Für eine gute Rasur bedarf es eines Erweichens der Barthaare. Dafür benutzt der Herr von Welt Rasiercreme. Sie erleichtert zudem das Gleiten ‐ der Klinge auf der Haut.
Wenn ein Gentleman zu Mittag speist, macht er dann schnell eine Dose Ravioli auf? Wenn er sich ein Glas Wein einschenkt, kommt der dann aus einem Tetrapak? Nicht? Aber wieso rasiert er sich dann mit einer künstlichen, schaumartigen Substanz aus der Plastikdose? Mir scheint, das müssen wir ändern.
Dafür fragen wir unseren Freund Google, was denn die beste Rasiercreme sei. Nicht dass ich dazu keine eigene Meinung hätte, aber man muss ja erst einmal einen Referenzwert finden, um sich zu verorten. Als ersten Eintrag bekomme ich „Musgo Real“. Das ist eine gute Wahl. Freund Google hat durchaus Geschmack.
Musgo Real ist eine altehrwürdige Rasiercreme aus Portugal und befindet sich in einer klassischen Metalltube, die jetzt etwas unterkühlt neben den anderen Plastifläschchen auf meiner Badezimmerablage liegt und darauf wartet, dass ihr Siegel mit der Rückseite der Verschlusskappe durchstochen wird.
Draußen ist es seit Wochen ziemlich kalt, daher habe ich die warme Duftrichtung Oak Moss gewählt. Für den unbedachten Dosenschäumer dürfte damit der erste Schock programmiert sein: Der Duft ist schrecklich. Denn er ist natürlich.
Das kennen wir nicht mehr, weil die bauschaumartige Substanz, die wir gewohnheitsmäßig auf unseren Bart schmieren, ausschließlich künstliche Duftstoffe enthält. Da ist es verstörend, auf einmal die Essenzen aus echtem Eichenmoos im Bad zu haben.
Einweichwirkung macht Unterschied
Schock Nummer 2 stellt sich beim Versuch ein, die Creme aufzutragen. Wo war doch gleich unser guter alter Rasierpinsel? Egal, es geht auch mit der Hand, dann wird der Schaum eben etwas flacher. Um genau zu sein, wird es mit der Hand überhaupt kein Schaum, sondern ein flacher Film. Aber schon dieser ist mit seinen vielen Ölen so cremig, dass er ein hauchdünnes Luftkissen bildet, auf dem die Rasierklinge unserer Wahl sanft über die Haut schwebt, ohne dass sich ihr die Barthaare nennenswert in den Weg stellen können. Das wiederum liegt an der ungewohnt starken Einweichwirkung, die die Musgo entfaltet.
Guter Schaum erzeugt Gleitschicht
Ein Schaum wie Musgo Real geht einen anderen Weg: Er weicht die Barthaare gut ein, damit man sie leichter kappen kann, er erzeugt eine gute Gleitschicht für die Klinge, und er betäubt nichts, sodass man ein direktes Feedback bekommt, falls man zu seiner eigenen Haut zu brutal werden sollte.
Das alles kann anfangs sehr ungewohnt sein, aber nach wenigen Tagen führt man nicht nur die Rasierklinge präziser, sondern erkennt den Duft auch wieder als das Original und die chemischen Varianten aus der Massenmarktdrogerie als die Fälschung.
Die edle Creme war lange Zeit recht günstig, aber leider hat der Hersteller bemerkt, dass die Fangemeinde in Deutschland stetig wächst, und den Preis der 100-Gramm-Tube auf etwa 20 Euro erhöht und zudem das Design geändert – was die alten Fans verstört, aber der Qualität der Creme keinen Abbruch tut.
Eine Tube hält etwa sechs Wochen, wenn man täglich einen Klecks von der Größe eines Fingernagels verwendet. Dafür bekommt man jeden Morgen eine gute Portion Wellness. Mit einem guten Rasierpinsel wird das Ganze noch besser, aber darum wird es im nächsten Monat an dieser Stelle gehen. Bis dahin kann man ruhig die erste halbe Tube mit der flachen Hand aufbrauchen.
TIPP
Wer mehr über die Kunst des Rasierens erfahren möchte, der liest am besten das Buch „Männersache Rasieren“ (als Kindle-E-Book nur halb so teuer wie eine der begehrenswerten Tuben).
DAS DING
Rasiercreme
Was es ist
Um den Rasierkomfort zu erhöhen, wird von der Industrie Rasierschaum aus der Sprühdose angeboten. Wer ein passionierter Nassrasierer ist, wird allerdings immer eine selbst aufgeschäumte Rasiercreme oder Rasierseife bevorzugen. Denn der Dosenschaum erreicht nie die dicke Cremigkeit und damit die Wirksamkeit beim Einweichen der Barthaare. Alternativ verwenden einige auch ein Rasieröl. Im Rasieröl enthaltene Polyphenole haben eine entzündungshemmende und adstringierende (zusammenziehende) Wirkung. Diese wird durch die im Öl enthaltenen Tannine hervorgerufen. Aus diesem Grund werden Tannine
in der Medizin auch als Hämostatikum und Antiseptikum verwendet. Rasieröl kann auch als PreShave vor dem Auftragen der Creme verwendet werden. Nach dem vorsichtigen Abschaben der Bartstoppeln und dem Anspülen der Creme wird meist ein alkoholhaltiges Rasierwasser aufgetragen, um die Mikroverletzungen zu desinfizieren und einen leichten Duft aufzutragen.
Bezugsquellen Musgo Real:
Douglas/douglas.de, Manufaktum/manufaktum.de, Amazon.com,
magazino.com, mensbeautyshop.ch, gents.de, classicshaving.com, nassrasur.com, thedifferentscent.de, dieperfekterasur.com
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