Zeitreise: Wie Orbán von Merz lernte

Dank deutscher Ingenieurskunst ist die erste klimaneutrale Zeitmaschine einsatzbereit – und liefert prompt einen Korrespondentenbericht aus der Zukunft: Viktor Orbán sorgt mal wieder für Empörung in Europa. Doch anstatt mit dem Finger auf ihn zu zeigen, könnte für Deutschland ein Blick in den Spiegel lohnender sein.

IMAGO

Dank großzügiger Investitionen in Zukunftstechnologien ist es deutschen Wissenschaftlern gelungen, eine klimaneutrale und ohne Energieverbrauch funktionierende Zeitmaschine zu bauen. Eine der ersten Entdeckungen der Forscher war dabei ein Korrespondentenbericht aus der Zukunft, dessen Inhalt über erstaunliche künftige Ereignisse in Ungarn Aufschluss gab. Wir dokumentieren den Bericht, der allerdings erst in mehr als einem Jahr auf seine Echtheit überprüft werden kann – wenn wir das Datum erreichen, das über dem Artikel steht.

Budapest, 5. Mai 2026

Wahlverlierer Orbán demontiert den Rechtsstaat

Von unserem Korrespondenten

Mit einer kontroversen Abstimmung im Parlament hat Ungarns amtierender Ministerpräsident Viktor Orbán einmal mehr die europäische Staatengemeinschaft gegen sich aufgebracht. Obwohl seine Partei, die Fidesz, bei den Parlamentswahlen im April nach 16 Jahren an der Macht erstmals keine Zwei-Drittel-Mehrheit mehr erringen konnte, krempelte Orbán alle demokratischen Regeln um und berief einfach das alte Parlament zu einer Sondersitzung zusammen, in dem Fidesz noch eine verfassungsändernde Mehrheit besitzt. Fidesz wird zwar mit seiner absoluten Mehrheit auch die nächste Regierung stellen, wird aber eben keine Zwei-Drittel-Mehrheit mehr haben.

Nur eine Woche vor der konstituierenden Sitzung des neuen Parlamentes gelang es Fidesz auf diese Weise, dennoch ein letztes Mal die Verfassung zu ändern. Unter anderem wurden so die im ungarischen Grundgesetz verankerte Schuldenbremse ausgehebelt und neue Kredite beschlossen, die das Gesamtvolumen der ungarischen Staatsverschuldung in den nächsten 12 Jahren um 70 Prozent vergrößern würden.

Dieses Geld dürfte wohl garantieren, dass die bei den Wahlen stark geschrumpfte Regierungspartei wieder an Wählerzuspruch gewinnen wird – wenn es durch die versprochenen Investitionen tatächlich zum versprochenen wirtschaftlichen Aufschwung kommt.

Schon zuvor hatte eine Reform des ungarischen Wahlrechts für Empörung in Deutschland und der EU gesorgt. Die Reform führte dazu, dass siegreiche Direktkandidaten in den Wahlkreisen nicht ohne Weiteres auch tatsächlich ein Parlamentsmandat erhalten. Schon vor der Wahl war deutlich geworden, dass die Opposition diesmal stark an Zuspruch gewinnen dürfte. Mehrere ihrer siegreichen Kandidaten wurden durch diese neue Regel daran gehindert, einen Parlamentssitz zu erhalten.

Deutsche Politiker reagierten mit heftiger Kritik. „Einmal mehr hat sich gezeigt, dass Ungarn keine funktionierende Demokratie mehr ist, sondern ein autokratisches Regime”, hieß es in einer Pressemitteilung der Grünen. Die SPD sprach von einem „Frontalangriff auf den Rechtsstaat, der in Europa nicht Schule machen darf.”

Die EU-Kommission kündigte in der Sache die Prüfung eines Pflichtverletzungsverfahrens an. Im Europäischen Parlament wurde auf Antrag der Fraktionen von EPP, S+D sowie „Renew Europe” und den Grünen eine Debatte zum Zustand von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Ungarn auf die Tagesordnung gesetzt. Daniel Freund von den Grünen forderte, endgültig jegliche Geldmittel für Ungarn zu blockieren und Ungarn auch das Stimmrecht im Europäischen Rat zu entziehen.

Vor der EP-Debatte zu Ungarn wollte Bundeskanzler Friedrich Merz mit Frankreichs Staatspräsident Macron in Paris über Ungarn sprechen. „Orbán hat deutlich gemacht, dass er mehr von Putins und Trumps Methoden hält als von europäischen Werten”, sagte er. Nun sei es an der Zeit, das Veto-Recht in der EU abzuschaffen und das Mehrheitsprinzip bei Abstimmungen im Europäischen Rat einzuführen.

Auf X reagierte Viktor Orbán mit Unverständnis: Er habe schlicht die deutsche Politik kopiert. „Was im Bundestag möglich ist, sollte auch im ungarischen Parlament erlaubt sein”, schrieb er.

Anzeige

Unterstützung
oder

Kommentare ( 26 )

Liebe Leser!

Wir sind dankbar für Ihre Kommentare und schätzen Ihre aktive Beteiligung sehr. Ihre Zuschriften können auch als eigene Beiträge auf der Site erscheinen oder in unserer Monatszeitschrift „Tichys Einblick“.
Bitte entwerten Sie Ihre Argumente nicht durch Unterstellungen, Verunglimpfungen oder inakzeptable Worte und Links. Solche Texte schalten wir nicht frei. Ihre Kommentare werden moderiert, da die juristische Verantwortung bei TE liegt. Bitte verstehen Sie, dass die Moderation zwischen Mitternacht und morgens Pause macht und es, je nach Aufkommen, zu zeitlichen Verzögerungen kommen kann. Vielen Dank für Ihr Verständnis. Hinweis

26 Comments
neuste
älteste beste Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare ansehen
bfwied
2 Tage her

Die EG hat sehr gut funktioniert, aber „man“ wollte ja mehr, „man“ wollte u. will einen europäischen Staat, aber gleichgeschaltet, nicht so, wie in den USA od. der Schweiz, wo jede Gemeinde etc. selbst für sich verantwortlich ist bei allem, was mit Finanzierung zusammenhängt. Die einzelnen US-Staaten sind erheblich selbständiger und freier als die dt. Bundesländer u. D. innerhalb der EU, und die Staaten in der EU haben nach Verwirklichung der „Zusammen“-Phantasien praktisch gar keine eigene Gestaltungsmöglichkeit mehr. Dagegen stemmen sich u. a. die Ungarn. Für Italien käme ein mit Vehemenz angestrebter Einheitsstaat nicht in Frage, u. a. für Frankreich… Mehr

Querdenker73
2 Tage her

Keine Glosse: Herr Orban möge den Europäern noch lange erhalten bleiben!

Lars Baecker
2 Tage her

Eine solche Niedertracht traue ich Orban nicht zu. Der Mann hat Stil. Unser „lieber Friedrich“ ist ein Lügner, Feigling und Umfaller. Ein ganz hintertriebener Antidemokrat, für den ich mich jetzt schon mehr schäme als für Scholz.

Mausi
2 Tage her

Genau so zeigt sich, ob die Maßstäbe unterschiedlich sind. Danke dafür.
Man könnte auch die Situation in Rumänien für Ungarn durchspielen. Hätte den gleichen Ausgang.
Oder die Vorgänge nach dem letzten Regierungswechsel in Polen.

Last edited 2 Tage her by Mausi
Klaus D
2 Tage her

Wie Orbán von Merz lernte….das erste was er lernte (von Merz) war wie man auf ander leuts kosten lebt. Wenn die EU so schrecklich ist warum ist Ungarn dann noch in der EU und voallem warum nimmt man dann noch deren geld bzw unseres? Und was würde Orbán machen wenn die AfD dieses geld streicht denn diese will ja nicht mehr via EU für andere länder zahlen. Im grunde bekommt Ungarn bürgergeld und warum sollte man sich anstrengen wenn der rubel rollt. Und wenn Ungarn zurück ins russsiche reich will ja dann soll Orbán das auch machen. Ich finde das… Mehr

Kraichgau
2 Tage her
Antworten an  Klaus D

Sie haben wirklich gar nichts von den Gründungsideen der EG verstanden!
Es ging nie um die „Vereingten Staaten von Europa“,sondern um einen Bund souveräner Staaten,den die EU jetzt umbaut in einen Moloch und per Geld herbei erpresst

Kassandra
2 Tage her
Antworten an  Kraichgau

Die EU soll zum Sterben gegründet worden sein. Wenn Philipp de Villiers, 2-facher französischer Präsidentschaftskandidat, recht hat, dass die EU dem Ende entgegen driftet – und dass das schon mit Beginn der EWG so geplant war, sind wir jetzt, bereits ausgeräubert und Invasoren Preis gegeben, mitten drin – und ist eine vdL am passenden Platze: «Diese Governance arbeitet seit dreissig Jahren daran, nicht etwa ‹Europa aufzubauen› – das heisst, die historische Kontinuität einer Zivilisation zu sichern –, sondern im Gegenteil, alles zu dekonstruieren, um seine emotionalen Gemeinschaften zu untergraben und ihre grundlegenden Grenzen und Orientierungspunkte zu vernichten. Es geht nicht… Mehr

Klaus D
2 Tage her
Antworten an  Kraichgau

Danke für die bestätigung. Wohin fließt denn dieses geld zb nach Ungarn. Folge ich ihrer logik können wir uns bei Ungarn und konsorten bedanken die die EU nur als melkmaschine benutzt haben um massiv abzukassieren. Darum sollten alle EU gelder für Ungarn sofort gestrichen werden und für alle anderen auch die die EU ausnutzen – uns ausnutzen. Darum will die AfD ja raus aus der EU und mit einer AfD würde Ungran keinen cent mehr von uns bekommen.

Kassandra
2 Tage her
Antworten an  Klaus D

Statt mit Geldern nach Ungarn wäre doch eher angebracht, über Gelder Richtung Ukraine und Syrien zu forschen – oder? Zumal die Ungarn die einzigen zu sein scheinen, die da ab und an noch blockieren?
Nicht vergessen, dass vdL deutsche Steuergelder tüchtig mitverteilen hilft: Europäische Union zahlt Islamisten in Syrien 5,8 Milliarden Euro:https://www.unser-mitteleuropa.com/162401
Die AfD will nicht raus, sondern zurück zu einem Europa der Nationen – hier das Programm: https://www.afd.de/wp-content/uploads/2023/12/AfD_EW_Programm_2024.pdf

verblichene Rose
1 Tag her
Antworten an  Kraichgau

Die eigentliche Idee war, nie mehr Krieg gegeneinander zu führen.
Wandel durch Handel war also die Devise!
Mit dem Moloch gebe ich Ihnen allerdings recht!

Michael Palusch
2 Tage her
Antworten an  Klaus D

Das das nicht so einfach geht, mußte Griechenland leidvoll erfahren.
Varoufakis hatte ja damals vor, und bot dies auch ganz offiziell an, aus der Währungsunion auszusteigen. Dann setzten aber Schäuble und Co. Himmel und Hölle in Bewegung, um genau das zu verhindern.
Man wollte die „Pleite-Griechen“ – Warum wohl?- unbedingt mit allen Mitteln in der EU halten.

Last edited 2 Tage her by Michael Palusch
Klaus D
2 Tage her
Antworten an  Michael Palusch

Griechenland hat doch nur gepokert und man wollte NIE aus der EU raus denn dann wäre Griechenland heute ein dritte welt land. Nein man wollte und will weiter unser geld und ja viele deutsche politiker lassen sich hier voll über den tisch ziehen. Da shat aber wieder was mit lobbyismus zu tun der ja extrem in deutschland ist.

Michael Palusch
2 Tage her
Antworten an  Klaus D

Mit Verlaub, dass ist Unsinn.
Varoufakis hat darüber ein Buch geschrieben, „Die ganze Geschichte“, und nicht einer der Beteiligten, auch kein Wolfgang Schäuble, hat das, was dort geschrieben steht, jemals dementiert.

Last edited 2 Tage her by Michael Palusch
Dietmar Simons
2 Tage her
Antworten an  Klaus D

„… er nimmt unser geld und nutzt unsere westlichen sicherheitsgarantien.“

Sie glauben wohl immer noch, die ausländischen Truppen und CIA Basen auf deutschen Gebiet, dienen dazu ihre Sicherheit zu gewährleisten?

Die einzigen die ihre Truppen abgezogen haben, waren übrigens die Russen…

Klaus D
2 Tage her
Antworten an  Dietmar Simons

Ja genau unter den besatzern wie den USA gings und richtig schlecht. Sie wollen also wieder wie in der DDR leben?

DDRforever
1 Tag her
Antworten an  Klaus D

Ich möchte unbedingt wieder in der DDR leben!!!!! Und ich wollte nie zur BRD gehören. Ja so was gab es auch und ich war niemals MItglied der SED oder anderer Blockparteien.

Klaus D
1 Tag her
Antworten an  DDRforever

Was für ein auto fahren sie?

verblichene Rose
1 Tag her
Antworten an  Klaus D

Er wartet immer noch darauf 😉

Mausi
2 Tage her
Antworten an  Klaus D

Tja, die EU funktioniert wie D mit seinen Bundesländern. Aber ich gebe Ihnen recht. D ist es gelungen, seine Bundesländer unter Kontrolle zu bringen. Sie sind gefesselt von Bundesregelungen. Das macht die EU gerade nach.
Und gauben Sie wirklich, die EU ist „unabhängig“ von den USA, von Rußland und von China? Die EU tut groß, aber am Ende steht sie auf der Verliererseite mit dem Islam im Innern.

Brauer
2 Tage her
Antworten an  Klaus D

Ich möchte sie nicht beleidigen lieber Klaus D, aber 9 von 10 ihrer Kommentare sind immer weit weg von der Realität und den Fakten. Ich mag kontroverse Kommentare, aber sie sollten noch eine Spur von Fakten beinhalten. Sorry nochmals.

Klaus D
1 Tag her
Antworten an  Brauer

Danke das beruht auf gegenseitigkeit. Fakten (Quellen) liefere ich sehr oft mit und man sollte unterscheiden zwischen tatsachen und meinungen. Nur weil ich was meine bedeutet das nicht das es richtig ist. Und bei fakten muss man auch aufpassen da die auslegen dieser unterschiedlich sein kann. Wenn sie was nicht verstehen fragen sie einfach mal nach.

DDRforever
1 Tag her
Antworten an  Klaus D

Ehe Sie weiteres Geschwurbel wie dieses absondern schauen Sie doch einfach mal nach wieviel der ungarische Überschuß aus der EU Kasse überhaupt beträgt. Und was Ungarn so alles für die Demokratie, natürlich nicht für „UnsereDemokratie“, geleistet hat. Die BRD hat mit zwei Weltkriegen jedes Recht verwirkt sich in irgendeiner Form aufzuspielen. Das gilt selbstverständlich auch für seine Bewohner. Also einfach mal den Mund halten.

verblichene Rose
1 Tag her
Antworten an  DDRforever

Die BRD hat mit zwei Weltkriegen jedes Recht verwirkt sich in irgendeiner Form aufzuspielen.

Nur die (heutige) BRD???

Haba Orwell
2 Tage her

> Die SPD sprach von einem „Frontalangriff auf den Rechtsstaat, der in Europa nicht Schule machen darf.”

Ich nehme an, im Mai 2026 hat die Hohe Kommission für Verwaltungsentität Takatuka-Buntschland (China, USA, Russland, Indien) sämtliche Kartellparteien längst verboten. Chinesische KI wird schon dafür sorgen, dass verbotene Parteien keinen Murks veröffentlichen. Und schon auf gar keinen Fall auf X.

Skeptiker
2 Tage her

So wird es zweifellos kommen. Und Merz wird sich – wie einst Olaf – nicht erinnern können, was damals geschehen ist.

Der Person
2 Tage her
Antworten an  Skeptiker

Merz wird scholzen. Unsere geliebten Politiker haben zwar unsere Freiheiten beschnitten, unseren Wohlstand verringert und unsere Zukunft geraubt, aber immerhin auch unsere Sprache bereichert. „Der Polizist fragte ihn durch das geöffnete Fahrerfenster: „Sie wissen aber schon, dass hier am Kindergarten eine Tempo 30-Zone ist?“ – „Daran kann ich micht nicht erinnern“, scholzte der Raser, während hinter dem Maserati graue Wolken brennenden Reifenabriebs in den Himmel stiegen.“„“Ihr werdet uns aber doch die Ausübung unserer Religion erlauben und uns als gleichwertige Syrer anerkennen“, fragte der Alawitenälteste den Gesandten der syrischen Interimsregierung. „Aber natürlich!“ merzte dieser und winkte die von der EU finanzierten… Mehr