Argumentationskunst darstellt – zudem harmlos.
Dagegen handelt es sich bei Genderdings um sozialschädlichen, gemeingefährlichen Unfug und ohne ist jeden intellektuellen Anspruch. Ganz im Gegenteil, je dümmer, desto gender.
Ok, dieser Argumentation stimme ich zu.
Es tut mir wirklich leid für sie, denn ich unterstütze sie gern monatlich. Aber leider kann ich ihnen kein Schmerzensgeld darüber hinaus anbieten…obwohl sie es bestimmt verdient hätten, wenn sie sich diesen Schwachsinn von Plasberg ansehen. Ich hoffe, das sie das mental verkraften…denn ich würde ungern auf sie verzichten.
Was sagen Prüfungen und Titel aus? Muss man als Kanzlerin oder Psychologin deshalb zwingend empathisch sein?
Womit wieder einmal bewiesen ist, dass der Öffentlich-Rechtliche Rundfunk kein Publikum braucht, der Zwangsgebührenzahler keinen ÖR und die Menschheit keine Gender-„Forschung“.
Ach – bitte, ich habe eine Frage an alle: Ist Euch auch der tolle fünf Wochen alte Haarschnitt von Hubertus Heil aufgefallen? Warum fragte ihn niemand danach? Der Schmnitt seiner wunderbaren Haartracht oder besser vielleicht Haarpracht ist schwerer zu schneiden, als etwa die dauernd beanstandeten martialischen Haarschnitte unerer Fußballer.
Gestern, 26.01., erklärte die Redakteurin WDR-Aktuelle Stunde- freimütig, daß selbstverständlich in der „Maske“ auch die Haare der Moderatoren geschnitten werden, vermutlich unter „Maske“, aber was bitte schön unterscheidet das von den Vorgängen / Tätigkeiten in den seit Wochen wieder geschlossenen Läden der Friseure und Kosmetiker? Dann doch bitte Gleichbehandlung für alle und überall, Unterlassung dieser Tätigkeiten. Mal sehen, wie lange die Schließung noch aufrecht erhalten würde, wenn die Verursacher und ihre medialen Boten öffentlich genauso zauselig auftreten müssen, wie die von ihnen Drangsalierten und vielartig Beschimpften, egal ob als Pack, Nazi, Rechts oder Psycho.
Na, wenigstens kam dieses Mal nicht das „Hoffräulein“ Prof. Brinkmann zum Einsatz und versuchte als gelernte Virologin sich als Sozial- / Gesellschaftspsychologin zu verkaufen: Schuster bleib bei deinem Leisten! Übrigens hat man von ihr in ihrer Wissenschaftdisziplin auch nicht so viel gehört. Vielleicht ist ihr Feld ja auch eher die Vermittlung von Grundwissen an die Studenten ihrer Universität. Aber weil sie brav ist, ist sie ja als Beraterin der Vorsitzenden Merkel-Putina unseres seit knapp einem Jahr bestehenden gesamtdeutschen ZK (Zentralkommittee) aufgerückt.