Von Forschern in gutdotierten und großanlegten Projekten erfahren wir, wie sich Heuschrecken, Insekten und Würmer als Grundlage unserer Nahrung von morgen nutzen lassen können. Aber Sch***e, die stoßen auch schädliche Klimagase aus, also von einer Massentierhaltung in die andere?
Ja, es ist schade: Kaum jemand kennt es bisher, es steht auf keiner Bestsellerliste und dennoch hätte es das Zeug, die Welt zu retten: Insekten. Tolle Proteinlieferanten, so natürlich, keine Massentierhaltung.
Asien, Afrika, Japan und viele andere Länder machen uns vor: Geht doch! Mücken, Schmetterlingsraupen und Kakerlaken werden gefuttert, was das Zeug hält. Ordentlich knackende Wanzen liefern die Proteine, die wir brauchen und damit die Welt retten. Was den Syltern ihre Krabben, sind Chinesen und Ökos in siedendem Wasser gesottene Seidenraupen.
Wie zu hören ist, untersuchen Forscher in gutdotierten und großanlegten Projekten, wie sich Heuschrecken, Insekten und Würmer als Grundlage unserer Nahrung von morgen nutzen lassen können. Ilka von der taz widmet uns sorgenvoll einen Selbstversuch, um das Ungeziefer gegenüber der westlichen Ernährung aufzuwerten und zu testen, wie’s schmeckt. Die Chitin-Panzer knackt sie ab und wirft sie weg. Dabei stecken doch da reichlich Ballaststoffe drin. Das lernen wir noch.
Das, was unsere Vorfahren in grauen Notzeiten neben dem Kitt vom Fenster fraßen, kommt zu neuen Ehren: »Schoko-Berge mit Mehlwürmern«. Die wollten unsere Vörderen eigentlich ziemlich rigide raus aus dem Mehl haben. Aber die waren auch politisch noch nicht so voll drauf, eh, wenn Du verstehst, was ich meine.
Heuschrecken-Haschee – unser neues Food von morgen. Damit hätten dann auch die ideologischen Streitigkeiten um Wurst und Schweinebraten ein Ende, wie sie Tichy und Winter noch führen müssen.
Es gibt bereits Kochkurse, wie Heuschrecken schmackhaft zubereitet werden können. Die Lisas, Lenas und Ann-Kathrins, die in den TV-Sendern was mit Medien machen, produzieren unwidersprochen und hochzufrieden in ihrem jugendlichen Überschwang tatsächlich Sendungen wie »Rezepte für Insekten« – und das auch noch unter einer »Wissenssendung«. Ungelogen.
Nein, nicht für Insekten als Zuschauer, so genau hat ihnen das mit dem komplizierten Deutsch niemand beigebracht, sie meinen Rezepte für die Zubereitung von Insekten. Sie verbreiten mit Hilfe der Zwangsbühren köstliche multikulturell wertvolle Rezept-Empfehlungen wie »Chapulines a la Mexicana – Heuschrecken nach mexikanischer Art« oder »Tacos de Chapulines – Heuschrecken-Tacos«.
Immerhin gibt es ökologisch korrekt einen Salat dazu:
- 1 Packung Tortillas
- 1 Eisbergsalat, in schmale Streifen geschnitten
- Bohnenbrei: 2 Dosen Kidneybohnen, abgetropft, zwei kleine Zwiebeln, 2 Knoblauchzehen, Pfeffer und Salz, Öl zum Braten
- Guacamole: 2 reife Avocados, 1 kleingeschnittene, reife Tomate, 1 kleingehackte Zwiebel, Salz, Pfeffer
- Salsa
- saure Sahne.
Bohnenbrei: Zwiebeln und Knoblauch schälen und in der Küchenmaschine klein hacken, dann abgetropfte Kidneybohnen hinzufügen, bis eine gleichförmige Masse entsteht. In der Pfanne etwas Öl heiß werden lassen, den Bohnenbrei einrühren und aufbraten, mit Salz und Pfeffer abschmecken.
Guacamole: Die Avocados am Kern entlang schneiden und halbieren, das Fruchtfleisch herauslöffeln und mit der Gabel zerdrücken, die Kerne wieder dazugeben (so bleibt das Fruchtfleisch grün und dunkelt nicht), Tomate und Zwiebel hinzugeben, umrühren und abschmecken.
Tortillas in trockener Pfanne anwärmen, in ein Handtuch einschlagen und warm halten.
Die Heuschrecken in einer Pfanne rösten, bis sie angenehm duften.
Ein Taco wird dann wie folgt zusammengestellt: Zunächst wird etwas Bohnenbrei und/oder Guacamole auf eine Seite der Tortilla geschmiert, darüber kommen die Heuschrecken, dann der Salat, und darauf jeweils einen Klecks Salsa und saure Sahne.
Das ist schön multikulti, diese Rezepte lassen sich auch mit anderen Insekten durchführen.
40 – 50 Heuschrecken sind vorgesehen. Ob die dem dicken Gabriel reichen?
»Schmeckt doch wunderbar,« schüttelte der sich bei einer PR-Aktion »Die Heuschrecke und der Klimaschutz« und biß mutig in die Wüstengarnele, spülte den ekligen Geschmack mit einem herzhaften Schluck Bier herunter. Nur bei genauem Hinsehen vernahm man ein leises Schütteln. Ängstlich schielte der Dicke nach beiden Seiten, dass ihn keine Kamera in Großaufnahme erwischte.
Entomophagen stürmen jetzt Anglerläden und Zoohandlungen auf der Suche nach Coleoptera, Hymenoptera, Orthoptera und Isoptera, also Käfer, Hautflügler, Heuschrecken und Termiten. Also alles, was futterbar ist.
Gerade noch konnte die letzte Kakerlake flüchten. Vogelspinnen, Geckos und Bartagamen schauen blöd drein, weil gerade ihr letztes Futter verhökert wird. Aber damit müssen sie sich abfinden. Schließlich dient es der Weltrettung.
Ein guter Ersatz jedenfalls für die schreckliche Massentierhaltung. 4.000 Liter Wasser für ein Steak, 10 Prozent der Treibhausgase nicht von Autos, sondern von Rindern und Schweinen. Geht gar nicht, hält kein Globus aus. Und dann noch ungesund. Herz, Kreislauf, Fett – was es halt alles so gibt. Alles von zu viel Fleischkonsum.
Über allem droht die bange Frage: Wie füttern wir dann bald 10 Milliarden Menschen? Ja, Insekten sind die Lösung. Die Menschheit darf nur noch Heuschrecken, Kakerlaken und fette Maden futtern. Fette?
Sogar die UN empfehlen Insekten. Ein Haufen gut bezahlter Haus-und-Hof-Wissenschaftler findet sowas in fürstlich honorierten Studien heraus. Rot, grün, schwarz, gelb, blau – sämtliche Naturschützer sind zufrieden. Nur das Spendenkonto von Greenpeace senkt sich bedenklich angesichts des Idealzustandes.
Doch: Die Klima-Meßgeräte zeigen extrem steigende Umweltschadstoffe in Deutschland an. Auch die Kakerlake muss kacken. Das wußte Lena, Lisa und Ann-Kathrin wahrscheinlich nicht, als sie ihre Sendungen planten. Hat ihnen auch wieder niemand gesagt.
Heuschrecke & Co produzieren einzeln nur einen Bruchteil der schädlichen Klimagase wie Rinder. Das sieht man doch – wie klein die sind. Doch wo eine noch nicht einmal als Vorspeise reicht, müssen viele her. Und entsprechend milliardenfach produziert werden.
Auch die atmen und produzieren CO2 wie ein Gabriel, ebenso Ammoniak und Lachgas. Deutlich weniger als der, aber auch sie haben einen Organismus, eine Verdauung, und stoßen neben Kot auch Methan aus. Und jetzt mal einen Taschenrechner hergenommen, ihr Grüne, das geht in bedenkliche Grenzen. Die Zukunft des Planeten Erde ist wieder in Gefahr, wenn wir ausrechnen, was sämtliche Termiten, Kakerlaken und Spinnen an Stoffwechselprodukten ausstoßen.
Sie sind wechselwarme Tierchen. Sie passen sich der Temperatur ihrer Umgebung an, und ihr Organismus funktioniert trotzdem wunderbar. Das ist für sie gut, weil nicht der größte Teil ihrer Nahrung wie bei uns für die Erhaltung der Körpertemperatur draufgeht, sondern der Funktion des Organismus dienen kann. Wir stopfen dreiviertel unserer Nahrung hinein, nur um unsere Körpertemperatur aufrechtzuerhalten. Sonst nix. Der schwitzende Siggi G. ist in dieser Hinsicht auch ein gutes Experiment.
Aber dafür funktioniert der Insekten-Organismus nur bei hohen Außentemperaturen gut – eben wie in den Tropen. Dort gehören sie hin. Hier müßten erhebliche Mengen an Energie von außen zugeführt werden, damit die »Mastleistung« stimmt.
Tipp für Lena, Lisa und Ann-Kathrin von den Medien: Rinder und die meisten Tiere hierzulande sind gut an die niedrigen Außentemperaturen angepaßt, haben Fell und wärmende Fettschichten, gehören also hierher und sind als Nahrungsproduzenten ziemlich sinnvoll. Die fressen noch auf Weiden und Hochalmen, auf denen sonst nix mehr wachsen würde, verwerten mit ihren ziemlich komplizierten vierfachen Mägen Grünfutter, das sonst kaum jemand nutzen könnte.
Wenn in großen, gut gewärmten Mastanlagen Insekten für Milliarden Menschen produziert werden, dann ist das eine noch gewaltigere Massentierhaltung, als wir sie jetzt haben.
Milliarden von kleinen Tierchen auf einem Haufen sollen überleben, Keimen trotzen und sich fortpflanzen. Wenn Bakterien und Viren nicht obsiegen sollen, dann müssen sie mit erheblichen Mengen an Antibiotika bekämpft werden. Die Fortpflanzung muss mit Hormonen gesteuert werden, sonst funktionieren Heuschrecken-Brut- und Mastanlagen nicht.
Milliarden kleiner Tierchen krabbeln durch die, ja, wie soll man sagen, Käfige, entweichen hoffentlich nicht – und müssen »geschlachtet« werden. Davor steht der Tierarzt, der eine Fleischbeschau wie bei Schwein und Rind machen muss.
Die Rückverfolgbarkeit soll sichergestellt werden. Der Kunde muß wissen: Woher kommt meine Kakerlake? Hatte sie ein gutes Leben? Und der moslemfreundliche Mitteleuropäer kommt angesichts aktueller Entwicklungen ins Grübeln: Heuschrecken – sind die jetzt halal oder helau?
Bald kommen die nächsten »Auch Heuschrecken haben eine Seele«– und »Das geheime Leben der Heuschrecken«– Bestseller auf den Markt und verderben wieder den Spaß. Also müssen auch Insekten unter Schutz gestellt werden: Nichts mehr ist es mit dem »nussigen Geschmack«, wenn sie knusprig frittiert wurden.
Eine Lösung wieder aus fernen Ländern? In China futtern sie Hunde.
Anmerkungen:
Dieser Artikel wurde umweltneutral und CO2 frei erstellt. No harmed animals. Lediglich ein paar lästige Mücken mussten dran glauben; gendermäßig schlecht: Es waren weibliche Mücken. Kritisch, OK. Das nächste Mal.
Aber es wurden keine weiteren Gewaltakte gegen Minderheiten ausgeübt. Die örtlichen Flüchtlingshilfswerke wurden soweit wie möglich beteiligt. Caritas und Rotes Kreuz fressen sich satt. Auf die Interessen religiöser Minderheiten wurde Rücksicht genommen ebenso wie auf die fünfmaligen Gebetszeiten der moslemischen Mitbürger. Während des Abfassens standen ständig eigene Toiletten für 14 unterschiedliche Geschlechter zur Verfügung. Es musste niemand diskriminiert werden. Wir versichern: Nein hieß auch immer nein. Meistens jedenfalls.
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und in Deutschland wachsen keine Avokados. Die müssen hergeflogen werden und sind allein dadurch schon nicht ökologisch. Die saure Sahne wird auch nach wie vor aus Kuhmilch hergestellt, somit braucht man weiterhin die Massenhaltung von Milchkühen. und selbst die Kidneybohnen kommen kaum von deutschen Äckern. Ich glaube, ein gutes Rinder- oder Schweinesteak mit Röstkartoffeln und ein Salat dazu dürfte der Umwelt zuträglicher sein. Das ökologischte Essen ist immer noch regionales Essen. Keine Paprika aus Spanien, sondern mal warten, bis sie hier reif sind… Aber das ist halt langweiliges Essen, denn dann gibt es plötzlich im Winter frisch nur noch: Weiß-… Mehr