Durch Merkels Amtszeit wurden die Deutschen reif für die Demokratie neuen Typs. Nicht alle, aber viele. Wer das nicht glaubt, bekommt einen Tadel vom Staatsdenker.
Staatsphilosophen kommen in der Geschichte noch seltener vor als Philosophen überhaupt. Georg Friedrich Wilhelm Hegel wurde nachgesagt, so etwas wie ein preußischer Staatsdenker zu sein. Zu Unrecht. Sein Weltgeist war die Vernunft, nicht der preußische König.
Richard David Precht ist Fernsehphilosoph (eine vergleichsweise häufig vorkommende Spezies), und in dieser Funktion außerdem ein echter Staatsphilosoph des Spätmerkelismus. In dieser Funktion meinte er kürzlich in der Sendung „Sternstunde Philosophie“ im Schweizer Rundfunk:
„Gegen die Coronamaßnahmen, die Migrations- und Klimapolitik auf die Straße zu gehen, zeugt von einer unmündigen und infantilen Trotzhaltung.“
Für solche Gedankengänge brauchte das königliche Preußen keinen eigenen Philosophen. Das erledigte ein Innenminister wie Gustav von Rochow nebenbei, und zwar mit folgender Ordre:
„Es ziemt dem Untertanen nicht, die Handlungen des Staatsoberhauptes an den Maßstab seiner beschränkten Einsicht anzulegen und sich in dünkelhaftem Übermute ein öffentliches Urteil über die Rechtmäßigkeit derselben anzumaßen.“
Im direkten Vergleich fällt übrigens auf, dass von Rochow besser formulierte als Precht.
Apropos Vergleich: Den Begriff „Mündigkeit“ benutzte am Mittwoch auch Angela Merkel in ihrer letzten Fragestunde des Bundestages. Auf die artig übereichte Frage einer Abgeordneten, ob sich die Kanzlerin eine Frau als Nachfolgerin wünsche, sagte Merkel, sie glaube, „dass die Bürger nach 16 Jahren Angela Merkel mündig genug sind“, selbst zu entscheiden, ob sie eine Kanzlerin oder einen Kanzler haben wollten. Womit sie deutlich machte, dass sie ihre Amtszeit als eine Art Mündigkeitserziehung sieht. Man wagt gar nicht zu fragen, welche Verhältnisse in Deutschland 16 v. AM herrschten, also vor ihrer Ära, und welche womöglich unmündigen Leute sie 2005 überhaupt ins Amt gebracht hatten. Aber dank Nacherziehung ist jetzt fast alles gut. Die letzten verbliebenen volkspädagogischen Aufgaben übernimmt unser Lehrer Richard Precht.
Falls die Medien in Ungarn annähernd in dieser Tonlage über Orban berichten sollten, dann würde dort tatsächlich eine Art Autokratie herrschen, die es natürlich doppelt und dreifach rechtfertigt, den Magyaren heimzuleuchten.
Precht und andere Mündigkeitserzieher wissen nämlich, was eine autoritäre Herrschaft von einer modernen Demokratie neuen Typs unterscheidet: Während dort der autoritäre Herrscher Druck von oben ausüben, stimmen hier reife Bürger von unten freiwillig den alternativlosen Maßnahmen zu.
Wer ganz vorbildlich sein möchte, oder wer eine strenge Strafe verdient, liest vor der Bettruhe noch ein Werk von Precht. Und zwar ganz ohne Anweisung. Was nicht ausschließt, dass die Prechtpflicht für unmündige Trotzköpfe nicht irgendwann doch noch kommt.
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Die Frau hat wenigstens Rückgrat bewiesen und ist nach diesem Desaster nicht nur als Listenkandidatin zurückgetreten sondern gleich auch aus der Partei ausgetreten. Gibt es aus der jüngeren Vergangenheit auch nur Beispiel von Zeitgenossen, die diese Einsicht gezeigt haben, nachdem sie öffentlich ihre Unfähigkeit präsentiert hatten???
Es ist schon sehr speziell, dass gerade diejenigen, die seit Jahren der Infantilität verfallen sind und jeden Morgen schon mit der rosa Brille aufstehen, denjenigen infantiles Verhalten vorwerfen, die noch eigenständig denken und handeln können und das auch eigenverantwortlich tun!
Ein Philosoph, der sich dem Zeitgeist andient, kann kein Philosoph sein, denn deren Denken geht weit über das zeitgeistige hinaus!
Grundgesetz! Meinungsfreiheit! Da endet seine Rechtskenntnis allerdings bereits auch schon. Und modifizieren möchte er sie wohl auch: Meinungsfreiheit für die Richtigen, nicht die Trotzköpfe!
Mit dem Kaiser Gunnar will er ja nicht reden. Von dem gäbe es zu viel Widerstand, diesem Trotzkopf… 😉
Zum Titelfoto des Philosophen: Precht schaut ein bisschen wie der ältere Hegel. Das wird schon noch …
Bei dem aber nicht!
Ich glaube, das Recht nennt man Redefreiheit.
Diese Redefreiheit wird jedoch unter Missachtung einer ausgewogenen Berichterstattung durch die Medien öffentlich missbraucht!
Aufgeklärt und mündig ist für den Hof-, Fernseh- und Zeitgeist-Philosophen des Merkel-Systems also, wer die Politik der Regierung als richtig anerkennt und alternativlos akzeptiert. Kritiker und Protestler hingegen seien unmündig und infantil. Eine solche Haltung zeugt zum einen von schnödem Opportunismus, zum anderen von erschreckender Kritiklosigkeit. Philosophie, die ihren Namen verdient, bedeutet ständiges „Sich-Wundern“ und „In-Frage-stellen“, ergo Kritik. In Wahrheit sind die von Brecht geschmähten Kritiker einer angeblich alternativlosen Corona-und Klimapolitik bei sachlicher, evidenzbegründeter Argumentation die tatsächlichen Philosophen und Helden. Die Apologie der bestehenden Verhältnisse, mit dem Strom zu schwimmen, war schon immer bequem und lukrativ, sich aber in offenen… Mehr
Es ist an der Zeit, die zu listen, die gegen uns und das Land arbeiten. Es scheint ein gewisser Menschenschlag, der sich so rückgratlos einspannen lässt. Von Knaus über Lauterbach bis zu Precht scheinen es die „Ungeliebten“, die sich auf solche Art Geltung verschaffen wollen.
Und was machen Sie dann mit Ihrer Liste?
Si tacuisses, Prechte, philosophus mansisses….
oder besser, wärest du erst mal versuchsweise geworden.
Meine Güte, wer sich heute so alles Philosoph zu nennen beliebt. Nennt sich nicht der Obergrüne auch so?
Blender!
Habe gegoogelt: Im Österreischem Wörterbuch:
buserieren [busaria(r)n]. Bedeutung des Wiener Wortes und Ausdruckes.
ständig bedrängen, aufdringlich bitten, urgieren.
Redewendung mit diesem Wiener Begriff : Wochnlång håt a sein Schwåga busariat, dass a eam sei Auto buagt.