Es geht vor allem um jene, die bereits Rente beziehen (oder ganz knapp davor sind) und auf noch ein paar Euronen von den Versprechungen der Politik hoffen. Immerhin über 20 Millionen Menschen!
Ach, die Rente! Wer jung ist, interessiert sich nicht dafür, später, als Alter, braucht man schon einen Rentenberater beim korrekten Ausfüllen des Antrags. Also richtet sich die Sendung von Anne Will ausschließlich an Herrschaften, die bereits Rente beziehen (oder ganz knapp davor sind) und vielleicht noch ein paar Euronen von den falschen Versprechungen der Politik zu bekommen hoffen. Immerhin über 20 Millionen Menschen!
Bei den Rentnern gibt es wiederum drei Gruppen. Den einen ist völlig gleichgültig, wie viel Rente sie beziehen, sie leben vom Kapital – Immobilie, Ersparnisse, plus Aktie. Zufrieden sind auch die Ex-Beamten, darunter viele Alt-68er (denen gönne ich es nicht!). Und in der dritten Gruppe lebt bereits mancher vom Katzenfutter von Aldi oder jobbt noch mit 70 beim Paketdienst. Ungerecht ist das Leben und oftmals eine Schweinerei!
„Altersarmut – Versagt der Sozialstaat“ fragt spitzbübisch Anne Will. Ob sie erwähnen wird, dass wir nun auch Renten für Syrer, Afghanen, Libyer, Marokkaner und Schwarzafrikaner zahlen, von denen nur ein verschwindender Bruchteil je einzahlen wird?
Und warum ist Deutschlands Rentenschönredner Norbert Blüm nicht da? Der ist schließlich mit 80 noch fit wie ein Turnschuh, politisch viel auf Zelt-Reisen und nie um eine Ausrede verlegen.
Frau Neumann, Putzfrau und IG-Bau, hat ihr Leben lang gearbeitet, es reicht so gerade, und gerecht findet sie das nicht. Hubertus Porschen von den „Jungen Unternehmern“ will, dass die Regierung mehr für Bildung tut, damit die Jungen bessere Jobs kriegen. Und Anne Will ging so forsch auf Hannelore Kraft, SPD, MP-NRW, los, als habe sie unsere Serie über die SPD gelesen. Dazu malte auch ein Film den Teufel an die Wand: Jeder Fünfte lebt bereits von prekären Jobs, Altersarmut garantiert.
Millionen in Mini-Jobs, Riester-Rente gescheitert, warum haben Sie es soweit kommen lassen, Frau Kraft? Sie will überall „nachjustieren“, und sie fühlt sich, stellvertretend für die SPD, deren stellvertretende Bundesvorsitzende sie auch noch ist, über den Tisch gezogen. Sie habe ja der Teilzeit-Industrie Tür und Tor geöffnet, damit die Teilzeitarbeiter dann von den Betrieben übernommen werden. Werden sie aber nicht. Frau Neumann sagt, dass die Armen aus ihrem Umfeld, die geriestert hätten, Riester jetzt auf die Rente angerechnet kriegen. Da will Frau Kraft nachjustieren. Sie hat viel vor. Dabei macht sie ja jetzt schon alles fast alleine – Bildung, Justizvollzug, innere Sicherheit. Sehr viel „ich“ in ihren Sätzen – eine partei-interne Bewerbung?
Kerzengerade saß ein feiner Herr mit vornehmem Einstecktüchlein von der FAZ im Sofa-Kreis und lobte die Schröderschen Reformen. Dazu führte Rainer Hank aus, dass jetzt schon 50 Prozent an den Staat gingen, das sei genug der Umverteilung. Er findet das Gerede von der Altersarmut gefährlich, weil falsch. Nur drei Prozent der Rentner seien betroffen. Und Riester habe zumindest das Bewusstsein für private Vorsorge geweckt.
„Was habe ich falsch gemacht?“ fragte Frau Neumann.
„Riester hilft den falschen Leuten. Rente mit 63 hilft gar nicht. Und 40 Prozent der Haushalte in Deutschland haben kein Vermögen“, bilanzierte ein Mann, den die FAZ so beschrieben hat: „Die politische Klasse Berlins hängt an seinen Lippen. Schließlich liefert er ihnen genau das, woran sie selbst glauben“. Hiermit begrüßen wir Marcel Fratzscher, Chef des DIW, Mitglied des Beirats des Bundesministeriums für Wirtschaft. Als Nebensatz wurde die größte Katastrophe im Leben der Bundesrepublik fallengelassen: „Die Soziale Marktwirtschaft existiert nicht mehr.“
„Die Leute müssen sparen“, sagt der Herr von der FAZ und „Arbeit ist auch Sinnerfüllung.“
Frau Kraft arbeitete noch den Sprüchekanon ihrer Partei ab: „Ich sehe als Politikerin einen Handlungsbedarf“, „Es muss nachgesteuert werden“, „Da müssen wir nochmal genau hingucken“, „Wir haben ja Vorschläge auf den Tisch gelegt.“
„Was habe ich falsch gemacht?“, fragte Frau Neumann.
Es folgte Laber, Laber, Bildungs-Rhabarber. Darunter versteht natürlich jeder etwas anderes. Der „junge Unternehmer“ und der Wirtschaftsweise eher etwas in Richtung Exzellenzförderung, Frau Kraft Kita, Kita, und nochmals Kita. Plus Bildung noch vor der Kita. „Ich gebe ja jetzt schon ein Drittel für Bildung aus“, sagte sie. Ich?
Das ganze Herumdilettieren der letzten Bildungsjahrzehnte widerlegte dann ausgerechnet die Ministerpräsidentin mit ihrer Biografie:
Es war ihre eigene Kraft-Anstrengung, die die Tochter eines Straßenbahnschaffners und einer Straßenbahnkontrolleurin mit acht Geschwistern Abitur und Karriere machen ließ. Und auch der Herr von der FAZ wurde als Arbeiterkind geoutet, das sich durch Fleiß und Ehrgeiz nach oben arbeitete. Nix Kita, nix Gesamtschule, nix Kuschelpädagogik. Hätten Bildungs-Politiker Dauerferien gemacht und nicht am System herumgedoktert, wir wären immer noch ein kluges Land.
Der armen Frau Neumann kamen in der Sendung keinerlei neue Erkenntnisse, und auch ihre Freunde dürften beim Zusehen keinen Gewinn gemacht haben.
„Was habe ich falsch gemacht?“, fragte sie nochmal unbeantwortet, „Ich bin nie faul gewesen.“
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