„Neue Normalität“, so heißt die jüngste Erfindung der Sprücheklopper im Dienste Ihrer Merkelität. Selbst Anne Will tat überrascht: „Die Bundesregierung formuliert die Normalität um, das ist ganz neu.“ Das ist natürlich falsch. Die Regierung und ihr treues Medien-Gefolge formulieren die Normalität seit Jahren um.
Halbstarke Burschen aus griechischen Lagern werden als „unbegleitete Kinder, hauptsächlich Mädchen“, beschrieben. Lüge? Betrug? Nein, Neue Normalität, wie der syrische Professor, der kenianische Kriegsflüchtling, die Nichtbeachtung von Dublin I bis IV. Neu ist lediglich der Begriff Neue Normalität.
Wer hat’s erfunden? Peter Altmaier war es nicht, sagt er. Ja, ob Sie es glauben oder nicht: Onkel Peter war wieder da. Oder immer noch. Womöglich haben sie ihm eine Pritsche ins Studio gestellt, so dass er zwischen den Sendungen gleich da bleiben kann. Tagsüber war er noch kurz bei einer Konditorei, gab der ewige Junggeselle zum Besten, aber da stand eine lange Schlange vor der Tür, deshalb gab’s für ihn nur Obst. Warum wir das wiedergeben? Nun, weil Onkel Peters Tätigkeit anscheinend hauptsächlich darin besteht, „alles genau anzuschauen“, „immer wieder hinzuschauen“, und dann zu überlegen, wie es mit dem Corona nun weitergeht.
Da haben also 16 Bundesländer diskutierend gekreißt und eine paar Mäuschen geboren. Maskenpflicht hier, aber nicht da, die 800 Quadratmeter-Regel, den baldigen Konkurs von etwa 70.000 gastronomische Betrieben und noch dies und das. Einer, der dabei war, ist noch sichtlich stolz auf seine und die Klugheit der anderen beteiligten Strategen. Also, „wenn wir bei der kommenden Weltwirtschaftskrise so schlau sind wie jetzt bei Corona“, dann muss uns nicht bange werden, sagte Michael Kretschmer, der CDU-Ministerpräsident von Sachsen. Widersprüchliches vermag der kluge Mann nicht erkennen. Warum 800qm-Läden öffnen dürfen, Möbelhäuser in Sachsen aber nicht? Ihm sei es „wichtiger, Gottesdienste für 15 Leute zu öffnen“, antwortete die sächsische Labertasche vor dem Herrn.
Auch wenn unser Bedarf an Epidemiologen ist für die nächsten Jahre gedeckt ist, müssen wir Michael Meyer-Hermann, Leiter der Abteilung System-Immunologie am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig, begrüßen. Der hat dazu noch Mathematik, Physik und Philosoph studiert, wenn wir Anne Will richtig verstanden haben, und machte uns dennoch nicht klüger als wie zuvor.
Nachdem er ausführlich referierte, dass er das Land weiterhin strenger kaserniert hätte, und dabei mit der Reproduktionsrate hantierte, die von 0,7 auf 0,8 gestiegen sei (obwohl doch 1,0 der Merkelsche Richtwert ist), musste er andererseits zugeben, dass Südkorea ohne Shutdown, dafür mit Maske, besser durch die Corona-Zeit gekommen ist.
Das mit der Reproduktionsrate sei doch viel zu hoch für die Leute, befand Sachsens schlauer Michael, es reiche zu wissen, „dass wir das klug machen“. Den Gastronomen versprach er 7% statt 19% Mehrwertsteuer und den Autokäufern eine fette Kaufprämie, womit er Anne Wills diplomjournalistischen Instinkte weckte: Wie, Herr Altmaier, 7% Mehrwertsteuer?
Ja, sagte Onkel Peter, das sei ein Vorschlag vom Söder gewesen, und den „müssen wir uns sehr genau anschauen“.
Nun wird die Freiheit aller also beschnitten, weil es zu unserem Besten ist, und es reicht aus, zu wissen, dass Michael, Peter und Konsorten alles klug machen – da liegt doch der faulige Geruch des Sozialismus in der Luft! Zu früheren Zeiten wäre das eigentlich das Signal für den Auftritt eines forschen Liberalen gewesen, der vehement für die Verteidigung der Freiheitsrechte kämpft.
Lang ist’s her. Heute muss es die pensionierte Richterin am Bayerischen Verfassungsgerichtshof und Bundesjustizministerin a.D, Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) richten. Sie hätte einiges aufzählen können, was stutzig machen muss. Das Hü und Hott des RKI, das Versagen des Gesundheitsministers bei der Schutzkleidungsbeschaffung, seine Fahrstuhlfahrt mit neun Personen, während Kneipen pleite gehen, weil sie keine neun Personen bedienen dürfen. Die dürftigen Zahlen der Experten, reine Schätzungen, die nicht kontrovers diskutiert werden. Stattdessen berichtet sie, dass auch „Karlsruhe“ die Ansteckungsgefahr als hoch bewerte – die Juristen müssen es ja wissen. Je länger der Shutdown dauere, so wenigstens ein liberaler Ansatz, „umso genauer muss geguckt werden“.
An der Mehrwertsteuersenkung für die Gastronomie kam sie denn doch nicht vorbei – eine solche für Hoteliers hatte der FDP schon mal das Genick gebrochen: „Mehrwertsteuer, das kennen wir ja“, spöttelte sie, stattdessen plädierte sie für Lockerung bei der Gastronomie, aber bitte mit Maske (was im Restaurant jeden Komiker inspirieren dürfte). Bei SLS ging uns der Gedanke nicht aus dem Kopf: TV-Friseure und Kosmetiker sind offenbar vom Arbeitsverbot ausgenommen – alle hatten die Haare schön.
Die einzige wahrnehmbare Opposition in der Virus-Zeit, so scheint es, findet innerhalb der CDU/CSU statt, als Stellvertreterkrieg zwischen Merkels Kronprinzen. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, Köln, berät den NRW-MP Armin Laschet und vertritt die Lockerungslinie. Er beklagt „den paternalistischen Ansatz“ bei Armins Unionskonkurrenten. Im Homeland werden die Möbelhäuser geöffnet und auch bei den Schulen fordert Hüther die Betriebsaufnahme, wegen des Bildungsverlustes, was gerade im Homeland NRW einer gewissen Komik nicht entbehrt. Hüthers Argument: Die Dänen können das doch auch.
„Jaja, kluge Reden halten, ganz dolle“, sächselte Kretschmer zurück. Wenn bei dreihundert Grundschulkindern eines infiziert sei, wären 600 Eltern gefährdet und er rechnete noch die Großeltern hoch, als Hüther parierte: Aus der Nummer kommen Sie doch nicht raus! Das Virus bleibt doch da. Sie werden die Schulen ja wohl nicht für immer schließen wollen.
Übrigens, wenn Sie sich wundern sollten. „Das Virus“ (Mediziner-Latein) sagt der Bildungsbürger, „der Virus“ der sächsische Ministerpräsident, das lässt der Duden auch durchgehen. Und dieses Software-Programm, an dem unsere Regierung für viele, viele Millionen arbeiten lässt, heißt übrigens „Ääp“ (Anne Will) und läuft demnächst auch auf ihrem Äppel. Gute Nacht.
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Wie viel waren noch gleich sieben Prozent von Null?
Nein, „normal“ ist das alles nicht, auch nicht „neu-normal“. Das ist „post-normal“.
Warum wird Altmaier überhaupt eingeladen? Weil wieder eine gigantische Nebelkerze im ÖRR gezündet werden soll? Denn eines ist klar: Wenn Altmaier spricht, vergeht wertvolle Sendezeit und es wird absolut nichts gesagt. Wie oft hat man das schon erlebt? Altmaier spricht, die Sendezeit vergeht und man ist genau so schlau wie zuvor. Was ist der Sinn dieser Übung?
Stellen wir uns darauf ein: Solange die Einnahmen der Politiker nicht in Gefahr sind, werden sie den Notstand aufrechterhalten. Notfalls bis alle Menschen dieses Planeten geimpft und mit einem Microchip von Bill Gates versehen sind. Dann sehen wir noch mal ganz genau drauf.
Die „Neue Normalität“ ist die umbenannte „Große Transformation“ von der Fr.Merkel erstmals in Davos sprach und die -wie alles bei Merkel – alternativlos ist.Bisher galt das ja als Verschwörungstheorie.Aber jetzt ist sie halt da.
Also, ich als Umgangssprachler habe mich für das „der“
entschieden, lieber Herr Paetow. Auch, wenn man so Will,
aus purer „Bescheidenheit“. Das „das“ darf für mich ruhig
der hohen Wissenschaft, den Geleehrten und sonstigem
Fachpersonal vorbehalten bleiben, quasi als Edelsprech,
und damit ein Terminuss.
„Das mit der Reproduktionsrate sei doch viel zu hoch für die Leute, befand Sachsens schlauer Michael, es reiche zu wissen, „dass wir das klug machen“. „
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Ich befinde: „Man soll andere nicht für dümmer halten, als sich selbst.“
Werter Herr Paetow, hier in diesem Lande nach Liberalen rufen ,die die Grundwerte des Landes verteidigen , ist doch so ähnlich wie jemand im Rachen eines Haies nun endlich nach einer Lanze ruft. Aus vorbei ,vergessen ! Hier im Merkelland wird es das nicht mehr geben . Genausowenig wie es eine Moderatorin ( wozu eigentlich) die nicht nachhakt gibt,die Kretschmar nach Möbelhäusern fragt und der mitKirchenbesuchern antwortet . Beim viel gescholtenen Trump sieht der Umgang mit Journalisten sehr ,sehr viel anders aus. Aber da ist Feuer unterm Dach . Bei uns ,wohlwollendes Lächeln ? ,gescheites Kopfnicken und gleich die nächsten… Mehr
Mit leerem Kopf nickt sich’s leichter… ?
„Dänen lügen nicht“ (Otto Waalkes)
Politdarsteller wie Altmaier, Kretschmer oder Laschet wirken schon lange nicht mehr wie seriöse Volksvertreter, vor denen man Respekt hat, sondern immer mehr wie Politkomiker, über die man nur noch lachen kann. Gerade bei solchen 0815-Talkshows kommt das unvermindert zum Vorschein. Schlimm nur, daß die meisten Bürger diesen Leuten immer noch vertrauen.