Hardy Krüger hat in der Rolle des biederen deutschen Technikers die Angst der Deutschen vor dem eigenen Selbstbild genommen und die Zuversicht gegeben, anderen Nationen wieder Auge in Auge begegnen zu können.
Die vielleicht berühmteste Deutsche Filmfigur, der Ausnahmeschauspieler und bekennende „Jungspund-Nazi“ Hardy Krüger ist am Mittwoch 93-jährig in seiner Wahlheimat Kalifornien gestorben. Er war einer der wenigen deutschen Schauspieler, die international erfolgreich waren und spielte zusammen mit Filmgrößen wie John Wayne (1962 in „Hatari“) und Roger Moore (1978 in „Die Wildgänse Kommen“).
Krüger wurde 1928 in Berlin geboren und im 2. Weltkrieg zur SS eingezogen. Er überlebte knapp und ist 1950 nach Paris ausgewandert, später zog es ihn weiter, u.a. nach Tansania.
Zu der Frage, wie das denn gewesen sei, so kurz nach dem Krieg als deutscher Schauspieler im Ausland sagte Krüger: „Zunächst einmal sagten alle, sie könnten keine Deutschen gebrauchen. Schon gar nicht einen, der so aussähe wie ich …“ Es war in der Tat auffallend, in wie vielen Produktionen Krüger den blonden, blauäugigen – meist uniformierten – Deutschen spielen musste.
Der „Remake“ aus 2004 mit Dennis Quaid wurde ein Flop. Das verwundert nicht, denn das Original ist damals wie heute ein Meilenstein der Filmkunst und unerreicht. Hardy Krüger durfte damals an der Seite des wohl berühmtesten amerikanischen Charakterdarstellers, James Stewart spielen. Ihn und auch die schauspielerische Leistung der anderen Darsteller konnte eine neue Crew, auch mit klingenden Namen ausstaffiert, beschränkt auf ein Bühnenbild und 100 Quadratmeter Sand kaum erreichen.
Und genau um Charakter geht es, sowohl im Film als auch im wahren Leben. Die außergewöhnliche, tödlich gefährliche Geschichte hüllen die Schauspieler mit ganzer Energie und Können glaubhaft in eine faszinierende, knisternde Atmosphäre. Auch dadurch wurde er zu einem der erfolgreichsten Streifen, die in Deutschland (1966) jemals gezeigt wurden, zusätzlich aber wohl noch aus einem besonderen Grund: Er hat, wahrscheinlich zum ersten Mal überhaupt seit 1945, einen Deutschen als Hauptdarsteller, der auch noch an der Seite eines ehemaligen amerikanischen Bomberpiloten (Stewart) spielt. Die Rolle, die Krüger meisterhaft besetzt, ist die des stillen, in sich zurückgezogenen deutschen Ingenieurs Karl, der die Gruppe letztlich durch seinen Einsatz, seine Beharrlichkeit und seine technische Expertise rettet.
Hardy Krüger sollte als bester Nebendarsteller für einen „Oskar“ nominiert werden, lehnte dies dann aber ohne Angabe von Gründen ab. Das Charisma hat Kapitän Frank Towns (James Stewart), die militärische Disziplin der Navigator Lew Moran (Richard Attenborough), den Schneid der Captain Harris. Karl Dorfmann glänzt auf anderem Gebiet. Er darf sogar (zur Ehre des deutschen Ingenieurswesens) in einer Szene seine VDI-Zeitschrift „Lufttechnik“ ins Bild halten.
Alle hadern mit dem Schicksal, wanken und wackeln vor der Ungewissheit, vor dem drohenden Verdursten in der Wüste. Technische Wunderkinder à la Mc Gyver, unfehlbare Superkerle, wie wir sie heute öfter in Filmen sehen, fehlen gänzlich. Es gibt nur ängstliche, eingeschüchterte Männer.
Alle in einem Boot, Zufall?
Hier finden sich nun viele der Nationen, die noch zwei Jahrzehnte vorher blutig miteinander gerungen hatten, in ein und dieselbe Tragödie hineinversetzt, als Leidensgenossen. Viele der ehemaligen Gegner werden den Streifen als Publikum in den Kinos später zu sehen bekommen. Der Franzose Renaud, selbstverständlich die englischsprachigen Nationen, aber auch ein Italiener und ein Spanier (Gabriel und Carlos) sind mit an Bord. Und so kann sich das Schauspiel gemeinsam durchlittener Gefahren vor den Augen der Kinobesucher in Europa und Nordamerika entwickeln. Und raten Sie, wer der wirkliche Held der story ist? Der bebrillte, leise Herr Kaufmann, angefeindet, angezweifelt und angegriffen, aber letztlich mit seiner Methode erfolgreich und die Erlösung für die Truppe. Der auch mal von den Rationen etwas für sich abzweigt, dem das aber wegen seiner besonderen Leistungen nachgesehen wird.
Was für eine Geschichte, nur zwanzig Jahre nach Ende des unbarmherzigsten Krieges, den die Welt je gesehen hatte. Welche Hürden und Zweifel muss der Autor des Drehbuchs Lukas Heller, geflüchteter deutscher Jude, überwunden haben, um die ursprünglich von Elleston Trevor, dem Autor der Romanvorlage, eigentlich ganz anders gedachte Besetzung so umschreiben zu können. Was mag ihn selbst dazu bewogen haben, die Rolle des Retters und Helden dem stereotyp blonden und blauäugigen deutschen Schauspieler Krüger zu geben? Leider gibt es dazu keine Quellen.
Eines ist jedenfalls sicher: Hardy Krüger hat, nicht nur in dieser Rolle, einen wichtigen Beitrag zur Normalisierung und Befriedung des „Bildes vom Deutschen“ bei unseren heutigen Freunden und Partnern geleistet, allen voran in Frankreich, weshalb er auch 2001 als Offizier in die Ehrenlegion aufgenommen wurde. Er hat vielen Deutschen in der Rolle des biederen deutschen Technikers die Angst vor dem eigenen Selbstbild genommen und die Zuversicht gegeben, anderen Nationen wieder Auge in Auge begegnen zu können. Es gibt im „Flug des Phönix“ keine antideutschen Kommentare, Dorfmann bekommt einen Vertrauensvorschuss, der, selbst als klar wird, daß er „nur“ Modellflugzeuge konstruiert, nicht aufgekündigt wird.
Trotz der Erfolge zog sich der Schauspieler in den Achtzigern aus dem Filmgeschäft zurück und widmete sich der Schriftstellerei sowie seinem Bemühen, seiner Heimat
eine Katastrophe wie der NS-Diktatur für die Zukunft ersparen zu wollen. Im Frühjahr 2013 gründete er mit Dieter Hallervorden, Klaus Bednarz und Hark Bohm eine von Daimler-Benz unterstützte Kampagne, die über das von rechtsextremem Gedankengut ausgehende gesellschaftliche Gefahrenpotenzial aufklären wollte. Er war aber auch vorsichtig, was die Politik generell anging.
Hardy Krüger im Interview beim „Spiegel“ 2019: „Wir müssen unseren Politikern auf die Finger schauen, dürfen uns aber nicht von ihnen abwenden.“
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Rechtsextremes Gedankengut tilgen oder davor bewahren, als letzte Reaktion gegen alle linken Handlungen und Haßtiraden und von jenen ausgedrückt, die es völlig anders sehen und sich eben nicht mehr am Riemen reißen können und das Gegenstück der Antifa darstellen, die man merkwürdigerweise auf breiter Front tolerriert, obwohl sie in der Systematik nicht viel besser sind und sich sogar noch der Unterstützung linker Politik sicher sein können und eigentlich nur die Wiederholung der zwanziger Jahre ist, wo sich Kommunisten, Sozialisten und Deutschnationale auf der Straße nicht nur herum prügelten, sondern sich auch dabei um die Ecke brachten. Nach dem letzten Weltkrieg… Mehr
„Die Aufnahme des Starts des mit Gleitkufen ausgestatteten „Phoenix“ in der Wüste war abenteuerlich, ein Unfall der klapprigen Konstruktion kostete den Stunt-Piloten das Leben. Danach wurde die Szene mit einem Modell neu verfilmt.“
Hm… ich meine, dass es passierte, als die Landung gefilmt wurde und dass die Landung dann aus dem Drehbuch gestrichen worden ist.
Hab ihn etliche Male gesehen. Wird nie langweilig.
Doch: Von Politikern müssen wir uns abwenden. Es schadet nicht auch ihre Amtszeiten bewusst zu begrenzen. Doch die Deutschen wenden sich lieber gleich von der Politik ab und überlassen damit den Falschen das Feld.
Der Film „Der Flug des Phoenix“ ist tatsächlich gut. Ich habe ihn vor zwei Jahren zufällig das erste mal gesehen und war ziemlich überrascht. Solche Filme kennt man heutzutage garnicht. Entsprechend schaue ich eigentlich nur äußerst selten TV. Paradox dass ich beim spontanen zappen dann ausgerechnet diesen Film gesehen habe. Und dieser Artikel hat mir erst ins Bewusstsein gerufen dass damals offenbar tatsächlich einfach eine andere Zeit war. Ich glaube die Zeit damals war ehrlicher und viel produktiver, gemessen an den Mitteln und Möglichkeiten im Vergleich zu heutigen Maßstäben. — Mit einfachsten Mitteln wurde damals Spannung erzeugt, auch zwischen den… Mehr
So fing alles an, was jetzt zu Ende ging.https://www.youtube.com/watch?v=x_VjSt7krrQ
Eines meiner Lieblingsfilmzitate stammt aus Der Flug des Phoenix.
„Mister Towns, Sie benehmen sich, als wäre Borniertheit eine Tugend.“
Sagt Hardy Krüger zu James Steward.
Passt auf die heutige Zeit und die Aussagen von Karl Lauterbach wie dafür gemacht!
Schöner Nachruf.
Im DLF klang das so, daß Krüger formvollendeter Gutmensch gewesen sei, richtig unsympathisch wurde er mir darob.
Darum gut, daß das hier bei TE etwas zurechtgerückt wurde.