Die in Davos vereinte Wirtschafts- und Polit-Elite einschließlich der Vereinten Nationen wünscht sich „völlig neue Grundlagen für unser Wirtschafts- und Sozialsystem“. Die Frage ist, wie viel Sozialismus im gezähmten Kapitalismus der Davoser steckt.
Seit einiger Zeit schwebt ein Signalwort durch die öffentliche Diskussion: The Great Reset – der Große Neustart. Was wie eine Mixtur aus geheimnisvollem Märchen und Verschwörungstheorie klingt, ist die Vision einer seriösen und mächtigen Organisation: Das World Economic Forum (WEF) / Weltwirtschaftsforum, die Vereinigung der ökonomischen und politischen Welt-Elite, hat sich auf die Fahnen geschrieben, die Weltordnung durch die Veränderung der wirtschaftlichen, sozialen und politischen Rahmenbedingungen von Grund auf zu verbessern. Die Vereinten Nationen sind mit von der Partie.
Das Jahrestreffen des WEF, einer „internationalen Organisation für Öffentlich-Private Kooperation“, findet traditionell in Davos statt. Die für Januar 2021 geplante Zusammenkunft wurde allerdings auf den Mai verschoben und in eine Hotelanlage nahe Luzern verlegt. Die Veranstaltung, so Corona sie denn stattfinden lässt, trägt den Titel „The Great Reset“. Im Mittelpunkt stehen: „die Lösungen, die zur Bewältigung der dringendsten Herausforderungen der Welt erforderlich sind. Führende Persönlichkeiten aus der ganzen Welt werden zusammenkommen, um einen gemeinsamen Erholungspfad zu entwerfen, ‚The Great Reset‘ in der Zeit nach dem COVID-19 zu gestalten und eine Gesellschaft mit mehr Zusammenhalt und Nachhaltigkeit wieder aufzubauen.“
Im September 2020 beschäftigte sich der „WEF-Sustainable Development Impact Summit“ bereits mit den Prinzipien des Great Reset. Im Oktober fand dann der Jobs Reset Summit statt, als dessen Ziel benannt wurde, „proaktiv eine neue Agenda für Wachstum, Arbeitsplätze, Kompetenzen und Gerechtigkeit zu gestalten“. Mitte November tagt der „Pioneers of Change Summit“.
Das WEF
Das WEF ist eine Stiftung, die in Cologny im Schweizer Kanton Genf ansässig ist mit Büros in Genf, New York, San Francisco, Peking, Tokyo, Mumbai. Sie beschäftigt laut Geschäftsbericht ca. 800 Angestellte. Das WEF vereint 1.000 führende Firmen. In der illustren Runde ist quasi jedes Unternehmen vertreten, das Rang und Namen hat: Amazon, Axa, BP, Volkswagen Group, Walmart usw. Als Teilgruppen geführt werden die „Global Innovators“ und die „New Champions“.
Das Forum wurde 1971 von dem Wirtschaftswissenschaftler Klaus Schwab gegründet, der sein Aushängeschild ist und als Executive Chairman firmiert. Bei den zentralen Jahrestreffen laufen Wirtschaftsexperten, Politiker, Wissenschaftler, gesellschaftliche Organisationen und Journalisten aus aller Herren Länder auf, um über aktuelle Fragen zu diskutieren. Dabei muss man sich vergegenwärtigen, dass die klassische Dreiteilung der Akteure in Politik – Wirtschaft – Zivilgesellschaft nicht trennscharf ist. Einzelne Staaten bzw. deren Untergliederungen sind Anteilseigner von Firmen. Unternehmen leben umgekehrt von öffentlichen Auftraggebern. Und nicht-kommerzielle Organisationen werden zum Teil vom Staat mit finanziert.
Klaus Schwab veröffentlicht seine Beiträge unter anderem im „Project Syndicate“, einer Non-Profit-Organisation mit Sitz in Prag, in der über 500 Medien in 156 Ländern zusammengeschlossen sind. Hier schreiben prominente Köpfe, darunter George Soros, dessen Open Society Foundations das Projekt ebenso unterstützt wie die Bill & Melinda Gates Foundation, die European Climate Foundation, die Heinrich Böll Stiftung sowie die Friedrich-Ebert-Stiftung.
Das WEF ist mit zahlreichen internationalen Organisationen vernetzt. So arbeitet es in der G20 Global Smart Cities Alliance mit. Im Juni 2019 schlossen das WEF und die United Nations einen Partnerschaftsvertrag mit dem Ziel, die Umsetzung der großen Agenda for Sustainable Development/Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung der UN „zu beschleunigen“.
Die Website des WEF bietet eine Fülle von Materialien, Videos sowie Veranstaltungsberichten. Eingeladen wird zu fast 20 thematischen Plattformen. Sie behandeln etwa Covid, die Zukunft des Konsums, der Finanz- und monetären Systeme oder der Neuen Ökonomie. Der User kann zudem eine Vielzahl von Berichten herunterladen, darunter „The Future of Jobs Report 2020“, „The Global Risks Report 2020“, „Diversity, Equity and Inclusion 4.0“, und „An Action Plan for the Media, Entertainment and Culture Industry“.
Zudem sind in 13 Staaten „Centers for the Fourth Industrial Revolution“ aktiv. In New York und San Francisco beheimatet ist das „World Economic Forum LLC“. . Das „Forum of Young Global Leaders“ verfolgt die Vision, „eine dynamische globale Gemeinschaft von außergewöhnlichen Menschen zu schaffen, mit der Vision, dem Mut und dem Einfluss, einen positiven Wandel in der Welt voranzutreiben“. Zu den „Communities“ rechnet auch die „Zivilgesellschaft“. Als Schwesterorganisation des WEF versteht sich die „Schwab Foundation for Social Entrepreneurship“. Anfang Oktober wurden ferner 40 „Global Future Councils“ mit 1.000 Experten aus 81 Staaten geschaffen.
Klaus Schwabs Agenda und die Transformation Map
Auf der WEF-Homepage finden sich ein kurzer, dramatisch inszenierter Werbefilm zum Great Reset sowie ein viel zitierter Text von Klaus Schwab vom Juni 2020.
In Schwabs Beitrag ist eine kreisförmige Transformation Map/Projekt-Landkarte für den Großen Neustart integriert, die mehr als 50 Einzelthemen enthält, drapiert um die sieben Schwerpunkte: Die ökonomische Erholung gestalten | Die Vierte Industrielle Revolution nutzen | Regionale Entwicklung stärken | Globale Kooperation wiederbeleben | Nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln | Die Gesundheit der Umwelt wiederherstellen | Soziale Verträge, Fertigkeiten und Jobs neu entwerfen. Die Einzelthemen listen alle Gesellschaftsbereiche auf, von der LGBTI-Inklusion und strukturellem Rassismus über Global Governance [die kooperative, multilaterale Gestaltung der Globalisierung] und die Zukunft der Mobilität bis zum Zustand der Ozeane. Der Begriff „The Great Reset“ im Mittelpunkt des Kreises lässt sich vom User flexibel durch die Begriffe am Rand bzw. andere Suchwörter ersetzen.
Für den WEF-Chef Schwab ist die Corona-Pandemie „eine seltene Chance“, „neue Grundlagen für unser Wirtschafts- und Sozialsystem zu schaffen“. Ein starker Wirtschaftsabschwung habe bereits eingesetzt und möglicherweise stünde man vor der schlimmsten Depression seit den 1930er Jahren. Diese Entwicklung sei zwar „wahrscheinlich, jedoch nicht unvermeidlich“. „Wenn wir ein besseres Ergebnis erreichen wollen, muss die Welt rasch und gemeinsam handeln, um alle Aspekte unserer Gesellschaften und Wirtschaften, vom Bildungswesen bis zum Gesellschaftsvertrag und den Arbeitsbedingungen, umzugestalten. Jedes Land, von den USA bis China, und jede Branche, von der Erdöl- und Erdgas- bis zur Technologieindustrie, muss sich dem Wandel unterziehen. Kurz: Wir brauchen … einen großen Neustart des Kapitalismus.“
- „Der erste wäre die Lenkung des Marktes zu faireren Ergebnissen. Zu diesem Zweck könnten die Regierungen ihre Koordination (zum Beispiel in der Steuer- und Ordnungspolitik) und Handelsverträge verbessern sowie die Bedingungen für eine Stakeholder-Wirtschaft schaffen. [Stakeholder meint Interessen-Gruppen die ein berechtigtes Interesse am Verlauf oder Ergebnis eines Prozesses oder Projektes haben.] In einer Zeit sinkender Steuereinnahmen und steigender Verschuldung der öffentlichen Haushalte besteht für die Regierungen ein starker Anreiz dazu. Außerdem sollten die Regierungen lange überfällige Reformen umsetzen, die gerechtere Ergebnisse fördern. Je nach Land könnten dies Vermögenssteuern, der Ausstieg aus den Förderungen für fossile Brennstoffe oder neue Urheberrechts-, Handels- und Wettbewerbsbestimmungen sein.
- Der zweite Hauptbestandteil … müsste sicherstellen, dass Investitionen gemeinsame Ziele, wie Gleichberechtigung und Nachhaltigkeit, fördern. Hier bilden die umfassenden Ausgabenprogramme vieler Regierungen eine große Chance für den Fortschritt. … Anstatt diese Mittel sowie die Investitionen privater Einrichtungen und Pensionsfonds zum Füllen der Risse im alten System zu verwenden, sollten wir diese nutzen, um ein langfristig widerstandsfähigeres, gerechteres und nachhaltigeres System zu schaffen. Dies bedeutet zum Beispiel die Errichtung ‚grüner‘ städtischer Infrastrukturen und die Schaffung von Anreizen für die Industrien, um ihre Bilanz bei ökologischen, sozialen und Governance-Kennzahlen zu verbessern.
- Der dritte und letzte Schwerpunkt … besteht darin, die Innovationen der Vierten Industriellen Revolution zur Unterstützung des Allgemeinwohls zu nutzen, … Während der Covid-19-Krise haben Unternehmen, Universitäten und sonstige Einrichtungen ihre Kräfte vereint, um Diagnosetechniken, Behandlungen und mögliche Impfstoffe zu entwickeln, Testzentren oder Mechanismen zur Rückverfolgung von Krankheitsfällen zu schaffen und medizinische Fernversorgung zu leisten. Denken wir daran, was möglich wäre, wenn wir ähnlich koordinierte Anstrengungen in allen Branchen unternehmen würden.“
Obgleich Covid-19 bei der Initiative The Great Reset als aktueller Anlass definiert wird, beschäftigten sich schon frühere Jahrestreffen mit Systemveränderungen. 2016/17 wagte sich das Forum an „8 Vorhersagen für die Welt 2030“. Die erste etwas ungewöhnliche Prognose zeichnete das Bild eines komplett vergesellschafteten Individuums: „Alle Produkte sind Dienstleistungen geworden. Ich besitze nichts. Ich besitze kein Auto. Ich besitze kein Haus. Ich besitze keine Geräte oder Kleidung.“ Weitere Thesen: Es existiert ein weltweiter Preis für Kohle | Die Dominanz der USA ist vorbei. | Wir essen viel weniger Fleisch | Heutige syrische Flüchtlinge sind inzwischen Geschäftsführer. Der Klimawandel könnte 1 Milliarde Menschen entwurzeln | Die Werte, die den Westen/westliche Demokratien begründet haben, werden bis zum Bruchpunkt auf die Probe gestellt worden sein. Kenneth Roth (Human Rights Watch) plädierte in diesem Zusammenhang für ein klares Ja zur Einwanderung. Gleichzeitig betonte er allerdings, dies diktiere kein Ende der Nationalstaaten. „Keine Regierung ist verpflichtet, jeden Migranten, der anklopft, hereinzulassen.“
Die Vierte Industrielle Revolution
Im „Davos Manifest 2020“ hatte das WEF bereits Ansprüche an das Unternehmen der Zukunft formuliert. Es diene nicht nur seinen Aktionären, sondern ebenso Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten, dem lokalen Gemeinwesen und der Gesellschaft als Ganzem.
Das häufig fallende Stichwort „Vierte industrielle Revolution“ meint die digitale Revolution als Fusion von Technologien, die Künstliche Intelligenz, Robotertechnik, das Internet, autonomes Fahren, 3-D-Druck, Nano- und Biotechologie hervorbringt. Diese Revolution, so Klaus Schwab in einem Text von 2016, (deutscher Text hier) habe das Potenzial, die globalen Einkommens-Niveaus zu erhöhen und die Lebensqualität der Bevölkerungen unter anderem durch neue Produkte und Dienstleistungen überall in der Welt zu verbessern. Sie führe zu langfristigen Gewinnen an Effizienz und Produktivität. Sie könne einerseits größere Ungleichheit bewirken, unter anderem durch das Ersetzen von Arbeitern durch Maschinen, andererseits einen Nettozugewinn an sicheren und interessanten Jobs. Vermutlich werde eine Kombination aus beidem eintreten.
Im weiteren Text führt Schwab näher aus, welche grundsätzlichen Gefahren und Chancen die Vierte Revolution für die Wirtschaft, die Regierung/den Staat und die Menschen bedeutet. Firmen müssten Geschäftsmodelle auf den Prüfstand stellen. Der Umgang zwischen Regierungen/öffentlichen Stellen und Bürgern wandele sich. Gesetzgeber und Regulierer seien in einem beispiellosen Ausmaß herausgefordert. Die Vierte Industrielle Revolution habe auch einen tiefgreifenden Einfluss auf die Sicherheit. Sie werde außerdem unsere Identität und alles, was damit verbunden ist, erfassen: unseren Begriff von Privatsphäre und Eigentum, unsere Konsumgewohnheiten, die Zeit, die wir mit Arbeit oder Privatleben verbringen, wie wir unsere Karrieren planen, unsere Fähigkeiten entwickeln, uns mit anderen Menschen treffen und Beziehungen pflegen. „Sie verändert bereits unsere Gesundheit und führt zu einem ‚quantifizierbaren‘ Selbst, und schneller als wir denken, könnte sie uns zu einer Erweiterung menschlicher Fähigkeiten und Leistungen („human augmentation“) führen.“ Der Text gipfelt in dem ermutigenden Schlussgedanken, Technologie und der durch sie bedingte Wandel seien letztlich kontrollierbar.
Dazu einige Anmerkungen:
Gezähmter Kapitalismus – mit wie viel Sozialismus und Black-Lives-Matter-Feeling?
Klaus Schwab betont, dass er den Kapitalismus nicht abschaffen wolle, sondern nur die Spielart des Neoliberalismus als ungeregelter, ungehemmter Kapitalismus „ausgedient“ habe. „Wir dürfen nicht nur das Finanzkapital berücksichtigen, sondern auch das Sozialkapital, das Naturkapital und das menschliche Kapital.“ In der Tat werden zentrale Kriterien der Marktwirtschaft wie Eigentum und die dezentrale Steuerung von Produktion und Konsum über den Markt(preis) von ihm nicht grundsätzlich angezweifelt.
Allerdings, andere Kreise im WEF, von denen unklar ist, wie viel Gewicht sie haben, scheinen offen mit einem alternativen System zu liebäugeln.
Unter der Überschrift „Der Große Neustart muss soziale Gerechtigkeit in den Mittelpunkt stellen“ fordert der Unternehmer Mark Doumba unter einem Foto mit knieenden Black-Lives-Matter-Demonstranten explizit, Kapitalismus und Sozialismus müssten verschmelzen. Reichtum müsse breit verteilt werden, die Koordination zwischen dem privaten und öffentlichen Sektor verbessert werden und die Existenz eines „weißen Privilegs“ zugegeben werden. Es gehe darum, Jahrhunderte von angesammelten Vorurteilen gegenüber kolonialisierten Ländern und Minderheitengruppen, besonders schwarzen und braunen Communities, richtig zu stellen. Auch in der Transformation Map sind bereits „woke“ Ideen wie die Bekämpfung von systemimmanentem Rassismus integriert. Unter dem Stichwort „Rassismus und rassistische Ungerechtigkeit“ stößt man auf der WEF-Website auf aufschlussreiche Beiträge. Zum Beispiel auf einen Text darüber, wie nach dem Tod von George Floyd Dutzende von Bürgerkriegs-Statuen und andere „verhasste Symbole“ „entfernt wurden“.
Dies lässt darauf schließen, dass es beim Konzept des Great Reset, das von seinem Ansatz her einzelne Länder eher in den Hintergrund treten lässt, nicht nur um die intellektuelle Frage geht, welchen sozial-ökonomische Kriterien das Modell des sanften neuen Kapitalismus entspricht. Es geht im Hintergrund auch um die künftige Umverteilung kulturell-politischer Macht und den politischen Ideen-Kampf für Menschenrechte, Minderheiten, Migranten, die schwarze/nicht-weiße Weltbevölkerung.
Theorie und Praxis
Die Agenda „The Great Reset“ ist schwindelerregend umfangreich, wenn man sich alle einbezogenen globalen Aufgabenfelder vornimmt. Einige Zustandsanalysen im Kontext der Vierten Industriellen Revolution und Digitalisierung der Lebenssphären sind plausibel – die Frage ist nur, inwieweit man die identifizierten Risiken für beherrschbar hält. Eine Reihe der von Klaus Schwab propagierten Ziele, so ein höheres ökologisches und soziales Verantwortungsbewusstsein von Konzernen, sind konsensfähig – die Frage ist nur, wie wahrscheinlich es ist, dass sie umgesetzt werden.
Vor allem mag sich mancher Beobachter verwundert die Augen reiben, dass ausgerechnet eine große Runde milliardenschwerer Wirtschaftsführer vom Prinzip der egoistischen Gewinnmaximierung Abschied nimmt. Bis dato assoziierte er viele nationale und globale wirtschaftlichen Prozesse in höherem Maße mit harten Preiskämpfen, der Bildung von marktspezifischen und räumlich begrenzten Oligopolen, dem Outsourcen von Unternehmensaktivitäten in Billiglohnländer, usw. Allerdings hat der „Zeitgeist“ – einerseits inspiriert von der nüchternen Einsicht in viele problematische weltweite Entwicklungen, andererseits gedrängt von starken, allgegenwärtigen NGOs – längst auch die Wirtschaftsgiganten gezähmt: In Projekten wie „Beyond Gender Agenda“ bejahen Microsoft und die Commerzbank das Ziel, „Diversität und Inklusion“ zu verankern. Und Amazon wirbt nett damit, auch Tausenden lokalen Produkten von kleineren und mittleren Unternehmen zum Absatz zu verhelfen und zufriedene Mitarbeiter zu haben.
Man ist aber wohl kein Spielverderber, wenn man auf zwei wichtige Stolpersteine auf dem Marsch zur Neuordnung der Welt verweist: Zum einen bewegt sich „The Great Reset“ wie alle politischen Grundsatzerklärungen auf abstraktem Niveau. Die Gretchenfrage ist, wie Schlüsselbegriffe („Gerechtigkeit“) definiert werden und Aufgabenfelder konkret angegangen werden, in (Finanz-)Zahlen ausgedrückt werden.
Zum anderen herrscht erkennbar eine große Kluft zwischen der Vision und den zum Teil problematischen und hässlichen realen Zuständen auf der Erde. Die globale WEF-Agenda wirkt eher verträumt, wenn man sich die Vielzahl real existierender Probleme einzelner Länder und Spannungen, Konflikte, Interessengegensätze der Staaten der Weltgemeinschaft vor Augen hält. Die über 190 Mitgliedstaaten der UN – in ihrer Mehrheit Entwicklungsländer – unterscheiden sich eklatant im Hinblick auf politische Systeme, religiös-kulturelle Werte, Bildungssysteme, Wirtschaftssysteme, nationale ökonomische Kennziffern wie Armuts- und Arbeitslosenquote, Durchschnittseinkommen, Bruttoinlandsprodukt pro Einwohner, und sie sind bekanntlich nicht alle ziemlich beste Freunde.
Zu fragen wäre zudem, ob die derzeitige weltweite Pandemie, die die Volkswirtschaften niederringt, wirklich der ideale Zeitpunkt ist, mit dem Umkrempeln des Systems zu beginnen. Gleichzeitig ist in Rechnung zu stellen, dass die Weltbevölkerung wächst und sich dadurch Probleme verstärken. Einige Fachleute wie Bandar Hajjar (Islamic Development Bank) scheinen die Tatsache, dass sich auf dem „Kontinent der Kinder“ Afrika die städtische Bevölkerung verdreifachen wird unaufgeregt hinzunehmen. 2018 präsentierten Vertreter des World Resources Institute immerhin Überlegungen, „wie man bis 2050 10 Milliarden Menschen nachhaltig ernährt“.
Offene Fragen und Gefahren
„Time Magazine“ widmete dem Great Reset eine ganze Ausgabe. Andere Beobachter zeigen sich schon vor dem 2021er WEF-Gipfel aufgeschreckt, wittern „eine Form von Sozialismus“. Unter anderem monieren die Kritiker, der Great Reset sei ein „antidemokratisches Projekt“ mit einem riesigen Netzwerk aus Großunternehmen sowie staatlichen Akteuren und dem Zugriff auf gewaltige Geldmengen. „Das WEF will die Welt umgestalten, ohne uns zu fragen.“ Der Finanzexperte Oliver Baron verweist zu Recht darauf, der globale Kapitalismus habe immerhin Milliarden Menschen aus der Armut befreit und technologische Innovationen hervorgebracht, bei seiner Reform dürften die Vorteile des kapitalistischen Systems – wirtschaftliche Freiheit und Selbstbestimmung, Offenheit für neue Ideen und Konzepte, hohe Produktivität – nicht zerstört werden.
Wirtschaftsjournalist Norbert Häring hält die Reset-Ziele für floskelhaft bis blauäugig und sieht in der Agenda einen Versuch, Diskussionen über eine Neue Weltordnung zu kontrollieren. „Statt Armut, Krankheiten, Übervölkerung und Naturzerstörung verheißen uns die Megareichen eine faire Welt in Einklang mit der Natur. Absurd? Ja. Zynisch? Natürlich. … Wenn man den kurzen Film anschaut, den das Forum zur Einstimmung auf den Großen Neustart veröffentlicht hat, kommt man nicht um das Urteil herum, dass es bei seinem Hauptziel entweder kläglich versagt hat, oder – wahrscheinlicher – den Zustand der Welt nur für seine Mitglieder verbessern will. … Die Abbildung des Ist-Zustands besteht aus einer hektischen Abfolge dystopischer Szenerien: Müllhalden, Epidemien, Proteste gegen Ungleichheit, Umweltzerstörung… Dann wird auf einem alten Computer auf den Reset-Knopf gedrückt, und plötzlich ist alles gut. Bilder von Fischschwärmen im blauen Ozean, schöne grüne Landschaften, glückliche Babys … Nichts darüber, wie wir da hinkommen. … Es geht nicht um einen Neustart, sondern darum, die Diskussion über einen möglichen radikalen Neustart zu lenken und zu monopolisieren.“
Eine entscheidende Frage ist in der Tat, 1. wie legitimiert und 2. politisch durchsetzungsfähig das World Economic Forum als Motor von Veränderungen ist. Seine Mitgliedsfirmen sind ja nicht demokratisch gewählt, beziehen allerdings indirekt viel Legitimation von Politikern und gesellschaftlichen Akteuren, die das Forum als ökonomisches Schwergewicht allzu gern mit im Boot haben.
Grundsätzlich ist es unstrittig hilfreich, wenn unterschiedliche Interessengruppen – Politik, Wirtschaft, Bürger – auf internationaler Ebene zusammenkommen und miteinander verhandeln – einzelne Handlungsträger vor Ort können kaum weltweite Prozesse in Gang setzen. Gleichzeitig bergen große übernationale Einheiten – wie EU und UN ja zur Genüge beweisen – immer auch die Gefahr, dass in fernen elitären Fachzirkeln (Quasi-)Fakten geschaffen werden. Dabei sind die eigentlichen Ansprechpartner für Systemveränderungen wohl bemerkt die nationalen Parlamente und die Bevölkerungen. Letztere sind in entwickelten Gesellschaften zwar formal durch die „Zivilgesellschaft“/NGOs eingebunden, deren Interessenverbände stellen allerdings keine statistisch repräsentativen Vertretungen der jeweiligen Gruppen dar. So gesehen könnte das World Economic Forum durchaus Denkanstöße in die einzelnen Länder(regionen) hineintragen, sollte aber nicht als ausführendes Welt-Zentralorgan auftreten oder verstanden werden.
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Wie heißt es so schön bei Loriot:
„Mach doch mal was dir Spaß macht“
8 Vorhersagen für die Welt 2030 The Great Reset … anders geschrieben: 1. schreibt die dänische Abgeordnete Ida Auken 2. prognostiziert Jane Burston 3. schreibt Robert Muggah 4. schreibt Melanie Walker 5. schreibt Tim Benton 6. schreibt Lorna Solis 7. schreibt Kenneth Roth 8. schreibt Ellen Stofan Ist nichts als eine Nachplapperung dessen, was irgendjemand in dieser Welt jemals geträumt hat. Was nicht ungeschickt ist, ist die Vermarktung der wirren sozialistischen Träumereien des Herrn Klaus Schwab: große NGOs werden ideologisch ins Boot geholt, internationale Kooperationen mit Billionären werden aufgesetzt und selbst die Vereinten Nationen werden vor den Schwab’schen Sozialistenkarren gespannt. Lesen Sie doch bitte den Link… Mehr
Jede Unbill, jede Katastrophe, auch persönlicher Art muß überwunden werden und impliziert immer den Wunsch nach der Rückkehr zur vorherigen Normalität. Das ist nur allzu normal! Kanzlerin und Stellvertreter betonen aber seit längerer Zeit „es wird keine Rückkehr zur alten Normalität geben, es wird nur die neue Normalität geben“. Wie blö…muss man sein um nicht zu erkennen, dass eine Rückkehr nicht gewünscht ist und man andere Pläne hat? Schade nur, dass man diese dem Volk vorenthält!
Also wenn ich mir so die Auflistung der Akteure bei’m 50. Jahrestag des Treffens vor 10 Monaten ansehe, mit diesen in’s Schaufenster gestellten Versagern soll wirklich etwas Gutes bezweckt werden? Sind die chaotischen Verhältnisse bei Bundeswehr, aktuell hier in D, in der EU, bei der EZB und in der NATO, wirklich erstrebenswert bzw. als Werbegag geeignet?! Vollkommen illusorisch, abschreckende Beispiele an Unvermögen, Inkompetenz, Verlogenheit und Spalteritis. Politisch/wirtschaftliche Großsysteme (SU, USA,EU) zeigen beispielhaft auf, dass bereits in diesen Größen keine vernunftgesteuerte und demokratische Verwaltung machbar ist, gegen verborgene und hinterhältige Kräfte. Und da soll es nun gleich 2 Größenordnungen darüber besser… Mehr
Erneut hat „das Großkapital“ sich mit „Linken“ verbündet um ihr Vermögen zu vermehren. Und wieder erkennen „die Linken“ nicht, dass sie lediglich Mittel zum Zweck sind 🙁
„Im Juni 2019 schlossen das WEF und die United Nations einen Partnerschaftsvertrag mit dem Ziel, die Umsetzung der großen Agenda for Sustainable Development/Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung der UN „zu beschleunigen“. 1. Seit Jahren wird die politische Elite eingeladen, um sie auf den Veränderungsprozess einzunorden 2. Lesen Sie, was die sozialistische UN, Agenda for Sustainable Development, im Pdf deutsche Sprache erhältlich, verabschiedet hat: Verteilung des Vermögens auf alle, ist eine Kernbotschaft. 3. Die UN und ihre Realisierer SED- Merkel und ihre Schwester im Geiste, Flinten Uschi, stimmen für weiteste Migration und damit dafür, dass Afrika ausgeblutet wird. Die UN ist… Mehr
“ Reset “ ist kein Neustart wie eingangs übersetzt, sonder heißt “ Zurücksetzen „. Darauf wird es auch hinauslaufen, nämlich auf autoritäre Regierungen, totale Überwachung, alles bestimmende Wirtschafts- und Finanzmonopolisten, stimmlose Einheitsmenschen global verteilt. Keine schöne neue Welt, außer für Politiker und Oligarchen.
Gott sei Dank ist aber auch die davoser Veranstaltung nur eine weitere teuere Schwafelrunde.
Als solche wird die Runde begriffen, ist sie aber nicht, denn hier werden Weichen gestellt, die längerfristig erst sichtbar wirken. Sie wollen immer die Welt retten, aber dabei überfahren sie immer alle, die nicht zu ihrer Runde gehören.
Farbigkeit ist nicht Buntheit. Die Buntheit wird angestrebt, ein strukturloses Einerlei, aus dem nur die Machthaber wirklich Nutzen ziehen. Farbigkeit ist das Einbinden in Strukturen, wobei die Farben für einen selbständigen Bereich stehen.
„Er, so Schwab, sei aber überzeugt, dass zukünftig das Talent mehr als das Kapital den kritischen Produktionsfaktor darstelle.“ Und genau da liegt der Hase im Pfeffer, wie Gunnar Heinsohn auf Tichyseinblick unermüdlich klarstellt: Talente lassen sich nicht beliebig wecken. Sie sind sehr unterschiedlich auf der Erde verteilt und es gibt beunruhigende ganz erstklassige empirische Studien, die zeigen, dass nichts so stark mit Talent/Intelligenz korreliert wie die Hautpigmentierung. Das deckt sich perfekt mit den Ergebnissen weltweiter Talent-Tests, wie ein Blick auf die TIMSS-Pyramide eindrucksvoll belegt. An diesen sozialbiologischen Tatsachen kann auch kein „Neustart“ etwas ändern: It´s the biology, stupid!
http://timss2015.org/timss-2015/mathematics/student-achievement/
Meiner Ansicht nach ist es ein Fehler, auf der Suche nach Talenten immer nur auf die Intelligenz abzuheben. Intelligenz ist nur ein Faktor von vielen, die herausragende Eigenschaften beschreiben. Glaubt jemand, daß ein Eskimo die Marathonläufe der Welt beherrschen könnte? Warum glauben die Antirassismuskämpfer, daß Schwarze unbedingt entsprechend ihrem Bevölkerungsanteil an die Uni müssen? (Das ist in meinen Augen der wahre Rassismus!). Warum ist man nicht bereit, vielfältige (!) Ausprägungen menschlicher Fähigkeiten zu schätzen und anzuerkennen, daß beispielsweise jemand, der in der Lage ist, schwere körperliche Arbeit zu leisten, ein überaus wertvolles Talent hat, das der Gesellschaft nützt und ihn… Mehr
ROCHE stellt keine Impfstoffe her, ist auch an keinem Impfstoff-Entwicklungs- bzw. Herstellungsunternehmen beteiligt. ROCHE – neben vielen anderen großen und kleinen Unternehmen – produziert Testkits auch für Corona-Tests, und bietet gleichzeitig die Geräte an, mit denen Labore ausgestattet sind, um diagnostische Tests aller Art durchzuführen.